Der Marienkäfer ist einer der wichtigsten Helfer im Garten, denn ein erwachsener Käfer kann bis zu 100 Blattläuse am Tag fressen. Ab dem Frühjahr bis zum Herbst tummeln sich vor allem in naturnahen Gärten unzählige dieser Helfer, doch im späten Herbst verschwinden sie plötzlich. In dieser Zeit halten sie Winterschlaf und das häufig gemeinsam in Gruppen. Damit der Siebenpunkt-Marienkäfer den Winter übersteht, braucht es eine gute Vorbereitung wie bei anderen Tieren, die in dieser Zeit schlafen. Helfen kann jeder Gartenbesitzer, indem geeignete Futterquellen und passende Winterquartiere zur Verfügung gestellt werden.
Lebenszyklus des Marienkäfers
Wach werden die Käfer im Frühjahr – je nach Temperatur kann dies bereits Ende Februar bzw. Anfang April der Fall sein. Nach dem Erwachen starten die Käfer sehr rasch mit der Paarung. Ein weiblicher Käfer kann bis zu 400 Eier legen. Die Eier werden bereits so abgelegt, dass die Larven später genügend Futter vorfinden. Auch im Larvenstadium werden Schadinsekten wie Blattläuse oder Spinnmilben als Futter bevorzugt. Nach fünf bis acht Tagen schlüpfen die Larven, die sich nach rund 30 bis 60 Tagen verpuppen. Die Entwicklung in der Puppe zum Käfer ist rasch abgeschlossen und in rund neun Tagen erblickt ein fertiger Käfer die Welt.
Über die gesamte Saison können so mehrere Populationen geboren werden, bis sich die Insekten im Herbst auf die Überwinterung vorbereiten. Heimische Marienkäfer halten vorwiegend Winterschlaf, es gibt aber auch Ausnahmen. Bei extremen Witterungen und tiefen Minusgraden können die Tiere zur Sicherheit auch in eine Winterstarre verfallen.
Nahrung im Herbst
Damit die Käfer überwintern können, müssen sie im Herbst ausreichend fressen, um ihre Fettdepots aufzufüllen. Daher ist es wichtig, dass im Herbst der Garten nicht zu früh geräumt wird. Die Käfer suchen, solange es noch warm ist, nach wie vor nach Futter. Wird ihnen die Nahrungsquelle genommen, weil etwa Pflanzen von Blattläusen befallen sind, die sowieso in ein paar Wochen dem Frost zum Opfer fallen, kann das den Käfern Probleme bereiten. Daher sollte auch im Herbst noch darauf geachtet werden den Käfern folgendes Nahrungsangebot zu bieten:
- Blattläuse
- Spinnmilben
- Wanzen
- Fransenflügler
- Blattwespenlarven
Überwinterung
Bei der Überwinterung gibt es unterschiedliche Formen, die von verschiedenen Arten bevorzugt werden. Der heimische Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata) bevorzugt eine Überwinterung hier und hält Winterschlaf bzw. -starre. Ebenfalls hier überwintert der zugewanderte Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis), der vom heimischen Siebenpunkt durch die deutlich häufigeren Punkte zu unterscheiden ist. Beide Arten fallen, sobald die Umgebungstemperatur etwa auf 5° – 10°C sinkt, in einen Winterschlaf
Daneben gibt es aber auch Arten, die das Klima im Winter überhaupt nicht schätzen. Der Grund dafür sind nicht ausschließlich die kalten Temperaturen, sondern dass die Temperaturen nicht konstant bleiben. Der Zweipunkt-Marienkäfer, der hier überwintern könnte, zieht deshalb Richtung Norden, wo konstantere Temperaturen im Winter herrschen.
Unterschied: Winterschlaf/Winterstarre
Winterstarre und -schlaf werden manchmal verwechselt. Ab einer Temperatur von 10° – 12°C fallen die Käfer in einen Schlaf. Dabei sind die Atmung und der Herzschlag verlangsamt. Zudem senkt sich die Körpertemperatur auf rund 5°C ab, damit sich die Insekten an die Umgebungstemperatur anpassen können. Dieses Reduzieren der Körperfunktionen dient dazu, dass die Insekten mit ihrem Depot, dass sie sich im Herbst angefressen haben, auskommen und von ihren Reserven zehren können.
Bei der Winterstarre hingegen greift das absolute Notprogramm der Insekten. Fallen die Temperaturen auf oder unter 0°C würde ihnen selbst das Erhaltungssystem zu viel Kraft kosten. Alleine die Temperierung des Blutes würde so viele Ressourcen verschlingen, dass sie den Winter nicht mit dem angefressenen Depot überstehen würden. Bei einer Starre werden alle Körperfunktionen noch mal auf ein Level von 3% – 5% heruntergefahren.
