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Mediterranes Flair und Weinreben könnte man fast in einem Atemzug nennen. Die Kulturpflanze wird bereits seit Jahrtausenden traditionell in wintermilden Gebieten angepflanzt. Um die Beerenfrüchte der Vitis vinivera auch im eigenen Garten abzuernten, müssen gewisse Grundvoraussetzungen bereits vorhanden sein. Zu den wichtigsten Bedingungen für eine erfolgreiche Kultivierung der klimatisch anspruchsvollen Weinrebe muss beispielsweise der Standort vollsonnig und warm gelegen sein. Einige Sorten sind überaus kälteresistent und lassen sich auch in klimatisch ungünstigen Gebieten problemlos pflanzen. Mit der richtigen Pflege kommen Sie in den Genuss einer jährlichen Weintraubenernte.
Standort und Substrat
Drei Faktoren spielen eine wichtige Rolle, um Weinreben jeglicher Art erfolgreich im eigenen Garten zu kultivieren. Neben Wärme und einem standfesten Halt in Form von Rankgittern gehört ein vollsonniger, geschützter Standort ebenfalls zu dazu. Sofern möglich, sollten Sie die Rankpflanzen auf der Südseite des Wohnhauses anpflanzen. Der Boden muss humusreich und tiefgründig sein. Mit einem pH-Wert zwischen 5 und 7,5 fördern Sie das Wachstum und die Widerstandsfähigkeit der Weinreben. Sofern der Pflanzort die nötigen Voraussetzungen erfüllt, können Sie die Pflanzen jedoch auch in Kübeln kultivieren. Pro Rankgewächs sollten Sie ein Gefäß mit etwa 30 Liter Volumen verwenden.
- In Pflanzgefäßen Perlit oder Blähton mit dem Substrat vermengen.
- Kieselsteine wirken im Garten einer Bodenverdichtung entgegen.
- Ein durchlässiges Erdreich schützt vor Staunässe.
Gießen und Düngen
Die Pflanzen kommen besser mit Trockenheit als mit Staunässe zurecht. Legen Sie deswegen eine Drainage im Gartenboden und im Pflanzkübel an. An besonders heißen Sommertagen sollten Sie das Erdreich alle 4 bis 6 Tage ausreichend gießen, der beste Zeitpunkt dafür ist Morgen oder am frühen Abend. Um die Feuchtigkeit im Erdreich zu speichern, können Sie ganzjährig eine dickere Schicht aus Reisig oder Rindenmulch rings um die Weinreben ausbringen. Wichtiger als die Wasserzufuhr ist jedoch die Versorgung mit Nährstoffen. Abhängig von der gewählten Sorte, reicht das regelmäßige Mulchen und Hinzufügen von Kompost häufig allein nicht aus. Besser fahren Sie mit einer Kombination aus organischem und mineralischem Dünger.
- Ab April – sobald die Hauptvegetationszeit beginnt – stickstoffhaltigen Volldünger verwenden.
- Komposterde, Hornspäne oder Stallmist zusätzlich regelmäßig ausbringen.
- Im September den Boden mit kalihaltigen Produkten düngen.
Auch andere Mineralstoffe, wie beispielsweise Magnesium und Phosphat, können Wachstum und Fruchtbildung der Weinreben fördern. Verwenden Sie die Dünger mit diesen Zusatzstoffen jedoch nicht auf gut Glück, sondern bringen Sie zuerst in Erfahrung, welche Stoffe genau dem Boden fehlen. Das können Sie mithilfe einer professionellen Bodenanalyse herausfinden.
