Optimalen Erntezeitpunkt verpasst? Jetzt stellt sich die Frage, ob Brokkoli noch essbar ist, obwohl er bereits eine Blüte trägt. Unser Ratgeber klärt auf.
Brokkoli ernten
Brokkoli aus eigenem Anbau zu ernten, erfordert ein wenig Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Nicht dass es schwierig wäre, die essbaren Pflanzenteile abzuschneiden. Bei der Ernte schneidet der Gärtner die Hauptrose sowie die zarten (besonders schmackhaften) Nebenrose mit einem sauberen, scharfen Messer ab. Viel schwieriger ist es, den optimalen Zeitpunkt abzupassen.
Brokkoli ist reich an Senfölen und besitzt daher im Vollreifen Zustand ein würziges, mild-scharfes Aroma, welches von einer feinen Süße begleitet wird. Unmittelbar vor der Blüte ist dieses Aroma am intensivsten. Wer aber zu lange wartet, riskiert, dass der Brokkoli schießt.
Auswirkungen auf die Gesundheit
Doch was, wenn sich auf dem Spross bereits blüht? Entwickelt Brassica oleracea var. italica ähnlich wie Rhabarber giftige Oxalsäure oder andere gesundheitsschädliche Stoffe?
Wer den idealen Erntezeitpunkt überschritten hat, muss sich keine Sorgen machen, wenn er das Gemüse trotzdem verzehrt. Es besteht weder das Risiko einer Vergiftung noch anderer Beschwerden wie Durchfall oder Magenkrämpfe. Allerdings sollten Selbstversorger darauf achten, dass sich keine Insekten in der blühenden Pflanze eingenistet haben.
Auswirkungen auf den Geschmack
Blühende Brokkolirosen müssen also nicht vollständig in der Tonne oder auf dem Kompost landen. Jedoch fällt der Ernteertrag deutlich geringer aus, da Selbstversorger einige Pflanzenteile in der Tat entsorgen sollten. Dies betrifft zum Beispiel den Stängel, der nach dem Erblühen zunehmend verholzt. Auch beim Garen wird er nicht mehr weich und ist daher ungenießbar.
Wenn Brassica oleracea var. italica auch keine Giftstoffe entwickelt, bildet er Bitterstoffe aus. Diese dienen dem eigenen Schutz vor Fressfeinden. Gleichzeitig mit der Blüte reifen nämlich die Samenstände, die das Fortbestehen sichern. Das bittere Aroma macht ihn für Schnecken und eben auch für den Menschen uninteressant.
Bienen wiederum erfreuen sich an dem Nektar der Blüten. Schießt der Brokkoli bereits und ernten Sie ihn anschließend, sollten Sie ihn daher umgehend auf tote Insekten kontrollieren.
Zwar stellen die gelben Blüten einen schönen Farbakzent im Gemüsebeet dar, das Gemüse verliert aber immer mehr den optischen Reiz. Die Röschen weiten sich, was sie anfälliger für Verschmutzung macht. Die Zubereitung blühenden Brokkolis erfordert demnach etwas mehr Vorbereitung.
Tipps zur Verarbeitung
Die geernteten Pflanzenteile einzeln auf Insekten zu kontrollieren, ist je nach Ertrag ziemlich mühsam. Zum Glück gibt es einen Trick, um noch lebende Käfer los zu werden:
- Blüten mit dem Gartenschlauch abspritzen
- am Vormittag des darauf folgenden Tages ernten
- für 1 bis 2 Stunden auf einem Tuch an einem sonnigen Standort trocknen
- noch einmal auf Insekten und Schmutz kontrollieren
- nur noch ausschütteln, nicht mehr mit Wasser befeuchten
Roh ist das verholzte Gemüse trotzdem nicht mehr essbar. Allerdings lassen sich die Rosen wunderbar zu einem Gemüseaufstrich verarbeiten. Auch im Blätterteig frittiert schmecken die Blüten ausgezeichnet. Bleibt bei der Ernte nur der Strunk über, gibt dieser als Suppengrundlage Eintöpfen einen feinen Geschmack. Dazu kocht der Selbstversorger den Strunk mit und entnimmt ihn, sobald das Aroma in die Suppe übergegangen ist.
Nicht zuletzt zieren die Blüten auch Salate oder aber eben weiterhin das Gemüsebeet. Letzteres freut vor allem Bienen und andere Insekten.
Häufig gestellte Fragen
Starke Temperaturschwankungen begünstigen, dass Gemüse schießt. Vor allem lange Trockenperioden beeinflussen den Rhythmus der Pflanzen. Aber auch eine zu frühe Aussaat kommt als Ursache infrage.
Aus den Blütenständen lässt sich Saatgut für die Vermehrung gewinnen. Wer das Schießen bewusst herbeiführt, sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass negative Eigenschaften an die Folgegeneration weiter gegeben werden könnten. Somit ist nicht ausgeschlossen, dass auch die neue Pflanze frühzeitig schießt und die Ernte nur bedingt möglich ist.
Brassica oleracea var. italica schmeckt am besten, wenn der Gärtner ihn vor der ersten Blüte erntet. Denn nur zu diesem Zeitpunkt kann er die Hauptrose sowie die zarten Nebenrosen schneiden. Da Stiel und Spross meistens stehen bleiben, sind die Erträge der zweiten Ernte oft schon verholzt. Mit etwas Glück bilden sich dennoch erneut Nebenrosen, sodass zumindest ein kleiner Ernteertrag anfällt.