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Ob Rosmarin winterhart ist? Die einen sehen beim “Alltagskraut” Rosmarin überhaupt keine Probleme, die anderen kennen Rosmarin als Bestandteil der Kräuter der Provence und zweifeln an der Frosttoleranz des Mittelmeerkrauts. Zu Recht, der normale Rosmarin ist in Deutschland nicht winterhart; deutsche Kräuterfreunde können jedoch auf eine Reihe von Zuchtsorten mit verbesserter Winterhärte zurückgreifen.
Wenn diese Zuchtsorten zum Standort passend ausgewählt werden, steht der Überwinterung eines Rosmarins im deutschen Garten nichts mehr entgegen – und alle anderen Sorten überwintern im Haus, nachfolgend erhalten Sie alle Infos zu beiden Alternativen.
Steckbrief
- Rosmarin heißt botanisch Rosmarinus officinalis
- Und ist eine der wenigen Arten aus der Gattung Rosmarinus
- Alle im Mittelmeerraum oder noch wärmeren Nachbargebieten beheimatet und
- in Deutschland nicht winterhart
- Rosmarinus officinalis wird aber seit Jahrhunderten gezüchtet
- Es gibt inzwischen einige Zuchtsorten mit verbesserter Frosttoleranz
- Die in einem großen Teil Deutschlands im Garten ganz gut überleben können
- Als Jungpflanzen/in den kältesten Regionen brauchen auch sie guten Winterschutz
- Alle “normal winterharten” Rosmarin-Zuchtsorten können bei uns nur den Sommer im Garten verbringen
- Ziehen aber gerne im Winter an einen kühlen Platz ins Haus um
- So oder so: Ein umsichtig gepflegter Rosmarin kann Jahrzehnte alt werden
Rosmarin und der deutsche Winter
Auf die Frage, ob ein Rosmarin in Deutschland winterhart ist, wird ein Botaniker offiziell antworten, dass der “Rosmarinus officinalis” zur USDA-Winterhärtezone 9a gehört, mit maximalen Minustemperaturen von −6,6 °C. Die USDA-Winterhärtezonen wurden vom US-Landwirtschaftsministeriums (United Staates Department for Agriculture) festgelegt und international übernommen, sie messen die durchschnittlichen Minustemperaturen, die eine Pflanze in fremder Umgebung erträgt. Nördlich der Alpen wird es oft kälter als -6 °C, Deutschland zieht sich über die Winterhärtezonen 8 bis 6, offiziell ist die Pflanze Rosmarin also in Deutschland nicht winterhart.
Inoffiziell schon eher, Winterhärtezone 9a ist zwar wärmer als Deutschland, aber so viel wärmer nun auch nicht. Und der Botaniker betrachtet eine ursprüngliche Rosmarin-Pflanze, während Gärtner und Kräuter-Freunde eine Fülle von Rosmarin-Zuchtsorten im Auge haben, mit durchaus eigenen Merkmalen auch in Bezug auf die Kältetoleranz.
Kälteunempfindliche Zuchtsorten können bei Aufzucht in einer spezialisierten deutschen Kräuter-Gärtnerei gezielt abgehärtet werden. Wenn diese Kräuter-Gärtnerei in ihrer Nähe liegt, erwerben Sie eine Jungpflanze, die genau weiß, was sie im Boden vor Ort erwartet … und in recht vielen Regionen Deutschlands im Garten überleben kann, manchmal nur mit Windschutz in einem besonders günstigen garteneigenen Mikroklima, manchmal an jedem sonnigen, trockenen Standort in der Gartenerde. Die Zeit des Pflanzens macht auch viel aus, nur wenn der Rosmarin schon im April in den Garten kommt, hat er ausreichend Zeit zur Verfügung, um sich gut zu einzuwurzeln und über die Saison Kraft zum Überwintern zu sammeln.
Mit dem Rosmarin und dem deutschen Winter geht also einiges, was eine genauere Betrachtung erfordert:
Winterschutz oder Winterquartier?
