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Bereits die alten Römer wussten Kerbel als vielseitiges Gewürz- und Heilkraut zu schätzen. Die Pflanze gilt als unverzichtbarer Bestandteil vieler traditioneller Speisen, wie beispielsweise der Gründonnerstagssuppe und der Frankfurter grünen Sauce. Das Geschmack anregende und vitaminreiche Kraut ist einfach zu kultivieren, gibt sich mit der heimischen Fensterbank ebenso zufrieden wie mit einem Platz in der Kräuterspirale. Echter Kerbel verströmt einen Anis ähnlichen Geruch und gilt als eine wichtige Pflanze für Bienen und Hummeln. Werten Sie Ihre eigene Küche mit diesem traditionellen und anspruchslosen Gewürzkraut auf.
Steckbrief
- Anthriscus cerefolium gehört zur Familie der Doldenblütler.
- Eng mit Möhren und Petersilie verwandt.
- Der echte Kerbel ist auch unter den Namen Suppenkraut, Körbelkraut und Garten-Kerbel bekannt.
- Die einjährige Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 20 – 70 Zentimetern.
- Wilde Vorkommen sind in Südeuropa und Westasien anzutreffen.
- Gefährliche Verwechslung mit Schierling ist möglich.
- Kerbel blüht weiß von Juni bis August.
- Das Gewürzkraut wird vielseitig in der Volksmedizin eingesetzt.
Standort und Boden
Das einjährige Gewürzkraut ist nicht für eine Mischkultur mit anderen Nutz- oder Zierpflanzen geeignet. Kerbel fühlt sich im hellen Halbschatten am wohlsten, kann als Kübelpflanze auch auf dem Balkon oder der heimischen Fensterbank kultiviert werden. Selbst mit einem sonnigen Standort kommt die Pflanze gut zurecht, sofern sie jedoch zumindest in den heißen Mittagsstunden vor der direkten Sonneneinstrahlung geschützt wird. Verzichten Sie auf das Sammeln von Anthriscus in der freien Natur. Denn es besteht hierbei eine hohe Verwechslungsgefahr mit dem giftigen Schierling. Ein Verzehr dieser Pflanze kann innerhalb kürzester Zeit zum Tod führen. Mit einem durchlässigen und nährstoffreichen Substrat gibt sich der Echte Kerbel vollkommen zufrieden. Herkömmliche Blumenerde können Sie mit Humus und Sand anreichern. Damit erschweren Sie die Bildung von Staunässe und werden gleichzeitig dem Nährstoffbedarf der Pflanze gerecht.
Düngen und Gießen
Das auch als Suppenkraut bekannte Gewächs gilt als überaus anspruchslos. Auf Langzeit- oder Flüssigdünger können Sie bei dieser schwach zehrenden Pflanze verzichten, sofern Sie bereits vor der Aussaat das Erdreich mit frischem Humus vermengt haben. Einen Nährstoffmangel erkennen Sie häufig am Kümmerwuchs der Pflanze und an einer verminderten Blütenbildung. Bei Kerbel können diese Symptome auftreten, wenn Sie beispielsweise magere Blumenerde verwenden. Auch in Kübeln muss das Substrat vor der Aussaat der Samen ausreichend mit frischen organischen Düngern aufbereitet werden.
Kerbel weist einen anisähnlichen Geruch auf, welcher nicht nur von Menschen wahrgenommen wird. Das Gewächs benötigt wenige Nährstoffe, jedoch darf es beim regelmäßigen Gießen keinesfalls vergessen werden. Zur Ausbildung der Aroma- und Duftstoffe benötigt die Pflanze ein feuchtes Substrat. Wässern Sie deswegen umgehend nach, sobald die oberste Erdschicht abgetrocknet ist. Gehen Sie dabei aber mit Bedacht vor, denn Staunässe fügt dem Kerbel Schaden zu. Gießen Sie etwas häufiger, dafür aber mit einer reduzierten Wassermenge.
Anbau
Die Aussaat von Anthriscus erfolgt direkt an Ort und Stelle, wahlweise im Freiland oder aber in ausreichend großen Pflanzgefäßen.
- Bereiten Sie Beete im Freiland bereits im Spätherbst vor.
- Das Erdreich muss mit ausreichend Humus angereichert werden.
- Vor der Aussaat den Boden mulchen und störendes Unkraut entfernen.
- Kerbel ist ein Lichtkeimer – streuen Sie die Samen nur über das Substrat und drücken Sie diese leicht an.
