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Olivenbäume sind in Deutschland leider nur fast winterhart, obwohl der Klimawandel hart daran arbeitet, die deutschen Lande mit dem Klima eines gepflegten Olivenhains zu überziehen. Ob deshalb gerade überall Olivenbäume verkauft werden, möglichst noch mit großem Hinweisschild “Freilandolive”?
Eine im Freiland und nicht im Gewächshaus gezogene Olive ist sicher robuster und für die Kultur im unwirtlichen Deutschland zu bevorzugen. Aber bei uns muss sie dann im Kübel gehalten und überwintert werden, im größten Teil Deutschlands für immer, in ein paar klimaverwöhnten Regionen die ersten Jahre bis zum Auspflanzen.
Olivenbaum im Winter
- Oliven haben sich unabhängig voneinander an mehreren Orten entwickelt
- Ausschließlich an warmen Orten: Mittelmeergebiet, Naher Osten, Südafrika
- Die ersten Olivenbäume wurden vor rund 6000 Jahren auf dem “fruchtbaren Halbmond” (Jordanien, Syrien, Türkei, Iran, Irak) kultiviert
- Und seitdem in Unterarten (Zuchtlinien) und Zuchtsorten weiterentwickelt
- Die meisten Olivenbäume brauchen mindestens mediterranes Klima, USDA-Winterhärtezone 9 (Minimaltemperatur -6,6 °C)
- Keine Chance in Deutschland, das mit Winterhärtezonen 8a bis 6 kälter beginnt und noch kälter endet
- Einige wenige Zuchtsorten des Olivenbaum zeigen eine bessere Kältetoleranz
- Allerdings auch erst als erwachsene, kräftige Pflanzen, ihre Jugend verleben alle “deutschen Oliven” im Kübel
Die richtige Olive
Egal ob Ihre Olive immer in einem Kübel wohnen soll oder ob Sie mit dem Gedanken spielen, den Olivenbaum später eventuell auszupflanzen: Die Kübel-Olive wird sich besser entwickeln, wenn Sie einen gesunden, kraftstrotzenden Olivenbaum kaufen; bessere Chancen beim Auspflanzen haben Sie, wenn Sie einen für Kultur in Deutschland gezogenen Olivenbaums kaufen.
Darauf kommt es an beim Kauf eines Olivenbaums (für deutsches Klima und überhaupt) an:
- Der Olea europaea ist in Bezug auf Nutzung durch Menschen der einsame Star in der Gattung Olea (Ölbäume)
- Er schenkt uns seit Tausenden von Jahren Oliven-Früchte, Speiseöl, Brennstoff (Presskuchen) und Holz
- Und er hat einen beachtlichen Zierwert
- Um diesen Dekorationswert geht es bei den “deutschen Olivenbäumen”, weil Ernte kaum zu erwarten ist
- Denn alle Kulturgebiete für Olivenbäume liegen in etwas wärmeren Klima als Deutschland zu bieten hat
- Für die Olivenbäume eine Herausforderung (Früchte könnten nur mit unverhältnismäßigem Aufwand zur Reife gebracht werden)
- Die nicht alle Unterarten und Zuchtsorten der Olivenbaums sehr gut meistern
- Allein im Mittelmeerraum gibt es aber über 1.000 Zuchtsorten
- Die fast alle kultiviert und verkauft werden …
- Kauf bei einem seriösen Händler ist damit lebenswichtig für den Olivenbaum
- Der Ihnen Oliven einer für Deutschland geeigneten Art/Sorte verkauft
- Der Ihnen Olivenbäume verkauft, die einen botanischen Namen haben
- Der selbst aufzieht und den Olivenbaum dabei abhärtet
- Oder den Aufzuchtort kennt, der abhärtet, und Ihnen diesen Aufzuchtort auch gerne verrät
- Ein Olivenbaum-Spezialist wird den Neuling umfassend über Haltung und Pflege informieren
- Und ihm alle Fragen beantworten, die danach noch offen sind
- Sie können darauf vertrauen, dass der Baum in einem Klima gezogen wurde, das dem deutschen ähnlich ist
- Sie können darauf vertrauen, dass der Baum frei von Pilzen und Olivenkrebs ist
- Sie können sich den gesunden, kräftigen Baum gerne vor dem Kauf ansehen
- Sie erhalten meist eine Garantie auf Ihren Olivenbaum
- Und immer eine Adresse, unter Sie für Nachfragen Menschen erreichen können
Junge Olive überwintern
Der normale Olivenbaum wächst in USDA-Winterhärtezone 8 bis 10, die kältetoleranteren Zuchtsorten z. B. für deutsches Klima wachsen auch noch in Winterhärtezone 7. USDA bedeutet United Staates Department for Agriculture oder United Staates Landwirtschaftsministerium, das die Winterhärtezonen aufgestellt hat, die sich inzwischen im internationalen Pflanzenhandel als Standard durchgesetzt haben. Winterhärtezone 8 bedeutet maximale Kältetoleranz bis −12,2 °C (10: −1,1 °C); Winterhärtezone 7 bedeutet maximale Kältetoleranz bis −17,7 °C.