Pflanzung
Um sich nicht in den Folgejahren mit Krankheiten und Kümmerwuchs herumschlagen zu müssen, sollten Sie bereits vor der Pflanzung der jungen Weinreben sorgsam planen und den Standort ausreichend vorbereiten. Die Gewächse sollten nicht im Impuls gekauft werden. Wählen Sie die Pflanzen sorgfältig aus und greifen Sie auf robuste Gehölze zurück, welche auch mit den klimatischen Bedingungen Ihres Gebiets zurechtkommen. Idealerweise werden Weinreben im April bzw. Mai gepflanzt. Alternativ können Sie die Pflanzen den ganzen Sommer über in den Garten umsiedeln. Wichtig dabei ist jedoch darauf zu achten, dass die Weinreben bis zum Herbst am neuen Standort festgewachsen sind und sich dort auch akklimatisiert haben. Erkennbar ist dies an der Ausbildung neuer Triebe und Blätter.
- Bereiten Sie den Pflanzort bereits im Herbst vor.
- Das Erdreich von alten Wurzeln und größeren Steinen befreien.
- Kompost unter das Substrat mengen.
- Im Frühjahr die Weinreben pflanzen.
- Die Tiefe des Pflanzlochs sollte etwa 50 Zentimeter betragen.
- Lockern Sie mit einer Grabgabel das tiefer liegende Erdreich.
- Eine etwaige Veredelungsstelle sollte sich 4 bis 5 Zentimeter über der Bodenoberfläche befinden.
- Das mit Humus angereicherte Substrat schichtweise zurückfüllen.
- Die einzelnen Erdschichten immer wieder ausreichend wässern.
- Das Substrat behutsam festdrücken, auf keinen Fall Gewalt ausüben.
- Mit einem Pflanzstab die einjährige Weinrebe abstützen.
Eine einzelne Weinrebe gibt sich mit einer Grundfläche von etwa 30 x 30 Zentimetern zufrieden. Möchten Sie mehrere Pflanzen nebeneinandersetzen, müssen Sie jedoch andere Mindestabstände einhalten.
Kordon
Eine alte Form, um Weinreben an Hauswänden zu kultivieren. Der blattlose Stamm wird durch das Abstützen mit Rankgittern oder -Seilen und einem regelmäßigen Erziehungsschnitt zu einem geraden Wuchs angeregt. Blätter und Früchten bilden sich T-förmig in etwa 1 bis 3 Meter Höhe. Die Pflanzabstände in einem Kordon sollten etwa 2 bis 3 Meter betragen.
Reihen- und Spalierpflanzung: Bei dieser Art der Kultivierung sollte der Mindestabstand etwa 2 Meter betragen. Legen Sie mehr Wert auf die Begrünung als auf den Ernteertrag, so können Sie den Abstand zwischen den einzelnen Weinrebengewächsen auch auf 1 Meter reduzieren.
Vermehrung
Weinreben lassen sich problemlos durch Absenker und über Stecklinge vermehren. Das europaweite Pflanzverbot von Weinreben-Stecklingen gilt übrigens nur für den kommerziellen Anbau und den privaten innerhalb von Weinbaugebieten. Um die Resistenz der Pflanzen gegenüber Rebläusen zu fördern, dürfen nur veredelte Weinreben in diesen Gebieten kultiviert werden. Dennoch ist von Vorteil, wenn Sie auf Jungpflanzen aus einer nahe gelegenen Gärtnerei zurückgreifen. Diese Sorten sind klimatisch Ihrem Standort angepasst, zudem können Sie direkt beim Fachmann mehr über die Pflege dieser speziellen Sorte in Erfahrung bringen.
Die Vermehrung durch Absenker funktioniert nur, wenn der Weinrebenstock tiefer liegende Triebe am Stamm aufweist. Im Spätsommer einen Trieb zum Boden hinabbiegen und an einer Stelle etwa 5 Zentimeter lang leicht mit einem Messer einritzen. Dort werden die Wurzeln ausgebildet. Bedecken Sie diese Stelle ungefähr 3 bis 4 Zentimeter tief mit Substrat. Der Absenker ist einerseits noch mit der Mutterpflanze verbunden, der Rest des Triebs ragt aus dem Boden heraus. Bis zum kommenden Frühjahr hat der Zweig ein eigenes Wurzelgeflecht ausgebildet und kann vom älteren Weinrebenstock abgetrennt werden.
