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Die Kartoffelernte zählt zu den Arbeiten im Hobbygarten, bei der selbst die Kinder mit Feuereifer bei der Sache sind. Den genauen Zeitrahmen zu ermitteln, wann die Kartoffeln reif sind zum Ernten, ist kein gärtnerisches Ratespiel, sondern bedarf genauer Erkenntnisse hinsichtlich der Reifezeit der angebauten Sorte. Grundsätzlich wird unterschieden nach frühen, mittelfrühen und späten Kartoffel-Sorten, die ihrerseits differenziert werden nach ihren Kocheigenschaften. Wer sich genau informiert und präzise plant, kann nahezu das ganze Jahr hindurch die leckeren Knollen genießen und weiß ziemlich genau einzuschätzen, wann sie reif sind.
Reifegrad richtig erkennen
Oberirdisch erkennt der erfahrene Hobbygärtner, wie sich die Kartoffeln unterirdisch entwickeln, und zwar mithilfe des Grüns der Pflanze. Auf Grund der angebauten Sorte ist ihm bekannt, ab welchem Zeitpunkt er genauer hinschauen sollte, um zu erkennen, wann die Kartoffeln reif sind. Beginnt das Kartoffelkraut damit, sich gelb zu verfärben und abzusterben, hält sich der geübte Gartenfreund an eine alte Bauernregel.
- Nach dem Verwelken des Krauts, dauert es noch 3 Wochen bis zur Kartoffelernte.
- Erntereife Kartoffeln sind goldgelb und von fester Konsistenz.
- Die Schale lässt sich mit den Fingern nicht so einfach von den Erdäpfeln lösen.
Um ganz sicher zu gehen, dass die Kartoffeln ausgereift sind, empfehlen Experten, eine oder mehrere Probe-Exemplare auszugraben und mithilfe einfachen Reibens auf die Probe zu stellen. Natürlich spricht zudem nichts dagegen, sie zu schälen und zu kochen, um ein kleines Testessen zu veranstalten.
Reifedauer
- Reifedauer früher Kartoffelsorten beträgt 90-110 Tage.
- Reifezeit mittelfrüher Sorten liegt bei 120-140 Tagen.
- Späte Kartoffelsorten werden geerntet nach 140-160 Tagen.
Die leckersten Kartoffeln reifen im Boden, wenn sich die durchschnittliche Tagestemperatur zwischen 18° und 20° Celsius bewegt. Deutschland bietet folglich klimatisch gute Voraussetzungen für den Kartoffelanbau, sodass in 2012 die gewerblichen Kartoffelbauern immerhin mehr als 10 Millionen Tonnen der Erdäpfel ernten konnten. Im heimischen Nutzgarten wird die Kultivierung der Kartoffeln allerdings nach völlig anderen Kriterien betrieben, vom biologischen Anbau bis hin zur hemdsärmeligen Ernte.
Das richtige Werkzeug
Im privaten Nutzgarten werden die Kartoffeln mit Muskelkraft geerntet. Folglich spielt die Wahl des adäquaten Werkzeugs eine wichtige Rolle, damit die Erntehelfer anschließend nicht völlig erschöpft von dannen ziehen. Benötigt werden:
- Harke
- Grabegabel
- Spaten
- Sieb
- Korb oder Eimer
Insbesondere die Verwendung der Grabegabel blickt auf eine Jahrhunderte lange Tradition bei der Kartoffelernte zurück. So verwundert es wenig, dass sie auch als Kartoffelschaufel bezeichnet wird, obgleich sie überaus vielseitig bei der Gartenarbeit verwendet wird. Bei modernen Konstruktionen sind die Zinken mit einem Steg verbunden, um auf diese Weise Beschädigungen der Erdäpfel zu vermeiden. In diesem Fall bedarf es keines zusätzlichen Siebs, weil die Kartoffelschaufel gleichzeitig als solches fungiert.
Kartoffelsorten und ihre Erntezeiten
Alljährlich freuen sich die Kartoffel-Liebhaber auf die Ernte der Frühkartoffeln. Erfolgte die Pflanzung rechtzeitig, sind die frühen Sorten ab Ende Mai/Anfang Juni reif für die Ernte. Dienen sie dem sofortigen Verzehr, darf in diesem Fall das Kartoffelkraut noch grün sein. Länger als 10 bis 14 Tage sind Frühkartoffeln keinesfalls haltbar. Wer sie demgemäß länger lagern möchte, wartet ab, bis sich das oberirdische Kraut verfärbt und verwelkt.
