Obstgarten

Himbeeren-Anbau – Pflanzen, Pflege & Schneiden

Himbeeren - Rubus ideaus

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Unter den Himbeeren (Rubus idaeus) wird grundsätzlich unterschieden nach Sommerhimbeeren und den spät tragenden Herbsthimbeeren. Kluge Hobbygärtner stellen sich aus den angebotenen Sorten ihren individuellen Pflanzplan dergestalt zusammen, dass sie den ganzen Sommer hindurch bis zum ersten Frost leckere Himbeeren ernten können. Speziell für den privaten Anbau stehen ideale Züchtungen zur Verfügung, die nicht nur ausgesprochen resistent, sondern zudem bestens geeignet sind für den Frischverzehr, das Einfrieren oder Einmachen. Längst sind Himbeeren nicht mehr ausschließlich rot, sondern es gibt auch als gelbe oder schwarze Vitaminbomben für Groß und Klein.

Aus der Gartenrat Mediathek

Steckbrief

  • Sommergrüner Scheinstrauch.
  • Mitglied der Familie der Rosengewächse.
  • Weiße Blüten von Mai bis August.
  • Ernte der Sommerhimbeeren ab Juni.
  • Ernte der Herbsthimbeeren ab August.
  • Lebensdauer bis zu 10 Jahre.
  • Blüte und Ernte zumeist ab dem 2. Jahr.
  • Sprossachsen entstammen winterharten Rhizomen.
  • Beliebte Bienen- und Schmetterlingsweide.
  • Weitere Namen: Humbeere, Rehbockbeere, Himpelbeere, Hirschbeere.

Standort

Die Vorkommen der Wildhimbeeren in freier Natur ergeben wichtige Rückschlüsse auf die Anforderungen an den idealen Standort. Irrtümlicherweise wird häufig davon ausgegangen, dass Himbeeren, da sie am Waldrand und an Waldlichtungen gedeihen, eine schattige Lage bevorzugen. Wer jedoch genauer hinschaut, bemerkt, dass es sich im Gegenteil um helle, sonnige Plätze handelt, an denen sich Wildhimbeeren gerne ansiedeln. Diese Erkenntnis weiß der kundige Hobbygärtner für seinen privaten Himbeeren-Anbau zu nutzen:

  • Himbeeren - Rubus ideausSonniger bis halbschattiger Platz.
  • Idealerweise etwas windgeschützt.
  • Stark südexponierte Lage trotzdem meiden.
  • Humose, gut durchlüftete Erde.
  • Ausgewogene Wasserversorgung erforderlich.
  • Schwerer, verdichteter Boden ist ungeeignet.
  • Himbeere verträgt keine Staunässe.
  • Vorteilhafter pH-Wert liegt bei 5,5 bis 6,5.

Hinsichtlich der dargestellten Standortbedingungen, die eine Grundvoraussetzung für eine gelungene Kultivierung von Himbeeren darstellen, sollte der heimische Garten genau inspiziert werden. Nur wenn die Anforderungen erfüllt werden, sollte der nächste Schritt des Himbeeren-Anbaus in Angriff genommen werden.

Pflanzgut

Gesundes, sortenreines Pflanzmaterial ist eine weitere entscheidende Prämisse für den erfolgreichen Anbau von Himbeeren. Daher raten erfahrene Gartenfreunde dazu, die Jungpflanzen nur aus anerkannten Fachbetrieben zu beziehen. Die althergebrachte Tradition, dass benachbarte Hobbygärtner sich gegenseitig mit Ablegern beschenken, ist eine nette Geste, die bei den meisten anderen Pflanzen auch beibehalten werden sollte. Bei Himbeeren kann dies freilich zu unangenehmen Überraschungen führen, weil sie unter Umständen mit Pilzen und Viren infiziert sind, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind.

Professionelle Markenbaumschulen bieten unterschiedliches Pflanzgut an:

Grünpflanzen im Topf

  • frei von Viren und Wurzelkrankheiten
  • flexibler Pflanztermin
  • minimierter Verpflanzungsschock

Einjährige Pflanzen (wurzelnackt)

  • preisgünstiger in der Anschaffung
  • termingebundene Pflanzung
  • anfällig für Krankheiten

Grünpflanzen mit Ballen aus dem Kühllager

  • Pflanzen haben im Kalthaus überwintert
  • sind daher robuster und widerstandsfähiger
  • Pflanztermin kann noch flexibler bestimmt werden
  • die teuerste Variante

Wer beim Himbeeren-Anbau ganz auf Nummer sicher gehen möchte, wählt Pflanzgut aus Meristemvermehrung (in-vitro). Dabei wachsen die Pflanzen vollkommen steril auf, sind gesund und resistent. Der höhere Kaufpreis wird durch die aus dem hochwertigen Pflanzgut folgende problemlose Kultivierung mehr als wettgemacht.

