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Wenn der bei uns bekannteste Hibiskus gemeint ist, der Chinesische Roseneibisch “Hibiscus rosa-sinensis”, den Sie überall kaufen können, ist er leider nicht winterhart. All seine Zuchtsorten auch nicht … womit die ganzen bunten Blütenpflanzen, die wir vordergründig als Hibisken wahrnehmen, in Bezug auf Winterhärte ein Ausfall sind. Wie gut, dass es hinter den prächtigen Zuchthibisken (die alle nur von einer einzigen Art stammen) noch eine zweite Reihe gibt: Gut 250 weitgehend unbekannte Hibiskus-Arten, von denen einige durchaus in deutschen Gärten überwintern können und die Ihnen nachfolgend vorgestellt werden.
Ist Roseneibisch winterhart?
Aber er ist zuerst dran: Der beliebteste deutsche Hibiskus namens Chinesischer Roseneibisch (Chinesische Rose, Zimmer-Hibiskus oder einfach Hibiskus), botanisch Hibiscus rosa-sinensis.
Dass ausgerechnet dieser Hibiscus rosa-sinensis bei uns nicht winterhart ist, liegt an den “Zeiten und Umständen”, unter er denen er seinen Weg zu uns fand:
Es handelte sich nicht um einen geplanten Pflanzenimport im Sinne von “Fachleute entdecken eine interessante Pflanze, prüfen deren Entwicklungsfähigkeit in deutschem Klima und entscheiden sich dann dafür, dass es Sinn macht, diese Pflanze in Deutschland einzuführen”.
Sondern es waren die ersten Asienreisenden, die vor langer Zeit den Hibiscus rosa-sinensis als Samen, Trieb oder Pflanze mit nach Hause brachten. Viele Asienreisende brachten unabhängig voneinander viele Hibiscus rosa-sinensis aus verschiedenen asiatischen Gebieten bis hinunter zu den Pazifischen Inseln mit, und es hat seinen Grund, dass ihnen allen die gleiche Pflanze auffiel.
Der Hibiscus rosa-sinensis heißt richtig Hibiscus x rosa-sinensis, es handelt sich also bereits um eine Zuchtform. Dieser Hibiscus x rosa-sinensis, die Königin der tropischen Blumen, war ein ganz außergewöhnlicher Zuchterfolg, mit roten, rosa, weißen, gelb-orangen Blüten in nie gesehener Größe und Pracht im Verhältnis zum Grün der Pflanze – und eine solche Pracht fiel eben vielen Reisenden auf und wurde stolz als Souvenir mitgeschleppt, ohne viel Gedanken daran, ob eine solche Pflanze deutsche Winter übersteht oder nicht.
Das war den Pflanzensammlern damals auch gar nicht wichtig, die “exotische Zimmerpflanze” war gerade als Statussymbol entdeckt worden und musste nicht mehr tun, als den Sommer über mit ihren prächtigen Blüten im Kübel Balkone, Terrassen und Wintergärten zu dekorieren.
Chinesischen Roseneibisch überwintern
Als die Zimmerpflanzen in demokratischen Zeiten dann irgendwann auch den “Nicht-Reichen” in der Bevölkerung zugänglich gemacht wurden, begannen diese normalen Bürger mit der Überwinterung der Prachtpflanze, weil sie sich nicht jedes Jahr einen neuen teuren Exoten leisten konnten.
Inzwischen hat man lange Zeit Erfahrung damit, wie der kälteempfindliche Hibiscus rosa-sinensis am besten über den deutschen Winter gebracht wird:
- Hibiscus rosa-sinensis fühlt sich bis zu Temperaturen von rund 15 °C wohl, darunter könnte er auf Dauer nicht erfolgreich gehalten werden
- Sobald die Temperaturen draußen unter diese 15 °C fallen, zieht der Roseneibisch im Herbst ins Winterquartier um
- Das Winterquartier sollte eine Temperatur zwischen 15 und 18 °C haben
- Und hell sein, der Chinesische Hibiskus ist immergrün und betreibt auch im Winter rudimentäre Photosynthese
- Eingeräumt wird, sobald die Temperaturen draußen nachts unter diese 15 °C fallen
- Wasser gibt es wenig, der Hibiskus darf nur nicht völlig austrocknen
- Nicht düngen, die Pflanze soll eine Ruhepause machen
- Diese Ruhepause braucht der tropische Hibiskus dringend
- Denn er braucht im deutschen Sommer viel Kraft, um seine Blütenpracht zu entwickeln
- Wenn ein Roseneibisch Frostschäden erleidet (zu spät rein/zu früh raus), verliert er Blätter
- Wärmer stellen und alles Erfrorene wegschneiden
- Meist erholt er sich und treibt im Frühjahr neue Blätter aus.
