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Kirschen aus dem Supermarkt schmecken nicht annähernd so köstlich, wie die frischen Exemplare aus der eigenen Ernte, weshalb der Kirschbaum zunehmend beliebter in Deutschlands Gärten wird. Umso ärgerlicher ist es, wenn die Süßkirsche (Prunus avium) oder Sauerkirsche (Prunus cerasus) erkranken und die Ernte in Gefahr ist. Wenngleich die meisten Kirschbaumsorten sich robust und widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlinge zeigen, können bestimmte Faktoren die Anfälligkeit erhöhen. Ist ein Schadbild zu erkennen, heißt es zügig zu reagieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um schnellstmöglich die Genesung zu erreichen.
Bakterienbrand
auch Pseudomonas mors-prunorum
Schadbild
- möglicher Zeitpunkt des Befalls: bei feucht-kühlen Witterungsverhältnissen im Frühjahr sowie im Herbst während des Laubfalls
- sortenabhängiger Befall
- Schadbild an Blättern, Blüten, Früchten und/oder Holz möglich
- Blätter: rötlich-braune Flecken meist mit ausgebleichter Umrandung
- unregelmäßig rund und eventuell eckig ausgefranste Blätter
- Blüten: vorzeitige Welke und Absterben sowie schwarze Verfärbungen
- Früchte: Braune, eingesunkene Fleckenbildung auch an Stielen möglich
- Holzbefall: Rotfärbungen der Rinde, oftmals Gummifluss
- Absterben stark befallener Pflanzenteile
Bekämpfen
Die Bakterien, die zu zum “Brand” führen, dringen in der Regel über Wunden in das Kirschbaum-Innere, wie beispielsweise über Blattnarben, Frostrisse oder nach einem Rückschnitt. Die Eintrittstellen sind zu suchen und mit einem Wundverschluss zu behandeln. Die Möglichkeit einer Antibiotika-Therapie ist gesetzlich verboten. Betroffene Baumteile sind zügig und großzügig abzuschneiden. Dazu ist ausschließlich desinfiziertes Schneidewerkzeug zu verwenden, damit keine weiteren/anderen Krankheitserreger übertragen werden. Das Abschneiden ist nur an trockenen und frostfreien Tagen durchzuführen.
Die Verabreichung mit Braunalgenextrakt stärkt das Wachstum und fördert die Widerstandsfähigkeit, sodass der Kirschbaum aus eigenen Kräften seine Genesung herbeiführen kann.
Baumkrebs
Erkennen
- Bildung auffällig braunen Geweben an Stamm und Ästen
- Austrocknung der Rinde, Aufreißen die Folge
- Entstehung von Verdickungen an betroffenen Pflanzenteilen
- oftmals Bildung an offenen Wunden
- möglicher Zeitpunkt des Befalls: überwiegend in den Wintermonaten
Bekämpfung
Die Schadstellen sind so schnell wie möglich zu entfernen. Dazu reicht ein scharfes Messer, mit dem die Verdickungen großflächig und mindestens einen Zentimeter in das gesunde Holz tief, herausgeschnitten wird. Im Anschluss sollten die betroffenen Stellen ausgekratzt werden, bis sich grüne Rinde zeigt. Zum Schluss wird die behandelte Fläche gut verschlossen. Dazu eignet sich zum Beispiel Baumwachs. Kürzere Zweige sind bis in den gesunden Bereich zurückzuschneiden.
