Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.
Bei Vögeln belegen die süßen Früchte von Prunus avium auf dem Speiseplan einen oberen Rang, was dem wuchsfreudigen Baum auch den deutschen Namen Vogelkirsche eingebracht hat. Aber auch bei Bienen sind die Bäume recht beliebt, weswegen sie für Imker eine wertvolle Pflanzenart darstellen. Das Wild tut sich an den jungen Trieben gütlich und Spechte nutzen den Kirschbaum gerne für ihre Bruthöhlen. Alles in allem erfreut sich die Süßkirsche bei sehr vielen Lebewesen – inklusive Mensch – großer Beliebtheit. Ein Grund mehr, auch im eigenen Garten einen solchen Baum zu kultivieren.
Steckbrief
- botanischer Name: Prunus avium
- Trivialnamen: Süßkirsche, Wilde Vogelkirsche, Vogelkirsche
- Familie: Rosengewächse
- Gattung: Steinobstgewächse
- Blüte: strahlend Weiß (im April/Mai)
- Blätter: mattgrün, länglich zugespitzt mit gesägtem Rand
- Früchte je nach Art verschiedenfarbig: gelblich, kräftig Rot bis nahezu Schwarz im Juni/Juli
- erreicht ein Alter von etwa 80-100 Jahren
- leuchtend rotes Herbstlaub
- Wurzelsystem: herzförmig
Arten und Vorkommen
Die bekanntesten Arten des Kirschbaumes (Prunus) sind wohl die Süßkirsche (Prunus avium), die Sauerkirsche (Prunus cerasus) und verschiedene Zierkirschen, die jeweils eine Pflanzenart in der Familie der Rosengewächse bilden. Während die Sauerkirsche selten über 10 Meter Wuchshöhe erreicht, entwickeln sich Süßkirschen zu 20-30 Meter hohen Bäumen und bilden mit zunehmendem Alter sehr ausladende Kronen.
An den heutigen Kulturformen ist vor allem die Wilde Vogelkirsche beteiligt gewesen. Beheimatet sind die Wildarten von Prunus avium ausschließlich auf der Nordhalbkugel, vorzugsweise in Südeuropa und im Mittelmeerraum, Kleinasien, Kaukasus und der Türkei. Der sommergrüne Laubbaum gehört zu den Pionierpflanzen. Trotz ausgeprägtem Verbreitungsdrang kommen Vogelkirschen in der Natur nur sehr selten im Reinbestand vor.
Ursprüngliche Form: Wilde Vogelkirsche (Prunus avium subsp. avium), daraus abgeleitet:
- Knorpel-Kirsche (Prunus avium subsp. duracina)
- Herz-Kirsche (Prunus avium subsp. juliana)
Im Gegensatz zur Wildform zeichnen sich die Zuchtformen durch größere Blätter und größere (und auch süßere) Früchte aus. Dabei können sich die Früchte sowohl in der Form, in der Farbe und dem Geschmack deutlich voneinander unterscheiden. Schon seit 2500 Jahren wird die Süßkirsche nicht nur als Nutzpflanze betrachtet, sondern auch gezielt kultiviert.
Bastardkirschen:
So werden Kreuzungen aus Süß- und Sauerkirsche genannt. Eine begehrte Sorte ist die Königin Hortense.
Beliebte Sorten der Süßkirsche:
- Lapins: selbstfruchtende Sorte, braunrote, große Früchte
- Sunbrunst: selbstfruchtend, sehr große, saftige Früchte
- Büttners Rote Knorpelkirsche: gelbrote, würzige Frucht
- Burlat: selbstfruchtend, flachkugelige, rote Frucht
- Stella: selbstfruchtend, süß-säuerlicher Geschmack
- Van: selbstfruchtend, schwarzrote Frucht, süß-säuerlich
- Plena: gefüllt blühende Form (für Parks oder in der Landschaftsgärtnerei bevorzugt)
Alte Sorten:
- Dönnissens Gelbe Knorpelkirsche: gelbe, sehr süße und saftige Frucht
- Große Schwarze Knorpelkirsche: schwarzrote, saftige, sehr süße Früchte
- Kassins Frühe Herzkirsche: süß-säuerlicher Geschmack, dunkelrote Frucht in Herzform
- Große Prinzessinkirsche: Liebhaberkirsche, bewährte Sorte mit dankbaren Erträgen, dunkelrot
- Regina: aromatische, rotbraune Frucht
- Schneiders Späte Knorpel: große, feste Früchte
- Sunbrunst: selbstfruchtend, sehr große, saftige Früchte
Standort
Am besten gedeihen Kirschbäume in sehr sonnigen, warmen Lagen. In der Natur sind sie häufig an Waldrändern oder in lockeren Mischwäldern zu finden. Da sowohl die Krone als auch das flache Herzwurzelsystem der Kirsche sehr ausgiebig wachsen, benötigt der Baum ausreichend Abstand zum Haus, zur Garage, anderen wuchsfreudigen Bäumen und – nicht zu vergessen – dem Zaun zum Nachbargrundstück!
