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Die ausdauernde, krautige Pflanze aus der Familie der Lippenblütler, erreicht Wuchshöhen bis 90 cm. Mit ihren recht unscheinbaren weißen Blüten fällt sie kaum ins Auge. Es sind vielmehr ihre herzförmigen, gesägten Blätter, deren wirksame Bestandteile den Hobbygärtner anspornen, die Melisse in seinem Kräutergarten zu kultivieren, gerne im Topf oder der Kräuterspirale. Die nicht winterharte Zitronenmelisse aus dem Mittelmeerraum stirbt im Spätherbst ab, treibt im Frühling jedoch wieder neu aus. Demzufolge kann sie ein für Kräuter geradezu biblisches Alter von 25 bis 30 Jahren erreichen.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Lippenblütler.
- Gewürz-, Heil- und Bienenweidepflanze.
- Natürliches Vorkommen im Mittelmeerraum.
- Wuchshöhen zwischen 20 cm und 90 cm.
- Kleine, weiße Blüten von Juni bis August.
- Blätter verbreiten Zitronenduft.
- Hauptbestandteile ätherische Öle und Rosmarinsäure
- Rhizombildend mit kurzen Ausläufern.
- Ernte bis zu viermal pro Saison.
- Trivialnamen: Bienenkraut, Frauenwohl, Herztrost, Zitronenkraut.
Standort
Die Lage, Klimabedingungen und Qualität des Pflanzgutes üben einen wesentlichen Einfluss aus auf die Intensität der wertvollen Inhaltsstoffe der Blätter. Dennoch zählt Melisse zu den standorttoleranten Kräuterpflanzen, solange ihr genügend Raum gewährt wird, um sich zu entfalten.
- Sonnige, halbschattige bis schattige Lage.
- Windgeschütztem Standort Vorrang einräumen.
- Humose, nicht zu trockene Bodenqualität.
- Normale Gartenerde, sauer, neutral oder alkalisch.
- Im Kübel herkömmliche Kräutererde verwenden.
- Keine Gefahr von Staunässe.
- Im Beet vorzugsweise möglichst unkrautarmer Standort.
Bodenvorbereitung
Als Schwachzehrer ist Zitronenmelisse im Beet bestens geeignet in Fruchtfolge von Leguminosen, wie Ackerbohnen oder Erbsen sowie Kartoffeln und Getreide. Weniger ratsam ist der Anbau in unmittelbarer Folge anderer Lippenblütler, wie Salbei oder Thymian. Ist die Entscheidung für den Standort gefallen, wird zunächst der Boden vorbereitet:
- Die Pflanzerde tiefgründig mit der Harke auflockern.
- Sämtliches Unkraut mitsamt der Wurzeln beseitigen.
- Steine und Wurzelwerk entfernen.
- Verdichteten Lehmboden mithilfe von Sand auflockern.
- Reifen Gartenkompost, Guano oder Dung in die Erde einarbeiten.
- Frischer Stallmist oder Gülle sind ungeeignet.
Direktsaat
Die Direktaussaat im Kräuter- bzw. Gemüsebeet im Mai kann trotz guter Keimfähigkeit des Saatgutes zu unerwünschten Problemen führen. Experten führen die Ursachen auf die schlechte Triebkraft von Melisse-Samen zurück, die selbst bei hauchdünner Erdauflage den Boden nur vereinzelt durchstoßen.
Wird auf eine Abdeckung durch Pflanzerde dagegen verzichtet, erhöht sich die Gefahr der Austrocknung des Saatgutes und der Keimlinge drastisch. Zudem würden sie bei einer Beregnung einfach weggeschwemmt. Darüber hinaus wird die erforderliche Keimtemperatur von 20° bis 25° Celsius in den hiesigen Breiten im Mai nur selten dauerhaft erreicht. Wer es trotzdem mit einer Freilandsaat versuchen möchte, sollte folgende Vorgehensweisen in Betracht ziehen:
- Saatgut für 18 Stunden im Wasserbad vorquellen.
- Anschließend bis zur Streufähigkeit rücktrocknen nicht über 30° Celsius.
- Rücktrocknen mithilfe eine Föhns oder auf saugfähigem Küchenpapier.
- Alternativ im feuchten Zustand im PE-Beutel für 1 Woche in den Kühlschrank.
- Stratifizierung bei 8° bis 10° Celsius verbessert Keimfähigkeit und Triebkraft.
- Anschließend im Beet maximal 1 cm tief in den Boden säen.
- Bei ausreichendem Abstand der Samen von 20 cm, erübrigt sich ein Vereinzeln.
Da unerwünschte Beikräuter im Umkreis der Zitronenmelisse sehr viel schneller auflaufen, ist während dieser Phase ein tägliches Unkraut jäten unerlässlich, wenn die Jungpflanzen nicht überwuchert werden sollen.