Bodenvorbereitung und Pflanzen

Am gewählten Standort wird zunächst der Boden bearbeitet, damit er den jungen Himbeer-Pflanzen von Beginn an einen geeigneten Lebensraum bietet. Die Erde wird tiefgründig mit der Harke aufgelockert. Gleichzeitig wird sämtliches Unkraut samt Wurzeln beseitigt.

  • Himbeeren - Rubus ideausPflanzzeit für frühe Sorten ist März/April.
  • Späte Sorten werden ab Mai gepflanzt.
  • Pflanzabstand 40 cm bis 50 cm.
  • Reihenabstand 1,25 m bis 1,50 m.
  • Ruten vor dem Pflanzen auf 30 cm einkürzen.
  • Zu lange Wurzeln ebenfalls etwas abschneiden.
  • Himbeeren in Topfballen in einen Eimer Wasser stellen.
  • Besser in Ackerschachtelhalmbrühe zur Krankheitsvorbeugung.
  • Containerpflanzen werden maximal 3 cm mit Erde bedeckt.
  • Über wurzelnacktem Pflanzgut kommt eine 5 cm dicke Erdschicht.
  • Nach dem Pflanzen die Himbeeren reichlich angießen.
  • Jede Pflanzreihe mit Rindenmulch, Grasschnitt oder Stroh bedecken.

Als zusätzliche Prophylaxe gegen Staunässe wirkt es sich vorteilhaft aus, wenn die Pflanzung auf einem ‘Hügelbeet’ vorgenommen wird. Zu diesem Zweck wird ein etwa 80 cm breiter Beetstreifen mit humoser Erde zu einem 30- 40 cm hohen Hügel aufgeschüttet.

Erziehungssysteme bauen

Himbeeren mit RankhilfeDa es sich bei der Himbeere um einen Scheinstrauch handelt, wird häufig ein Gerüst benötigt, an dem die Ruten emporwachsen können. Der Hobbygärtner hat dabei die Wahl zwischen verschiedenen Erziehungssystemen:

Staberziehung
Bei dieser Bauweise werden Stäbe – vorzugsweise aus Bambus – im Abstand von 50 cm in einer Reihe genau zwischen die Jungpflanzen in den Boden geschlagen. An jedem 2. Stab werden die Jungruten von zwei benachbarten Pflanzen aufgebunden. Wenn im folgenden Jahr die Ernte beginnt, können die Neutriebe an den noch freien Stäben angebunden werden, was die Pflege- und Erntearbeiten spürbar erleichtert.

Senkrechte Erziehung
Bei dieser einfachen Bauweise kommen imprägnierte Pfähle mit einer Höhe von 2,50 m zum Einsatz. Diese werden im Abstand von etwa 5 m in den Boden geschlagen. Anschließend wird verzinkter Maschendraht zwischen den Pfählen gespannt. Die senkrechte Erziehung erleichtert die Pflegearbeiten, hat allerdings den Nachteil, dass bei der Ernte die Neutriebe im Weg sind, was bei der Staberziehung nicht geschehen kann.

V-System
Für den Kleingarten hat sich das V-System für den Himbeeren-Anbau bewährt, weil es genau auf den zur Verfügung stehenden Platz angepasst werden kann. Ein Holzpfahl wird in den Boden geschlagen, an dem zwei kleinere Stäbe waagerecht befestigt werden, wobei der untere etwas kürzer ist als der obere Stab. Gegenüber wird exakt dieselbe Konstruktion in die Erde getrieben und beide werden mit Draht verbunden. Die Ruten der Himbeeren werden auf beiden Seiten in die Höhe gezogen, sodass ein V entsteht.
Die Ruten der Himbeeren verfügen zwar über feine Stacheln, die allerdings nicht als Haftorgane fungieren. Daher ist es die Aufgabe des Hobbygärtners, die Sprossachsen am Gerüst festzubinden.

Gießen und Düngen

Als Flachwurzler benötigt die Himbeere eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit, deren Ausmaß jedoch schwankt. So ist der Wasserbedarf während der Fruchtbildung deutlich höher, als im Frühjahr oder im Herbst.

  • Frisch gesetzte Himbeeren täglich gießen.
  • Ansonsten gleichmäßig wässern.
  • Das Substrat nie austrocknen lassen.
  • Regelmäßig mulchen hält die Feuchtigkeit im Boden.
  • Nicht über Blätter, Blüten oder Früchte gießen.
  • Im April und Juni organisch düngen.
  • Bei Bedarf vor dem ersten Frost nochmals nachdüngen.
  • Geeignet sind Stallmist und guter Gartenkompost.
  • Anbaufläche nicht kalken.
  • Alternativ mineralischen, chlorfreien Dünger verabreichen.

