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Neigt sich im Oktober ihre sommerliche Blütezeit dem Ende zu, sind Löwenmäulchen nur noch ein Bild des Jammers. Zumeist landen die kläglichen Reste jetzt auf dem Kompost, weil das morbide Verblassen der nostalgischen Blütenpracht den Blick auf ihre ausdauernde Konstitution verstellt. Diese Anleitung gibt Antwort auf die Frage nach der Winterhärte von Löwenmäulchen und gibt den Weg frei für eine mehrjährige Kultivierung. Lesen Sie hier, wie Sie die verschwenderischen Sommerblumen richtig überwintern.
Infos zur Winterhärte
Um die Winterhärte von Zierpflanzen fachmännisch zu beurteilen, werfen erfahrene Hausgärtner zunächst einen Blick auf die Herkunft. Tropische Pflanzen sind stets kälteempfindlich, während einheimische Stauden den mitteleuropäischen Winter zumeist gut überstehen. Für die meisten Löwenmäulchen-Arten im sommerlichen Blumenbeet liegt die Antwort leider nicht so eindeutig auf der Hand.
Die schönsten, großblütigen Arten, wie das Große Löwenmaul (Antirrhinum majus), sind beheimatet in den westlichen Regionen des Mittelmeeres, vornehmlich auf der Iberischen Halbinsel. Wie viele Zierpflanzen aus diesen Habitaten, können auch Löwenmäulchen leichten Frost schadlos überstehen. Primäre Voraussetzungen sind, dass die lokalen Standortbedingungen passen und adäquate Schutzmaßnahmen getroffen werden. Nach Einbruch des Winters sterben die krautigen Pflanzenteile ab.
Der Wurzelstock überwintert im Boden und treibt im nächsten Frühjahr frisch aus, vergleichbar mit einheimischen Stauden. Folglich steckt in zahlreichen Antirrhinum-Wildarten und deren Hybriden die Lebenskraft für eine Wiederholung des nostalgischen Blütenschauspiels. Da jedes Löwenmäulchen zugleich fleißig Samen im Beet verteilt, nimmt ihre Blütenfülle von Jahr zu Jahr sogar noch zu. Demgegenüber gedeihen die kleinblütigen, schmächtigen Löwenmäulchen im Nordwesten der Vereinigten Staaten zumeist einjährig, sodass sie in unseren Gärten nicht oder äußerst selten anzutreffen sind.
Richtig überwintern im Beet
Achten Sie beim Erwerb von Löwenmäulchen bitte darauf, dass es sich um eine winterharte Sorte oder Wildart handelt. Ein entsprechender Hinweis sollte auf dem Verkaufsetikett oder der Samentüte vorhanden sein. Wo dieser fehlt, handelt es sich wahrscheinlich um das einjährige Acker-Löwenmäulchen, eine nordamerikanische Sorte oder einen hochgezüchteten F1-Hybriden, denen allesamt die erwünschte Frost-Toleranz fehlt.
Alle anderen Löwenmäuler können Sie mit den folgenden Maßnahmen im Beet überwintern:
- Ab September nicht mehr düngen, damit die Pflanzen ausreifen
- Nach dem ersten Frost oder im zeitigen Frühjahr alle Stängel bis Handbreit über dem Boden abschneiden
- Die Wurzelscheibe anhäufeln mit Laub, Stroh und Nadelreisig
Schneiden Sie krautige Pflanzenteile bitte erst dann ab, wenn sie vollständig verwelkt sind. Bis dahin verlagern sich restliche Nährstoffe in den Wurzelstock. Von dieser Reserve profitieren die Kälteverträglichkeit sowie der Austrieb im nächsten Jahr. Indem Sie Löwenmäulchen die Gelegenheit zur Selbstaussaat geben, sorgen die Pflanzen in Eigenregie für den Fortbestand im Beet. Sollte in einem strengen Winter der Wurzelstock erfrieren, übernehmen Sämlinge die nächste sommerliche Blütezeit. Der späte Rückschnitt trägt ebenso dazu bei, wie der Verzicht auf Ausputzen verwelkter Blüten im Spätsommer.
Winterschutz in Topf und Blumenkasten
Mit bis zu 100 cm Höhe geben majestätische Löwenmäulchen im großen Kübel ein sommerliches Stelldichein, während sich Zwerg-Sorten im Blumenkasten in Szene setzen. Nicht zu vergessen die Kletterkünstler innerhalb der Gattung, die sich vom Topf aus an einer Rankhilfe bis 180 cm Höhe einen Weg bahnen. Den Winter können Löwenmäuler nur dann ohne Schaden überstehen, wenn ihnen folgende Schutzmaßnahmen zuteilwerden:
- Pflanzengefäße an einen wind- und regenschützten Standort verbringen
- Idealerweise vor eine Südwand oder in eine Mauernische stellen
- Vor dem ersten Frost mehrfach umwickeln mit Noppenfolie
- Zusätzlich mit Kokosmatten umhüllen, die den Gefäßrand um 10 cm überragen
- Zur Bodenisolation Töpfe und Blumenkästen auf Holz oder Styropor stellen
- Alle Triebe abschneiden bis auf einen Stängelrest von 5 bis 10 cm
- Das Substrat abdecken mit Herbstlaub, Sägespänen, Stroh und Reisig
Nach dem herbstlichen Rückschnitt sterben die Stängelreste zwar ebenfalls ab. Dabei fungieren sie als natürlicher Puffer für den Wurzelballen. Um das Substrat nach dem Schnitt zu bedecken, verwenden Sie bitte ausschließlich organische Materialien. Folie oder Styroporkugeln sind für diesen Zweck ungeeignet, da sich darunter Fäulnis und Schimmel bilden kann. Kieselsteine oder Splitt üben einen zu starken Druck auf den Wurzelballen aus.
