Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.
Selbstversorgung liegt im Trend, in unseren Gärten wird zunehmend wieder eigene Ernte eingefahren. Aber ausgerechnet ganz normale Möhrchen anbauen? Ja, auch das ist eine gute Idee, für alle Eltern, deren Kinder sich später nicht nur von Fastfood ernähren sollen, sogar ein Teil der normalen Erziehung. Deren Kinder sollen nämlich Möhren kosten, die wirklich nach Möhre schmecken, richtig gut schmecken, zuckersüß und saftig. Die Kinder lernen, wie Karotten wachsen, im eigenen Garten und nicht im Supermarkt-Regal. Nicht ganz ohne Pflege und nicht über Nacht, aber kinderleicht, mit folgender Pflege-Anleitung.
Boden und Standort
Die Gattung Daucus wächst in Nordafrika, Vorderasien und Europa, ursprünglich südlicher von uns. Da aber Möhren nachweislich schon von Steinzeitmenschen gegessen wurden und in der Jungsteinzeit vor gut 10.000 Jahren der Anbau von Nahrungspflanzen begann, wurden Möhrensamen sicher schon vor sehr langer Zeit in nördliche Gebiete transportiert, heute werden sie auf jeden Fall weltweit in allen temperierten Gebieten kultiviert und verwildern in diesen auch.
Mit anderen Worten: Möhren wachsen eigentlich überall, wo sie etwas finden, das sich wie Erde anfühlt. Aber auch Möhren wachsen natürlich lieber in einem Boden, der sich wie Erde von guter Qualität anfühlt. Eine solche Erde ist (im Fall Möhren und für die meisten anderen Gemüse) leicht und humos, für die Nährstoffversorgung mit Kompost angereichert und so locker, dass zu viel Wasser in die Tiefe abläuft, ein Wurzelbad mag kein Gemüse.
Verdichteter Boden sollte also aufgelockert werden, kurzfristig durch Einstechen schmaler Werkzeuge wie Spaten oder Grabegabel mit hin und her bewegen; langfristig durch Gründüngung und Setzen von Gemüsen, die den Boden kräftig durchwurzeln. Möhren würden zwar auch in einem verdichteten Boden wachsen, aber sich dann dauernd an den Wurzelenden spalten, Sie ernten also später lauter “umgedrehte Ypsilons”.
Ansonsten darf der Standort den Mohrrüben gerne viel Sonne bieten, um so mehr süßes Aroma werden sie ausbilden. Gerne darf den Karotten ein wenig Wind ums Kraut wehen, der verscheucht nämlich die Möhrenfliegen, die sonst gerne “miternten”.
Wenn sich am Standort Bodenmüdigkeit bemerkbar macht, müssen die Mohren umziehen, und das für mindestens vier Jahre. Ihr Platz darf nicht durch andere Doldenblütler besetzt werden, die sind alle untereinander selbstunverträglich.
Strategisch aussäen – das ganze Jahr ernten
Sie können das ganze Jahr Möhren ernten, wenn Sie ein wenig vorausschauend vorgehen:
1. Frühe Möhren-Sorten können Sie ab Ende Februar aussäen, unter Vlies oder Folie. Diese Frühmöhren sind schnell, sie können 70 bis 90 Tage nach dem Aufgehen der Saat geerntet werden, Mitte Mai/Anfang Juni.
2. Ab März können Sie mit der Aussaat der mittelfrühen Sorten beginnen, die können Sie bis Juli aussäen. Sie werden dicker geerntet und brauchen deshalb länger bis zur Erntereife, zwischen 110 und 135 Tagen.
3. Die späten Sorten können auch schon ab März gesät werden, aber nur bis in den Mai hinein, sie haben die längste Kulturdauer. Sie werden sehr dick und lang und brauchen dazu 170 bis 220 Tage. Der Anbau lohnt sich aber unbedingt, erstens eigenen sich diese Mohrrüben hervorragend zum Einlagern, zweitens können Sie so noch eigenes Gemüse ernten, wenn sonst im Garten nicht mehr viel los ist.
