Eine lebende Hecke wird nicht fix und fertig gekauft, sie muss erst wachsen und so ihre endgültige Form erreichen. Wenn es um Wuchsfreudigkeit geht, ist Liguster ein Spitzenreiter unter den Heckenpflanzen. Da er darüber hinaus auch zahlreiche Blättchen bildet, ist ein dichter Sichtschutz garantiert.
Fast, denn manchmal zeigen sich an der Ligusterhecke kahle Stellen im unteren Bereich. Der Auslöser liegt klar auf der Hand: Nachlässigkeit beim Schneiden. Die Hecke ist nicht für immer ruiniert, der richtige Schnitt kann sie retten.
Anforderungen an das Schneiden
Wir sind es gewohnt, Bäume und Sträucher einmal im Jahr zu schneiden. Für eine so stark wachsende Pflanze ist der jährliche Rhythmus jedoch unzureichend. In der Vegetationszeit schießen die Triebe so schnell in die Länge, dass klare Schnittkonturen schon bald verschwinden. Gerade eine Hecke muss aber ihre Form behalten und derart austreiben, dass sowohl die ansprechende Optik als auch der volle Sichtschutz erhalten bleiben.
Gartenfachleute empfehlen daher, den Liguster mindesten zweimal im Jahr zu scheiden, damit sich die Blätter in seinem Inneren nicht braun verfärben und einzelne Zweige ganz kahl werden. Die besten Zeiten für die zwei Schnitte sind:
- im Frühjahr der Monat Februar
- im Herbst der Oktober
Vernachlässigte Hecke
Auch wenn die Ligusterhecke jährlich kräftig geschnitten wird, kann sie aufgrund des schnellen Wachstums schnell aus der Form geraten und vernachlässigt aussehen. Das Aussehen ist jedoch nicht das einzige Problem. Die neuen Triebe und Blätter lassen kaum noch Licht zu dem darunter bzw. tieferliegenden Grün. Die beschatteten Blätter können ohne Licht nicht die lebenswichtige Fotosynthese betreiben. Sie werden braun und fallen ab. Wenn die Hecke stellenweise kahl ist, sind daher keine anderen Ursachen am Werk, als unzureichendes Scheiden.
So bringen Sie die Hecke wieder in Form
Um den Sinn und Zweck der Hecke wiederherzustellen, müssen die kahlen Stellen schnell geschlossen werden. Damit retten Sie gleichzeitig auch das ursprünglich ansprechende Aussehen der Hecke. Wer nur zögerlich an die Ursachen herangeht, riskiert, dass die Hecke weiter verkahlt. Zwei Maßnahmen versprechen Abhilfe.
- zuerst ein Verjüngungsschnitt
- danach regelmäßig zwei Schnitte pro Jahr
Der richtige Zeitpunkt
Sind viele bzw. größere Stellen der Ligusterhecke kahl, ist das wahrlich kein schöner Anblick. Der Wunsch, sie schnellstmöglich zu schließen, ist nur zu verständlich. Der erste Schritt ist der Verjüngungsschnitt, der eine gute Ausgangsposition für eine dichte und flächendeckende Begrünung schafft. Prinzipiell kann dieser Schnitt jederzeit durchgeführt werden, in der Praxis gibt es allerdings ein paar Regeln, die zu beachten sind.
- dichte Hecken sind beliebte Brutplätze
- nistende Vögel sind gesetzlich geschützt
- sie dürfen von Frühjahr bis Herbst nicht gestört werden
- in dieser Zeit ist Heckenschneiden verboten
Deswegen sollten Sie es so einrichten, dass Sie Ihre Ligusterhecke bereits im zeitigen Frühjahr einen Verjüngungsschnitt gönnen. Dieser Zeitpunkt ist auch deswegen günstig, weil kurz danach die Vegetationsphase beginnt. Bereits im Herbst wartet der nächste reguläre Termin für das Schneiden und im darauffolgenden Frühjahr geht es munter weiter. Halten Sie diese beiden Termine jedes Jahr ein, um für die Zukunft ein erneutes Verkahlen zu verhindern.
Schnittwerkzeug
Der Verjüngungsschnitt kann auch als Radikalschnitt bezeichnet werden, den von der Pflanze wird mehr entfernt als belassen. Dabei fallen zahlreiche, auch dickere Äste der Schere zum Opfer. Offene Schnittstellen sind die Folge, die bis zur Abheilung eine Pforte für schädliche Keime darstellen. Damit das Risiko einer Erkrankung minimiert wird, müssen beim Schneiden einige Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden.