Gefahr durch Hungertod
Während die Käfer sehr tiefe Temperaturen sehr gut aushalten können, können schwankende Temperaturen für sie zur Lebensgefahr werden. Bereits ein oder zwei Tage im Winter reichen, um die Käfer aus dem Schlaf zu holen. Besonders problematisch sind Blumentöpfe, die ins Haus gebracht werden, wenn Frost droht. Bis es so kalt ist, dass empfindliche Pflanzen ins Haus geholt werden müssen, sind die Käfer schon längst im Schlaf-Modus.
Ist es in der Wohnung wieder warm, wird ihrem Organismus suggeriert, dass es wieder Frühling ist und sie wachen auf. In der Wohnung fehlen allerdings geeignete Nahrungsquellen und die Käfer sterben. Ähnlich ist es aber auch in der freien Natur. Länger anhaltende wärmere Temperaturen holen die Käfer aus dem Schlaf, doch fehlt ihnen auch dann die Nahrung, noch nicht in ausreichender Menge vorhanden ist.
Winterquartier
Die Wohnung ist alles andere als ein geeignetes Winterquartier. In der Natur gibt es jedoch zahlreiche Möglichkeiten, die den Käfern eine geeignete Unterkunft während der kalten Monate bietet. Gerne tun sie sich zu größeren Gruppen zusammen, die dann gemeinsam überwintern. Das hat den Vorteil, dass die Käfer die Körpertemperatur besser halten können und sich gegenseitig auch wärmen. Zudem müssen sie im nächsten Frühjahr nicht lange auf Partnersuche gehen, denn dieser hat im günstigsten Falle den Winter schon neben ihnen verbracht.
Diese Winterquartiere bevorzugen die Käfer:
- Laubhaufen
- Rindenspalten
- Baumhöhlen
- Moosschichten
- hohes Gras oder Gebüsch
- unter Steinen
Vor allem das Abbrennen von Laubhaufen im späten Herbst kostet vielen Käfern das Leben. Daher sollten Laubhaufen im Herbst so abgelegt werden, dass sie bis zum Frühjahr an diesem Ort bleiben können. Die Haufen bieten nicht nur Marienkäfern ein wichtiges Winterquartier, sondern auch anderen Tieren, wie Igeln.
Die Käfer finden in der Natur immer weniger Möglichkeiten zu überwintern. Deshalb verirren sie sich immer häufiger in Innenräume. Vor allem im Herbst, wenn noch die Fenster offenbleiben, verstecken sie sich in den Wohnungen. Wird dann wieder konstant geheizt, droht ihnen der Tod in den Wohnungen.
Marienkäfer im Haus
Die Käfer haben im Haus nichts zu suchen und müssen rasch in geeignete Winterquartiere. Eine kurze Zeit in der Wärme und auch Aktivität überstehen sie, sie müssen dann allerdings rasch wieder zurück in den Winterschlaf. Die größte Überlebenschance haben die Käfer, wenn sie kurzerhand wieder ins Freie gebracht werden. Wer einen Schuppen oder eine offene Garage hat, kann die Käfer auch dort an einem ungestörten Platz wieder aussetzen. Wichtig ist, dass die Bereiche offen sind und die Käfer jederzeit ins Freie können.
Die Käfer im Haus zu fangen ist nicht einfach. Besonders schwer wird es, wenn sich eine ganze Gruppe niedergelassen hat. Hier ist etwas Improvisation gefragt, damit die Käfer nicht verletzt werden. Die sicherste Methode ist, die Käfer abzusaugen. Dafür muss der Staubsauger jedoch entsprechend vorbereitet werden, denn würden die Käfer in den Beutel gesaugt, würden sie durch den Aufprall sterben. Daher muss der Sauger entsprechend präpariert werden:
- Socke über das Saugrohr stülpen
- Gummibund mit einem zusätzlichen Gummiband oder Klebeband am Rohr fixieren
- Socke in das Rohr stopfen
Nun können die Käfer mit der geringsten Saugleistung eingesaugt werden. Anschließend wird die Socke vorsichtig abgenommen und die Käfer an einen geeigneten Ort zum Überwintern gebracht.
Häufig gestellte Fragen
Sind Nisthilfen für die Überwinterung geeignet?
Nein, die meisten Überwinterungshilfen sind für Marienkäfer ungeeignet und werden von ihnen auch nicht angenommen. Das beste Winterquartier bietet noch immer die Natur und ein nicht sehr aufgeräumter Garten bietet ihnen viele Unterschlupfmöglichkeiten.
Können Marienkäfer in Innenräumen aufgezogen und überwintert werden?
Theoretisch könnten die Käfer in Innenräumen auch warm überwintern. Voraussetzung dafür ist, dass ihnen ein geeigneter Lebensraum und vor allem Futter geboten wird. Im Fachhandel gibt es Aufzuchtsets für die Käfer, die ihnen auch geeignete Nahrungsquellen zur Verfügung stellen. Eine Haltung der Käfer ist in Innenräumen allerdings sehr schwer und nur wenige der Insekten überleben.