So funktioniert die Karotten-Aussaat beim normalen Beetanbau im Detail:
- Ziehen Sie eine Rinne ins Beet
- Im Frühjahr ca. 1 cm tief, im Sommer gehen bis 2 cm Saattiefe
- Mehrere Reihen werden sollten im Abstand von ca. 20 bis 40 cm liegen
- Das richtet sich natürlich nach der späteren Größe der Karotten
- Säen Sie die Möhren-Samen aus, möglichst in einem Abstand zwischen 1,5 bis 4 cm
- Das schaffen Sie z. B., wenn Sie entlang eines Markierungsbands aussäen
- Dieses Markierungsband bleibt bis zum Ausdünnen gespannt
- Nach dem Säen kehren Sie die Erde von den Seiten in die Rinne, bis die Samen bedeckt sind
- Die Erde wird leicht angedrückt und gut feucht gehalten
- Das war es im Wesentlichen, jetzt müssen Sie nur noch Jäten (siehe aber Tipp)
- Mit Fremdbewuchs neben sich kommen die Möhren nämlich nicht klar
- Besonders die späten Sorten brauchen zu lange zum Keimen, so manches (Un-) Kraut ist schneller
- Hier bewährt sich nun das Markierungsband, auch Anfänger erkennen, was stehen bleiben soll
Sie können sich jede Menge Arbeit mit Ihren Möhren machen, indem Sie als ältere Keimlinge vereinzeln. Sie können aber auch etwas ökonomischer vorgehen, indem Sie die Möhren einfach erst einmal wachsen lassen (so muss sich jede einzelne Möhre schön anstrengen), und dann die “Verlierer” zwischendurch rausziehen. Die bisher am höchsten gewachsenen, “strahlenden Sieger” bleiben im Beet, möglichst im gewünschten Abstand. Es hindert Sie natürlich niemand daran, auch den Schwächlingen noch eine Chance zu geben, indem Sie sie anderswo in einem freien Fleckchen Erde versenken.
Die Alternative zum normalen Beetanbau ist der Dammanbau. Dazu müssen Sie Dämme aufschütten, im Abstand von 45 bis 75 cm, Höhe je nach Möhrensorte, diese oben etwas abplatten und hier die Rinnen ziehen. Der Dammanbau hat seine Vorteile, die Bodenwärme wird erhöht, Sie werden super gerade und sehr lange Möhren bekommen, weil diese den Boden auf dem Damm gut durchdringen können, Wassermassen können besser abfließen. Einen Dammanbau könnten Sie deshalb in Erwägung ziehen, wenn Sie überschüssige Energie haben, Ihr Boden verdichtet ist und Ihr Garten irgendwo liegt, wo es dauernd regnet, die Mohrrüben also nasse Füße bekommen würden.
Bis auf die überschüssige Energie wünschen wir Ihnen all das jedoch nicht, in einem ganz normalen Garten bietet der Beetanbau sich viel eher an. Sie ersparen sich die ganze Arbeit der Vorbereitung des Saatbeets, normalerweise werden Sie auch eher zusätzlich bewässern als Fluten zurückdrängen müssen, Karotten im Beet trocknen sehr viel weniger schnell aus und können besser gegossen werden.
Anstatt einzelner Samen werden heute Saatbänder angeboten, bestückt mit einzelnen Samen oder als mehrere Zentimeter breite Bänder mit bis zu 120 Korn pro Meter. Klingt verlockend, ist aber gar keine so gute Idee, denn bei einer Aussaat gehen nun einmal nie alle Samen auf, das Saatband wird also immer Lücken verursachen.
Dann gibt es noch Präzisionssaatgut, nach Größen geordnet und mit Fungiziden und Insektiziden behandelt, vorgekeimtes und wieder zurück getrocknetes “Priming Saatgut”, und mit einer ganz bestimmten Anzahl von Samen versehene Minipillen, die vortäuschen, einem ganz normalen Samen etwas voraus zu haben. Haben sie nicht, wenn sich die industrielle Pflanzenproduktion darauf konzentrieren würde, ihre ganze Ernte anstatt nur soldatisch gleichgeformter Möhren zu verwerten, könnten sie wahrscheinlich per Hand einzelne Samenkörner säen, und wir hätten trotzdem mehr Möhren.
