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“Schnöde Küchenzwiebeln” im Garten anzubauen, ist eine gute Idee: Zwiebeln sind vielseitig einsetzbar, gesund und lange lagerfähig, sie gehören damit zu den wertvollsten Gemüsepflanzen – kein Wunder, dass sie bei den alten Ägyptern als Opfergabe und Zahlungsmittel galten. Es ist auch deshalb eine gute Idee, weil sich gerade besondere Zwiebelsorten im Hausgarten sehr leicht anbauen lassen. Die gibt es nämlich gar nicht als Steckzwiebeln (um deren Pflege geht es aber auch), sie werden ganz normal ausgesät und ab da eigentlich immer pflegeleichter, bis hin zur “automatischen Vermehrung” durch Brutzwiebeln.
Steckbrief
- Zwiebeln ‘sind eigentlich Spargel’, ohne Scherz – sie gehören zur Ordnung der Spargelartigen
- Innerhalb derer zur Familie der Amaryllisgewächse und zur Gattung Lauch, damit es noch ein wenig verwirrender wird
- Unsere normale Küchenzwiebel heißt mit wissenschaftlichen Name Allium cepa
- Zur Gattung Lauch, Allium, gehören noch andere Arten von Zwiebeln
- Und eine Vielfalt essbarer Lauchgewächse wie Schnittlauch, Knoblauch und Lauch
- Diese Vielfalt ist wahrscheinlich sehr viel größer, als die bereits kultivierten Arten vermuten lassen
- Denn die Zwiebeln (und Blätter) von Allium-Gewächsen sind wohl alle essbar
- Nur gut ein halbes Dutzend hunderter Arten werden jedoch vom Menschen angebaut…
- Die Allium cepa selbst wächst kaum mehr wild, es gibt sie fast nur noch als Kulturpflanze
Standort
Die Küchenzwiebel wird in Deutschland schon seit so langer Zeit und so häufig angebaut, dass wir rund 50 verschiedene Namen für sie kennen, von der Bolle über den Ulk bis zur Zipolle. Auch wenn die Heimat wahrscheinlich weiter südlich liegt (so genau weiß man das nicht, weil die Abstammung noch nicht genau geklärt ist), scheinen sich Zwiebeln also ziemlich problemlos bei uns wohlzufühlen…
So ist es auch, die Zwiebel hat zwar einige Ansprüche an den Boden, fügt sich aber ansonsten ohne Gewese in fast jedes Umfeld, das einigermaßen sonnig und warm ist, mit wenig Pflege. Warm bedeutet, dass Zwiebeln vor allem in rauen Lagen an recht sonnigen Standorten angesiedelt werden sollten, wo sie möglichst noch etwas Schutz genießen bzw. von einem günstigen Mikroklima profitieren – die gewerblichen Hauptanbaugebiete deutscher Zwiebeln liegen nicht umsonst alle in wärmeren Regionen.
Der Boden
In Deutschland werden Zwiebeln z. B. in Thüringen um Erfurt, in Oberfranken um Bamberg und in der Pfalz angebaut, überall dort gibt es sandige Lehmböden bzw. Lößböden. Diese bevorzugt die Zwiebel, außerdem sollte der Boden feinkrümelig, aber gut gesetzt sein. Wenn eine grundsätzliche Bodenbearbeitung (z. B. Lockerung) notwendig ist, sollte die deshalb im Herbst vor dem Zwiebelanbau erledigt werden.
Zwiebeln brauchen einen recht nahrhaften Boden, vertragen aber kein Übermaß an Stickstoff. Bisher nur synthetisch gedüngte Böden sollten also entweder einer Bodenanalyse unterzogen werden, meist sind sie überdüngt und müssen erst “abgemagert” werden (wie das geht, erfahren Sie in Artikeln über Boden-Sanierung). Wachsen Zwiebeln in zu stickstoffhaltigem Boden, reifen sie schlecht aus und entwickeln gerne mehr Laub als Zwiebeln.
Der Boden sollte im Herbst vor dem Anbau mit reifem Kompost versorgt werden, Zwiebeln mögen weder frische noch frisch gedüngte Böden.