Aussaat im Haus
Angesichts des recht hohen Aufwands für eine Direktaussaat, entscheidet sich die Mehrzahl der Hobbygärtner für eine Vorkultur der Zitronenmelisse im Haus ab Mitte März. Die Samen werden über Nacht in Wasser bei Zimmertemperatur eingeweicht. Da das Saatgut danach sehr klebrig ist, wird es mit einer Prise Talkumpuder (bekannt aus dem Geräteturnen) streufähig gemacht und anschließend stratifiziert, wie anlässlich der Vorbereitung für die Direktaussaat.
- Saatschale oder Topf mit Anzuchterde oder Kokosfasern füllen.
- Samen verteilen und nur leicht andrücken.
- Mit Wasser aus der Sprühflasche benetzen.
- Eine Plastiktüte überstülpen oder mit Glas bedecken.
- Am hellen, nicht vollsonnigen Fensterplatz aufbewahren.
- Keimtemperatur der Melisse-Samen liegt bei 20° bis 25° Celsius.
- Durchgängig leicht feucht halten, aber nicht tropfnass.
- Abdeckung alle 2 bis 3 Tage lüften.
- Keimung erfolgt nach 2 bis 3 Wochen.
- Nach der Keimung die Abdeckung entfernen.
- Pikieren nach weiteren 4 bis 5 Wochen.
- Regelmäßig auf Schimmel und Schädlinge untersuchen.
Stecklinge
Eine sympathische Tradition unter begeisterten Hobbygärtnern ist der Austausch von Stecklingen. Wer auf diese Weise an einen oder mehrere Ableger gelangt, kann auf besonders einfache und vor allem kostenlose Weise mit dem Anbau von Zitronenmelisse starten. Der Zeitraum, der Mutterpflanze Stecklinge zu entnehmen, erstreckt sich von Mitte April bis Ende August. Vorher oder nachher stehen die Chancen schlecht, dass die Ableger noch bewurzeln.
- Kopfstecklinge von 5 cm Länge schräg abschneiden.
- Alternativ nicht verholzte Triebe mit mindestens 2 Blattpaaren entnehmen.
- Schnittstellen in Bewurzelungspulver oder Weidenwasser tauchen.
- Anzuchtschale oder Töpfe mit nährstoffarmem Substrat füllen.
- Die Stecklinge im Abstand von 2 cm zur Hälfte hinein schieben.
- Mit lichtdurchlässiger Folie oder Glas abdecken.
- Die Folie darf den Steckling nicht berühren.
- Alternativ in einem Glas mit Weidenwasser bewurzeln lassen.
- Warm bei ca. 20° Celsius und hell platzieren, ohne pralle Sonneneinstrahlung.
- Bewurzelung erfolgt innerhalb von etwa 10 Tagen.
Sobald die Bewurzelung stattgefunden hat, wird die Folie bzw. die Glasabdeckung entfernt. Darüber hinaus empfehlen Experten, bis zur Pflanzung die Nachttemperatur auf ca. 16° Celsius zu senken, in Vorbereitung auf die Temperaturschwankungen im Freiland.
Pflanzen
Wer sich den Aufwand der Aussaat oder die Anzucht aus Stecklingen ersparen möchte, erwirbt im Gartencenter fertig vorgezogene Melissa officinalis. Die gekauften Zitronenkraut-Pflanzen oder die Exemplare aus eigener Vorkultur kommen frühestens ab Mitte Mai ins Freiland. Vorher sollte die Melisse für 10 bis 14 Tage an einem luftigen, kalten, jedoch frostfreien Ort abgehärtet werden. Diese Maßnahme fördert einen schnellen Wachstumsstart und stählt die Zitronenmelisse gegenüber Spätfrösten, die sich eventuell nicht an die Termine der Eisheiligen halten.
- Vor dem Pflanzen den Wurzelballen etwas auflockern.
- Das Pflanzloch ist doppelt so groß, wie der Wurzelballen.
- Bei Bedarf eine Drainage aus Kies oder Granulat einfüllen.
- Melisse mittig in die Kuhle setzen und eingraben.
- Pflanzerde festtreten und gut angießen.
- Im Kübel grundsätzliche eine Drainage über dem Ablaufloch anlegen.
- Das Substrat mit der Faust andrücken, um Luftlöcher zu vermeiden.
Wuchern vorbeugen
Ungeachtet der zahlreichen vorteilhaften Attribute der Zitronenmelisse, darf nicht verschwiegen werden, dass die Kräuterpflanze zum Wuchern neigt, aufgrund der Rhizome und deren Ausläufer. Diesem Umstand kann im Rahmen des Anbaus im Beet vorgebeugt werden.