- Lichtbedarf: vollsonnig oder sehr heller Halbschatten
- bevorzugt in Alleinstellung
- Boden: locker, nährstoffreich, gut wasserdurchlässig
- lehmig-sandig, gerne auch hoher Humusanteil
- pH-Werte 6,5-7, auch kalkhaltig
- vor Spätfrösten und starken Winden geschützt (Windbruchgefahr)
- warm und gut durchlüftet
Pflanzen
Am besten pflanzt man die Vogelkirsche im zeitigen Frühjahr. Vor dem Einpflanzen ist der Wurzelballen ausgiebig zu wässern, damit die Pflanze nicht schon gleich zu Beginn unter Trockenheit leidet. Dazu stellt man den Wurzelballen für einige Minuten in einen großen Behälter (Eimer, Wanne) mit Wasser. Die verschiedenen Schritte, die bei einer Pflanzung eingehalten werden müssen, mögen aufwendig erscheinen. Werden sie jedoch sorgfältig durchgeführt, wächst ein gesunder, kräftiger Baum heran, der in der Folgezeit nur wenig Pflege benötigt und gute Erträge erzielt.
1. Befruchtung gewährleisten
Bei der Pflanzung eines Kirschbaumes zur Obstgewinnung muss unbedingt auf die Sorte geachtet werden. Denn viele Varianten benötigen zur Befruchtung einen zweiten Kirschbaum, der aber nicht unbedingt die gleiche Spezies sein muss. Stehen in der Nachbarschaft bereits ähnliche Kirschbäume, so muss nicht zwingend ein zweiter Baum im Garten gepflanzt werden. Erfahrungen zeigen, dass auch Entfernungen von etwa 100 Metern zum nächsten Kirschbaum kein Problem für die Bestäubung darstellen. Im Zweifelsfall kann auf eine selbstfruchtende Art ausgewichen werden.
2. Stützpfähle bei Jungpflanzen
Jungen Bäumen, die noch nicht über ein ausgedehntes Wurzelwerk verfügen, sollten immer Stützen zur Seite gestellt werden. Dabei ist es sehr wichtig, dass sich der Baum noch leicht im Wind bewegen kann, jedoch vor starken Stürmen und Regengüssen geschützt ist. Eine gute Stütze besteht aus mindestens zwei bis drei dicken Holzpfählen, die um den Baum herum tief in die Erde mit eingesetzt werden. Zur Befestigung dürfen keine starren Systeme wie Drähte verwendet werden, da diese den Stamm einschnüren oder verletzen können. Bewährt haben sich breite Gummibänder, die zwar stützend wirken, aber bei Belastung nachgeben können.
3. Durchführung der Pflanzung
- Zeitpunkt: Frühjahr (auch Herbst möglich)
- Pflanzloch: doppelte Breite und Tiefe des Wurzelballens
- bei schweren Böden Kompost und Sand einarbeiten
- Drainage aus Kies oder Split anlegen
- ein wenig humose Erde einfüllen
- Wurzelballen einsetzten
- Baum an Pfählen befestigen und ausrichten
- mit Erde auffüllen und leicht festtreten
- eine Schicht Mulch aufbringen (verhindert starke Verdunstung)
- großzügig wässern
4. Pflanzschnitt
Wer einen Kirschbaum erwirbt, sollte sich gleich darauf einstellen, dass schon beim Einpflanzen der erste Schnitt notwendig ist. Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass eine Pflanze aus der Gärtnerei gleich in diesem Zustand in die Erde eingepflanzt werden kann. Da beim Pflanzschnitt vom unerfahrenen Gärtner häufig Fehler gemacht werden, ist es ratsam, direkt beim Kauf das Fachpersonal der Baumschule nach möglichen Schnittstellen zu fragen.
