Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.
Orchideen sind besonders pflegeintensive Pflanzen, welche ursprünglich in tropischen Regenwäldern auf Bäumen wachsen. Normalerweise braucht die exotische Orchidee keinen regelmäßigen Rückschnitt, jedoch können bei falscher Pflege diverse Pflanzenteile verkümmern. Lesen Sie in diesem Ratgeber, wie Sie Orchideen richtig schneiden.
Zeitpunkt
Für das Beschneiden der Orchidee ist der richtige Zeitpunkt von großer Bedeutung, damit die Pflanze nicht unnütz beschädigt wird oder sogar nach dem Schnitt abstirbt. Gesunde Luftwurzeln und andere grüne und blühende Pflanzenteile dürfen auf keinen Fall abgeschnitten werden, da diese für das Wachstum der Orchidee sehr wichtig sind. Wenn die Luftwurzeln nicht mehr in das Pflanzgefäß hinein passen und stark herauswachsen, muss in ein größeres Gefäß umgetopft werden. Die folgenden Bedingungen bestimmen den richtigen Zeitpunkt für das Beschneiden:
- nichts Grünes abschneiden, weder Stiel noch Wurzeln
- solange Wurzelspitze und Stiele noch grün sind, leben diese
- nur Vertrocknetes und Verfaultes abschneiden
- eingetrocknete Luftwurzeln vorsichtig entfernen
- nach Blütezeit beschneiden, Pflanze ist dann weniger anfällig
Rückschnitt
Generell sind nur die Pflanzenteile abzuschneiden, welche bereits komplett abgestorben sind. Aus diesem Grund ist eine eingehende Untersuchung der Orchidee vor dem Schnitt sehr wichtig, um der empfindlichen Pflanze keine unnötigen Schäden zuzufügen. Ein starker Rückschnitt stellt nur im Notfall die letzte Lösung dar, wenn die Orchidee kränkelt und eine revitalisierende Verjüngung braucht:
- abgestorbene Pflanzenteile sind vollständig gelb, vertrocknet, verfault (matschig und durchscheinend) oder bereits komplett braun
- noch nicht bei der ersten Verfärbung den Rückschnitt durchführen
- Wartezeit von einigen Wochen einhalten, damit Pflanzenteile beim Schnitt wirklich abgestorben sind
- auf gar keinen Fall gesunde Luftwurzeln und andere Partien abschneiden oder diese verletzen
- professionelles und sauberes Werkzeug benutzen
- nicht zu viel abschneiden, vorsichtig vorgehen
- richtig durchgeführter Schnitt unterstützt die Blütenbildung und lässt die Orchidee fülliger und kompakter wachsen
Schneidewerkzeug
Beim Schneiden der Orchidee sollten niemals dreckige oder stumpfe Schneidewerkzeuge benutzt werden. Diese erzeugen nachteilige Quetschungen, welche der Orchidee extrem schaden können. Die sensiblen Pflanzen erholen sich oft nicht wieder von diesen Verletzungen und gehen komplett ein. Das gilt es beim Schneidewerkzeug zu beachten:
- stets Schneidewerkzeuge mit sehr scharfer Klinge verwenden
- ideal sind medizinische Skalpelle und Teppichmesser
- scharfe Messer verhindern Quetschungen an der Abschnittsstelle
- nur sauberes Werkzeug nutzen, im Vorfeld desinfizieren
- untauglich sind Haushaltsscheren und Rosenscheren
Desinfizieren
Bevor die Orchidee mit einer Schere oder einem Messer bearbeitet wird, muss das verwendete Schneidewerkzeug gründlich desinfiziert werden. Nur mit einer vorherigen Desinfektion lässt sich die Übertragung von Bakterien und Viren vorbeugen, genauso wie der Befall mit Parasiten und Pilzen. Diese Vorgehensweise hat sich beim Desinfizieren bewährt:
- für Desinfektion sind Spiritus und andere hochprozentige Alkoholika geeignet
- vor Rückschnitt Schneidewerkzeug in kochendem Wasser auswaschen
- alternativ Klinge des Schneidewerkzeugs mit einem Feuerzeug abbrennen
- Vorgang des Desinfizierens während des Beschneidens öfter wiederholen
- speziell wenn faulige oder erkrankte Pflanzenteile zu beschneiden sind, muss wiederholt desinfiziert werden
Schutz der Schnittstellen