Stecklinge können Sie im Frühjahr vom Rebstock abschneiden. Wählen Sie dafür einen starken, leicht verholzten Trieb aus und kürzen Sie diesen auf etwa 15 Zentimeter ein. Bis auf 6 Blattpaare wird alles Laub radikal entfernt und das Triebende leicht angeschrägt. Stecken Sie den vorbereiteten Trieb in mageres Substrat ein und halten Sie das Erdreich gleichmäßig feucht. Nicht immer bilden sich zuverlässig Wurzeln aus, ziehen Sie deswegen mehrere Stecklinge gleichzeitig.
Schneiden
Über den professionellen Schnitt von Weinreben lässt sich ein Fachbuch schreiben. Doch natürlich können Sie die Pflege auch einfacher gestalten.
- Der Rebschnitt erfolgt Mitte Februar bis Anfang März.
- Im ersten Pflanzjahr die Weinrebe nicht zurückschneiden.
- Alle Geiztriebe (Seitentriebe) konsequent entfernen.
- Im 2. Frühjahr den Leittrieb auf die gewünschte Höhe zurücktrimmen.
- Im Sommer alle 3 bis 4 oberen Triebe einkürzen.
- Für einen höheren Fruchtertrag die Fruchtstände im Sommer ausdünnen.
- Schneiden Sie die Triebe immer nur zwischen den Augen.
Der Zeitpunkt spielt beim Schneiden von Weinreben eine wichtige Rolle. Um ein Ausbluten der Pflanze zu verhindern, erfolgt das Entfernen und Einkürzen der Triebe deswegen im zeitigen Frühjahr. Dann steht das Gewächs noch nicht im vollen Saft und kann die entstandenen Wunden rasch verschließen.
Überwintern
Eine ertragreiche Weintraubenernte erhalten Sie nur in gemäßigten, warmen Klimazonen. Um auch in kälteren Regionen resistente und winterfeste Pflanzen zu erhalten, ist ein Kauf in einer Gärtnerei vor Ort wichtig. Oder aber Sie ziehen einen Steckling aus Nachbars Garten selbst. Achten Sie dabei jedoch auf die gesetzlichen Bestimmungen, denn in Weinanbaugebieten dürfen auch in privaten Gärten nur veredelte Weinreben kultiviert werden.
- Schützen Sie in den ersten zwei Jahren das untere Ende der Weinreben mit einem speziellen Vlies.
- Eine dicke Schicht aus Reisig, Humus oder Rindenmulch ausbringen.
- Kübelpflanzen an einem kühlen, hellen Ort überwintern.
Sorten
Folgende Weinreben-Sorten sind besonders beliebt und für den privaten Anbau geeignet:
Lakemont
Gängige Traubensorte aus Amerika mit mittelgroßen, gelben Beeren. Die Trauben sind kernlos und gelten als überaus widerstandsfähig gegenüber Pilzerregern und Mehltau.
Olimpiada
Diese Sorte eignet sich besonders für winterharte Regionen. Ebenfalls tolerant gegenüber Mehltau.
Boskoops Glory
Empfehlenswert für kalte Anbaugebiete. Die Sorte ist mehltauresistent und besitzt blaue Trauben.
Regent
Als überaus tolerant gegenüber Kälte und Mehltau erweist sich diese, blau-traubige Weinreben-Sorte.
Rosso
Auch diese blaue Sorte ist ideal für klimatisch ungünstige Orte. Das markante Merkmal dieser Weinrebe ist das Laub, welches sich blutrot verfärbt.
Muscat bleu
Für kalte Standorte geeignet. Die schwarzen, frühreifen Tafeltrauben besitzen einen leichten Muskatgeschmack.
