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Dutzende Arten der unglaublich artenreichen Orchideen werden kultiviert, und die meisten davon sind keine Anfänger-Orchideen. Allerdings auch eher im Spezialhandel zu bekommen als im “Blumenladen um die Ecke”; was dort an Orchideen angeboten wird, fällt sehr oft unter den Begriff Anfänger-Orchideen. Robuste, pflegeleichte Art-Hybriden, die nachfolgend vorgestellt werden, samt Überblick zur Pflege vor und nach der Blüte.
Orchideenpflege für Anfänger
Vor der Beschreibung der Orchideenpflege für Anfänger steht logisch die Beschreibung der Orchideen für Anfänger – damit Sie wissen, ob Ihre Orchidee Thema des Artikels ist oder ob Sie sich gleich der Spezial-Pflegegruppe für die seltene XY-Orchidee anschließen können. Seltene Orchideen sind nämlich alles andere als selten: Orchideen, botanisch Orchidaceae, Orchideengewächse, stellen nach den Korbblütlern die zweitgrößte Familie der Bedecktsamer (“Blütenpflanzen”).
Dennoch tauchen nur wenige Arten auf dem Markt auf, weil weltweit nur ein Bruchteil davon kultiviert wird. Im deutschen Orchideen-Fachhandel noch ein paar weniger, und auf dem deutschen Massenmarkt taucht nur noch eine Handvoll von Orchideen-Arten auf, meist in Form von Hybriden.
Unter diesen in Massen gehandelten Orchideen haben sich einige Arten als besonders pflegeleicht im deutschen Klima erwiesen, sie werden deshalb gerne und häufig gehandelt. Das sind die typischen Anfänger-Orchideen, die von den gängigen Bezugsquellen angeboten werden:
- Beallara-Hybriden, Mehrgattungskreuzung aus Brassia, Cochlioda, Miltonia, Odontoglossum, Höhe 30-60 cm, sternförmige Blüte
- Burrageara-Hybriden, Mehrgattungskreuzung aus Miltonia, Odontoglossum, Oncidium, Cochlioda, Höhe mit Blütenstand bis 60 cm, hellrote/rote Blüte
- Cattleya-Hybriden, Herkunft Südamerika, Höhe 15-50 cm, große Blüten bis 20 cm in kräftigen Farben
- Colmanara-Hybriden, Mehrgattungshybride aus Miltonia, Odontoglossum, Oncidium, Höhe 50-80 cm, rote, gelbe und zweifarbige Blüten in großer Zahl am Stängel
- Cymbidium-Hybriden, Kahnorchidee, Herkunft Südostasien, Höhe bis 1 m + Miniformate, Blüten in allen Nuancen an langen Blütenständen
- Miltonia und Miltoniopsis, Stiefmütterchen-Orchideen, Herkunft Kolumbien, Brasilien, Höhe 30-40 cm, blüht in allen Varianten der üblichen Orchideenfarben
- Odontoglossum-Hybriden, Herkunft Südamerika, Höhe 40-80 cm, schön gemusterte Blüten mit Flecken, Muster und Streifen und allen Farben außer Grün
- Oncidium-Hybriden, Herkunft Mittel- und Südamerika, Höhe 15-40 cm, gelb, rotrosa, weiß gesprenkelte Blüten (heute mit Odontoglossum zusammengelegt, aber häufig unter den alten Namen gehandelt)
- Paphiopedilum-Hybriden, Frauenschuh, Herkunft Südostasien, Höhe 20-30 cm, bis zu 20 Blüten in vielen Farben am Stängel
- Phalaenopsis-Hybriden, Malayenblume, Herkunft Philippinen, Indonesien, Indien, Australien, Höhe 20-50 cm + Minis, weiße, gelbe, rosa, rote, lila Blüten
In anderen Bereichen der Kulturpflanzen sind Hybriden ein wenig verschrien, weil ihnen bei der Zucht gegenüber der schlichten Naturform z. B. größere und buntere Blüten “verpasst” werden, aber andere lebenswichtige Qualitäten (Widerstandsfähigkeit, Langlebigkeit) dafür auf der Strecke bleiben.
Bei den Orchideen ist das anders: An den Blüten kann (bis auf ein wenig Beeinflussung der Farben und Muster) nicht so viel verbessert werden, prächtige kompliziert geformte Blüten in unzähligen Farben und Formen bringt die gesamte Familie der Orchideengewächse mit. Die “Königinnen der Blütenpflanzen” haben ein ganz anderes Problem: Ihre Fans klagen über ihre Empfindlichkeit. Ausgewiesenes Zuchtziel ist deshalb Robustheit; die Anfänger in der Orchideenpflege tun gut daran, mit diesen Hybrid-Formen zu beginnen, die anfängliche Pflegefehler gewöhnlich viel leichter verzeihen als reine Naturformen.
