Manche nennen sie einfach nur abschätzig “Winterspargel” oder “Arme-Leute-Spargel” – die Garten-Schwarzwurzel. Dabei kann das Gemüse nicht nur auf eine lange Geschichte in unseren Gärten und Küchen zurückblicken, sondern erlebt gerade so etwas wie eine Renaissance. Eine moderne, auf Tradition und regionale Produkte setzende Kochkultur entdeckt die Schwarzwurzel gewissermaßen neu. Längst ist sie wieder auf Wochenmärkten und in Bioläden zu finden. Und natürlich lässt sie sich ohne allzu großen Aufwand auch im eigenen Garten anbauen – zur Ernte in den Wintermonaten.
Scorzonera hispanica
Die Garten-Schwarzwurzel, lateinisch Scorzonera hispanica, gehört zur Familie der Korbblütler. Die Pflanze ist vor allem durch ihre dunkelbraune Wurzel gekennzeichnet, die bis zu 30 Zentimeter lang und bis zu drei Zentimeter dick sein kann. Um die Wurzel essen zu können, muss zunächst die raue Schale entfernt werden. Das Schälen ist dabei ähnlich wie beim Spargel. Weil zudem auch noch die Form an das Edelgemüse erinnert, kommt der Spottname “Winterspargel” für die Garten-Schwarzwurzel wohl nicht von ungefähr.
Geschmacklich trennen die beiden Arten freilich Welten. Die Schwarzwurzel schmeckt eher rustikal, punktet aber mit einem sehr feinen Mandelton. Mit dem hat sie es in den letzten Jahren nicht nur in die Spitzengastronomie geschafft, sondern findet als unkompliziertes Wintergemüse auch bei Hobbyköchen mehr und mehr Anklang. Gesund ist die Wurzel obendrein. Sie gilt als gut verträglich, ballaststoffreich und steckt voller Vitamine und Mineralstoffe. Schlussendlich ist auch der Anbau im Garten unkompliziert.
Sorten
Schwarzwurzel ist nicht gleich Schwarzwurzel. Im Vergleich zu anderen Wurzelgemüsen hält sich die Sortenvielfalt bei ihr allerdings in Grenzen. Die wichtigsten Sorten sind:
- Hoffmanns Schwarzer Pfahl, die am weitesten verbreitete Sorte
- Russische Riesen, eine sehr alte Sorte mit besonders dicken Wurzeln
- Schwarzer Peter, ebenfalls eine alte Sorte, die sich vor allem für schwere Böden eignet
- Verbesserte nichtschießende Riesen, die relativ gut mit Frost zurechtkommt und daher früher gesät werden kann
- Meres, eine Neuzüchtung, die gut gegen Mehltau gewappnet ist
Natürlich gibt es noch weitere Sorten, die allerdings nur relativ schwer zu bekommen sind. Samen der oben aufgeführten Varianten dürften in der Regel im gut sortierten Fachhandel problemlos zu bekommen sein. Geschmacklich unterscheiden sich die einzelnen Sorten übrigens nicht besonders groß. Die Unterschiede liegen eher in der Form oder bei Neuzüchtungen in einer gewissen Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten.
Aussaat
- Aussaat im April
- tiefgründiger, humusreicher Boden
- Erdreich gut bis in die Tiefe auflockern
- in Reihen säen
- Samenkörner circa zwei Zentimeter ins Erdreich drücken
Schwarzwurzeln lassen sich relativ leicht im Garten anbauen. Wichtig dabei ist vor allem der Boden. Der sollte möglichst tiefgründig, humusreich und nach Möglichkeit weitgehend steinfrei sein. In einem stark lehmigen oder auch einem sandigen Boden gedeihen Schwarzwurzeln nicht. Vor der Aussaat muss der Boden gut gelockert werden. Dabei reicht es nicht, dass das Erdreich nur an der Oberfläche etwas aufgelockert wird. Man muss da schon deutlich tiefer gehen. Die Aussaat selbst erfolgt dann im April. Von einer früheren oder späteren Aussaat sollte man Abstand nehmen. Im ersten Fall besteht die große Gefahr, dass Nachtfrost den jungen Pflanzen den Garaus macht. Im zweiten Fall kann es sein, dass die Wurzeln, auf die es schließlich ankommt, bis zur Ernte nicht dick genug werden.
