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Der Kartoffelanbau im eigenen Garten ist besonders lohnend. Denn er bietet schnelle Erfolge vom Anpflanzen bis zur Ernte und ist dabei so einfach, dass ihn sogar Anfänger im Gemüsebeet problemlos meistern können. Damit es die leckeren Knollen aber auch wirklich bis in den Kochtopf schaffen und nicht nur Kartoffelkäfer erfreuen, müssen schon einige Regeln befolgt werden. Und das am besten schon lange vor dem Anbau. Was zu beachten ist, wie die Ernte verfrüht werden kann und welche Tricks zu hohen Erträgen verhelfen – Interessierte erfahren es hier.
Substrat und Standort
Kartoffeln sind sogenannte Starkzehrer und benötigen daher große Mengen Nährstoffe, die in einer möglichst schnell und einfach zur Verfügung stehenden Form angeboten werden sollten. Ideal ist für den Kartoffelanbau daher ein lockeres Substrat, das mit reichlich Mist oder Kompost fruchtbarer gemacht wird. Als Basis eignet sich gewöhnliche Gartenerde. Der Standort für den Kartoffelanbau ist recht schnell gefunden, denn er muss im Grunde nur zwei Anforderungen erfüllen. So sollte er sonnig liegen und warm sein.
Das Beet vorbereiten
Wer durch Kartoffelanbau einen hohen Ertrag erhalten möchte, sollte das Beet schon im Herbst vorbereiten. Dazu muss der Untergrund zunächst so tief wie eben möglich umgegraben werden. Je lockerer der Boden unter der Oberfläche ist, desto besser.
Um den hohen Nährstoffbedarf zu decken, ist Mist oder reifer Kompost unterzuarbeiten. Der Anteil des organischen Düngers darf ruhig großzügig bemessen werden. Durch Wartezeit und Frost setzen sich die Nährstoffe im Substrat und verteilen sich gleichmäßig, bevor die Kartoffeln eingesetzt werden.
Vorkeimen
Das Vorkeimen der Kartoffeln ist im Grunde nicht notwendig. Die Knollen können auch direkt in das Beet gesetzt werden. Ganz ohne Vorteil ist die Maßnahme aber nicht. So kann mit einem höheren Ertrag gerechnet werden. Bis zu einem Fünftel größer und zahlreicher sind die Erdäpfel dann und dazu noch zeitiger zur Ernte bereit.
Schwierig ist das Vorkeimen ebenfalls nicht, was wohl jeder weiß, der schon einmal unerwünscht austreibende Kartoffeln aus der Küche entfernen musste. Damit die Knollen bereits Wurzeln aufweisen, hilft ein kleiner Trick.
- Ein flaches Gefäß in entsprechender Größe wählen. Gut geeignet sind Obstkisten, Schalen, Blumentopf-Paletten aus Kunststoff oder ein großer Müllbeutel mit aufgerolltem Rand.
- Pflanzenerde oder reifen Kompost etwa eine Handbreit in das Gefäß füllen.
- Die Kartoffeln einzeln in das Substrat stecken und leicht wässern.
- Die Kartoffeln nun an einen hellen aber kühlen Standort verbringen. Temperaturen von 10 bis 15 °C sollten vorherrschen.
Wird die Vorzucht im Februar begonnen, sind die Knollen im April breit für das Beet.
Anpflanzen
Kartoffeln sind frostempfindlich und sollten daher erst im April in das Beet gepflanzt werden. Hier entscheiden Abstände und Vorgehen über den Ernteerfolg.
- Etwa zehn Zentimeter tiefe Reihen in einem Abstand von 50 bis 70 cm ziehen. Je größer der Abstand, desto größer werden auch die Kartoffeln.
- Vorgekeimte Knollen mit den Trieben nach oben und den Wurzeln nach unten in die Erde setzen. Bei allen anderen die Augen nach oben legen.