Gummifluss
auch Gummosis
Schadbild
- Auftreten am Stamm, Ästen, den Kirschen und den Fruchtstielen möglich
- Bildung von Gummiherden im Fruchtfleisch und/oder unter der Rinde
- Ausflluss hellbrauner, durchsichtiger Tropfen, teils mit Verklumpungen
- gummiartige Masse verhärtet sich während des Krankheitsverlaufs und verstopft Gefäße
- Folge: Störung des Versorgungsflusses, langsames Absterben der Pflanzenteile (vor allem bei warmem Wetter)
- vermindertes Dickenwachstum
Bekämpfen
Eine effektiv wirkende Bekämpfung gibt es beim Gummifluss nicht, weil durch diesen bestimmte Gewebekomplexe aufgelöst werden, die zur Umwandlung in Gummi führen. Das Gewebe kann nicht mehr hergestellt werden und Gefäßverstopfungen durch das Gummi sind nicht mehr zu öffnen. Deshalb gilt hier, derartigen Krankheiten auf folgende Weise vorzubeugen:
- für gut durchlüfteten Boden sorgen
- Kälteschutz bei extrem und lang anhaltenden Minustemperaturen im Winter
- Wunden verschließen
- auf radikale Rückschnitte verzichten
- Wachstumsdüngungen bei hohen Temperaturen
- vor Schädlingsbefall schützen
- optimalen Standort wählen
Nekrotischer Ringflecken-Virus
- Ertragsverluste bei Süß- und Sauerkirschen
- bei Sauerkirschen sorgt der PNR-Virus für die Stecklenberger Krankheit je nach Virusstamm mit Verfärbungen und lokalen Nekrosen an Blattwerk, Blüten, Knospen und den Trieben
- Bildung meist nekrotischer ringförmiger Flecken auf den Blättern im ersten Lebensjahr
- Abtrocknen der Flecken und Entstehung von Löchern in den Blättern
- schwankende Krankheitssymptome bei Süßkirschen zwischen schwacher und großflächiger/umfangreicher Nekrotisierung
- tritt vielfach nach Veredlungen auf
- über Samen übertragbar
Bekämpfen
Ein Bekämpfen des PNR-Virus ist nicht möglich. Hier bleibt Hobbygärtnern nur übrig, den befallenen Kirschbaum komplett zu entsorgen. Vorbeugend ist vor allem bei der Verwendung von Edelreisern auf eine vorherige Reinigung zu achten, damit der Virus oder andere Kirschbaum-Krankheiten nicht auf den Bestand übertragen werden können.
Monilinia
- zeigt sich als sogenannte Spitzendürre oder als Fruchtfäule (durch Pilzbefall)
- Spitzendürre: Blüten vertrocknen an Zweigspitzen, Absterben betroffener Zweigteile
- Fruchtfäule: Kirschen faulen, Bildung von Fruchtmumien
- Befallene Früchte und Blüten bleiben am Kirschbaum hängen
Bekämpfung
Befallene Früchte und Blüten sind sofort vom Kirschbaum zu entfernen, weil sie Brutstätten für den Pilz bilden. Abgestorbene Zweigteile sind bis ins gesunde Holz abzuschneiden. Zusätzlich hilft ein Hausmittel gegen Bakterien, durch welche der Pilz erst Eintritt in Pflanze erlangte. Als gut wirksam hat sich Meerrettich-Tee bewährt, da beim Reiben des Meerrettichs ein biochemischer Prozess ausgelöst wird, der ätherische Öle zur Keimabtötung entstehen lässt. Für die Teezubereitung und die Anwendung ist folgendermaßen vorzugehen:
- Meerrettich klein reiben
- in mit Wasser gefülltem Topf kochen
- circa fünf Minuten köcheln lassen
- Meerrettich aussieben
- den daraus entstandenen Tee in eine Sprühpistole füllen und Blüten damit kräftig besprühen
- Häufigkeit: einmal täglich für circa drei bis vier Tage
Röteln
Erkennen
- Blüten fallen oftmals vorzeitig ab
- vorzeitige Rotfärbung noch kleiner, erbsengroßer Früchte
- später braune Fruchtverfärbungen
- viel zu früher Fruchtfall, meist im Juni
Bekämpfung
Da sich Krankheiten wie Röteln meist aufgrund von Nährstoffmangel bilden, wodurch nicht alle Kirschen optimal versorgt werden können, gilt als erste Bekämpfungsmaßnahme die Verabreichung von nährstoffreichem Dünger. Gleichzeitig ist eine ausreichende Bewässerung insbesondere während Trockenperioden sowie nach der Blüte erforderlich, um den von dem Kirschbaum benötigten Feuchtigkeitsgehalt hoch zu halten. Vorbeugend stärkt ein gespritzter Blattdünger die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, im speziellen gegen typische Kirschbaum-Krankheiten wie Röteln.