Zum Schutz sollten die Schnittstellen nach dem Beschneiden versiegelt werden, damit diese vor schädlicher Austrocknung, Fäulnis oder dem Infizieren mit Bakterien und Viren geschützt sind. Ideal ist eine professionelle Versiegelungspaste, welche entweder aus dem Fachhandel bezogen oder in Eigenregie hergestellt wird. Des Öfteren werden die Schnittstellen einfach nur mit Kohle- oder Schwefelpulver bepudert, diese Vorgehensweise ist jedoch nicht ausreichend und bietet keinen dauerhaften Schutz für die Orchideen. Diese Aspekte sind beim Schutz der Schnittstellen zu beachten:
- frische Schnittstellen unbedingt direkt nach dem Beschneiden versiegeln
- Versiegelungspaste schützt die Schnittstellen vor schädlichen Infizierungen
- Zutaten für selber hergestellte Versiegelungspaste: Holzkohle, Muschelschalen, Tumericpulver (alternativ Hennapulver), Taninpaste (alternativ Paste aus Eichen- oder Kastanienrinde)
- es wird außerdem ein Mörser und ein Grill oder kleiner Steinofen gebraucht
Blätter, Blüten und Stiele
Bei guter Pflege und passenden Standortbedingungen ist normalerweise das Zurückschneiden der Orchideen nicht erforderlich, auch bleibt der Stamm nach dem Abfallen der verwelkten Blüten und Blätter noch grün und muss deshalb nicht geschnitten werden. Oft bildet die zarte Pflanze auch an anscheinend verkümmerten Stämmen abermals neue Triebe aus, deshalb ist ein radikaler Rückschnitt nicht anzuraten. Vielmehr sollte die Pflanze mit etwas Zeit und Muße beobachtet werden und das Beschneiden nur als allerletzte Lösung fungieren:
- Schere oder Messer nur im Notfall ansetzen
- nur abgestorbene Blätter und Blüten entfernen, entweder sind diese gelb, matschig oder bereits vertrocknet
- gesunde und grüne Pflanzenteile unbedingt an Pflanze belassen
- Blätter fallen in der Regel von alleine ab oder lassen sich per Hand herausziehen
- Orchideen verliert zwischendurch ein paar Blätter, dies ist ganz normal
- großflächiger Blattverlust deutet auf Krankheiten und Schädlingsbefall hin
- Blüten fallen nach Austrocknen ganz von alleine ab, brauchen deshalb kein Beschneiden
- Krankheitsbedingt kann es vorkommen, dass Stamm nicht mehr zu retten ist
- bei starken, braunen Verfärbungen am Stamm ist dieser zu beschneiden
- Stiel so weit herunterschneiden, bis keine braunen Stellen mehr zu sehen sind
- Stiel 1-2 cm oberhalb vom Auge der Pflanze zurückschneiden
Eintriebige und mehrtriebige Orchideen
Bei den Orchideen gibt es sowohl eintriebige als auch mehrtriebige Pflanzen. Wenn ein Trieb nach der eigentlichen Vegetationsphase nicht mehr weiter wächst und das Rhizom stattdessen einen neuen Spross ausbildet, zählt diese Orchidee zu den eintriebigen Arten. Bildet die Orchidee aber an ihrer durchgehenden Achse verschiedene Blütenstängel aus, dann handelt es sich um eine mehrtriebige Pflanze. Darauf sollten sind beim Beschneiden von eintriebigen und mehrtriebigen Orchideen zu beachten:
- eintriebige Arten sind unter anderem die Paphiopedilen
- bei eintriebigen Orchideen blüht Blütentrieb nur einmal, stirbt danach komplett ab
- dieser kann nach Blüte an seiner tiefsten Stelle problemlos abgeschnitten werden
- mehrtriebige Arten sind unter anderem die Phalaenopsis
- bei mehrtriebigen Orchideen fallen die Blüten von alleine ab
- es bleibt dann der leere Stängel zurück, zunächst weist dieser noch eine grüne Farbe auf
- diesen noch nicht entfernen, da sich hier wieder neue Blüten ausbilden können
- erst entfernen, wenn Stängel komplett braun, dürr und trocken geworden ist
- ist nur ein Stück der Rispe braun, den Schnitt oberhalb des noch lebenden Abschnittes ansetzen
Luftwurzeln