- Zwischen den Kartoffeln in einer Reihe mindestens 30 cm Abstand lassen.
- Vorgekeimte Kartoffeln, die bereits grüne Austriebe aufweisen, können mit Erde angehäufelt werden. Das Grün sollte nur leicht aus der Erde hervorschauen. Alle anderen werden schlicht flach mit dem Substrat bedeckt.
- Um den Kartoffelanbau zu starten, das Beet gut wässern aber nicht schwemmen.
Das Beet schützen
Tritt nach dem Pflanzen noch einmal Frost auf, erfriert das Grün. Zwar treiben die Kartoffeln in der Regel wieder aus, die Knollen sind dann aber anfälliger für Schädlinge und Krankheiten. Und auch der Ertrag nimmt ab. Besser ist es daher, frühzeitig für ausreichenden Schutz zu sorgen.
Bei diesem kann es sich um eine Mulchschicht handeln, die aus Heu oder Stroh besteht. Etwa 20 cm dick sollte diese sein. Ebenfalls möglich und mit weiteren Vorteilen verbunden, ist das Abdecken des Beetes mit schwarzer Pflanzfolie. In diese werden kleine Kreuze geschnitten, damit das Grün noch Sonnenlicht erhält. Folientunnel sind eine gute Alternative. Decken, Handtücher oder Gartenvlies erfüllen den Zweck ebenfalls. Diese müssen nach dem Frost aber wieder entfernt werden.
Folie oder Anhäufeln?
Die bereits erwähnte Folie unterdrückt Unkraut, hält den Boden warm und spart Wasser. Denn ein Gießen ist aufgrund der reduzierten Verdunstung meist nicht notwendig. Sie verhindert jedoch die Möglichkeit des Anhäufelns. Dabei wird etwa aller drei bis Wochen eine neue Schicht Erde aufgetragen, so dass das Grün nur noch gerade so aus der Erde schaut. In der Regel kommt mit jeder neuen Schicht auch eine neue Schicht Kartoffeln hinzu. Durch ein tiefgehendes Umgraben kann der Ertrag dennoch hoch gehalten werden.
Beim Anhäufeln muss wiederum auf eine unkrautfreie Umgebung geachtet werden und auch das Gießen wird notwendig. Beide Varianten haben also sowohl vor als auch Nachteile. Wer im Verlauf des Kartoffelanbaus wenig Aufwand betrieben möchte, muss die Arbeit des wirklich tiefen Umgrabens auf sich nehmen. Wer darauf verzichten will, muss häufiger Pflegemaßnahmen durchführen.
Gießen und Düngen
Wird keine Folie verwendet, wird es ab Mai notwendig, das Beet zu gießen. Das gilt fortlaufend und immer dann, wenn längere Trockenperioden aufkommen. Am besten ist kalkarmes Regenwasser, abgestandenes Leitungswasser eignet sich aber ebenfalls.
Übertrieben werden sollte das Wässern in keinem Fall. Gleichmäßig feuchter Boden, der zwischen dem Gießen entlang der Oberfläche abtrocknen kann, bekommt dem Kartoffelanbau gut. Staunässe oder durchdringende Trockenheit hingegen nicht.
Ist der Boden ausreichend mit Mist oder Kompost vorbereitet, haben die Kartoffeln alle notwendigen Nährstoffe zur Verfügung. Zumindest theoretisch. Aufgrund ihrer schwachen Wurzeln sind sie dennoch in manchen Fällen unterversorgt. Und auch ein saurer pH-Wert des Bodens kann die Aufnahme verhindern.
Für einen hohen Ertrag und hochwertige Kartoffeln ist es daher sinnvoll, etwa im Juni, eine Blattdüngung durchzuführen. Die Nährstoffe, günstig sind Phosphat und Kalium, werden direkt auf die feuchten Blätter gebracht. Die Blätter sollten dazu für einige Stunden feucht gehalten werden. Ein Besprühen mit geeigneten Mitteln am Abend ist empfehlenswert. Zusätzlich kann Magnesium in den Boden eingearbeitet werden.