Zeitlich variable Gewächse
Zwiebeln sind vielfältig, schon in Bezug auf die Anbauzeiten und -zeiträume, zunächst müssen Sie sich entscheiden zwischen Sommerzwiebeln und Winterzwiebeln:
Die Küchenzwiebel, die Sie gewöhnlich auf dem Küchentisch unter Tränen verarbeiten, ist die Allium cepa, die nur Sommer erlebt. Sie wird irgendwann im Frühjahr zum Wachsen gebracht und irgendwann zwischen August und Oktober geerntet und heißt deshalb Sommerzwiebel.
Die Allium cepa können aber auch überwinternd kultiviert werden, diese Zwiebeln werden im August gesät, reifen im nächsten Frühjahr heran und werden deshalb Winterzwiebeln genannt (nicht verwechseln mit den Winterzwiebeln “Allium fistulosum”).
Stecken, säen, pflanzen?
Variabel sind die Zwiebeln auch in der Art ihres Anbaus, Ihnen stehen nämlich gleich drei unterschiedliche Methoden zur Auswahl:
1. Wie der Name “Steckzwiebel” schon verrät, ist das Stecken eine klassische Anbaumethode, was auch seinen Grund hat. In ordentlichen Reihen kann das Unkraut leichter bekämpft werden, Steckzwiebeln bleiben nur kurz im Beet und sind bereits ab Juli erntebereit. Die kleinen Zwiebelchen können bereits bei der Anzucht behandelt werden, damit sie später nicht schießen (Blüten bilden), das geschieht durch eine sogenannte Darre bei Temperaturen zwischen 30 bis 40 °C. Alles Vorteile im gewerblichen Anbau und deshalb gang und gäbe.
Sie können im Frühjahr fertig angezogene Steckzwiebeln kaufen, die Sie je nach Region März oder April stecken, was so funktioniert:
- Sie besorgen sich ein Pflanzholz und “durchlöchern” das Beet
- So tief, dass jede Steckzwiebeln bis in eine Tiefe von etwa 4 cm hinabsinkt
- Die Spitze sollte noch gerade zu sehen sein
- Reihen- und Pflanzenabstände hängen von gewünschter Zwiebelgröße ab
- Je enger, desto kleiner – zwischen 20-50 cm pro Reihe und 5.15 cm pro Pflanze ist alles möglich
- Je nach Region können Sie ab Juli die erste Zwiebelernte einfahren
2. Zwiebeln können auch ausgesät werden. Wie jede (noch nicht durch Zucht unfruchtbar gemachte) Pflanze vermehrt sich auch eine Zwiebel über Samen, um Genvariation und damit Anpassung an ihr Umfeld (Evolution) zu ermöglichen.
Zwiebelsamen werden unter dem leicht verwirrenden Namen Säzwiebeln angeboten, die Aussaat geht so:
- Start Mitte März bis Anfang April, je nach Region, wenn der Boden abgetrocknet ist
- Saatrinnen (bei “ungeordneter” Aussaat Saatgruben) mit Tiefe von 1-2 cm anlegen
- Reihenabstände 25-40 cm, Pflanzenabstände 5-15 cm
- Dichte der Aussaat beeinflusst Erntegröße der Zwiebeln
- Wenn Sie auf Rekordernte aus sind, können Sie bis zu 120 Zwiebeln pro m² setzen
- Je nach Aussaattermin, Sorte und Region Erntereife zwischen August und Oktober
3. Steckzwiebeln werden nur von wenigen, im Handel beliebten Sorten und dann in Massen gezogen. Wenn Sie alte, spannende Zwiebelsorten anbauen möchten, können Sie sich anstatt Steckzwiebeln nach Jungpflanzen umsehen. Sie werden von den Sorten gezogen, die Brutzwiebeln bilden, Sie erhalten also Klone, die genau dieselben Eigenschaften wie die Eltern aufweisen (Schalenfestigkeit, Toleranz gegen Falschen Mehltau …). Jungpflanzen haben wie Steckzwiebeln den Vorteil, dass Fremdbewuchs einfacher zu entfernen ist, bei Pflanzzwiebeln aus ökologischer Aufzucht sollen Sie auch weniger mit Krankheiten zu kämpfen haben, während Steckzwiebeln bereits häufig mit einem Pilz-Erreger in sich verkauft werden.