- geeignetes Schnittwerkzeug verwenden
- vor dem Schneiden alles säubern und desinfizieren
- Schneidklingen schärfen für glatte Schnitte
- auch die Hände waschen bzw. saubere Handschuhe tragen
Höhe einkürzen
Eine vernachlässigte Ligusterhecke ist meist innen und in unteren Teilen verkahlt. Damit der untere Bereich wieder mehr Licht bekommt und austreibt, muss der obere Teil der Hecke vollständig entfernt werden. Nur so kann Sonnenlicht ungehindert die verkümmerten Partien erreichen. Der Liguster verträgt einen Rückschnitt bis ins alte Holz. Zögern Sie nicht, so viel wegzunehmen, wie nötig ist, um ihn zu retten.
- Hecke um mindestens ein Drittel zurückschneiden
- falls erforderlich auch um zwei Drittel
Eine auf 50 cm zurückgeschnittene Hecke erscheint uns erschreckend geschrumpft, doch die Aufholjagd nach der verlorenen Höhe startet mit den ersten warmen Tagen. Bleiben Sie mit dem Schneiden am Ball.
Seiten auf Stock schneiden
Nach dem die Heckenhöhe radikal gekürzt wurde, warten noch weitere Maßnahmen. Die üppig bewachsenen Seiten müssen ebenfalls stark zurückgeschnitten werden. In diesem Zusammenhang spricht man auch von “auf Stock schneiden”. Das bedeutet, die Seitentriebe werden so stark eingekürzt, dass fast nur noch der Stock der Pflanze übrigbleibt.
- alle Seitentriebe fast bis auf den Stamm zurückschneiden
- nur jeweils 3 cm lange Triebstücke übriglassen
- fördert Verzweigung
Wenn Sie diesen Schnitt im Frühjahr ausgeführt haben, dauert es nicht mehr lange, bis die natürliche Reparatur startet. Im Nu sind die kahlen Stellen wieder begrünt und auch die Höhe gewinnt immer mehr Zentimeter.
Ideale Form
Gute Lichtverteilung bis hin zu jedem einzelnen Blatt ist wichtig, damit die Hecke dauerhaft blickdicht bleibt. Die quadratische Form ist zwar typisch für Hecken und wird oft genutzt, sie ist aber für die Ligusterpflanze nicht die ideale Lösung. Das sind die Gründe:
- obere Triebe werden gut von Sonne erreicht
- sie wachsen schneller als andere Triebe
- untere Triebe werden dadurch immer mehr beschattet
- Blätter werden braun und fallen ab
Die Ligusterhecke sollte deswegen nie rechteckig geschnitten werden. Eine konische Form ist viel vorteilhafter, weil so das stärkere Wachstum der oberen Triebe ausgeglichen und folglich mehr Licht bis zum unteren Teil der Hecke durchkommt. Damit haben Sie die Ursachen erheblich reduziert, die dieser schönen Hecke ein Teil der Blätter raubt.
- Seiten leicht schräg schneiden
- es entsteht unterschiedliche Heckenbreite
- Hecke ist unten breit und wird nach oben schmaler
Pflege nach dem Schneiden
Damit alle Maßnahmen greifen und die Hecke nach dem Schneiden rasch und reichlich austreibt, ist sie auf optimale Pflege angewiesen. Für die neuen Triebe und die größere Blattmasse werden reichlich Nährstoffe und Wasser benötigt.
- Nährstoffdepot unmittelbar nach dem Schnitt auffüllen
- Stickstoff ist wichtigstes Element
- Langzeitdünger ideal, z. B. Kompost oder Hornspäne
- nach Schnitt gründlich wässern
Häufig gestellte Fragen
Obwohl ich meine Ligusterhecke zweimal pro Jahr scheide, wächst sie nicht so schön dicht. Welche Ursachen kann es sonst geben, warum sie verkahlt?
Nicht nur regelmäßiges Schneiden und der optimale Schnitt bestimmen über das Aussehen dieser Hecke. Auch der Standort kann für das schwache Wachstum verantwortlich sein. Der Liguster ist zwar nicht sehr anspruchsvoll, doch zu viel Schatten mag auch er nicht. Nur reichlich Licht bringt viele grüne Blätter hervor.
Meine Hecke aus Ligusterpflanzen wird häufig als Brutplatz genutzt. Darf ich deswegen die Hecke im Sommer wirklich nie zurückschneiden?
Egal, ob gerade Vögel in der Hecke nisten oder nicht, radikale Schnitte sind in der Brutzeit grundsätzlich verboten. Sie dürfen allerdings dann zur Schere greifen, wenn Sie die Hecke nur leicht in Form bringen wollen, indem Sie aus der Hecke ragende Äste entfernen.