Die Luftwurzeln der Orchideen dienen sowohl der Wasser- als auch der Nährstoffaufnahme aus der Luft. Darüber hinaus stabilisieren die Luftwurzeln die zart besaiteten Pflanzen und fixieren diese auf dem jeweiligen Pflanzsubstrat. Die meisten Hobbygärtner sind sich der wichtige Rolle der Luftwurzeln nicht bewusst und beschneiden diese ohne Rücksicht auf das Befinden der Orchidee. Starke und tiefgehende Rückschnitte führen jedoch in den meisten Fällen zu Schäden und Beeinträchtigungen bei der Gesundheit und dem Wachstum. Wenn die Luftwurzeln überhand nehmen, dann deutet dieser Umstand auf Probleme bei der Kultivierung hin. In der Regel bekommt die Pflanze nicht genug Nährstoffe zugeführt und sucht diese dann abseits vom Gefäß. Darüber hinaus kann die starke Ausbildung von Luftwurzeln auf eine Verdichtung des Pflanzsubstrates hinweisen, in diesem Fall ist die Sauerstoffaufnahme blockiert. Die folgenden Kriterien sind bei den Luftwurzeln sehr wichtig:
- Luftwurzeln sind von schwammartiger Zellschicht umgeben, diese nicht verletzen
- Zellen nehmen lebenswichtiges Wasser auf, saugen sich voll damit
- Zellschicht nimmt sowohl beim Gießen als auch bei hoher Luftfeuchtigkeit Wasser auf
- über diese Zellen wird die Feuchtigkeit an die Orchidee abgegeben
- außerhalb des Pflanzgefäßes sollte die Orchidee nicht mehr Wurzeln ausbilden als im Substrat
- extreme vertrocknete Luftwurzeln deuten auf zu niedrige Luftfeuchtigkeit hin
- Pflanze regelmäßig mit Wasserzerstäuber einsprühen
- Alternative: Verdunstungsschalen aufstellen
Beschneiden beim Umtopfen
Das Umtopfen der Orchideen kann für einen verjüngenden Rückschnitt der Wurzeln genutzt werden, dieser sorgt für einen kräftigen Wuchs und eine prachtvolle Blüte. Nach dem Umtopfen hat die Orchidee ein größeres Platzangebot, um neue und gesunde Wurzeln auszubilden. Beim Umtopfen der Orchideen kann es jedoch durchaus passieren, dass der Wurzelballen im alten Pflanzgefäß feststeckt und sich nur schwierig aus diesem lösen lässt. Wenn dies der Fall sein sollte, ist Vorsicht anzuraten, um die Wurzeln nicht unnötig zu beschädigen:
- Orchidee alle 2-3 Jahre umtopfen
- Gelegenheit nutzen und beim Umtopfen abgestorbene Wurzeln direkt abschneiden
- dürre und angefaulte Wurzeln nach Entfernen der Erde vorsichtig mit scharfer Schere oder Messer abtrennen
- gesunde Wurzeln nicht beschädigen, um Orchidee zu schonen
- feststeckenden Wurzelballen nicht mit Gewalt aus dem Pflanzgefäß lösen
- um Wurzeln nicht zu verletzen, das alte Gefäß vorsichtig aufschneiden
- beim Aufschneiden extrem umsichtig vorgehen und nur das Gefäß öffnen
- für Umtopfen sind durchsichtige Spezialtöpfe ideal, da diese mehr Licht an die Wurzeln heranlassen
Häufig gestellte Fragen
Ideal ist das Beschneiden nach der Blütezeit, damit sich die Orchidee schnell wieder erholen kann. Außerdem sollten nach dem Erscheinen von welken oder angetrockneten Blättern, Blüten und Wurzeln 1-3 Wochen verstreichen, damit diese Pflanzenteile wirklich ganz abgestorben sind. Oft erholen sich scheinbar leblose Partien aufs Neue und erstrahlen in ihrer alten Pracht.
Eine zu starke Ausbildung von Luftwurzeln ist in der Regel ein Zeichen dafür, dass die Luftfeuchtigkeit des Standortes zu gering ist. Diese übermäßige Ausbildung der Luftwurzeln lässt sich vermeiden, indem die betroffenen Orchideen regelmäßig mit lauwarmem Wasser besprüht werden und somit die Luftfeuchte angehoben wird.
Beim Umtopfen sollten für den neuen Blumentopf keine allzu großen Gefäße ausgesucht werden, denn hier finden die Pflanzen nach dem Rückschnitt der Wurzeln keinen guten Halt mehr. Ideal ist eine allmähliche Vergrößerung des Gefäßes, damit die Orchideen stets den besten Rückhalt bekommen und sich trotz verkürzter Wurzeln erneut prächtig entwickeln können.