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Köstlicher, scharfer Meerrettich gehört schon lange zu unserer Küche und erfreut sich ungebrochener Gunst, gerade bei Liebhabern gut gewürzter Küche – ob als Kren zum kalten Braten, der mit seiner Schärfe kurz den Atem stocken lässt, oder als sanfter Sahne-Meerrettich auf dem Lachs, Meerrettich gibt vielen Gerichten den entscheidenden “Kick”. Gesund ist er auch noch, er wirkt antibakteriell und antifungizid und durchblutungsfördernd, unter anderem. Frischer als aus dem eigenen Garten können Sie Meerrettich nicht bekommen, einfacher übrigens auch nicht, Anbau und Pflege sind mit dem Stecken des Meerrettich fast erledigt.
Steckbrief
- Meerrettich stellt die Gattung Armoracia in der Familie der Kreuzblütengewächse
- Er ist mit dem Rettich nur insoweit verwandt, als beide zu den Kreuzblütlern gehören
- Der Meerrettich gehört jedoch zu einem anderen Tribus und zu einer anderen Gattung
- Diese Gattung umfasst nur Meerrettich, Armoracia rusticana, in zwei Unterarten
- Meerrettich wird von Mai bis Oktober als frische Wurzel im Handel angeboten.
- Diese Wurzel ist der Ausgang für Ihr Meerrettich-Anbau-Vorhaben, aussäen lässt sich Meerrettich schlecht
Standort
Meerrettich soll sich aus dem Südosten unseres Kontinents wild nach Norden verbreitet haben, wobei er auf dem Weg nach Deutschland höchstwahrscheinlich irgendein Meer überwinden musste, weshalb eine der zahlreichen Theorien zur Herkunft des Namens vom “über das Meer gekommenen Rettich“ spricht. Das klingt eigentlich eher nach Wärmeliebhaber, tatsächlich soll Meerrettich aber bis minus 50 Grad winterhart sein – vielleicht wohnte der Biologe, der von südöstlicher Herkunft sprach, ja auf dem Franz-Josef-Land, das liegt mitten im Arktischen Ozean, von da aus ist Sibirien Südosten.
Spaß beiseite, der Meerrettich kann an die kälteste Ecke Ihres Gartens gepflanzt werden, in Halbschatten oder Sonne – solange er ein wenig Licht, ein paar Tropfen Wasser und ein paar Nährstoffe abbekommt, wird er wachsen. Falls Sie irgendwo lesen, dass Meerrettich maritimes Klima braucht, ist daran richtig, dass dieses Klima einen Meerrettich geradezu “explodieren” lassen kann; aber er wird in Ihrem Garten auch wachsen, selbst wenn die Umgebung weniger “wonnig” ist, ganz sicher.
Die Auswahl des Standort sollte eher von dem Gedanke bestimmt werden, dass Meerrettich eine ausdauernde Pflanze ist, die Sie so schnell nicht mehr verlassen wird und sich ausbreiten wird. Sie sollten dem Meerrettich deshalb ein Eckchen im Garten überlassen, wo er Sie auch nicht stören, wenn er mehr wird.
Weiter ist bei der Auswahl des Standort zu berücksichtigen, dass Meerrettich im oberen Bereich zu einer wirklich imposanten Pflanze heranwächst. Mit einer Höhe von etwa einem Meter, mit fast einem halben Meter langen, bis zu 20 cm breiten Blättern, mit einem die Blätter überragenden 40 cm breiten Blütenstand, der von Mitte Mai bis in den Juli hinein blüht. Für die Wurzel (also die Ernte) ist entscheidend, dass der Meerrettich eine senkrechte Pfahlwurzel entwickelt, die um so länger und breiter wachsen wird, je lockerer und tiefgründiger der Boden ist, in den sie hineinwächst.