- Haupttrieb (Mittelast) um etwa ein Drittel einkürzen
- drei bis vier Seitentriebe um ein Drittel einkürzen
- alle weiteren Triebe, die vom Stamm ausgehen, an der Basis kappen
Welche Äste eingekürzt und welche komplett abgeschnitten werden müssen, ist von der Wuchsform des einzelnen Baumes abhängig. Prinzipiell muss darauf geachtet werden, dass immer ein Ast rechts und dann wieder ein Ast links aus dem Stamm herauswächst. Häufig ist das nicht der Fall und an einer Seite entspringen zwei Äste. Immer derjenige Ast, der vom Abstand her nicht hineinpasst, muss komplett entfernt werden (rechts und links immer gleiche Abstände zwischen den Ästen).
5. Äste gerade stellen
Die verbliebenen Äste bei Kirschbäumen sollten für eine üppigere Blüte und Ernte mit kleinen Hängegewichten waagerecht gestellt werden. Dabei müssen die Gewichte so gewählt werden, dass sie den Ast zwar nach unten ziehen, aber nicht so stark belasten, dass der Trieb bricht.
Gießen und Düngen
Schon beim Pflanzen des Kirschbaumes sollte eine gute Portion Kompost oder andere nährstoffreiche Erde zugefügt werden, damit der junge Baum gleich gut in die neue Vegetationsperiode starten kann. Weitere Nährstoffgaben sind im ersten Jahr nicht notwendig. In der Folgezeit hat es sich als günstig erwiesen, jedes Jahr im Frühjahr eine dicke Schicht Kompost in die Erde einzubringen oder alternativ organischen Langzeitdünger zu verwenden (Hornspäne, pelletierter Kuhdung). Nach der Pflanzung benötigt der junge Baum regelmäßig Wasser. In trockenen Perioden muss er daher häufig gegossen werden. Ist die Süßkirsche erst einmal gut eingewachsen, beschränkt sich die Wassergabe auf ausgedehnte Trockenperioden.
Erhaltungsschnitt
Alle Prunus-Arten wachsen sehr stark und schnell. Die Vogelkirschen in jungen Jahren ganz besonders! Deshalb müssen sie unbedingt in gewissen Abständen geschnitten werden. Wird die Krone zu dicht, kommt nicht mehr genügend Licht in die inneren Bereiche des Baumes und die Fruchtbildung lässt nach. Kirschbäume sind sehr gut schnittverträglich und halten auch radikalen Rückschnitten ohne Probleme stand. In der Regel gilt: Alle steil nach oben wachsenden Triebe müssen unbedingt basisnah entfernt werden. Diese Triebe wachsen sehr viel schneller als die übrigen und rauben den älteren Trieben, an denen sich die Blüten bilden, die Kraft. Ein Baumschnitt eingewachsener Kirschbäume kann entweder im Winter oder nach der Ernte getätigt werden. Unerfahrenen Gärtnern ist der Schnitt im Winter zu empfehlen, da die Wuchsform ohne Laub besser erkennbar ist.
- alle steil nach oben wachsenden Äste an der Basis schneiden
- alle sich kreuzenden Äste entfernen
- alle nach innen wachsenden Triebe herausschneiden
- kranke oder abgestorbene Äste kappen
Vermehrung
1. Stecklinge
Die Bewurzelungsfähigkeit von Trieben (Stecklingen) ist bei den Süßkirschen nur sehr gering. In der Regel führt eine Stecklingsvermehrung nicht zu einer wirtschaftlich interessanten Ausbeute.
- Zeitpunkt: Juni
- längere einjährige Triebe von jungen, bereits Früchte bildenden Bäumen schneiden
- Trieb auf etwa 10 Zentimeter einkürzen (Triebspitze kappen)
- der Schnitt erfolgt jeweils direkt unter/über einem Auge
- der Trieb sollte mindestens zwei bis drei schlafende Augen enthalten
- im unteren Teil etwa zwei Zentimeter seitlich die Rinde flach entfernen
- Einpflanztiefe: 3 Zentimeter in feuchte Anzuchterde
- lichtdurchlässige Tüte überstülpen
- Standort: hell, aber keine direkte Sonne
- gelegentlich lüften
- es kann einige Wochen dauern, bis der Steckling Wurzeln entwickelt
- erkennbar an der Ausbildung neuer Blätter oder Blüten
- Tüte entfernen und noch bis über den Winter im Folgejahr im Topf kultivieren
2. Samen
Da beim Verzehr der Kirsche immer eine Menge Kerne übrig bleiben, erhält man automatisch eine große Anzahl von Samen, die zur Vermehrung genutzt werden können. Zu beachten ist dabei aber, dass in der Regel die aus Kirschkernen gezogenen Pflanzen nicht mehr viel mit der Mutterpflanze gemein haben, da viele andere Sorten zur Bestäubung infrage kommen.