Pflege nach der Blüte
Die artenreichsten Gattungen der Orchideen sind in tropischen Regionen zu Hause, und alle gerade genannten Anfänger-Orchideen gehören zu diesen artenreichsten tropischen Gattungen der Orchideen.
Da diese Orchideen (fast) blühend verkauft und verschenkt werden, kommt als erstes die Pflege nach der Blüte auf Sie zu. Im Allgemeinen ist folgendes zu beachten:
- Orchideen mit Bulben bekommen nach der Blüte gewöhnlich eine Ruhepause
- Je nach Blütezeit findet diese meistens, aber nicht immer im Winter statt
- Vertrocknete Blüten abschneiden, nicht düngen, wenig giessen, kühler halten als sonst
- Zum Beispiel ins Schlaf- oder Gästezimmer stellen, bei Temperaturen von 15 bis 16 Grad
- Ruhezeit endet mit dem neuen Jahrestrieb nach wenigen Wochen oder mehreren Monaten
- Manche der Bulben-Orchideen beginnen sofort nach oder während der Blüte zu wachsen
- Sie werden nach Entfernen der vertrockneten Blüten weiter gegossen und gedüngt
- Falls nötig, jetzt auch umgetopft
- Phalaenopsen, Paphiopedilum und andere Orchideen-Arten ohne Bulben ruhen nicht
- Sie wachsen das ganze Jahr über und werden immer gleich gepflegt, “durchkultiviert”
- Wenn die Pflege stimmt, können sie das ganze Jahr über blühen
- Wenn sie geblüht haben, wird der Blütenstand nicht gleich nach dem Abblühen entfernt
- Alles was noch grün ist, kann bei diesen Orchideen neue Blüten bringen
Sorte, Blütezeit, Pflege nach der Blüte
Nun vom Allgemeinen zum Besonderen:
- Beallara-Hybriden: Blütezeit Frühjahr und Herbst, Ruhepause nach der Blüte
- Burrageara-Hybriden: Blütezeit Frühjahr und Herbst, Ruhepause nach der Blüte
- Cattleya-Hybrident: Blütezeit Winter bis Frühjahr, nach dem Verblühen 2 Monate lang trocken halten
- Colmanara-Hybriden: Blütezeit Frühjahr und Herbst, Ruhepause nach der Blüte
- Cymbidium-Hybriden, Kahnorchidee: Blütezeit August bis Mai, Kälte und Trockenheit führen zum Blütenansatz
- Miltonia, Stiefmütterchen-Orchidee: Blütezeit Miltonia Frühsommer, Sommer; nach Verblühen Ruhezeit (kühler gestellt, besprüht, nicht gegossen) bis zum Neuaustrieb
- Miltoniopsis, Stiefmütterchen-Orchidee: Blütezeit Herbst, Winter; nach Verblühen Ruhezeit (kühler gestellt, besprüht, nicht gegossen) bis zum Neuaustrieb
- Odontoglossum-Hybriden: Blütezeit September bis April, nach der Blüte kühler und trocken halten
- Oncidium-Hybriden: Blütezeit Herbst bis Frühjahr, danach ausgiebige Ruhezeit, bis zum Blütenansatz trocken halten
- Paphiopedilum-Hybriden, Frauenschuh: keine Bulben, brauchen keine Ruhezeit
- Phalaenopsis-Hybriden, Malayenblume: keine Bulben, brauchen keine Ruhezeit
Tropische Orchideen: Pflege vor der Blüte
Nach der Blüte ist vor der Blüte. Jede Orchidee braucht einfach eine gute Rundum-Pflege, wenn die Nach-Blüten-Versorgung abgeschlossen ist und die Pflanze beginnt, sich auf die nächste Blüte vorzubereiten.