Eigentlich ist Rosmarin also nördlich der Alpen nicht winterhart, da ganz Deutschland nördlich der Alpen liegt, ist Rosmarin damit in Deutschland nicht winterhart … Soweit richtig, hier die wichtigsten, nicht besonders abgehärteten Sorten ab Winterhärtezone 9a, die dem Winter im deutschen Freiland eher nicht gewachsen sind, samt wichtigster Charakteristika:
- ‘Beneden’: Bekannter Belgier, feine Nadeln mit viel Aroma
- ‘Blaulippe’: Robust, intensiver Geschmack
- ‘Blue Lagoon’: Sehr wachsend, kräftiger Duft
- ‘Bozen’: Hellblaue Blüten, intensiver Duft
- ‘Cincango Muro’: Kompakter Wuchs, tiefgrüne Nadeln ohne Graustich
- ‘Corsican Blue’: Wird mit jedem Rückschnitt dichter
- ‘Florenz’: Dunkelgrüne Blätter, kräftiger Wuchs
- ‘Florenz Rosa’: Im Geschmack so mild wie die Blüten zartrosa
- ‘Florenz Weiß’: Ist noch ein bisschen milder und blüht Weiß
- ‘Fuchsschwanz’: Heißt so wegen der überhängenden Triebe
- ‘Gorizia’: Silbrige Nadeln, guter Geschmack, hochwüchsig
- ‘Haifa’: Kleiner dichter Bodendeckender-Rosmarin
- ‘Majorca Pink’: Seine kurzen graue Nadeln sind besonders kälteempfindlich
- ‘Miss Jesopp’ (‘Pyramidalis’): Betont aufrechter Wuchs für Kübel
- ‘Primerly Blue’: Schmale graue Nadeln, feines Aroma
- ‘Prostratus’: Wuchsstarke Kübelsorte
- ‘Punta di Canelle’: Zartes Aroma aus Italien
- ‘Rex’: Schnellwachsend, sattgrün
- ‘Schäfer’: Langsamer, halb kriechender Wuchs in bizarre Formen
- ‘Severn Sea’: Wächst halb überhängend mit grünen Nadeln
- ‘Ulisée’: Dunkelblaue Blüte, dekorativ geschwungene Zweige
Winterhärtezone 9a gibt es in Deutschland nicht, nur die anschließende 8b (Helgoland) und in einigen bekannt klimabegünstigten Ecken 8a. Hier können Sie es wagen, eine dieser Sorten geschützt platziert draußen überwintern zu lassen. Geben Sie ein wenig Winterschutz auf die Wurzel, aus dickem (doppeltem) Vlies, Reisig in Lagen, Jute, Hanf, Sackleinen …
Die im Rest Deutschlands (Winterhärtezone 7 und ein wenig sehr kalte 6) wachsenden Rosmarin sollten aus dem Gartenbeet in einen Topf umziehen und im Haus überwintern. So können Sie vorgehen:
- Buddeln Sie den Rosmarin aus, bevor die Temperaturen unwirtlich werden (ins Minus gehen)
- Setzen Sie den Rosmarin in einen Topf
- Ausreichend groß für die komplette Wurzel und eine Erdschicht drumherum
- Er bekommt drinnen einen möglichst hellen Platz
- Mit Temperaturen zwischen 5 und 15 °C
- Zurückhaltend gießen
- Wegen Fäulnisgefahr nicht auf die Blätter
- Staunässe sollte vermieden werden
- Deshalb gelegentlich Abfluss/Untersetzter kontrollieren
- Gesammeltes Wasser immer kurz nach dem Gießen abschütten
- Rosmarin neigt wie jeder Halbstrauch zum Verholzen
- Er muss regelmäßig beschnitten werden, auch im Winterquartier
- Aber vorsichtig, immer nur die frischen grünen Triebe an den Enden wegnehmen
- Eine gründliche Rundum-Ernte vor dem Auspflanzen im Frühling führt zu stärkerer Verzweigung
Rosmarin im Freien überwintern
Kommen wir nun zum unnormalen Rosmarin: Einige Zuchtsorten des Rosmarin wurden und werden auf besondere Winterhärte gezüchtet, mit unterschiedlichen Erfolgen (WHZ steht für Winterhärtezone):
- ‘Arp’: Beste Winterhärte auch in rauen Lagen, soll bis -25 °C (WHZ 5b) überstehen
- ‘Backnang’: WHZ 7a (−17,7 °C), kann im größten Teil Deutschlands an geschützten Stellen im Freien überwintern
- ‘Blue Rain’: WHZ 7b (−14,9 °C), mit ein wenig Schutz/Abdeckung fast überall bei uns winterhart
- ‘Bowle’: Ein sehr widerstandsfähiger Rosmarin, der (mit etwas Schutz) WHZ 7a aushält
- ‘Sudbury Blue’: Auch in kalten Gegenden (WHZ 6b, −20,4 °C) mit etwas Schutz winterhart
- ‘Veitshöchheim’: Zucht der Gartenbauschule Veitshöchheim Unterfranken, soll in Deutschland winterfest sein
- ‘Weihenstephan’: Zucht der Staudengärtnerei Fachhochschule Weihenstephan, soll in Deutschland fast überall winterhart sein
- ‘Wilmas Gold’: Mutation aus ‘Blue Rain’ mit goldgelbem Laub, die ebenfalls mindestens WHZ 7 aushalten soll
Diese Sorten können in den klimatisch passenden Regionen Deutschlands schon in der ersten Saison im Freien überwintern, wenn sie im Frühjahr rechtzeitig in den Garten gesetzt wurden.