Schrotschusskrankheit
- Fleckenpilz im Frühjahr ab Temperaturen von zehn Grad Celsius aktiv
- Fleckenbildung mit rötlichen Verfärbungen (Größe zwischen ein und zwei Zentimeter)
- rote Flecken werden zunehmend dunkler
- Abtrocknen des Innenbereichs der Flecken, Lochbildung (fortgeschrittenes Stadium)
- unregelmäßig Verteilung der Löcher, daher der Name
- vorzeitiger Blattabfall meist zwischen Ende Juni und Anfang Juli
- verkrüppelte Fruchtentwicklung
- Triebsterben
- untere Baumpartien in der Regel deutlich stärker betroffen
Bekämpfen
Die Schrotschusskrankheit kann sich schnell verbreiten, weshalb hier eine chemische Bekämpfung des Pilz-Erregers mit einem zugelassenen Fungizid durch den Gesetzgeber erlaubt ist. Fungizide sollte im Idealfall noch vor der Blütenbildung eingesetzt werden. Wird der Zeitpunkt verpasst, ist eine Fungizid-Behandlung auch nach der Blüte möglich. Zusätzlich sollten alle betroffenen Triebe einen radikalen Rückschnitt erhalten. Zur Vorbeugung wird empfohlen, die Baumkrone auszulichten, damit mehr Licht sowie Wind hindurchziehen und Feuchtigkeit schneller abtrocknen kann, da der Pilz Feuchtigkeit liebt.
Valsakrankheit
auch cytospora spec., Krötenhautkrankheit
Schadbild
- Eintritt über Wunden in der Baumrinde
- Warzenbildung auf Rindenoberfläche
- Einsinken der Rinde, Bildung von Verfärbungen
- Vergilbung der Blätter bevor sie absterben
- Kirschen verkümmern und sterben ab
- Bildung von Gummifluss möglich
Bekämpfen
Bei Kirschbaum-Krankheiten, deren Eintritt über Wunden erfolgt, sind diese unverzüglich zu verschließen. Dazu eignet sich Baumwachs am besten. Weitere befallene Stellen sind auszuschneiden und die Äste mit infiziertem Laub sowie Früchten großzügig abzuschneiden. Abgefallenes Laub und auf dem Boden liegende Früchte sollten eingesammelt und mit dem Hausmüll entsorgt werden.
Sprühfleckenkrankheit
auch Cylindrosporium padi
Erkennen
- Pilzausbreitung (Blumeriella jaapii) ab Juni
- rot-violette, punktförmige Flecken auf den Blättern
- weißer Belag auf Blattunterseiten
- kleine Pusteln auf Blattunterseiten ab circa Juli
- Absterben der Blätter
- Fruchtbefall möglich
- rasante Ausbreitung bei viel Niederschlag
- größte Schäden im Inneren sowie im unteren Bereich der Baumkrone
- stärkerer Befall meist bei Sauerkirschen
- Absterben ganzer Baumbestände möglich
- ohne Maßnahmen mehrere Jahre aktiv
Bekämpfung
Für Kirschbaum-Krankheiten wie Cylindrosporium padi sind zugelassene Fungizide erhältlich, die zügig nach Entdeckung der Kirschbaum-Krankheit angewendet werden sollten. Vor dem Sprühen ist es ratsam, befallene Blätter zu entfernen. Abgefallenes Blattwerk sollte außerhalb des Gartens entsorgt werden. Vorgebeugt werden kann, indem der Kirschbaum regelmäßig und großzügig vor allem im Kronenbereich ausgelichtet wird.
Kleiner Frostspanner
Bei dem kleinen Frostspanner handelt es sich um Falter, die ihre Eier vornehmlich in Rissen im Kirschbaum wie an Rinden oder Ästen vorkommen. Die Falter sind nicht das Problem, sondern die Raupen, die ab ungefähr Mai mit Beginn des Knospenaufbruchs schlüpfen. Ihre Schäden können Pilz-Krankheiten begünstigen.