Das alles gilt für erwachsene, gesunde, kräftige Olivenbäume, die den Minimaltemperaturen auch erst ohne Schäden standhalten, wenn sie sich schon mindestens eine Saison gut einwurzeln konnten. Und natürlich nur für Olivenbäume im Freiland, es geht um die Bodentemperaturen einer großen zusammenhängenden Erdmasse (namens Land oder Gartenboden) und nicht um “ein paar Erdkrümel” im Kübel.
Junge Oliven halten einen Bruchteil dieser Kältegrade aus und leben deshalb in Deutschland (erst einmal) im Kübel. Sie müssen natürlich auch in diesem Kübel überwintern, so könnte das funktionieren:
- Die empfindliche Jungpflanze braucht Schutz und muss deshalb im Haus überwintert
- Unter annähernd gewohnten Bedingungen: Deutliches Absinken der Wintertemperaturen
- Die immergrünen Olivenbäume tolerieren ein Maximum von 18 und ein Minimum von 5 °C
- Das Winterquartier sollte so hell wie möglich sein
- Das perfekte Winterquartier ist ein mäßig geheizter, verglaster Wintergarten
- Am besten mit UV-durchlässiger Verglasung
- Sonst eben mit normaler Verglasung, als Garage, Treppenhaus
- Gegenüber Mittelmeer-Licht “Dunkeltuten”, weshalb die Olive möglichst lange im Freien bleiben darf
- Abhärtung fürs Auspflanzen: Jedes Jahr ein wenig später einräumen
- Aber die “paar Erdkrümel” im Kübel kühlen schnell durch und frieren auch schnell – Also nicht zu lange warten
- Wenn es kühler wird, Wasser schleichend reduzieren, Düngen einstellen
- In der Ruhepause braucht der immergrüne Olivenbaum gelegentlich etwas Wasser
- Je kälter und dunkler er steht, desto weniger, aber die Wurzel darf nicht austrocknen
- Das Winterquartier sollte öfter gelüftet werden, sonst droht Pilzbefall
- Im Frühling frühstmöglich ausräumen
- An einem trübem Tag, der Olivenbaum muss erst langsam an die Sonne gewöhnt werden
- Bewässerung hochfahren, ab Beginn des Austriebs mit dem Düngen starten
- Menschen ohne passende Räumlichkeiten: Überwinterungsservice bemühen
- Überwinterung im warmen Innenraum ist purer Stress für die Olive
- Egal ob sie mit künstlichem Pflanzenlicht durchkultiviert wird oder im dunklen Keller überleben soll
- Im Zweifel besser die dunkle (aber kühle) Variante wählen
- Die Blätter werden dann fallen, aber meist kommen im Frühjahr neue …
Erwachsene Olive überwintern
Wenn ein Olivenbaum jahrelang bei besten Bedingungen im Kübel überwintert wurde, ist er irgendwann eine so stattliche Pflanze, dass Umräumen ins Winterquartier nur noch mit schwerem Gerät zu bewerkstelligen wäre. Solche Olivenbäume werden vor Ort überwintert, und ihr Winterschutz wird “um sie herum” gebaut. Mit gedämmtem Sockel, gut kälteisoliertem Kübel und ev. einem übergebauten Gewächshaus, Heizschläuchen, Wärmestrahlern; im Internet finden Sie viele kreative Vorschläge und Baupläne.
Die Alternative wäre Auspflanzen, momentan noch eine viel zu riskante Angelegenheit, als dass sie empfohlen oder hier beschrieben werden könnte. Den momentanen Stand des Olivenanbaus in Deutschland können Sie hier: www.mainolivenhain.de/Docs/Vorbilder.html#Geschichte lesen,
die auch in dieser Hinsicht zukunftsträchtigsten Sorten lernen Sie nun kennen:
Potenziell winterharte Sorten
Der “Olea europaea” aus der Gattung der Ölbäume und der Familie der Ölbaumgewächse hat sich in einigen Unterarten entwickelt. Die potenziell winterharten Sorten kommen vom echten Olivenbaum:
Der Echte oder Europäische Olivenbaum und Stammvater aller Zuchtsorten heißt als Unterart des Olea europaea ganz genau botanisch “Olea europaea subsp. europaea”, weil es weitere subspecies gibt.