- Frühe Kartoffelsorten dürfen mit grünem Kraut geerntet werden.
- In diesem Fall beläuft sich die Lagerzeit auf maximal 14 Tage.
- Erfolgt die Ernte mit verwelktem Grün, beträgt die Haltbarkeit ca. 5 Wochen.
Hobbygärtner, die Frühkartoffeln anbauen, haben zumeist nicht die Absicht, sie über längere Zeit zu lagern. Dieser frischen, knackigen Delikatesse kann sowieso niemand lange widerstehen, zumal parallel zur Ernte der frühen Sorten die Spargelzeit verläuft. Beides zusammen ergibt eine kulinarische Kombination, die jedem Gourmet das Wasser im Mund zusammen laufen lässt.
Sehr frühe Sorten
Acapella (festkochend), Anais (vorwiegend festkochend), Christa (vorwiegend mehlig kochend), Finka (vorwiegend festkochend), Frühgold (festkochend) und Solist (vorwiegend festkochend.
Frühe Sorten
Agila (festkochend), Belana (festkochend), Birte (vorwiegend festkochend), Cilena (festkochend), Gunda (mehlig), Provento (festkochend), Sieglinde (festkochend) und Valery (festkochend).
Mittelfrühe Kartoffeln
Möchte der Hobbygärtner nahtlos an die Ernte der Frühkartoffeln anschließen, baut er – im Beet gut erkennbar – mittelfrühe Sorten an, die ab Mitte August bis weit in den September hinein ausgegraben werden. Ab dieser Phase gilt die Ausnahme nicht mehr, dass auch bei noch grünen Pflanzen die Grabegabel zum Einsatz kommt. Erst wenn das Kartoffelkraut deutlich verfärbt und verwelkt ist, ziehen noch 3 Wochen ins Land, bevor geerntet wird.
Bekannte mittelfrühe Sorten sind: Adelina (festkochend), Agnes (vorwiegend festkochend), Agria (mehlig kochend), Bintje (vorwiegend festkochend), Bellinda (festkochend), Ditta (festkochend), Leandra (mehlig kochend), Linda (festkochend), Marabel (vorwiegend festkochend), Markies (ziemlich festkochend bis leicht mehlig), Secura (vorwiegend festkochend), Selma (festkochend) und Toscana (vorwiegend festkochend).
Späte Sorten
Von Mitte September bis Ende November möchten die späten Sorten aus dem Boden hervorgeholt werden. Zuvor zeigten sie das gleiche Erscheinungsbild, wie die mittelfrühen Erdäpfel, wobei auch bei diesen Sorten nicht auf die dreiwöchige Wartezeit verzichtet werden darf. Gräbt der Hobbybauer ein Exemplar aus, um es zu begutachten, hält er eine große Knolle in der Hand, die über eine dicke, robuste Schale verfügt. Dank des höheren Gehaltes an Stärke, sind Spätkartoffeln ideal geeignet für eine lange Lagerung, damit im Winter nicht der Vorrat an Erdäpfeln aus eigenem Anbau vorzeitig zu Ende geht.
Mittelspäte bis späte Sorten
Ackersegen (mehlig kochend), Adretta (mehlig kochend), Atlas (vorwiegend festkochend), Cascada (vorwiegend festkochend), Laura (vorwiegend festkochend), Ora (mehlig kochend) und Vitelotte (vorwiegend festkochend).
Kartoffeln richtig ernten
Sind sämtliche Kriterien des vollendeten Reifeprozesses der Kartoffeln erfüllt, beginnt die Ernte. Idealerweise ist die Witterung trocken und leicht bedeckt. Die Arbeit geht spürbar leichter von der Hand, wenn die Erde zunächst mithilfe der Harke aufgelockert wird. Anschließend holt der Gartenfreund die Grabegabel hervor:
- Die Grabegabel senkrecht in die Erde stechen, um die Hebelwirkung nutzen.
- Die Pflanze nur herausheben, wenn kein Widerstand zu spüren ist.
- Alternativ einen Spaten verwenden, um das Kartoffelgrün mit den Wurzeln zu heben.