Gute Nachbarn, schlechte Nachbarn
Meerrettich kann in seiner Nachbarschaft zunächst einmal Gutes tun:
- Neben Kartoffeln kann er einen Befall mit Kartoffelkäfern verhindern
- Die Wurzeln strömen Geruchsstoffe aus, den die Kartoffelkäfer nicht mögen
- In seinen großen grünen Blättern sammeln sich Nacktschnecken
- Wenn Sie diese absammeln, werden sie weder Ihre Kartoffeln noch Ihren Salat fressen
- Mit Knoblauch hilft Meerrettich gegen Pilze
- Diese Kombination soll z. B. Taphrina deformans-Pilze (Kräuselkrankheit) und Monilia-Pilze vertreiben
- Davon profitieren z. B. Prunus-Arten (Kirschen, Pfirsiche, Nektarinen, Mandeln, Aprikosen)
Wählerisch ist der Meerrettich eigentlich nicht, sondern eher so eine Art Nachbar, der sich einfach um sich selbst kümmert und die anderen leben lässt. Ohne Probleme und “Kommentar” verträgt er sich mit Bohnen, Erbsen, Erdbeeren, Fenchel, Gurken, Knoblauch, Kohl, Lauch, Mais, Mangold, Möhren, Petersilie, Radieschen, Rettich, Rhabarber, Rote Rüben, Salate, Schwarzwurzeln, Sellerie, Spinat, Tomaten, Zucchini und Zwiebeln.
Boden
Der Boden für den Meerrettich sollte also in den Jahren davor weder Kohl noch Gartenkresse, Senf, Mairübe, Rettich, Radies, Speiserübe oder Steckrüben gesehen haben, sie könnten ihm Verticillium-Pilze (Meerrettichschwärze) oder Plasmodiophora brassicae-Pilze (Kohlhernie) hinterlassen. Andere Vorpflanzen sind eher unkritisch, besonders gut soll Meerrettich auf gerade frisch umgebrochnen Wiesen wachsen. Kein Wunder, dort bekommt er genau den lockeren, leicht durchwurzelbaren und tiefgründigen Boden geboten, den er am meisten schätzt.
Nährstoffe braucht Meerrettich nicht viele, verschmäht er aber nicht, perfekte Ernte lässt ein tiefgründiger, humoser, feuchter und lehmiger Sandboden mit pH-Werten zwischen 6 und 7 erwarten, deshalb wird bei uns in der Gegend um Nürnberg (lehmiger Sand) und in Baden (Löss und sandiger Schwemmlandboden) viel Meerrettich angebaut, der zu formvollendeten Stangen voll von Geschmack heranwächst.
Anbau und Pflege
Meerrettichaussaat ist nicht üblich, weil er nur wenige Samen bildet, die auch häufig taub sind, deswegen wird im Handel auch kein Meerrettichsamen verkauft.
Sie können in guten Kräuter-Gärtnereien Jungpflanzen kaufen, die sie ganz normal einpflanzen (dazu gibt es wohl nicht so viel zu sagen, Loch buddeln, Pflanze rein, zubuddeln, angießen).
Oder Sie machen es so wie der Meerrettich-Anbaubetrieb und besorgen sich sogenannte Fechser (Wurzelschnittlinge von Seitenwurzeln, auch Fexer oder Schwigatze genannt). Diese Fechser sind knapp einen Zentimeter dicke und 30 bis 50 cm lange Triebe, die bei der Ernte im Herbst von den Meerrettichstangen geschnitten werden. Sie werden schräg in den Boden gesteckt und leicht mit Erde abgedeckt. Dabei sollten die Wurzeln bedeckt, aber nicht ganz zugedeckt werden, die Köpfe sollen 2 bis 3 cm aus der Erde gucken.