Winterharte Zuchtformen des Hibiscus rosa-sinensis?
Es gibt aus südlicheren Gebieten zu uns eingeführte Pflanzen, die im Laufe der Zeit durch Zuchtauswahl bei uns immer winterhärter werden. So z. B. einige Olivensorten, die in freundlichen deutschen Regionen schon ganz gut überleben können. Es handelt sich jedoch immer um Pflanzen, die nicht ganz so weit entfernt von uns beheimatet sind. Außerdem kennt man bei denen die Zuchtvorfahren sowie deren Herkunft in der Regel sehr genau.
Beim Hibiscus rosa-sinensis ist das nicht so; weil er bereits als Zuchtform und an verschiedenen Orten entdeckt wurde, kennt man weder seine Heimat noch seine Vorfahren genau. Man vermutet, dass der Ur-Hibiskus aus dem östlichen Indien oder China kommt; man vermutet, dass eine Art namens Hibiscus arnottianus eines der Elternteile des H. rosa-sinensis ist, über den Ursprung des zweiten wilden Vorfahren ist noch nichts bekannt.
Alles keine guten Voraussetzungen, um dem Hibiscus rosa-sinensis ein wenig mehr Winterhärte anzuzüchten, zumal der Hibiscus arnottianus in Hawaii zu Hause ist, also Wärme ab etwa 25 °C aufwärts gewohnt ist.
Deshalb gibt es keine winterhärteren Zuchtformen des Hibiscus rosa-sinensis, und wir können in absehbarer Zeit auch keine solchen Zuchterfolge erwarten. Bei USDA-Winterhärtezone 9, um -5 °C, ist bei allen rosa-sinensis Schluss.
Verwandte: Ähnlich frostscheu
Oben wurde berichtet, dass der Hibiscus rosa-sinensis schon in seiner Heimat eifrig gezüchtet wurde. Als die Zuchtform um die Welt zog, traf sie auf viele begeisterte Züchter, die die schöne Pflanze weiterentwickelten. Heute gibt es Hibiscus-rosa-sinensis-Zuchten aus aller Welt, die USA (Florida, Hawaii, Kalifornien, Texas), Australien, Brasilien, die Niederlande, Tahiti und Taiwan sind die “großen Player” in der Hibiscus-rosa-sinensis-Zucht.
Die Hybriden zeigen wunderbare Blüten in vielen Farben, einfarbig und gefüllt, eine große Vielfalt an Formen – und eine ebenso große Vielfalt an Namensgewirr. Das zeigt sich schon bei Betrachtung einiger bekannter Zuchtlinien des H. rosa-sinensis:
- Hibiscus rosa-sinensis var. asplenum, großer rosaroter Blütenkelch und weißen Längsstreifen
- Hibiscus rosa-sinensis var. baptistii, rote Blüte mit weißen Farbtupfern
- Hibiscus rosa-sinensis var. cooperii, hellrote oder dunkelrote Blüte und rot panaschiertes Laub
- Hibiscus rosa-sinensis var. schizopetalus, hängende Rispen von orangeroten Fransenblüten
Diese Rosa-sinensis-Verwandten sind mehr oder weniger nah mit der Ursprungskreuzung verwandt und werden öfter einmal als “Hibiscus asplenum” oder “Hibiscus baptistii” usw. bezeichnet (was botanisch nach Hibiskus-Art klingt, die aber in der offiziellen biologischen Nomenklatur nicht existiert). Wenn nicht überhaupt die ganze Pflanze unter einem ihrer Synonyme verkauft wird, von denen auch einige zur Auswahl stehen: Hibiscus arnottii, boryanus, festalis, liliiflorus, rosiflorus, storckii; oder nur mit dem Namen der Zuchtsorte, Hibiskus ‘El Capitolio’ … All diese Pflanzen sollten nicht mit der Idee erworben werden, Sie im deutschen Garten zu überwintern.
Wenn Hibisken ganz ohne botanische Namen verkauft werden, handelt es sich eigentlich immer um als Zimmerpflanze (im gänzlich lieblosen Billighandel: Topfpflanze ohne Angabe eines Verwendungszwecks) angebotene H. rosa-sinensis. Hier müssten Sie erst wachsam werden, wenn Ihnen ein Hibiskus als winterhart verkauft werden soll, vor allem, wenn Sie vorher nach einem winterharten Hibiskus gefragt haben … wenn auf dem Etikett dieser Pflanzen keine Winterhärtezone angegeben ist, sollten Sie auch nicht auf eine solche hoffen.