Wer sich nicht täglich den Kopf darüber zerbrechen möchte, ob und wie viel Wasser die Himbeer-Pflanzen erhalten sollen, schafft sich einen Tensiometer an. Dieses Gerät ermittelt die Bodenfeuchte und gibt Aufschluss über den idealen Wasserhaushalt. Natürlich beschränkt sich der Einsatzbereich eines Tensiometers nicht nur auf den Himbeeren-Anbau, sondern kann im gesamten Nutz- und Ziergarten verwendet werden.

Schneiden

Eine weitere, wichtige Komponente der erfolgreichen Pflege von Himbeeren ist das Schneiden. Zu welchem Zeitpunkt und in welchem Umfang geschnitten wird, hängt von den angebauten Sorten ab.

  • Himbeeren schneidenNach dem Austrieb schwache und kranke Ruten abschneiden.
  • Maximal 10 Ruten pro lfd. Meter am Gerüst belassen.
  • Alle überzähligen Sprossachsen kappen.
  • Die verbleibenden Ruten auf 180 cm Länge kürzen.
  • Bei Bedarf die Pflanze zwischendurch auslichten.
  • Nach der Ernte sämtliche Ruten bodennah abschneiden.
  • Alte, abgetragene Ruten sind gefährliche Infektionsquellen.
  • Mehr als 10 Jahre alte Pflanzen komplett entfernen.
  • Von Sommerhimbeeren im 1. Jahr alle Blüten abschneiden.
  • Wurzelschösslinge alle 2 Wochen von der Hauptwurzel abtrennen.

Wer eine stärkere Verzweigung und damit einen höheren Ertrag anstrebt, entspitzt im Mai oder Juni die stärksten Jungtriebe. Dabei werden die Triebspitzen mit den Fingern abgezwickt, auch als pinzieren bezeichnet.

Krankheiten und Schädlinge

Himbeeren sind durch verschiedene Krankheiten und Schädlinge bedroht, die insbesondere dann zuschlagen, wenn die Standortbedingungen und die Pflege nicht optimal den Anforderungen entsprechen.

Rote Wurzelfäule (Phytophthora)
Der Befall durch den Wurzelfäulepilz zählt zu den häufigsten Krankheiten der Himbeere. Wenn die Ruten kaum noch wachsen, die Wurzeln sich rot verfärben und faulen, ist die Pflanze kaum noch zu retten. Insbesondere die Bildung von Staunässe löst die Rote Wurzelfäule aus. Vorbeugend gegen Staunässe wirkt die Kultivierung im ‘Hügelbeet’.

Rutenkrankheit
Bei dieser Infektion dringen Krankheitserreger durch Verletzungen der Ruten in die Pflanze ein. Es erscheinen blau-violette Flecken auf den Blättern und das Beerenwachstum bleibt aus. Vorbeugend hilft:

  • Verletzungen der Ruten vermeiden.
  • Maximal 10 Ruten pro Gerüst stehen lassen.
  • Regelmäßig überzählige Triebe abschneiden.
  • Befallene Ruten bodentief kappen.
  • Keinen stickstoffbetonten Dünger verwenden.
  • Mit Brennnesseljauche wiederholt einsprühen.

Blattläuse, Gallmilben, Spinnmilben
Diese allgegenwärtigen Schädlinge verschonen auch die Himbeeren nicht. Da chemische Bekämpfungsmittel für den Hausgarten nicht erlaubt sind, haben sich folgende biologischen Maßnahmen bewährt:

  • Pflanze mit Kernseifenlauge mehrmals besprühen.
  • Schädlinge mit Wasserstrahl abduschen.
  • Raubmilben auf der befallenen Pflanze verteilen.
  • Florfliegenlarven vertilgen die Schädlinge.
  • Infizierte Triebe abschneiden und im Hausmüll entsorgen.

Die wohl effektivste Maßnahme für einen erfolgsgekrönten Himbeeren-Anbau ist die Wahl resistenter Sorten, von denen die Züchter eine stetig wachsende Anzahl zu bieten haben.