Sie können aber einen anderen Nutzen daraus ziehen, wenn Ihnen ein solch ein “gepimptes” Saatgut begegnet: Das wird immer für Hybriden verwendet, andersherum können Sie also daraus schließen, dass sie so etwas nicht kaufen dürfen, wenn Sie “echte Möhren” ziehen möchten, sondern sogenanntes “Normalsaatgut”, ganz normale Samen (bei denen Sie aber immer noch auf Hybridsorten achten müssen, dazu mehr unten).
Gießen und Düngen
Ihre Karotten sollen essbare Wurzeln ausbilden, dazu brauchen sie einen kontinuierlich und gleichmäßig feucht gehaltenen Boden. Wenn Sie nicht regelmäßig, sondern schubartig viel gießen, bekommen Ihre Möhren einen Wachstumsschub und könnten aufplatzen (was übrigens auch nicht wirklich ein Drama wäre, essen können Sie sie trotzdem).
Schnellem Austrocknen des Bodens bei Hitze beugt eine dünne Mulchschicht aus Rasenschnitt vor, aber wirklich dünn, der Rasenschnitt darf nicht faulen und der Boden auch nicht zu nass werden.
Wenn Sie den Boden im Vorfeld gut mit Kompost versorgt haben, brauchen Sie die Möhren nicht weiter düngen. Wenn nicht, können Sie den Karotten im Wachstum etwas organischen Dünger (z. B. Hornmehl) geben, keinen synthetischen Dünger, das könnte man schmecken.
Pflege und Ernte
Irgendwann werden die Köpfe Ihrer Möhren aus der Erde schauen. Sie können die Köpfe etwas anhäufeln, dann werden auch sie schön rot.
Nach welcher Zeit die Ernte ansteht, wurde schon beschrieben, für die Auswahl der genauen Erntetage können Sie sich einfach auf Ihr Auge (noch Grün zu sehen?) und ihren Geschmack (schmeckt’s nach “voller Möhre”?) verlassen. Die Ernte ist nicht wirklich schwierig: Grün anfassen und mit Gefühl ziehen, ab Reife tagesfrisch.
Wenn Sie in der Küche gerne experimentieren und außerdem immer auf der Suche nach wirklich natürlichen Lebensmitteln sind, sind ohne Pestizide gezogene Karotten ein echter Gewinn für Sie, von denen können Sie nämlich auch das oberirdische Grün verarbeiten, das soll sogar mehr Vitalstoffe als die Wurzel enthalten. Ob das unbedingt in einem grünen Smoothie geschehen muss, weil damit dem Körper die “anstrengende Verdauungsarbeit” erspart wird, darf bezweifelt werden, rein geschmacklich und weil alle unsere Körperteile auf “anstrengende Arbeit” ausgelegt sind und diese brauchen. Interessanter ist wahrscheinlich, dass Möhrengrün ähnlich wie Petersilie einzusetzen oder leckeres Pesto daraus zu mixen.
Häufig gestellte Fragen
Kann ich Möhren selbst vermehren bzw. züchten?
Ja, auf jeden Fall! Sie müssten sich allerdings über die Karotten-Sorten gut kundig machen, im Handel werden Möhren als Ur-Möhren angeboten, die in Wirklichkeit alles andere als Ur-Möhren sind. Wenn Sie “echte Möhren” gefunden haben, können Sie ein paar Möhren einfach im Beet stehen lassen und Früchte und Samen bilden lassen, das ist auch optisch ein Gewinn. Diese können Sie der Selbstaussaat überlassen (dann bekommen sie im Winter gleich die zur Keimung nötige Kälte), oder aufbewahren und nach einer speziellen Vorbehandlung (Anleitung im Internet) in der nächsten Saison aussäen.
Gibt es eigentlich Karotten, die überwintern können?
Durchaus, nur die üblichen Handelssorten sind auf einjährige Kultur gezüchtet. Wenn Sie sich genauer unter den Möhrensorten umgesehen haben, werden Sie solche Sorten wahrscheinlich eher nicht mehr einsetzen – und wenn Sie Wilde Möhren und “echte alte Möhrensorten” ziehen, sind die dann zweijährig. Sie bilden im ersten Jahr nur Blätter und die Pfahlwurzel, erst im zweiten Jahr entwickeln sich die weißen Blütendolden, die Früchte und Samen heranreifen lassen.