Viele Orchideengärtner sind von Zweifeln geplagt in Bezug auf die optimale Wasserversorgung. Es steht die Frage im Raum, ob Orchideen besser zu gießen oder zu tauchen sind? Verfechter der jeweiligen Verfahrensweise führen kontroverse Diskussionen, die bei Zimmergärtnern die Unsicherheit noch verstärken.
Anerkannte Orchideen-Experten haben nunmehr eindeutig für die Tauchmethode Position bezogen. Warum das so ist, verdeutlicht diese Anleitung fürs Tauchbad. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, Orchideen gekonnt zu gießen. Lesen Sie hier, wie Sie Ihre Orchideen richtig wässern.
Anleitung Tauchbad
Bester Zeitpunkt für ein Tauchbad Ihrer Orchideen ist während der Morgenstunden. Auf diese Weise steht den anspruchsvollen Pflanzen ein ausreichendes Zeitfenster zur Verfügung, um gut anzutrocknen, bevor am Abend und in der Nacht die Temperaturen fallen.
Vorbereitungsarbeiten
Bevor Sie sich dem Wässern Ihrer Orchideen widmen, stehen folgende Vorbereitungsarbeiten auf dem Programm:
- Plastikwanne oder Eimer an einen Platz stellen, der vor Sonne geschützt ist
- frisches, zimmerwarmes Wasser einfüllen (alle 14 Tage zusätzlich flüssigen Orchideendünger)
- Messbecher, Kanne oder großes Glas bereitstellen
- saugfähiges Küchentuch griffbereit neben die Wanne legen
Damit nach dem Tauchen überschüssiges Wasser ungehindert abtropfen kann, sind ein Gitter oder eine einrollbare Abtropfhilfe praktisch, wie sie als Küchenutensilien gerne verwendet werden. Diese werden einfach über das Waschbecken oder die Spüle gelegt, wo das restliche Tauchwasser ablaufen kann. Ebenso nützlich erweist sich eine mit Kieselsteinen, Blähton oder Styroporkügelchen gefüllte Schale.
Sofern Sie einen speziellen Orchideen-Übertopf mit Podest im Inneren verwenden, können Sie auf eine zusätzliche Abtropfhilfe verzichten. Tropfwasser kann sich auf dem Topfboden sammeln, ohne dass die Gefahr von Staunässe besteht.
Tauchen – so machen Sie es richtig
Für ein Tauchbad als Wasserversorgung sind eingetopfte und substratlose Orchideen gleichermaßen geeignet. Im Anschluss an die Vorbereitungsarbeiten gehen Sie so vor:
- transparenten Kulturtopf aus Übertopf nehmen
- am Topfrand erfassen und leicht schräg halten
- langsam ins Wasser bis unterhalb vom Wurzelhals eintauchen
- parallel dazu von oben angießen mit Wasser aus Becher oder Kanne
- für 3 bis 5 Minuten tauchen
- Topf herausheben und abtropfen lassen
- Wasser in den Blattachseln mit Küchenpapier entfernen
Angießen von oben trägt maßgeblich dazu bei, dass grobe Substratbestandteile nicht ausgeschwemmt werden. Wenn diese Maßnahme nicht ausreicht, drücken Sie mit einer Hand leicht auf die Oberfläche des Substrats. Aufsteigende Luftblasen signalisieren, dass Wurzeln und Erde das Wasser aufnehmen.
Wurzelnackte Orchideen lösen Sie dort ab, wo die Pflanzen aufgebunden oder fixiert sind. Tauchen Sie alle Wurzeln für etwa 3 Minuten ins Wasser. Legen Sie eine getränkte Orchidee auf die Abtropfhilfe, bevor Sie die Pflanze erneut anbinden oder aufhängen. Zuvor kontrollieren Sie bitte, ob sich letzte Wasserreste in den Blattachseln befinden, um diese mit einem Stück Küchenpapier aufzusaugen.
Neuankömmlinge separat tauchen
Ungeachtet aller Zustimmung aus Fachkreisen ist das Tauchbad von Orchideen mit einem Risiko behaftet. Werden nacheinander mehrere Orchideen ins Wasser getaucht, können pathogene Erreger übertragen werden. Im Fokus stehen neu erworbene Orchideen, die unsichtbare Viren im Gepäck haben könnten. Es stehen folgende zwei Strategien zur Wahl, um das Infektionsrisiko zu umgehen:
- neue Orchideen in den ersten Wochen gesondert tauchen
- nach jedem Tauchbad das Wasser wechseln
Letztere Methode ist zweifellos die aufwändigere Variante, gewährleistet indes den besten Schutz. In der Praxis gut bewährt hat sich das separate Tauchbad für Neuankömmlinge, bis sich ihr einwandfreier Gesundheitszustand erwiesen hat.