Die Samen werden in Reihe gesät. Bei mehreren Reihen sollte dazwischen ein Abstand von 20 bis 25 Zentimetern bestehen. Die Samenkörner werden circa zwei Zentimeter tief in das Erdreich gedrückt. Dabei sollte man mit großer Vorsicht zu Werke gehen, da die einzelnen Körner relativ leicht brechen können. Nach etwa drei Wochen sind die Samen aufgegangen und haben Pflänzchen gebildet. Diese werden dann vorsichtig ausgestochen und mit einem Abstand von etwa zehn Zentimetern wieder in die Reihe gepflanzt. Die Wurzeln haben dadurch genügend Platz, um sich vollends entfalten zu können.
Theoretisch ist übrigens auch eine Aussaat im Herbst möglich. Allerdings bedeutet das keinen Zeitgewinn, da es erst im April oder Mai des kommenden Jahres zur Ausbildung von Pflanzen kommen wird. Geerntet werden kann sowieso erst im Winter. Man würde bei einer Herbstaussaat also ein Beet mehr als ein Jahr lang blockieren. Gerade für Inhaber kleinerer Gärten ist das ein Unding. Außerdem besteht noch die Gefahr, dass Frost die jungen Pflanzen massiv schädigt. Sinnvoller ist es da allemal, im April zu säen, um im Winter zu ernten.
Pflege
Die Garten-Schwarzwurzel ist ausgesprochen pflegeleicht. Wichtig sind regelmäßiges Gießen und eine gewisse Düngung. Die Pflanzen benötigen natürlich Wasser, mögen es feucht, aber nicht, wenn es dauerhaft nass ist. Als Dünger eignet sich in erster Linie Kompost. Alternativ kann auch ein Fertigdünger aus dem Fachhandel verabreicht werden, wenn dieser eine organische Basis hat. Tiermist verträgt die Schwarzwurzel hingegen nicht. Darüber hinaus sollte man darauf achten, dass der Dünger nicht zu viel Stickstoff enthält. Ein hoher Stickstoffanteil kann nämlich dazu führen, dass die Wurzel schwammig und damit später mehr oder weniger ungenießbar wird. Dass zudem Unkräuter regelmäßig entfernt werden müssen, um unliebsame Nahrungskonkurrenz für die Schwarzwurzel zu beseitigen, versteht sich beinahe von selbst.
Die Pflege der Garten-Schwarzwurzel ist nicht zuletzt deshalb relativ unkompliziert und mit wenig Aufwand verbunden, weil es sich dabei um eine besonders unempfindliches und sehr robustes Gemüse handelt. In Sachen Krankheiten und Schädlingen wird es allenfalls vom Mehltau und von Wühlmäusen bedroht. Ersterem lässt sich entgegenwirken, indem man den Boden stets feucht hält. Und was die kleinen Nager angeht, hilft nur, sie ganz allgemein zu bekämpfen und sie aus dem Garten zu vertreiben.
Ernte
Die Garten-Schwarzwurzel ist ein typisches Wintergemüse, das folglich auch in den Wintermonaten geerntet wird. Möglich ist das grundsätzlich solange der Boden nicht mit Schnee bedeckt oder gefroren ist. Die Erntezeit beginnt in der Regel Ende Oktober bzw. Anfang November. Der ausschlaggebende Faktor ist dabei die Dicke der Wurzeln – zwei bis drei Zentimeter sollte der Durchmesser idealerweise betragen. Beim Abernten selbst sollte man äußerst behutsam vorgehen. Die Wurzeln brechen ausgesprochen leicht. Man kann sie deshalb auch nicht einfach aus dem Erdreich herausziehen, sondern muss sie mit einer kleinen Gartenschaufel vorsichtig von allen Seiten frei legen. Geerntet werden sollte jeweils nur die Menge, die gerade benötigt wird. Es gilt: Die Garten-Schwarzwurzel bleibt im Boden am besten frisch.
Die Garten-Schwarzwurzel bereichert zweifellos das eher spärliche Angebot an Gemüsesorten im Winter. Sie ist so etwas wie eine ideale Beilage für eine Vielzahl von Gerichten. Der Anbau ist ebenso einfach wie die Zubereitung. Kleinere Probleme können allenfalls vom klebrigen Milchsaft herrühren, der beim Schälen automatisch freigesetzt wird und der zu Verfärbungen an Händen und Kleidung führen kann. Küchenhandschuhe und Schürze sind daher bei der Schälarbeit dringend angeraten. Ansonsten spricht wirklich nichts dagegen, dieses eher verkannte Gemüse ganz neu zu entdecken.