Einräumen und überwintern
Befindet sich Ihr Garten außerhalb milder Winterhärtezonen Z8 und Z7, sind Schutzvorkehrungen bei klirrendem Frost lediglich Makulatur. Damit Löwenmäulchen auch jenseits deutscher Weinbauregionen, wintermilder Nordsee-Inseln oder geschützter Rheintäler mehrjährig gedeihen, sollten sie hinter Glas überwintern. Diese Empfehlung gilt über Stauden im Beet, Kübel und Balkonkasten gleichermaßen.
So machen Sie es richtig:
- Beet-Pflanzen im Spätherbst mit möglichst viel Erde ausgraben
- In Töpfe oder Kisten setzen mit lockerer Blumenerde und zurückschneiden
- Einräumen in ein frostfreies Winterquartier mit Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad Celsius
- Ebenso verfahren mit Löwenmäulchen im Kübel und Blumenkasten
- Von September bis März nicht düngen
- Schlückchenweise gießen, damit die Erde nicht vollständig austrocknet
Da die Pflanzen im Winter ruhen, genügt bereits ein dunkler Schuppen, damit sie gesund und munter überwintern. Im kühlen Kellerraum oder in einer Garage überstehen Löwenmäulchen ebenfalls die kalte Jahreszeit, solange die Temperaturen dort nicht auf den Gefrierpunkt sinken. Eine warme Überwinterung bei über 10 Grad Celsius ist ebenfalls ungeeignet, da Löwenmäuler vorzeitig austreiben und infolge von Licht- und Nährstoffmangel eingehen.
Schrittweise auswintern bis Mitte Mai
Solange im Freien noch verspätete Bodenfröste drohen, entfernen Sie bitte nicht den Winterschutz und räumen Löwenmäulchen auch nicht aus. Indem Sie Löwenmäulchen etappenweise auswintern, starten die Pflanzen gut abgehärtet in die neue Saison. Das klingt zeitaufwändiger, als es tatsächlich ist. So beenden Sie die Winterzeit richtig:
- Im Beet Mitte April den Winterschutz entfernen
- Bei angekündigten Bodenfrösten die Wurzelscheiben über Nacht mit Vlies abdecken
- Hinter Glas überwinterte Löwenmäulchen ab Anfang April heller und wärmer aufstellen
- Proportional zum Wachstum häufiger gießen und alle 14 Tage flüssig düngen
- Ausräumen erst Mitte/Ende Mai
Im Freien überwinterte Kübel und Blumenkästen verweilen bis Mitte Mai an ihrem geschützten Winter-Standort. Lediglich die Abdeckung des Substrats sollte entfernt werden, um den frischen Austrieb nicht zu behindern. Ihre Hülle aus Folie und Kokosmatten behalten Pflanzengefäße aus Gründen der Vorsicht, bis sie nach den Eisheiligen ihren sonnigen Sommerstandort wieder einnehmen.
Sorten mit erwiesener Frost-Toleranz
Die verstärkte Nachfrage nach winterharten Löwenmäulchen führte zu einer Ausweitung des Angebotes. Der Fachhandel führt nunmehr innovative, Frost-tolerante Hybriden sowie erwiesenermaßen winterharte, mediterrane Arten im Sortiment. Erhalten die folgenden Antirrhinum einen Winterschutz gemäß dieser Anleitung, treiben sie im Frühling erneut aus.
Pretty in Pink
Auf der Blumenausstellung in Chelsea sorgte diese Sorte in 2015 für Furore als eine der ersten Löwenmäulchen für die mehrjährige Kultivierung im Beet und Kübel. Die unzähligen, rosafarbenen Blüten halten durch von Ende Juni bis zum ersten Frost.
- Wuchshöhe: 60 bis 70 cm
Tutti frutti
Diese gelungene Sorte begeistert mit zweifarbig gestreiften Blüten, die Heerscharen von Schmetterlingen anlocken. In wintermilden Gebieten kann dieses Löwenmäulchen mit Schutz draußen überwintern. Ansonsten übersteht es Frost und Schnee idealerweise frostfrei hinter Glas.
- Wuchshöhe: 30 bis 50 cm
Breitblättriges Löwenmaul (Antirrhinum latifolium)
Diese reine Wildart zählt zu den frosthärtesten Löwenmäulchen. Die creme-weißen bis hell-gelben Blüten erscheinen über mehrere Jahre aufs Neue, vorausgesetzt der Wurzelballen erhielt einen leichten Winterschutz.
- Wuchshöhe: 30 bis 60 cm
Immergrünes Löwenmäulchen (Antirrhinum sempervirens)
Ein Löwenmäulchen für Liebhaber halten spezialisierte Fachhändler als Saatgut bereit. In seiner mediterranen Heimat gedeiht diese Art immergrün. In mitteleuropäischen Winterhärtezonen Z8 bis Z6 bleibt das Laub in milden Wintern ebenfalls erhalten oder wird bei strengem Frost unter – 15 Grad Celsius abgeworfen. Die weißen Blüten sind hell-lila gestreift und haben einen gelben Schlund.
- Wuchshöhe: 15 bis 20 cm