Ja, der Flieder (bot. Syringa), speziell der Gemeine Flieder (bot. Syringa vulgaris), ist trotz seiner Giftigkeit ein gern gesehener Gast in den deutschen Gärten, was besonders an den zahlreichen Blüten und dem charakteristischen Duft liegt. Dabei verstecken sich im Ölbaumgewächs zahlreiche Inhaltsstoffe, die nicht für den Verzehr geeignet sind und zu unangenehmen Beschwerden führen können.
Giftiger Flieder: Inhaltsstoffe
Syringin
Syringin ist ein Glykosid, das erstmals im Jahr 1841 aus Syringa gewonnen wurde und in der ganzen Pflanze vorkommt; am häufigsten jedoch in der Rinde, den Blättern und anderen grünen Pflanzenteilen. In den Fliederblüten ist Syringin nur wenig vorhanden, trägt aber zum Giftcocktail bei. Es sorgt für einen bitteren Geschmack und soll somit Fressfeinde abschrecken, die sich an dem Gehölz laben wollen.
Sambunigrin
Bei Sambunigrin handelt es sich um ein Glykosid der Blausäure, das besonders giftig ist und sich hauptsächlich in den Beeren und grünen Pflanzenteilen befindet. Diese sind auch der giftigste Teil an der Pflanze, da beim Verzehr der rohen Beeren Blausäure freigesetzt wird, die sich negativ auf zahlreiche Körperfunktionen auswirken kann. Da sie nur zu geringen Anteilen enthalten ist, geht keine tödliche Gefahr von ihnen aus.
Anisaldehyde
Diese Aromaverbindung gehört zum Benzaldehyd und ist ebenfalls giftig, wenn auch so gering dosiert, dass das Aldehyd nur schwach bemerkbar ist. Sie ist Bestandteil der ätherischen Öle und ist nicht nur in den Fliederblüten, sondern auch in anderen Pflanzen wie Anis oder Fenchel enthalten.
Alpha-Pinen
Dieses Terpen gehört ebenfalls zu den ätherischen Ölen des Flieders und der Fliederblüten und ist reizend auf die Atemwege, Schleimhäute und Augen. Werden zu viele von Alpha-Pinenen eingenommen, kommt es zu Nieren- oder Nervenschäden. Da die Pinene im Flieder nicht so hoch konzentriert sind, müssten Sie regelmäßig große Mengen der Pflanze verzehren, um diesen Effekt einzuläuten.
Ätherische Öle
Die ätherischen Öle, zu denen die Anisaldehyde und Alpha-Pinene gehören, sind nicht wirklich giftig, können aber bei Berührung eine allergische Reaktion ausführen. Giftig ist der Flieder ohne Zweifel, doch verteilen sich die Inhaltsstoffe stark zwischen den einzelnen Pflanzenteilen. So sind die Inhaltsstoffe in den Fliederblüten am geringsten, während sie in den Früchten und Samen am höchsten konzentriert sind. Die anderen Pflanzenteile reihen sich von ihrer toxischen Wirkung zwischen diese zwei Extreme.
Sind Kinder gefährdet?
Obwohl der Flieder über verschiedene giftige Inhaltsstoffe verfügt, ist die Gefahr auf eine Vergiftung aufgrund der geringen Konzentration für Erwachsene, Senioren und selbst sensible Menschen nur beim Verzehr äußerst hoher Mengen gegeben. Da Syringa äußerst bitter schmeckt, halten sich der Verzehr in Grenzen; außer bei Kindern. Die Geschmacksnerven von Babies und Kleinkindern sind noch nicht so gut ausgeprägt und daher knabbern Kinder gerne auf den Blättern herum, essen die Beeren im rohen Zustand oder nehmen die Rinde in den Mund.
Das kann zu den folgenden Symptomen führen:
- Erbrechen
- Durchfall
- Übelkeit
Werden die Fliederblüten verspeist, fällt die Vergiftung noch recht schwach aus, doch sollten Sie Ihr Kind niemals in der Nähe eines Flieders alleine spielen lassen oder erklären, dass sie von diesem keine Pflanzenteile essen sollten. Vor allem sollte auf die Samen und Beeren verzichtet werden. Zeigt Ihr Kind Vergiftungserscheinungen, sollten Sie es unbedingt Wasser oder Tee trinken lassen, Ruhe bewahren und Ihre Kinder vorsichtshalber zum Arzt fahren.
Wirkung auf Katzen
Katzen vergiften sich häufiger an den Fliedergewächsen, da sie nicht wissen, um was für eine Pflanze es sich hierbei handelt. Da Katzen von Natur aus neugierig sind, aber ihre natürlichen Instinkte über die Jahre der Domestizierung verändert haben, kauen sie gerne auf Blättern, Trieben und der Rinde von Pflanzen herum. Dies führt wiederum zu einer Aufnahme der Inhaltsstoffe, die sich anschließend im Verdauungstrakt ausbreiten.
Folgende Symptome können dabei auftreten:
- Erbrechen
- Durchfall
- Kreislaufprobleme
- Speicheln
Da Hauskatzen viel kleiner und leichter als Menschen sind, reichen bei ihnen schon kleine Mengen aus um vergiftet zu werden. Da der Geschmackssinn aber gut ausgeprägt ist, halten sich die Samtpfoten häufig fern von dem Ölbaumgewächs.
Wirkung auf Hunde
Auf Hunde wirkt das Gift der Fliederblüten und anderer Pflanzenteile genauso wie auf Katzen, nur ist der Geschmackssinn der Hunde etwas schlechter ausgeprägt als die der Stubentiger. Da Hunde zudem gerne auf Stöcken kauen, können sie sich beim Spielen vergiften. Die Rinde enthält ausreichend Inhaltsstoffe, die über den Speichel in den Körper gelangen. Je nach Hunderasse ist die toxische Wirkung höher, zum Beispiel bei einem Dackel im Vergleich zu einem Husky.
Wirkung auf andere Tiere
Auch wenn die Fliederblüten giftig sind, haben Pferde kein Problem mit den Inhaltsstoffen. Sie können sogar große Mengen der gesamten Pflanze verzehren, ohne sich zu vergiften. Aus diesem Grund müssen Sie sich keine Sorgen machen, dass der Fliederstrauch in direkter Nähe zur Pferdekoppel gefährlich ist. Kaninchen und Hasen dagegen meiden Syringa komplett, da ihr feiner Geruchssinn die enthaltenen Bitterstoffe und ätherischen Öle als unangenehm einstuft. Das heißt, Sie können Ihre Langohren in aller Ruhe in der Nähe eines Flieders grasen lassen.