Wann Sie gießen sollten
Mangelt es Ihnen an Zeit für ein ausgedehntes Tauchbad? Dann sollten Sie Ihre Orchideen ausnahmsweise gießen, bevor Sie die kapriziösen Blütenschönheiten der Gefahr von Trockenstress aussetzen. Primär an heißen Sommertagen, wenn Ihre Orchideen sich in floralem Prachtkleid präsentieren, schreitet die Verdunstung rasch voran. Bis zum Abend oder nächsten Morgen können bereits irreversible Schäden infolge von Wassermangel entstanden sein. So gießen Sie Orchideen, wenn es einmal pressiert:
- Gewichtstest durchführen, um tatsächlichen Gießbedarf zu verifizieren
- Gießkanne mit langer Tülle mit frischem, weichem Wasser befüllen
- Wasser unmittelbar auf Substrat laufen lassen
Laufen erste Wassertropfen in den Untersetzer, ist der akute Durst Ihrer Orchidee gestillt. Kontrollieren Sie zum guten Schluss, ob sich kein Wasser auf dem Topfboden oder im Untersetzer angesammelt hat, was in fataler Staunässe resultiert.
Wasserbedarf erkennen
Wenn Orchideen das Zeitliche segnen, ist das Dilemma in der Regel nicht auf die favorisierte Methode der Wasserversorgung zurückzuführen, solange diese richtig angewendet wird. Hauptursache ist ein falscher Gieß-Rhythmus. Ignorieren Sie Hinweise auf Steckschildchen an Orchideen im Baumarkt oder beim Discounter, die regelmäßiges Wässern alle 7 Tage empfehlen. Eine Orchidee in voller Blüte inmitten des Hochsommers hat einen markant anderen Wasserbedarf, als eine ruhende Pflanze zur Winterzeit.
Ein einfacher Gewichtstest gibt eine belastbare Antwort, ob Sie Ihre Orchidee wässern sollten oder nicht. Heben Sie den transparenten Kulturtopf aus dem Übertopf heraus. Fühlt sich die Pflanze leicht an, möchte Ihre Orchideen gewässert werden. Phalaenopsis signalisieren ihren Wasserbedarf zusätzlich mit silbrig schimmernden Wurzeln.
Ein schwergewichtiger Topf, grüne Wurzeln und eine beschlagene Innenwand weisen darauf hin, dass bis zum nächsten Wässern noch einige Tage vergehen sollten. Ergeben Gewichtstest und Sichtung der Wurzeln kein eindeutiges Resultat, vertagen Sie die nächste Wassergabe bitte auf jeden Fall. Handeln Sie nach der Faustregel: Orchideen vertragen kurzzeitige Trockenheit besser, als ein Übermaß an Nässe.
Sonderfall Orchitop
Werden Orchideen im innovativen Orchitop kultiviert, erübrigt sich die Entscheidung zwischen Gießen oder Tauchen. Die speziellen Kulturgefäße besitzen eine Wand aus Stäben. Distanz und Stabstärke sind so beschaffen, dass die Wurzeln mit Licht und Luft ausreichend versorgt werden. Grobes Orchideensubstrat kann nicht herausrieseln. Dennoch bleibt das Wurzelgeflecht unsichtbar.
Zu einem Orchitop gehört ein farblich passender Untersetzer, gefüllt mit Blähton oder Seramis. Für eine korrekte Wasserversorgung obliegt dem Orchideengärtner lediglich die Aufgabe, diesen Untersetzer regelmäßig aufzufüllen. Blähton oder Seramis verhindern, dass sich Staunässe bildet im Wurzelballen. Fernerhin erzeugt das verdunstende Wasser ein lokales, feuchtes Mikroklima, das Orchideen sehr behagt.
Wasserqualität beachten
Liebevolles Tauchen und moderates Gießen sind ebenso wichtig, wie die Qualität des Wassers. Orchideen sind beheimatet in tropischen Regenwäldern. Zumeist gedeihen die Blumen epiphytisch hoch oben in Baumkronen mächtiger Urwaldriesen und fangen den Regen ein mit ihren Wurzeln.
Im Unterschied zum Leitungswasser enthält Regenwasser wenig bis keinen Kalk und ist angenehm warm. Traktieren Sie Ihre Orchideen bitte nicht mit eiskaltem Wasser aus der Leitung, wenn es einen Härtegrad von mehr als 7 dH aufweist. Den Wert in Ihrer Region können Sie beim Wasserwerk nachfragen.
Fließt kalkhaltiges, hartes Wasser aus Ihrer Leitung, unterziehen Sie es bitte einer einfachen Vorbehandlung. Folgende Methoden bereiten Leitungswasser auf, damit es zum Tauchen oder Gießen von Orchideen geeignet ist:
- Premium-Lösung: Regenwasser sammeln und auf Raumtemperaturen bringen
- Leitungswasser in Behälter füllen und einige Tage stehen lassen
- alternativ mithilfe eines Wasserfilters entkalken
- wahlweise abkochen und über Nacht abkühlen lassen
Destilliertes Wasser fungiert als weitere Option für die Verwendung als Gieß- und Tauchwasser für kalkempfindliche Orchideen unter der Maßgabe, dass es mit normalem Leitungswasser vermischt wird. Das richtige Mischungsverhältnis richtet sich nach dem Härtegrad. Auf 2 Liter mittelhartes (7,3 bis 14 dH) Leitungswasser geben Sie 1 Liter destilliertes Wasser. Auf 1 Liter hartes Leitungswasser (14 bis 21,3 dH) geben Sie 2 Liter destilliertes Wasser.