Anbau auf dem Balkon
Der Kartoffelanbau im Beet bringt insgesamt natürlich die größten Erträge. Eine Ernte ist aber auch auf dem Balkon möglich. Voraussetzung hierfür sind möglichst hohe Container, die über einen ausreichenden Abfluss verfügen. Alle bereits erwähnten Ansprüche und Maßnahmen gelten auch hier, nur eben im kleineren Maßstab. Auf Folie sollte aber verzichtet werden stattdessen ist ein Anhäufeln aller drei Wochen ideal, denn es sorgt für die Ausbildung von mehr Knollen.
Alternative zum Beet
Aufgrund ihrer Selbstunverträglichkeit können Kartoffeln nur aller vier Jahre auf der gleichen Fläche angebaut werden. Das ist natürlich ärgerlich und unpraktisch, wenn nur wenig Platz zur Verfügung steht – Erdäpfel aber zum stetigen Anbau gehören sollen.
Hierfür gibt es eine einfache – wenn auch ungewöhnliche – Alternative. Die großen Müllbeutel, die auch bereits beim Vorkeimen zur Verwendung kommen können, ergeben ideale Pflanzgefäße. Dazu werden sie zunächst mit einigen, kleinen Abflusslöchern versehen und etwa 20 cm hoch mit dem entsprechenden Substrat gefüllt. Die Knollen werden eingebracht und locker mit Erde bedeckt. Nach dem anfänglichen Angießen kann der Rand zum Schutz vor Frost und Verdunstung etwas geschlossen werden. Ein Umwickeln mit Gartenvlies kann anfangs ebenfalls sinnvoll sein. Sobald sich das Grün zeigt, wird es vorsichtig und in Schichten fast vollständig mit Erde bedeckt. Der Sack füllt sich so nach und nach und die Pflanze wird zum schichtweisen Ausbilden neuer Knollen angeregt. Zur Zeit der Ernte ist der Sack dann nicht nur voller Substrat, sondern auch voller neuer Kartoffeln. Diese Variante des Anbaus ist also sehr effektiv und benötigt dennoch nur wenig Platz.
Ernte
Die Erntezeit der Kartoffeln ist abhängig von der gesetzten Sorte. Frühkartoffeln sind erntebereit, sobald das Grün blüht. Sie müssen aber nicht sofort komplett aus der Erde geholt werden. Ein Ausgraben nach Bedarf ist sinnvoller.
Bei allen anderen Sorten wird auf das Welken der Blätter gewartet. Mittelfrühe Kartoffeln sind etwa im August soweit. Spätere Sorten lassen etwas länger auf sich warten. Gerade bei diesen gibt es aber ein recht hohes Risiko für die sogenannte Krautfäule. Mit Pflanzenschutzmitteln kann dieser vorgebeugt werden. Deren Einsatz im Kleingarten ist aber wenig empfehlenswert. Stattdessen sollte auf mittelfrühe oder mittelspäte Sorten gesetzt werden, die sich gut zur Lagerung eignen.
Dazu gehören:
- Granola
- Aula
- Arran Victory
- Calla
- Charlotte
- Hansa
- Markies
- Quarta
- Ventura
- Wendy
Weiterhin sollte zur Ernte kein Spaten verwendet werden. Besser ist eine Grabegabel, mit der die Knollen aus dem Boden gehoben werden.