Da es ein ebenso alter wie schwierig zu verwirklichender Traum ist, Olivenbäume nördlich ihrer Heimat zu kultivieren, gab es immer wieder Ansätze, Zuchtsorten mehr Kältetoleranz anzuerziehen. Im Laufe der Jahrhunderte sind die Olivenanbaugebiete Deutschland bereits etwas näher gerückt, wobei einige Zuchtsorten entstanden sind, die mehr Kälte vertragen als ihre Artgenossen:
1. In USDA-Winterhärtezone 7a (−17,7 °C) bis 6b (−20,4 °C) werden folgende Zuchtsorten der Olea europaea subsp. europaea eingestuft:
- ‘Aglandau’ hat sich schon in Azerbaijan, der französischen Provence und der Ukraine als gut kälteverträglich bewährt
- ‘Bouteillan’ ist auch aus der Provence als kälteresistent bekannt
- Cornicabra wird nur in Zone 8a (-12,2 °C) eingestuft, zählt aber nach neueren Untersuchungen der Uni Córdoba zu den winterhärtesten Oliven
- ‘Frantoio’ (‘Leccino’, ‘Lessini’) kommt als wichtige italienische Sorte aus der Toskana, wo es gelegentlich ziemlich kalt wird (aber s. 2.)
- ‘Olivastra Seggianese’ hat sich als separate Sorte auf einem italienischen Berg in frischem Klima entwickelt
- ‘Moufla’ soll trotz der Herkunft aus Südfrankreich bis zu -24 °C aushalten
- ‘Rougette de l’Ardèche’ gilt als eine der kälteverträglichsten französischen Sorten
2. Folgende Zuchtsorten werden häufig als winterhart verkauft, haben das aber nicht überall in Deutschland bestätigt:
- ‘Arbequina’ ist die bekannteste “winterharte Olive”, hält aber offiziell nur USDA-Zone 7b = -14,9 °C aus, s. a. gleich unten
- ‘Ascolana’ aus Mittelitalien ist offiziell in USDA-Winterhärtezone 9b (-3.8 °C) eingestuft
- ‘Cayon du Var’ hat seine Heimat in der Nähe von Nizza und kennt kaum Kälte unter kuschligen 5 °C
- Nach einem Kultur-Experiment der Uni Cordoba wurden folgende Sorten in Zone 8a (-12,2 °C) eingestuft:
- ‘Arbequina’, ‘Cornicabra’, ‘Empeltre’, ‘Frantoio’, ‘Hojiblanca’, ‘Manzanilla Cacereña’,‘Nevadillo de Jaén’, ‘Picual’
- Eine ebenso mäßige Winterhärte wird folgenden spanischen Sorten (in div. Quellen) zugesprochen:
- ‘Alfafara’, ‘Barouni’, ‘Carrasqueña’, Castellana’, ‘Farga’, ‘Lucca’, ‘Morisca’, ‘Morrut’, ‘Sevillenca’, ‘Verdeña’, ‘Verdial’
3. Selbstverständlich, aber der Vollständigkeit halber erwähnt: Während ein Teil der Nr.-2-Oliven noch in ausgesucht warmen Regionen Deutschland was werden können, sollten Sie um alle noch weiter südlich beheimatete Sorten einen großen Bogen machen.
Häufig gestellte Fragen
Mir ist eine Olive namens “Canino” als gut frosthart in Deutschland angeboten worden. Stimmt das?
Leider nicht, der Verkäufer hat wohl die Frosthärte der Pflanze (Kälte in der Heimat überleben) mit der Winterhärte (Kälte in fremdem Klima überleben) verwechselt. Mit der Winterhärte in Deutschland sieht es nicht so gut aus, Olea europaea ‘Canino’ kommt aus der Gegend um Canino, und das liegt in Latium, schon ziemlich weit südlich auf dem Stiefel … andere bekannte “Südkinder”: ‘Biancolilla’, ‘Bosana’, ‘Canino’, ‘Carolea’, ‘Cerasuola’, ‘Coratina’, ‘Dolce Agogia’, ‘Moraiolo’, ‘Nocelara de Belice’, ‘Rociola’ (unteres Mittel- bis Süditalien), ‘Blanqueta’, ‘Changlot’, ‘Cornezuelo’, ‘Gordal’, ‘Lechín’, ‘Morona’, ‘Picudo’, ‘Royal de Cazorla’, ‘Villalonga’ (Südspanien).
Gibt es nicht noch mehr Pflanzen in der Gattung Olea, die kultiviert werden können?
Können vermutlich ja, aber außer der echten Olive werden kaum weitere Ölbäume (außerhalb ihrer Heimat oder überhaupt) kultiviert, Olea europaea subsp. europaea scheint alle Bedürfnisse abzudecken. Die Weltpflanzenliste führt aktuell 5 Unterarten außer Olea europaea subsp. europaea: Olea europaea subsp. cerasiformis (aus Madeira), subsp. cuspidata (aus Afrika, Asien), subsp. guanchica (von den Kanaren), subsp. laperrinei (aus Algerien, Sudan, Niger) und subsp. maroccana (aus Marokko), die gelegentlich kultiviert werden, aber alle eher nicht gut für deutsche Verhältnisse geeignet sind.