- Zeitpunkt: nach der Ernte oder im nächsten Frühjahr (trocken lagern)
- direkt ins Freiland stecken oder in Töpfen vorkultivieren
- Kakteenerde oder Anzuchterde benutzen
- etwa einen Zentimeter tief in die Erde stecken
- Substrat feucht aber nicht nass halten
- Temperatur: über 15 Grad
3. Veredlung
In den meisten Gärtnereien werden zur Sortenerhaltung häufig die gewünschten Arten auf schwachwüchsige und robuste Unterlagen aufgebracht. Für den Hobbygärtner ist diese Technik in der Regel nur sehr schwer nachzuahmen.
Überwintern
Die Vogelkirsche ist in unseren Breitengraden heimisch und hält daher auch kalte Temperaturen im Winter aus. Gelegentlich kommt es bei strengen Frösten und eisigen Winden zum Aufplatzen der Rinde. Ansonsten wird Prunus avium mit einer Frosthärte von bis zu -32 Grad angegeben. Da diese Temperaturen nur selten bei uns unterschritten werden, besteht keine Gefahr im Winter, sodass der Baum ohne besonderen Schutz auskommt. Junge Bäume sollten in gefährdeten Lagen gegen kalte Stürme geschützt werden. Da ein Kirschbaum jedoch recht früh schon seine Blüten und Früchte entwickelt, ist er sehr anfällig gegen Spätfröste. Hier kann bei jüngeren oder kleineren Bäumen ein Vlies in der Nacht schützen, das vorsichtig über die Krone gelegt wird.
Krankheiten und Schädlinge
Insgesamt sind Süßkirschen keine empfindlichen Pflanzen, die häufig von Krankheiten oder Schädlingen heimgesucht werden. Allerdings gibt es einige Einflüsse, die den Baum schwächen und anfälliger machen.
- Gummifluss: bernsteinfarbene Flüssigkeit tritt durch die Verflüssigung von Holz aus. Er ist meist ein sicherer Indikator dafür, dass der Boden zu sauer oder nährstoffarm ist. Um die Süßkirsche bei optimaler Gesundheit zu halten, sollte daher etwas Humus oder Kompost sowie eventuell auch Kalk zugefügt werden. Alle erkrankten Teile großzügig entfernen.
- Fäule/Absterben von Trieben: Durch Unachtsamkeit, Windbruch oder falsches Abasten kann es gelegentlich zum Eindringen von Pilzen, Viren oder Bakterien kommen, die den Baum schädigen. Je größer die Schnitt- oder Bruchstelle ist und je feuchter die klimatischen Bedingungen, umso größer ist die Gefahr einer Infektion. Betroffene Teile großzügig entfernen.
- Kirschfruchtfliege: schädigt die Blüten
- Kirschlaus: bearbeitet/schädigt die Blätter
- Blattläuse: Honigtau, Gallen oder gekräuselte Blätter
- Echter Mehltau: weißer, puderartiger Belag an den Blättern
- Falscher Mehltau: weißer Belag oder weiße Büschel auf der Unterseite der Blätter
Häufig gestellte Fragen
Meine Herzkirsche trägt keine Kirschen mehr und harzt stark. Was kann ich tun?
Wenn ausgeschlossen ist, dass der Kirschbaum unter Staunässe leidet, kann es sein, dass er zu wenige Nährstoffe bekommt oder der Boden zu schwer ist. Beginnen Sie das Frühjahr mit einer guten Portion Kompost und möglicherweise etwas Sand, den Sie in den Boden einarbeiten. Von Düngergaben vor dem Winter ist abzuraten. Lieber bis zum folgenden Frühjahr warten.
Ich habe gehört, dass der Kern der Süßkirsche sehr giftig sein soll. Stimmt das?
Im harten Steinkern der Süßkirsche schlummert zu seinem Schutz Amygdalin. Dies kann mittels eines Enzyms extrem giftige Blausäure freisetzen. Im intakten Kern sind diese beiden Komponenten (Enzym und Amygdalin) streng voneinander getrennt, da die Blausäure auch für den Baum selbst giftig wäre. Erst wenn darauf herumgekaut wird, kommen die Substanzen zusammen und können reagieren. Blausäure führt schon in geringen Mengen zum Tod.