Geeignete Pflanznachbarn

In einem ertragreichen Hausgarten herrscht in der Regel Mischkultur mit all ihren Vorteilen hinsichtlich Pflanzengesundheit und Vielfalt. Mit Himbeeren harmonieren insbesondere folgende Pflanzen:

  • Ringelblume - Calendula officinalis Ringelblumen stärken die Vitalität.
  • Schafgarbe unterstützt die Fruchtbarkeit.
  • Maiglöckchen und Vergissmeinnicht halten Schädlinge fern.
  • Farnkraut vertreibt den Himbeerkäfer.
  • Knoblauch, Zwiebeln, Buschbohnen und Erbsen fördern die Gesundheit.

Keinesfalls sollten Himbeeren in Fruchtfolge oder Mischkultur mit Kartoffeln, Erdbeeren, Tomaten, Auberginen oder Paprika kultiviert werden, weil dies die Ausbreitung der gefürchteten Verticillium-Welke fördert.

Damit während der Pflege und Ernte der Himbeeren und ihrer Beetnachbarn der Boden durch Fußtritte nicht verdichtet, breitet der sachverständige Hobbygärtner dort Latten oder Holzroste aus.

Empfehlenswerte Sorten

Da Himbeeren zu den Selbstbefruchtern zählen, ist es nicht erforderlich, auf eine bestimmte Sortenmischung zu achten. Vielmehr steht es dem Gartenfreund frei, nach Herzenslust aus dem facettenreichen Angebot seine Favoriten zu wählen.

Sommerhimbeeren
Himbeere ‘Black Jewel’

  • schwarze, aromatische Früchte
  • Ernte im Juli und August
  • Wuchshöhe bis 200 cm
  • hohe Ernteerträge

Himbeere ‘Sanibelle’

  • mittel- bis dunkelrote Früchte
  • Ernte ab dem 2. Jahr
  • resistente Sorte gegen Wurzelfäule

Herbsthimbeeren
Aroma Queen

  • hellrote, große Früchte
  • lange Erntezeit August bis Oktober
  • resistent gegen Rutenkrankheit und Wurzelfäule

Himbeere ‘Pokusa’

  • liefert die größten Früchte
  • dunkelrot und saftig
  • Ernte von August bis Oktober

Himbeere ‘Golden Bliss’

  • gelbe, aromatische Früchte
  • Ernte von August bis September
  • Früchte nicht lange lagerfähig

Two-Timer-Himbeeren
Himbeere ‘Twotimer ‘Sugana’

  • hellrote, konische Früchte
  • trägt zweimal im Jahr
  • starker, aufrechter Wuchs
  • benötigt kein Gerüst

Die Sorte ‘Sugana’ ist die bisher einzige, die zweimal pro Jahr Früchte trägt, und zwar an der 2jährigen Rute ab Mai und an der jungen Rute ab August. Dank ihrer säulenförmigen Wuchsform ist diese Himbeere zudem für die Kultivierung im Kübel geeignet.

Häufig gestellte Fragen

Meine Himbeer-Pflanzen bekommen immer mehr gelbe Blätter und das mitten im Sommer. Woran kann das liegen?
Gelb verfärbte Blätter deuten auf einen Mangel an Magnesium hin. Daher ist eine gezielte Gabe von speziellem Magnesiumdünger ratsam, der in gut geführten Gartencentern und in Online Shops erhältlich ist.

Muss jede Himbeer-Sorte an einem Gerüst gepflanzt und hochgebunden werden?
Nein, denn mittlerweile sind verschiedene Züchtungen gelungen, bei denen die Himbeeren kompakt und aufrecht gedeihen ohne eine Stütze. Die Herbsthimbeere ‘Zefa 3’ zählt dazu oder ‘Autumn Bliss’. Diese Sorten sind obendrein als Kübelpflanze für den Balkon und die Terrasse geeignet.

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Tipps für Schnellleser

- Helle, sonnige, windgeschützte Lage.
- Humose Gartenerde, durchlässig und feucht.
- Idealer pH-Wert liegt bei 5,5 bis 6,5.
- Pflanzen im Frühjahr oder Herbst.
- Pflanzabstand ca. 50 cm.
- Reihenabstand 1,25 m bis 1,50 m.
- Junge Pflanzen maximal 5 cm mit Erde bedecken.
- Nach dem Angießen mulchen.
- Gleichmäßig wässern.
- Täglich Unkraut jäten.
- Organisch düngen im April und Juni.
- Kräftige Ruten im Mai entspitzen.
- Mineralischen Dünger ohne Chlor verwenden.
- Maximal 10 Ruten pro Gerüst.
- Überschüssige Ruten abschneiden.
- Sämtliche Sprossachsen auf 180 cm halten.
- Sträucher regelmäßig auslichten.
- Nach der Ernte bodennah schneiden.
- Anfällig für Wurzelfäule, Rutenkrankheit, Blattläuse.
- Resistente Sorten beim Himbeeren-Anbau bevorzugen.