- Um das Saatgut vor dem Abschwemmen zu schützen, sollten Sie das Erdreich nur über eine Gießkanne mit Tüllenaufsatz wässern.
Bei einer Kultivierung von Kerbel in Pflanzgefäßen sollten Sie eine Drainage am Kübelboden anlegen. Diese kann aus porösem Material wie beispielsweise Lavasplitt, feinen Kieselsteinen oder auch Tonscherben bestehen. Sie benötigen nicht viel davon, denn lediglich das Ablaufloch muss frei gehalten werden, damit überschüssiges Gießwasser schneller abfließen kann. Den Pflanzkübel müssen Sie zur Keimung nicht zusätzlich mit einer perforierten Folie abdecken. Denn der Doldenblütler gedeiht auch ohne eine erhöhte Luftfeuchtigkeit gut.
Ernte
Das Suppenkraut ist ein zügig wachsendes Gewächs. Bereits 8 Wochen nach Aussaat der Samen können Sie Ihre erste Kerbelernte einholen. Schneiden Sie die benötigte Menge an Pflanzen dafür etwa 4 Zentimeter über den Boden ab. Sollten Sie nur geringe Mengen brauchen, so können Sie auch einzelne Triebe entnehmen. Verwenden Sie nur ein gut geschärftes Messer zum Abtrennen, um dem “Echten Kerbel” keine unnötigen Verletzungen durch Quetschung der Schnittstellen hinzuzufügen. Der Schnitt regt die Pflanze zur raschen Ausbildung neuer Triebe an.
Alternativ können Sie Anthriscus auch mehrmals hintereinander aussäen und komplett abernten. Bis August ist es möglich, Kerbel im Freiland oder aber dem heimischen Balkon säen, die letzte Ernte erfolgt dann etwa Ende September. Nach Ausbildung der Blüte verliert sich das intensive Aroma des Kerbels. Entfernen Sie deswegen die Blütenstände rechtzeitig oder aber nutzen Sie diese Pflanzen zur Gewinnung von Saatgut. Bienen und andere nützliche Insekten werden von der Nutzpflanze in Scharen angezogen.
Vermehren
Anthriscus wird durch die Aussaat von Samen vermehrt. Zur Samengewinnung benötigen Sie einige Pflanzen, welche ihre volle Blütenpracht ausbilden dürfen. Entweder Sie säen direkt vor der Blütenbildung neuen Kerbel für die Ernte aus oder aber Sie lassen 5 bis 6 Gewächse unberührt. Schneiden Sie die Samenstände erst ab, sobald diese vollständig ausgereift sind. Bis zum Frühjahr die Samen an einem kühlen, dunklen Ort ausreichend trocknen lassen. Ab März können Sie Kerbel wie gewohnt wieder aussäen. Die Pflanze stört es dabei auch nicht, am selben Standort wie die Jahre zuvor kultiviert zu werden.
Überwintern
Echter Kerbel ist eine einjährige Pflanze und benötigt keinen speziellen Schutz für die kalte Jahreszeit. Auch auf der heimischen Fensterbank gedeiht das Kraut nicht den ganzen Winter über, sondern neigt eher zum Vertrocknen oder einem kümmernden Wuchs. Wenn Sie auch in den Wintermonaten das Gewürzkraut in Ihrer Küche verwenden wollen, so frieren Sie die frisch geernteten Triebe doch einfach ein.
Schädlinge und Krankheiten
Der richtige Standort und die richtige Pflege des Kerbels sind wichtig, um die Pflanze zu stärken und ihre natürlichen Widerstandskräfte gegen Pilzerreger und Schädlingen anzuregen. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ist das Suppenkraut jedoch noch nach wie vor besonders anfällig für folgende Krankheiten und schadhafte Insekten:
Rostpilz
Rostbraune Flecken auf der Blattoberseite des Kerbels deuten auf einen Befall mit Rostpilzen hin. Über 166 Gattungen dieser obligaten Parasiten sind bekannt, die Pilzerreger überwintern bei mehrjährigen Pflanzen in deren Zellen. Eine Bekämpfung ist bei kurzzeitigen Kulturen nicht sinnvoll. Beseitigen Sie die gesamte Wirtspflanze und entsorgen Sie diese über den normalen Hausmüll. So vermindern Sie die Ansteckungsgefahr auf andere Gewächse.