Weitere mehltauresistente Vitis Sorten
- Venus, blaue Beeren.
- Georg
- Glenn d´Oro, ideal für Kübelpflanzung.
- Schwarze Trauben
- Century
- Garant
- Palatina
Krankheiten und Schädlinge
Echter und falscher Mehltau
Eine ungünstige Witterung und durch Pflegefehler geschwächte Weinreben sind anfällig für Mehltau-Erreger. Der falsche Mehltau verbreitet sich bevorzugt bei einer nasskalten Witterung, was ihm auch die Bezeichnung “Schlechtwetterpilz” eintrug. Blätter befallener Weinreben zeigen braune bis graue Verfärbungen, auf der Unterseite des befallenen Laubs ist der typische Sporenrasen sichtbar. Echter Mehltau hingegen weist eine leicht wegwischbare, mehlartige Substanz auf der Blattoberfläche auf. Auch ist diese Art des “Echten Rebenmehltaus” fast ausschließlich während der heißen Sommermonate aktiv. Beide Mehltau-Sorten überwintern auf der Wirtspflanze.
- In der Nähe zum Haus gepflanzte Weinreben sind weniger anfällig für den falschen Mehltau.
- Greifen Sie auf mehltauresistente Sorten zurück.
- Entfernen Sie befallene Pflanzenteile sofort.
- Bei einem schweren Befall auf Fungizide aus dem Fachhandel zurückgreifen.
Reblaus
Besonders Wurzelrebläuse können immensen Schaden an den befallenen Weinreben verursachen. Um den Ausfall von Ernteerträgen zu umgehen, werden in den Weinanbaugebieten nur noch veredelte Rebstöcke kultiviert. Eine Bekämpfung der verschiedenen Reblaus-Arten mit Insektiziden ist schwierig und langwierig, kultivieren Sie deswegen nur veredelte Weinreben.
Roter Brenner
Dieser Pilzerreger führt zu Blatt- und Fruchtverlust, zuvor treten farbige Flecken auf der Oberfläche des Laubs auf. Der Pilz überwintert im abgefallenen Herbstlaub, entfernen Sie deswegen bei einem Befall welke Blätter und entsorgen Sie diese über den Hausmüll. Auch stark befallene Weinreben komplett entsorgen, eine Bekämpfung mit Hausmitteln oder Fungiziden ist nicht möglich. Als vorbeugende Maßnahme können Sie lediglich ab Mai chemische Produkte ausbringen.
Rebenpockenmilbe
Pockenartige Wölbungen auf der Blattoberseite sind ein Anzeichen für den Befall mit der Gallmilbe. Die Tiere überwintern ebenfalls in und an der befallenen Pflanze, Bekämpfungsmaßnahmen sind nur selten erforderlich.
Häufig gestellte Fragen
Die Blätter meiner Weinrebe weisen pelzartige, weiße Flecken auf, was ist das?
Neben Mehltau und der Rebenpockenmilbe sind auch Spinnmilben nicht gegen Weinreben abgeneigt. Trockene und warme Sommertage fördern einen Befall mit diesen nur wenige Millimeter großen Insekten. Erhöhen Sie die Feuchtigkeit an besonders heißen Tagen, indem Sie die Weinrebe mit Wasser abspritzen. Haben sich die Zellsaft saugenden Tiere bereits eingefunden, können Sie diese mit verdünnter Seifenlauge oder einem verdünnten Sud aus Brennnesseljauche bekämpfen.
Die Trauben und Blätter vertrocknen langsam vollständig im Sommer, wo liegt das Problem?
Hanglage und ein stark verdichteter Boden können manchmal die Ursache dafür sein, dass selbst das Wurzelwerk älterer Weinrebenstöcke keine Feuchtigkeit im Boden findet. Ist das der Fall, sollten Sie das Substrat an der Pflanzstelle einebnen und mit Rindenmulch abdecken.