Die Schräge, in der die Fechser gesteckt werden sollten, hat es etwas in sich:
- Fechser sollten grundsätzlich möglichst flach gesteckt werden
- Aber nicht zu flach, wenn sie zu waagerecht liegen, wird die Wurzel kaum im Durchmesser zulegen
- Und – Sie ahnen es schon – auch nicht zu steil, dann bildet sich mächtig Kraut im oberen Bereich
- Deshalb bereiten erfahrene Gärtner, die viele Fechser stecken wollen, Gräben mit der richtigen Schräge vor
- Es gibt auch spezielle Pflanzhölzer, mit denen Sie schräg verlaufende Löcher vorstechen, in die Fechser geschoben werden
- Diese Krenstecher sind lang und leicht gekrümmt und zum Teil mit Eisen beschlagen
- Wenn es Ihnen besser von der Hand geht, können Sie die Fechser auch in einen vorher aufgeschütteten Damm stecken, im Erwerbsanbau Standard
Die Reihen sollten einen Abstand von ca. 60 cm haben, pro Pflanze empfiehlt sich ein Abstand von 20 bis 30 cm. Gepflanzt werden kann Meerrettich immer, wenn die Erde frostfrei ist. Wenn Sie zu spät pflanzen oder stecken, wird sich für die gleiche Saison bloß keine üppige Ernte ergeben. Die Fechser werden etwa drei bis vier Wochen nach dem Pflanzen austreiben.
Gießen
Wilder Meerrettich wächst an Bachläufen und Flussufern und am Rand feuchter Wiesen, Meerrettich möchte es also schön feucht haben. Das bedeutet regelmäßig gießen, vor allem, wenn es heiß und trocken ist.
Bis im späteren Sommer das Hauptwachstum einsetzt, muss fast nie gegossen werden, eher ist Bodenlockerung angesagt, Meerrettich verträgt keine Staunässe. Wenn es soweit ist und die Wurzeln so richtig zulegen, sollten Sie in trockenen Perioden zusätzlich bewässern, im Zweifel täglich.
Düngen
Vor allem im Hauptwachstum sollte Meerrettich in eher nährstoffarmem Boden gedüngt werden. Wählen Sie am besten organischen Dünger, Meerrettich reagiert empfindlich auf hohen Salzgehalt, der bei Verwendung von mineralischem Dünger schnell auftritt. Gut geeignet ist Stallmist, der schon in der Vorsaison (nicht frisch vor dem Pflanzen) und dann nochmals im Herbst gegeben werden kann, er sollte gut eingeharkt werden.
Städter müssen nicht aufs Land fahren, sondern können ihren Meerrettich mit Hornspänen versorgen, die geben ihm den Stickstoff, den er braucht. Ein wenig reifer Kompost aufs Beet kann nie schaden.
Häufige Fragen
Keine Lust auf Wurzelsperre einbuddeln – wie groß muss ein Garten für einen “freien Meerrettich” sein, oder eignet er sich auch für Kübelhaltung?
Na ja, es sollte schon eher ein weitläufiger Bauerngarten sein, damit es nicht irgendwann zum Problem wird, wenn der Meerrettich aus schön vielen Seitenwurzeln irgendwo grüne Blätter an die Oberfläche schickt. Für die Kübelhaltung eignet er sich jedoch sehr gut, der Kübel sollte allerdings recht groß und vor allem recht hoch sein, damit der Meerrettich seine Pfahlwurzel in den Boden strecken kann.
Ich denke, Meerrettich muss mehrfach ausgebuddelt werden, um an der Wurzel beschnitten zu werden?
Das wird im Erwerbsanbau gemacht, wohl bis zu 6 x im Jahr, um wunderbar gleichmäßige Stangen (wie aus dem Genlabor) zu erhalten. Der Wurzelschnitt leistet allerdings allen möglichen Wurzelkrankheiten Vorschub, an Hochschulen mit Gartenbau-Instituten gibt es bereits erste Projekte zu Meerrettich-Krankheiten, wahrscheinlich muss der Meerrettich wirklich bald aus dem Genlabor kommen … Sie finden im Internet Anleitungen zum Wurzelschnitt, der bei Kübelhaltung z. B. durchaus denkbar wäre (aber auch nicht notwendig), eigentlich können sich jedoch gerade Hausgärtner darum verdient machen, starke Meerrettichpflanzen zu erhalten, auch wenn die Wurzeln sich verzweigen und die Ernte etwas uneinheitlicher aussieht (dafür ist der Meerrettich meist schön aromatisch und scharf).