Richtig pflegen bedeutet allgemein:
- Viel Licht, aber keine volle, direkte Sonne
- Viel Feuchtigkeit, aber keine stehende Nässe
- Keine stehende, sondern zirkulierende Luft
- Der richtige Standort für die jeweilige Art
- Fast immer ist die Fensterbank gen Norden oder Osten besser geeignet als die gen Süden
- In ihrer Heimat liefern kurze heftige Regengüsse die Feuchtigkeit
- Die meisten Orchideen haben deshalb Speicherorgane in Blättern, Stängeln, Bulben gebildet
- Die das Wasser festhalten für trockene Zeiten
- Deshalb in größeren Abständen, dann aber gründlich gießen
- Zu viel Wasser im Übertopf abgießen
- Oder Übertopf 5 bis 10 min im Wasser tränken und dann 15 min abtropfen lassen
- Drainage aus Steinen oder Blähton auf dem Topfboden einfügen
- Pflanzen gelegentlich besprühen
- Aber nur tagsüber, weil die Blätter trocken in die Nacht gehen sollen
- Im Sommer Pflanzen im Zweifel mit einer Sonnenschutzfolie am Fenster schützen
- Im Winter nie Fenster angekippt lassen, Pflanzen können in eiskalter Luft schnell erfrieren
- Alle zwei bis vier Jahre müssen Orchideen umgetopft werden
- Das geschieht nach der Blüte, wenn die Blütenstiele braun gewordenen sind
- Blütenstiele abschneiden, von den Wurzeln altes Pflanzmaterial entfernen
- In neues Orchideen-Substrat setzen und frühestens nach vier Wochen wieder düngen
In Bezug auf Licht, Luftfeuchtigkeit, “Appetit” auf Dünger und Wasser haben die oben vorgestellten Hybriden je nach Abstammung und Zuchtlinie leicht unterschiedliche Bedürfnisse, die in den Kulturanleitungen an der Pflanze spezifiziert werden.
Orchideen im Garten
Auch in der gemäßigten Zone haben sich ein paar Arten von Orchideen entwickelt, je ca. 250 in Europa, Ostasien und Nordamerika. Im Zuge der aktuellen Bewegung zu “mehr Natur im Garten” wird gerade die heimische Pflanzenwelt wieder entdeckt, mit ihr die heimischen Orchideen.
Frauenschuhe und Händelwurzen, Hohlzungen und Hundswurzen, Knabenkräuter, Kohlröschen, Ragwurzen, Waldhyazinthen, Nestwurzen, Nornen, Stendelwurzen und Waldvöglein – bei den einheimischen Orchideen gibt es noch viele schöne und erfreulich unproblematische Blütenpflanzen zu entdecken.
Wenn Sie den Frauenschuh schon von der Fensterbank kennen, könnten Sie mit diesen zarten Schönheiten auch im Garten beginnen. Während die tropischen Fensterbank-Frauenschuhe gehören zur Unterfamilie Cypripedioideae, in den gemäßigten Klimazonen ist die Gattung Cypripedium mit immerhin rund 50 Arten verbreitet.
Diese Frauenschuhe blühen einmal jährlich für etwa sechs bis acht Wochen, mehrtriebig oder mit immer wieder neuen Knospen am Ende des Blütentriebs. Wenn trockene Blütenstiel abgeschnitten werden, bilden sich neue Blütentriebe. Halbschattiger bis schattiger Standort, ein wenig handelsüblicher Gartendünger oder Orchideendünger in der Saison (in schwacher Dosierung), mehr Blüten- oder sonstige Pflege brauchen die winterharten Erdorchideen nicht.
Häufig gestellte Fragen
Wie erfahre ich, ob und wann wann meine nicht näher benannte Orchidee eine Ruhepause zur Blütenbildung braucht?
Wenn Sie keine Kulturanleitung erhalten haben, sollten Sie mit dieser Orchidee am besten in den nächsten Fachhandel marschieren und sie bestimmen lassen. Es geht ja nicht nur um die Blüte, Sie müssen überhaupt wissen, welche Orchideenart Sie bei sich zu Hause gut über die Runden bringen wollen … Wenn Sie mit der blühenden Orchidee im Winter zur Bestimmung losziehen, packen Sie die Pflanze gut ein, Orchideen sind wirklich sehr kälteempfindlich.
Blütenpflege hin oder her, meine Orchidee blüht trotzdem nicht?
Dann war es wohl die falsche Blütenpflege – vielleicht weil Sie eine Diva erworben haben, die mit der üblicherweise beschriebenen Pflege nicht gut zurechtkommt. Meist steht die Blütenverweigerung im Zusammenhang mit der Ruhepause, die zu kurz, zu lang, zur falschen Zeit angesetzt wurde. Ruhepausen müssen nämlich nicht immer nach der Blüte eingelegt werden, viele Orchideen brauchen die Ruhe vor der Blüte. Vielleicht haben Sie auch während der Ruhezeit gedüngt, zu viel Wasser gegeben, die Orchidee zu hohen Temperaturen ausgesetzt.