Wenn Orchideen schimmeln, besteht dringender Handlungsbedarf. Die natürlichen Abwehrkräfte der tropischen Blütenschönheiten reichen nicht aus, um sich hartgesottenen Schimmelsporen zu erwehren. Ohne gezielte Gegenmaßnahmen durch die Hand des Gärtners sind die Tage jeder Orchidee gezählt, wenn sich Schimmel an Substrat und Luftwurzeln ausbreitet. Auftakt der Rettungsaktion ist eine beherzte Sofortmaßnahme, gefolgt von fundierten Strategien zur Vorbeugung gegen erneuten Schimmelbefall. Dieser grüne Ratgeber geleitet Sie Schritt für Schritt durch das bewährte Maßnahmenpaket mit praktischen Tipps & Tricks. Das ist zu tun, wenn Orchideen schimmeln.
Schimmel-Schnelltest
Weißer Belag impliziert nicht zwangsläufig, dass Orchideen unter Schimmelbefall leiden. Wo hartes, kalkreiches Wasser aus der Leitung fließt und zum Gießen verwendet wird, lagern sich Rückstände ab auf dem Substrat. Es handelt sich um harmlose Verkrustungen aus Kalk, Mineralien und Düngesalzen. Vor allem an Orchideen auf der Fensterbank über einem aktiven Heizkörper ist dieses Phänomen zu beobachten. Gieß- oder Tauchwasser steigt durch den Wurzelballen auf, verdunstet auf dem Substrat und hinterlässt einen weißlichen Belag, der an Schimmel erinnert. Bevor Sie umfangreiche Gegenmaßnahmen einleiten, führen Sie einen Schimmel-Schnelltest durch. So einfach verschaffen Sie sich Gewissheit:
- Streichholz, Zahnstocher oder ähnliches Holzstäbchen zur Hand nehmen
- mit der Spitze ein wenig vom suspekten Belag abkratzen
- harte, krümelige Konsistenz signalisiert Kalkablagerungen
- weiche, flaumige bis schleimige Konsistenz entlarvt Schimmel
Mineralische Ablagerungen sind kein Grund zur Besorgnis und ein rein ästhetisches Manko. Sie schaffen das Problem aus Welt, indem Sie das beanstandete Substrat mit einer Pflanzenschaufel abtragen. Die entfernte Erdschicht wird erneuert mit frischem Substrat. Weißer, flaumig-weicher Belag erfordert demgegenüber weitreichende Gegenmaßnahmen. Lesen Sie im Folgenden, was zu tun ist.
Umtopfen – Soforthilfe gegen Schimmel
Hat ein Schnelltest aufgedeckt, dass Ihre Orchideen schimmeln? Dann sollten Sie zeitnah aktiv werden, damit sich die Schimmelsporen nicht weiter ausbreiten auf andere Zimmerpflanzen, sich an den Wänden ansiedeln oder die Atemluft kontaminieren. Im ersten Schritt tragen Sie betroffene Orchideen ins Freie. An der frischen Luft werden verdächtige Pflanzenteile entfernt, Kultur- sowie Übertopf gereinigt und die exotische Blume umgetopft. Was Sie dazu benötigen und wie Sie sachkundig vorgehen, erläutert folgende Anleitung:
Materialbedarf
- frische Orchideenerde
- anorganisches Drainage-Material, wie Blähton, Tonscherben oder Lavagranulat
- scharfe, desinfizierte Schere mit Bypass-Mechanik (zwei scharfe Schneiden)
- Handschuhe, gegebenenfalls Atemschutz
- Essigwasser, Bürste, Schwamm
Anleitung
Legen Sie Handschuhe und Atemschutz-Maske an. Daraufhin topfen Sie die schimmelige Orchidee aus. Schütteln Sie das ausgediente Substrat ab. Festsitzende Erdbrocken entfernen Sie bitte mit den Fingern. Nehmen Sie nunmehr den substratfreien Wurzelballen in Augenschein. Luftwurzeln mit weißem Belag oder verdächtigen, weißlichen Stellen schneiden Sie ab. Legen Sie die Orchidee beiseite und widmen sich der Reinigung von Kultur- und Übertopf mit Essigwasser.