Lagerung
Nach der Ernte werden die Kartoffeln von allen Pflanzenresten und Wurzeln befreit und vom Substrat gesäubert. Aber bitte trocken, denn Feuchtigkeit reduziert die mögliche Lagerungsdauer. Im Anschluss werden die Knollen sortiert. Beschädigte Kartoffeln können für eine kurze Zeit im Kühlschrank aufbewahrt werden, sollten aber möglichst schnell auf den Tisch wandern. Intakte Erdäpfel werden kühl, mäßig trocken und dunkel aufbewahrt. Optimal wäre ein Keller, in dem etwa 5 °C herrschen. Alternativ eignet sich eine Erdmiete mit gleicher Temperatur oder eine lichtundurchlässige Box im Kühlschrank. Um die Ausbreitung von Fäulnis zu verhindern, sollten die Kartoffeln hin und wieder überprüft werden. Knollen mit schimmligen oder weichen Stellen werden entfernt.
Typische Krankheiten und Schädlinge
Dem Befall durch Krankheiten und Schädlingen kann vorgebeugt werden, in dem nur widerstandsfähige Saatkartoffeln in den Boden gelangen. Die Kartoffeln aus dem Supermarkt oder späte Sorten zu verwenden, begünstigt hingegen Ausbrüche.
Zudem sollte die Pflege stimmen. Der Boden sollte niemals zu nass sein oder überdüngt werden und auch der verfrühte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist zu vermeiden. Wer zusätzlich hierzu Nützlinge, wie Frösche, Kröten und Vögel, im Garten willkommen heißt, hat kaum mit Krankheiten und Schädlingen zu rechnen. Ein regelmäßiger Wechsel der Anbaufläche hilft ebenfalls bei der Gesunderhaltung. Dennoch können natürlich Befälle zustande kommen.
Von besonderer Bedeutung sind aufgrund ihrer Gefährlichkeit:
- Kartoffelkäfer
- Kartoffelschorf
- Krautfäule oder Phytophthora
- Virusinfektionen
Zeigen sich Kartoffelkäfer, die sich durch Fraßspuren am Grün eignen, ist das traditionelle Absammeln empfehlenswert. Erst wenn dieses keinen Erfolg bringt, sollten Pestizide zum Einsatz kommen.
Beim Kartoffelschorf handelt es sich um eine Pilzinfektion. Diese tritt vor allem bei trockenem und zu kalkhaltigem Substrat auf. Betroffen sind die Knollen, die dunkle Verfärbungen und verschorfte Bereiche aufweisen. Feucht gehaltene Erde und kalkarmer Boden sind die beste Vorbeugung. Fungizide sorgen für den weiteren Schutz.
Einfache Viruserkrankungen machen sich durch verformte Blätter bemerkbar. Gelbliche Verfärbungen am Grün und ein verringertes Wachstum können ebenfalls folgen. In diesen Fällen sollten die betroffenen Pflanzen sofort entfernt und vernichtet werden.
Die Krautfäule ist ebenfalls ein Pilz, der zum Absterben des ganzen Kartoffelanbaus führen kann. Bei ihm entstehen zuerst braune Flecken an den Rändern der Blätter, die sich in der Folge immer weiter nach innen ausbreiten. Die Blattunterseiten sind weiß und flaumig belegt. Solange nur das Grün befallen ist, lassen sich die Kartoffeln noch retten. Dazu werden die oberirdischen Triebe großzügig abgeschnitten und mit entsprechendem Fungizid behandelt. Knicken die Triebe aber ab, sollte die Pflanze komplett entfernt und vernichtet werden.
Häufig gestellte Fragen
Sind Kartoffelpflanzen giftig?
Im Kartoffelgrün selbst und bei grün verfärbten Stellen der Knolle ist ein hoher Solaningehalt vorhanden. Dabei handelt es sich um einen giftigen Stoff, der für Menschen und Tiere gefährlich werden kann.
Warum treiben die Kartoffeln nicht aus?
Zeigt die Kartoffel im Anbau gar keine Triebe, ist das oft auf eine Behandlung mit hemmenden Stoffen zurückzuführen. Daher sollten nur Saatkartoffeln und nicht die Erdäpfel aus dem Supermarkt verwendet werden.