- Zitronenmelisse im Topf ohne Boden pflanzen.
- Topfrand 2 cm überstehen lassen gegen Absenker.
- Ausläufer des Rhizoms regelmäßig abstechen.
- Blüten vor der Bildung von Samen abschneiden.
- Melisse mit Rhizomsperre pflanzen.
- Im Kübel durch Teilung im Zaum halten.
Der Aspekt, dass Zitronenkraut durch Selbstaussaat im Garten schnell verwildert, sollte dem Gartenfreund kein Kopfzerbrechen bereiten. Die ungebetenen Sämlinge lassen sich im Frühjahr ganz einfach aus dem Boden ziehen, insbesondere dann, wenn dieser nach einem Regenguss feucht ist.
Pflege
Der Anbau von Melissa officinalis stellt den umfangreichsten Bestandteil der gelungenen Kultivierung dar. Die anschließende Pflege bis zur Ernte beschränkt sich auf folgende Maßnahmen:
- In der Jugendphase regelmäßig Unkraut jäten.
- Während des Anwachsens häufiger gießen.
- Adulter Melisse genügt die natürliche Regenmenge.
- Lediglich bei lang anhaltender Trockenheit wässern.
- Gabe von Dünger ist nicht erforderlich.
- Bodennaher Rückschnitt im Herbst oder Frühjahr.
- In rauen Lagen im Winter mit Stroh oder Reisig abdecken.
- Melisse im Kübel in kühles, frostfreies Winterquartier stellen.
- Alternativ mit Folie umwickeln und auf Holz oder Styropor stellen.
Ernte und Trocknen im Backofen
Es sind primär die ätherischen Öle, die Zitronenmelisse so wertvoll machen. Daher sollte der Zeitpunkt der Ernte so abgepasst werden, dass der Gehalt sich in den Blättern auf dem Höchststand befindet. Erfahrene Hobbygärtner behalten ihre Melisse genau im Auge und schreiten zur Ernte, wenn die Blüte kurz bevorsteht. Idealerweise hat es noch zwei Tage vorher geregnet, sodass die Kräuterpflanze frisch und kräftig, jedoch nicht mehr feucht ist.
Mithilfe einer Schere werden die Stängel bis auf 10 cm über dem Boden abgeschnitten. Die Pflanze wird so zügig wieder austreiben, dass eine Ernte bis zu 4 Mal pro Saison möglich ist. Wer die große Menge an frischen Blättern nicht verarbeiten kann, sollte sie trocknen. Für den Fall, dass die Witterung zu feucht ist, bietet sich eine Trocknung im Backofen an:
- Stängel über Nacht auf Küchenpapier vortrocknen.
- Backofen für 30 Minuten bei 100° vorheizen.
- Kuchenblech mit Backpapier auslegen.
- Melisse darauf verteilen.
- Backofen ausschalten und Kuchenblech hineinschieben.
- Backblech mit Zitronenmelisse für 24 Stunden im geschlossenen Ofen lassen.
- Bei Bedarf den Vorgang am nächsten Tag wiederholen.
- Vor dem Einschalten des Backofens stets das Blech vorher entnehmen.
Gelagert wird die getrocknete Melissa officinalis vorzugsweise in einem dunklen Schraubglas an einem kühlen Ort.
Häufig gestellte Fragen
Welche Melissen-Sorten sind gleichzeitig dekorativ?
Die Goldene Zitronenmelisse (Melissa officinalis ‘Aurea’) besticht mit einem leuchtend goldgelben Austrieb. Einen schönen Farbtupfer ins Kräuterbeet bringt die Panaschierte Zitronenmelisse (Melissa officinalis ‘Variegata’).
Welcher Zeitpunkt ist für den Rückschnitt besser, der Herbst oder das Frühjahr?
Erfahrene Melissen-Experten raten zu einem Rückschnitt im Frühjahr vor dem neuen Austrieb. Das hat den Vorteil, dass das im Winter absterbende Kraut den Wurzelballen zusätzlich vor Frostschäden schützt.
Auf den Melissen-Blättern zeigt sich ein milchig-weißer Belag. Ist die Pflanze krank?
Angesichts dieses Schadbildes liegt die Vermutung nahe, dass die Zitronenmelisse vom Echten Mehltau befallen ist. Diese Pilzerkrankung breitet sich vor allem bei schwül-warmer und feuchter Witterung aus. Übertragen wird sie durch den Wind. Vorbeugend wirkt ein luftiger Pflanzabstand. Als biologisches Bekämpfungsmittel hat sich bewährt, die Pflanze wiederholt mit einem Milch-Wasser-Gemisch einzusprühen.