Sind alle Schimmelpilze von Substrat und Luftwurzeln eliminiert, topfen Sie die Orchidee ein. Legen Sie im transparenten Kulturtopf eine fingerdicke Drainage an zum Schutz vor Staunässe. Darüber füllen Sie eine bis zwei Handvoll frische Erde ein. Umfassen Sie die Orchidee am Wurzelhals mit Ihrer dominanten Hand. Mit einer Drehbewegung setzen Sie den Wurzelballen in den Topf. Während Sie die Pflanze mit einer Hand stabilisieren, füllen Sie mit der anderen Hand das restliche Substrat ein. Idealerweise bleibt die bisherige Pflanztiefe erhalten. Stoßen Sie den Kulturtopf hin und wieder auf die Tischplatte, damit sich die groben Substratkomponenten gleichmäßig verteilen. Zum guten Schluss gießen Sie die umgetopfte Orchidee an oder gönnen ihr ein lauwarmes Tauchbad. Stellen Sie die Pflanze für einige Zeit unter Quarantäne, bis ein erneuter Schimmelbefall ausgeschlossen werden kann.
Schimmel sachkundig vorbeugen
Ein Übermaß an Feuchtigkeit ist die Wurzel allen Übels, wenn Orchideen schimmeln. Umtopfen als Sofortmaßnahme löst das Problem nur vorübergehend, wenn Sie die Ursache nicht ermitteln und aus der Welt schaffen. Stellen Sie bitte die Wasserversorgung auf den Prüfstand, damit sich Schimmelsporen nicht erneut an Substrat und Luftwurzeln ausbreiten. So beugen Sie Schimmel an Orchideen sachkundig vor:
- nur gießen oder tauchen bei fühlbar angetrocknetem Substrat
- im Zweifel häufiger besprühen, statt zu gießen oder zu tauchen
- während einer Blüh- und Wachstumspause oder im Winter schlückchenweise gießen
- einmal jährlich umtopfen in frische Orchideenerde
Eine kontinuierliche Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent entzieht listigen Schimmelsporen die Lebensgrundlage. Mit diesem Wert können auch die meisten Orchideen sehr gut leben. Sofern Sie mit Schimmel an Substrat und Luftwurzeln hadern, messen Sie zukünftig die Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen nach mit einem Hygrometer, um bei zu hohen Werten mit einem Luftentfeuchter regulierend einzugreifen.
Häufig gestellte Fragen
Ist Schimmel an Orchideen giftig?
Schimmel ist in der Natur allgegenwärtig. Es handelt sich um Pilze, die auf, in oder von absterbenden organischen Stoffen leben. Dabei leisten die Schimmelpilze einen wichtigen Beitrag zum Gleichgewicht für das Ökosystem. Primär die Schimmelarten der Gattungen Aspergillus, Alternaria und Penicillium fühlen sich in heimischen Blumentöpfen bestens aufgehoben. An Standorten, wie Substrat und Luftwurzeln von Orchideen können Schimmelpilze gesundheitliche Schäden verursachen, wenn deren Sporen von Mensch und Tier über die Raumluft eingeatmet werden. Die Folge sind hartnäckige Schimmelpilzallergien, die Betroffenen das Leben schwer machen.
Auf den Blättern meiner Orchideen breitet sich weißer Belag aus. Handelt es sich um Schimmel? Was kann ich tun?
Eine mehlig-weiße Schicht auf Orchideenblättern deutet auf einen Befall mit Mehltau hin. Dabei handelt es sich um eine häufige Pflanzenkrankheit, die durch Schlauchpilze und nicht durch Schimmelpilze verursacht wird. Charakteristisch für Mehltau sind weiße Flecken auf den Ober- oder Unterseiten der Blätter. Im weiteren Verlauf färben sich die Infektionsstellen gelblich bis braun, breiten sich über das gesamte Blatt aus, sodass es abstirbt und zu Boden fällt. Schneiden Sie stark befallene Blätter ab. Anschließend besprühen Sie die kranke Orchidee wiederholt mit einem Mix aus frischer Milch und weichem Wasser im Verhältnis 1:5.
Ein weißer Flaum bedeckt die Wurzeln meiner Phalaenopsis. Das Substrat ist nicht betroffen. Leidet meine Orchidee unter Schimmelbefall?
Von diesem Phänomen berichten zahlreiche Phalaenopsis-Gärtner. In der Tat handelt es sich nicht um Schimmel oder eine ähnliche Pflanzenkrankheit. Wichtigstes Indiz ist, dass sich der weiße Flaum auf die Wurzeln beschränkt und nicht auf das Substrat übergreift. Vielmehr sprießen hauchzarte Wurzelhärchen, ausgesendet auf der Suche nach Feuchtigkeitsresten. Der weiße Flaum zieht sich zurück, wenn es für die Orchidee kein Wasser mehr zu ergattern gibt. Silbrig-glatte Wurzeln sind für den Gärtner das Signal, dass die Schmetterlingsorchidee jetzt gegossen werden möchte.