Erkennen
- Fressschäden ab etwa Mai an Blüten, Knospen und/oder Blättern
- überwiegend im unteren Kronenbereich
- teilweise große Löcher
- dunkle Raupen bewegen sich mit “Katzenbuckel” fort
- erwachsener Falter grau-braun gefärbt
- Flügelspannweite zwischen zwei und drei Zentimeter
Bekämpfung
Damit die Fressschäden keine Überhand nehmen und beste Voraussetzungen für Pilz-Krankheiten schaffen, sollten zügig Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung ergriffen werden. Alternativ zu Insektiziden beweisen sich immer mehr Leimringe. Diese werden um verschiedene Stamm- und Astregionen gelegt. Auf ihrer klebrigen Oberfläche bleiben die Raupen beim Umherwandern haften und können abgesammelt werden.
Um die Eiablage für erwachsene Falter unattraktiv zu machen, sollten Risse im Kirschbaum mit Baumharz verschlossen werden.
Kirschblattlaus
Erkennen
- Blattnester, die typisch für saugende Schädlinge sind
- überwiegend in Triebspitzen zu finden
- Blattwölbung und Triebstauchung bei Sauerkirschen
- klebriger Belag auf den Blättern durch Honigtauausscheidungen
- darauf Bildung von Schwärzepilzen
- bei starkem Befall der Blüten und Stiele, ist die Notreife der Kirschen keine Seltenheit
- Wachstumsstörungen
- sitzen in Kolonien an Trieben und Blattstielen
- erste Schäden ab Knospenaufbruch durch Larven erkennbar
- Mitte Mai/Anfang Juni ‚Umzug‘ der Larven auf Kräuterbeete
Bekämpfung
Als ein bewährtes Hausmittel zur Bekämpfung von Kirschblattläusen zeigt sich die Seifenlauge. Herstellung und Anwendung sind einfach:
- 50 Gramm Schmier- oder geriebene Kernseife pro einen Liter warmem Wasser und darin auflösen
- abkühlen lassen und in ein Sprühgefäß/Sprühpumpe füllen
- Kirschbaum tropfnass einsprühen
- mehrmalige Wiederholungen in den darauffolgenden Tagen (bei Bedarf)
Kirschfruchtfliege
Schadbild
- Kirschen verlieren Glanz
- oftmals Fruchtfäule
- Kirschfruchtfliege rund vier Millimeter groß, schwarzer Korpus mit gelben Zeichnungen
- legt Eier direkt in Früchten ab
- Entwicklung von Maden
Bekämpfen
Einfach und effektiv ist eine Bekämpfung mit sogenannten Gelbtafeln. Dabei handelt es sich um eine Falle, welche Fruchtfliegen glauben lassen, dass es Kirschen seien. Fliegen sie die Gelbtafeln zur Eiablage an, bleiben sie auf dem leimigen Untergrund kleben. Gelbtafeln sollten spätestens angebracht werden, sobald sich die Früchte am Kirschbaum gelb färben. Die Ausrichtung sollte prinzipiell nach Süden erfolgen.
Häufig gestellte Fragen
Woran ist zu erkennen, dass es sich um einen Gummifluss handelt und nicht nur um Harz?
In der Regel harzt ein Kirschbaum nur geringfügig. Je fortgeschrittener die Gummifluss-Krankheit ist, desto mehr gummiartige Masse tritt aus, die sich mit der Zeit verhärtet. Diese ist im Gegensatz zu Harz deutlich weniger klebrig. Zudem hat Harz eine leicht süße und typisch harzige Geruchsnote, während Gummifluss in Richtung Geruchsneutralität bis leicht moderig geht.
Kann ein Kirschblattlausbefall auch mit einem Insektizid behandelt werden?
Grundsätzlich ja. Handelt es sich um ein chemisches Insektizid, kann dies trotz kräftigem Waschen der Kirschen, in diesen verbleiben. Das ist gesundheitsschädlich. Im Gegensatz dazu kann bei der Bekämpfung mit Seifenlauge diese einfach abgewaschen werden, weil sie nicht in das Fruchtfleisch einzieht, sondern rein oberflächlich wirkt – da, wo sich die Läuse befinden.