- Die Kartoffelpflanze im Bereich der unteren Stängel fassen und aus der Erde ziehen.
- Die an den Wurzeln baumelnden Erdäpfel werden zuerst geerntet und landen im Korb.
In den seltensten Fällen hängen sämtliche Kartoffeln an der Pflanze. Daher versäumt der erfahrene Hobbygärtner nicht, in der Folge, den umliegenden Bereich auf der Suche nach weiteren Erdäpfeln mit der Grabegabel oder beiden Händen zu durchsuchen. Ist der Bedarf zunächst gedeckt, verbleiben die restlichen Knollen problemlos noch einige Tage im Erdreich. Wichtig zu beachten ist, dass sie mit Pflanzerde bedeckt bleiben, weil sich andernfalls durch Lichteinfall grüne Stellen bilden, die gesundheitsgefährdend sind.
Lagerung
Während Kartoffeln, die bei der Ernte beschädigt wurden, sogleich zubereitet und verzehrt werden, können heil gebliebene Erdäpfel sehr gut gelagert werden. Bestens geeignet sind insbesondere die mittelspäten und späten Kartoffelsorten. Folgende Bedingungen sollte der Lagerraum bieten:
- Dunkel, luftig und kühl, ohne Frostgefahr.
- Es entsteht ein kalter Durchzug, wenn gelüftet wird.
- Ideal sind Temperaturen zwischen 4° und 10° Celsius.
Die Kartoffeln lagern idealerweise verteilt auf einer großen Fläche im Keller. Ist es erforderlich, sie zu stapeln, werden Druckstellen verhindert, wenn diese Form der Lagerung in einer möglichst trockenen, sauberen Form erfolgt. Kisten, gefertigt aus Holzlatten, versehen mit einer offenen Lade, wurden extra für diesen Zweck entwickelt. In diesen sogenannten Kartoffelhorden verbleiben die trockenen, von Erde gereinigten Erdäpfel viele Monate hindurch, sofern sie unbeschädigt eingelagert wurden. Wichtig zu beachten ist, dass der Kartoffelvorrat auch von unten her belüftet wird.
Häufig gestellte Fragen
Was ist denn so gefährlich an den grünen Stellen auf den Kartoffeln?
Nachtschattengewächse, wie Kartoffeln oder Tomaten enthalten Solanin, eine schwach giftige Substanz, die gesundheitliche Beschwerden auslösen kann. Geraten bestimmte Stellen auf den Kartoffeln unter Lichteinfluss, konzentriert sich dort das Solanin, was sich optisch durch die grünen Verfärbungen zeigt. Obwohl der Solaningehalt in Kartoffeln dank moderner Anbaumethoden rückläufig ist, können Kinder und ältere Menschen bei einer größeren Menge, die sie zu sich nehmen, Symptome einer leichten Vergiftung zeigen.
Ich habe gehört, Kartoffeln könnten in einer Erdmiete gelagert werden. Worum handelt es sich dabei?
Bei der Erdmiete handelt es sich um eine der ältesten Varianten der Kartoffellagerung. Sie heben ein entsprechend großes Loch im Boden aus und legen es mit Maschendraht aus, zum Schutz vor gefräßigen Schädlingen. Es folgt eine 10 cm dicke Schicht aus Sand als Drainage. Auf dem Sand breiten Sie eine Lage Stroh aus, auf der Sie die trockenen, unbeschädigten Kartoffeln legen, die wiederum mit Stroh bedeckt werden. Zu guter Letzt sorgt eine Erdschicht für Schutz vor Schnee und Regen. Bitte versäumen Sie nicht, die Stelle zu markieren, an der sich die Erdmiete befindet, damit Sie diese auch unter einer dicken Schneedecke wiederfinden.
Gerne möchte ich in meinem Garten mit dem Anbau ungewöhnlicher Kartoffelsorten experimentieren. Wo erfahre ich mehr dazu?
Das Bundessortenamt gibt jedes Jahr eine aktuelle Auflistung heraus mit sämtlichen Kartoffelsorten, die in Deutschland angebaut werden dürfen. Darüber hinaus enthält die Informationsschrift Details zur Resistenz, zur Qualität sowie den Speise- und Kocheigenschaften. Diese sogenannte Beschreibende Sortenliste ist in der Regel kostenlos als PDF von der Homepage herunterzuladen.