Winterharte Hibisken
Neben der prominenten Zuchtform gibt es auch echte, durch Evolution entstandene Hibiskus-Arten, in der Weltsammlung der biologischen Pflanzennamen sind aktuell (Juli 2016) 258 anerkannte Arten der Gattung Hibiskus aufgeführt (und 411 Synonyme, und 614 unbestätigte, aber irgendwo schon einmal erwähnte Arten).
Auch wenn der Verbreitungsschwerpunkt der Hibisken in den Tropen liegt, sind darunter einige Arten, die in ihrer Heimat dem deutschen Klima zumindest annähernd ähnelnde Kälte kennengelernt haben. Bei denen lohnt es sch dann auch, bei der Zucht auch ein wenig auf die Winterhärte einzuwirken, inzwischen gibt es eine ganze Reihe von winterharten Hibisken für deutsche Gärten:
1. Hibiskus syriacus, Gartenhibiskus
Der Name ist Programm, zumindest bis USDA-Winterhärtezone 7, in großen Teilen Deutschlands also (Deutschland liegt in Winterhärtezone 6a bis 8a). Bei den zahlreichen Zuchtsorten des Gartenhibiskus (‘Blue Bird’, ‘Chiffon’, ‘Hamabo’, ‘Lady Stanley’, ‘Lavender Chiffon’, ‘Luna’, ‘Monstrosus’, ‘Pillar Weiß’, ‘Pink Giant’, ‘Russian Violet’, ‘William R. Smith’, ‘Woodbridge’) kann die Winterhärte anders ausgeprägt sein als bei der Ursprungssorte.
2. Hibiscus coccineus
auch Scharlach-Hibiskus, und Hibiscus laevis, halberd-leaf rosemallow (Hellebardenblättrige Rosenmalve)
Beide Sorten ziehen über den Winter ein und sollen dergestalt bis Winterhärtezone 7, 8 winterhart sein. Die H.-laevis-Sorten ‘Lufkin Red’ und ‘Lufkin White’ wurden in USDA-Winterhärtezone 8b entwickelt und haben im Januar 2011 geprüfte –9 °C Bodentemperatur überstanden, bei anderen Sorten genaue Winterhärte beim Kauf erfragen.
3. Hibiscus moscheutus, Sumpf-Eibisch
Auch diese Art wird der Winterhärtezone 7 zugeordnet, zumindest als Hibiskus moscheutos in seiner ursprünglichen Form. Bei den zahlreichen Zuchtsorten kann es anders aussehen, die wohl wichtigste Zuchtlinie der Staudenhibisken (‘Berrylicious’, ‘Cranberry Crush’, ‘Fireball’, ‘Midnight Marvel’, ‘Newbiscus XXL’, ‘Old Yella’, ‘Summer Storm’, ‘Summerific,’) wird jedoch als vorbildlich winterhart in Winterhärtezone 7 beschrieben.
4. Hibiscus mutabilis, Mandeleibisch
Er wird ebenfalls mit Winterhärtezone 7 angegeben, aber gerade so (Winterhärtezone 7-9).
Häufig gestellte Fragen
Gibt es wirklich keinen super winterharten Hibiskus, für kältere Regionen als Winterhärtezone 7?
Doch, gibt es. Der lateinische Hibiscus heißt auf Deutsch Eibisch, dieser Eibisch stellt jedoch in der Familie der Malvengewächse eine ganze Schwesterngattung des Hibiskus, mit botanischem Namen Althaea (hier haben die Botaniker den Namen aus dem griechischen abgeleitet, von álthein = heilen). Unter den 12 Eibisch-Arten ist auch der Echte Eibisch “Althaea officinalis”, winterhart bis USDA-Winterhärtezone 3. Damit hält die hübsche Pflanze mit den durchaus hibiskusähnlichen Blüten bis zu -39.9 °C aus, das kommt auch in der kältesten Ecke Deutschlands kaum vor.
Wäre das nicht einmal ein sinnvoller Einsatz von Gentechnik – einfach das Winterhärte-Gen kälteempfindlicher Pflanzen anpassen und den restlichen Genpool unverändert lassen?
Bestimmt, wenn es denn EIN Winterhärte-Gen gäbe. Tatsächlich ist überhaupt noch nicht abschließend erforscht, was Pflanzen frosttolerant macht.
Aber man weiß schon, dass Pflanzen zwei Arten Frosttoleranz ausprägen: Eine sozusagen genetisch voreingestellte mehr oder weniger gute Frostverträglichkeit, die die Pflanzen von Grund auf schützt, und eine Fähigkeit der Pflanzen, sich in kaltem Klima mehr oder weniger weitreichend zu akklimatisieren. Bei beiden Formen der Toleranz handelt es sich um sehr komplexe Eigenschaften/Fähigkeiten, für deren Funktionieren eine Vielzahl von Genen zuständig ist, von denen erst einige bekannt sind …