Wenn das Klima bei Ihnen “rosmarintechnisch auf der Kippe steht” oder ein neu gepflanzter Rosmarin im Herbst nicht so wirkt, als wenn er den Winter schadlos überstehen könnte, bekommt er eben einen Winterschutz angezogen. Laub, Reisig, Mulch, sonstiges Isoliermaterial um die Wurzeln, von besonders fürsorglichen Gärtnern eine Haube aus Latten gegen Schneedruck und Schneenässe. Dieser Winterschutz wird frühestens im April wieder entfernt und bleibt in von Spätfrösten bedrohten Regionen bis nach den Eisheiligen in griffbereiter Nähe. Bei Spätfrost muss er sofort wieder aufgebracht werden, zu Beginn des Austriebs sind die Pflanzen besonders frostempfindlich.
Da Pflanzen sich mit der Zeit an ihren Standort gewöhnen, braucht der Rosmarin den Winterschutz gewöhnlich nicht ewig.
Häufig gestellte Fragen
Ich wohne in einem ziemlichen Kälteloch, Rosmarin draußen überwintern geht sowieso nicht, aber er könnte erst Mitte Mai ins Beet – zu kurz die Saison?
Wenn der Sommer gut wird, reicht es für einiges Aroma, wenn er kalt und mies wird, könnte es kritisch werden. Sie könne aber tricksen, um sicher zu gehen: Ziehen Sie eine Jungpflanze ab März, April im Warmen vor, damit sie gut entwickelt ins Beet kommt. Am besten im Gewächshaus, klappt bei sorgsamer Pflege aber auch auf dem Fensterbrett.
Drinnen überwintern, vorsichtig weiter ernten, aber an einen kühlen Platz stellen – wie soll das denn gehen?
Unsere Vorfahren wussten schon, warum sie neben den Küchen gut isolierte Speisekammern gebaut haben … die heute den wenigsten Menschen zur Verfügung stehen. Aber eine warme, von Kochdünsten durchzogene Küche ist für den Trockenheit liebenden Rosmarin wirklich kein sehr tolles Winterquartier. Mit ein wenig Kreativität lässt sich auch im modernen Wohnumfeld meist ein besserer Platz für den Rosmarin finden, vom kühl gehaltenen Schlafzimmer/Treppenhaus bis zum Keller oder der Garage mit einem kleinen Fenster. Was die Ernte im Winter betrifft: Lüften müssen Sie das Winterquartier ohnehin regelmäßig, dann können Sie immer auch gleich ein Zweiglein mitnehmen.
Tut mir leid, ich habe kein kühles Nebengelass für Rosmarin übrig, sondern nur eine winzige, warme Wohnung – und nun?
Wo ein Rosmarin ist, ist auch ein Weg … Wenn die warme Wohnung einen Balkon hat, findet sich vielleicht hier ein Plätzchen zum Überwintern, im gut eingepackten Kübel an der warmen Hauswand zum Beispiel. Wenn sie keinen Balkon hat, brauchen Sie auch nicht auf Rosmarin verzichten. In der Gattung Rosmarinus gibt es nämlich noch weitere Arten, wenig erforscht, aber ebenso köstlich wie der “Rosmarinus officinalis”. Darunter ist z. B. der Pinien-Rosmarin “Rosmarinus angustifolia”, dessen Herkunft zwar noch nicht geklärt ist, der sich aber ganz tatsächlich als perfekter Zimmer-Rosmarin bewiesen hat. Er kommt mit Zimmertemperaturen und mit einem sonnigen Platz auf der Fensterbank bestens zurecht und liefert Nadeln von besonders feinem weichem Aroma.