Welke
Vorzeitig welkende Blätter und Triebe sind nicht immer auf einen Pflegefehler zurückzuführen. Schließen Sie zuerst aus, dass kein muffiger Geruch aus dem Erdreich dringt, welcher auf eine Wurzelfäule hinweisen könnte. Die Verticillium-Welke ist eine Krankheit, welche verschiedene Arten von Pflanzen befällt. Im Fachhandel sind keine wirksamen Fungizide gegen diese Krankheit erhältlich, auch Hausmittel wirken hier nicht. Sie können den Befall lediglich eindämmen und alle betroffenen Pflanzen konsequent vernichten.
Echter Mehltau
Heiße Sommertage und von Trockenheit geschwächte Pflanzen fördern den Befall mit dieser Mehltau-Art, welche auch als “Schönwetterpilz” bekannt ist. Die Symptome äußern sich durch einen mehlig-artigen, staubenden Belag auf der Oberfläche von Trieben und Blättern. Zur Vorbeugung gegen diesen Pilzerreger sollten Sie das Substrat des Kerbels mäßig feucht halten. Hat sich der Echte Mehltau jedoch bereits auf der Gewürzpflanze niedergelassen, so können Sie dem Erreger mit einer Mischung aus Wasser und Molke zu Leibe rücken. Stark infizierte Pflanzenteile umgehend auf dem Kompost entsorgen. Eine Übertragung auf andere Gewächse ist hierbei ausgeschlossen, da der Pilz lebendes Pflanzengewebe zum Überleben und Vermehrung benötigt.
Gierschblattlaus
Vergilbte und zusammengerollte Blätter sind ein Hinweis auf diese Zellsaft saugenden Schädlinge. Cavariella aegopodii gilt als Überträger für eine Vielzahl von Virenerkrankungen, weswegen Gegenmaßnahmen sofort ergriffen werden sollten. Stark befallene Kerbel-Pflanzen im Herbst über den Hausmüll entsorgen, denn die Eier der Giersch-Blattlaus überwintern auf den Trieben der Wirtspflanze. Besprühen Sie befallenen Kerbel mit einem verdünnten Sud aus Brennnesseln ein. Achten Sie auf einen Mindestabstand zwischen den einzelnen Pflanzen. Das hindert die geflügelten Schädlinge nicht an einer Übersiedlung, jedoch können Sie die Blattläuse und andere Krankheiten leichter bekämpfen.
Häufig gestellte Fragen
Wie kann man Schierling und Echten Kerbel voneinander unterscheiden?
Das Sammeln von Kräutern gewinnt zunehmend an Bedeutung. Häufig ist auch Anthriscus in der freien Natur anzutreffen, seine starke Ähnlichkeit mit Schierling macht die Ernte und den Verzehr dieser Pflanze jedoch risikoreich. Wie Kerbel gehört auch Schierling mit zur Familie der Doldenblütler. Das zweijährige Gewächs gehört mit zu den giftigsten Pflanzen unserer heimischen Flora. Bereits der Verzehr geringer Mengen lähmt das Nervensystem und kann innerhalb weniger Minuten zum Tod führen. Kerbel und Schierling besitzen ein ähnliches Aussehen. Wenn Sie jedoch das genießbare Anthriscus zwischen den Fingern zerreiben, riechen Sie den typischen Anisgeruch. Schierling hingegen weist einen starken Geruch nach Mäuseexkrementen auf. Entnehmen Sie in der freien Natur nur Kräuter und Pflanzen, welche Sie selbst einwandfrei als genießbare Gewächse erkennen. Meiden Sie darüber hinaus Gewächse an Ackerrändern und stark befahrenen Straßen. Der Garten-Kerbel ist eine vielseitige Gewürzpflanze, gehen Sie auf Nummer sicher und kultivieren Sie die Pflanze im eigenen Garten oder auf der Fensterbank.
Kann ich Kerbel auch in einer Kräuterschnecke anpflanzen?
In einer Kräuterspirale bzw. -Schnecke können Sie verschiedene Kräuter und andere Nutzpflanzen auf kleinstem Raum ansiedeln. Insgesamt stehen Ihnen durch den schräg abfallenden Aufbau vier Klimazonen zur Verfügung, in welcher sich Pflanzen mit verschiedenen Boden- und Standortansprüchen kultivieren lassen. Kerbel wächst bevorzugt an humusreichen und feuchten Standorten. Somit lässt sich das Gewürzkraut problemlos in der Feuchtzone der Kräuterspirale kultivieren. Vor der direkten Sonneneinstrahlung können Sie das Gewächs durch die richtige Ausrichtung des dreidimensionalen Beets schützen, oder aber Sie verwenden Lesesteine, welche gleichzeitig als dekoratives Trennelement zwischen den einzelnen Pflanzen-Arten eingesetzt werden können.