Gießen, Düngen, Pflegen
Wie alle Pflanzen müssen Zwiebeln während des Wachstums regelmäßig gegossen werden, so dass immer ein wenig Feuchtigkeit im Boden zur Verfügung steht. Wie alle Landpflanzen möchten sie nicht in einem nassen Boden stehen, der die Wurzeln zum Faulen bringt. Bei den Zwiebeln gibt es allerdings die Besonderheit, dass besonders bei den späten Lagerzwiebeln die Bewässerung in der Zeit kurz vor der Ernte eingestellt wird, je trockener Zwiebeln geerntet werden, desto besser sind sie lagerfähig.
Wenn Sie den Boden im Herbst gut vorbereitet haben, brauchen die Zwiebeln nicht mehr gedüngt werden. In sehr mageren Böden kann in der Saison reifer Kompost nachgegeben werden, niemals frischer Mist, der zieht Zwiebelfliegen an.
Konkurrenzbewuchs mögen Zwiebeln nicht so sehr, wenn der Boden zwischen ihnen nicht mit Oregano o. ä. besetzt wird, ist regelmäßig Jäten oder Einsatz der Handhacke angesagt. Wenn die Zwiebeln einige Größe haben, können Sie sie etwas anhäufeln, auch das schützt vor Konkurrenzbewuchs und lässt die Zwiebeln außerdem ein wenig größer werden.
Ernte und Lagern
Je früher Sie Zwiebeln ernten, desto weniger sind diese zur Lagerung geeignet. Die ersten werden die im Vorjahr gesetzten Winterzwiebeln sein, dann kommen gesteckte oder gepflanzte Jungzwiebeln, dann die Säzwiebeln bzw. später gepflanzten Sorten.
Die frühen Zwiebeln können jeweils frisch für die Verarbeitung geerntet werden. Bei Sorten mit mehreren Zwiebeln können “buddeln” und immer nur einen Teil ernten und den Rest im Beet lassen.
Ein paar Zwiebeln für die Küche können Sie jederzeit ernten, sobald sie zu Zwiebeln gewachsen sind. Lagerzwiebeln sollten reif geerntet werden, erntereif sind sie, wenn rund zwei Drittel des Laubes welk sind. Lagerzwiebeln sollten auch möglichst trocken geerntet werden. Sie werden die letzte Zeit vor der Ernte nicht mehr gegossen und bei trockenem, sonnigem Spätsommerwetter mit Laub aus der Erde gezogen. Lagerzwiebeln bleiben erst einmal auf dem Beet liegen, solange kein Regen droht, sie trocknen dort ab und werden so wesentlich haltbarer. So können sie bis zu zehn Tagen im Garten vortrocknen, werden dann eingesammelt und unter gelegentlichem Wenden im Lagerraum weiter getrocknet.
Der Lagerraum sollte trocken, kühl und luftig sein; wenn die Zwiebeln rundum abtrocknet sind, können Sie jeweils eine Hand voll Zwiebelpflanzen am Laub zu Zöpfen flechten und daran aufhängen (oder einfach zusammenbinden, wenn Sie kein Flechtkünstler sind).
Häufig gestellte Fragen
Welche Zwiebelsorten eignen sich am besten für den Anbau im Hausgarten?
Schon “Allium cepa” gibt es in vielen Sorten und mehreren Zuchtgruppen: Die Allium cepa var. cepa (gewöhnliche Küchenzwiebeln, von denen gibt es die Steckzwiebeln) in unheimlich vielen Sorten, aber nicht den spannendsten Sorten für den privaten Garten. Die finden sich bei der zweiten Gruppe, Allium cepa var. aggregatum, den Zwiebeln, die zur Vermehrung durch Brutzwiebeln fähig sind, Schalotten und fast vergessene Arten wie die Kartoffelzwiebel zum Beispiel. Außerdem gibt es noch weitere interessante Arten, Winterzwiebeln (Allium fistulosum) und Perlzwiebeln (Allium ampeloprasum Perlzwiebel-Gruppe) z. B., die sich gut im Garten machen.
Kann ich Zwiebeln selbst vermehren?
Ja, klar, Sie können Zwiebeln zur Blüte und Samenbildung bringen (diese brauchen dazu eine gewisse Spezialbehandlung, Anleitungen gibt es auch im Internet) und die Samen aussäen. Oder Sie erkundigen sich nach Zwiebelsorten, die Brutzwiebeln bilden, diese Sorten können dann durch diese vermehrt werden. Durch Samen aber natürlich auch, wenn Sie irgendwann den Ehrgeiz entwickeln, seltene Zwiebelsorten durch Zucht weiterzuentwickeln.