Als Dorflinde markiert sie oft das Zentrum eines Ortes. Charakteristisch sind ihre herzförmigen Blätter und duftenden Blüten. Aber was ist mit den Früchten, gibt es Unterschiede zwischen der Sommer- und Winterlinde? So erkennen und nutzen Sie die Frucht der Linde.
Die Lindenfrucht – kleine, aber feine Unterschiede
In Europa kommen zwei Arten der Linde vor die Sommer- oder großblättrige Linde (Tilia platyphyllos) und die Winter- oder kleinblättrige Linde (Tilia cordata). Gemeinsamkeiten der Früchte beider Arten sind:
- Bezeichnung als Nussfrüchte
- Bildung nach Blüte
- enthalten eigentlichen Samen
- tragen schmales Hoch- oder Tragblatt
- Funktion eines Segels
- ermöglicht Transport über weiter Strecken
- erhöht Verbreitungsradius
- Früchte zunächst grün
- im Reifezustand Annahme der für die Art typischen Färbung
- ovale bis kugelige Form
- einige verbleiben den Winter über am Baum
Sommer- oder Winterlinde
Bei beiden Lindenarten handelt es sich um sommergrüne Laubbäume. Sie gehören zur Familie der Malvengewächse. Die Sommerlinde blüht etwa 10-14 Tage früher als die Winterlinde. Ihr Aussehen ist sehr ähnlich. Dennoch gibt es zwischen beiden Linden-Arten Unterschiede bei Wuchs, Verzweigung, Blattgröße, Blattoberfläche, Blütenstand, Blüten und nicht zuletzt den Früchten.
Merkmale der Früchte
Sommerlinde | Winterlinde |
---|---|
grünlich-gelb ins Graue übergehend | braun |
stark verholzt, ausgeprägt fünfkantig, filzig behaart | kantig anmutend, weich, dünnschalig, filzig behaart, nur schwach bis nicht gerippt |
8 bis 10 Millimeter groß | 5 bis 8 Millimeter groß |
nicht mit den Fingern zu zerdrücken | leicht zu zerdrücken |
hängen zu dritt im Fruchtstand | hängen meist zu fünft oder zu neunt im Fruchtstand |
pergamentartiger Flügel | |
bleiben bis Oktober/Dezember am Holz | |
Reife im September des zweiten Jahres |
Nicht aus jeder Blüte wird eine Frucht
Die Früchte der Linde reifen zum Ende des Sommers und bleiben bis Oktober/November an dem laubblosen Baum. Der größte Teil löst sich zusammen mit dem Fruchtstand vom Baum und segelt davon. Nur etwa die Hälfte der Früchte enthält keimfähige Samen, teilweise fehlen sie ganz. Der Anteil samenloser Früchte ist vor allem bei kalter Witterung und fortschreitendem Alter des Baumes relativ hoch.
Verbreitung und Funktion der Lindenfrucht
- Hauptaufgabe: Ausbildung, Beherbergung und abschließende Verbreitung des Samens
- entwickelt sich aus Lindenblüte
- enthält im Normalfall ein bis zwei Samen
- Kälteperiode für Keimung notwendig
- Samen nicht vorherrschende Art der Vermehrung
- erfolgversprechendere Alternative: Stock- oder Wurzelausschlag
Essbarkeit der Früchte
Die jungen Blätter der Linde werden sehr gerne roh gegessen und die Blüten für heilsame Tees verwendet. Viele sind der Meinung, dass nach Blättern und Blüten alles Verwertbare der Linde abgegrast ist. Doch weit gefehlt, denn selbst die Früchte können gegessen werden, auch wenn das eher weniger bekannt ist. Doch das trifft nicht auf die Früchte jeder Lindenart zu. In der Regel ist die Weichheit der Lindenfrucht Hinweis auf ihre Essbarkeit.
Die der Sommerlinde sind für gewöhnlich viel zu hart. Anders die Früchte der Winterlinde. Sie haben insbesondere im jungen Stadium bzw. kurz nach dem Entstehen etwa Ende Juni eine wesentlich weichere Konsistenz. Ihr ölhaltiges Mark bzw. die ölhaltigen Samen sind demzufolge gut essbar. So können sie beispielsweise ähnlich wie Kapern in Salzlake oder Essig eingelegt oder nach der Reife geschält und als Knabberei oder Salatbeilage geknabbert werden.
Häufig gestellte Fragen
Weder die eine noch die andere ist giftig. Das betrifft sowohl die Blätter und Blüten als auch die Früchte. Die jungen Blätter und die Blüten können ebenso wie die Früchte bzw. Samen roh gegessen werden oder frische Salate aufwerten. Die Blüten eignen sich wie bereits erwähnt für Tees, lassen sich aber aufgrund ihrer heilenden Eigenschaften auch als Kaltauszüge verwenden.
Ja, auch die Früchte der Sommerlinde lassen sich verwerten, wenn man sich nicht davor scheut, ihre harte Schale aufzubrechen und die Samen von ihrer Samenschale zu befreien. In der dunklen Samenschale verbirgt sich ein kleines, ebenfalls essbares Samenkorn. Aus diesen Samenkörnern kann man, sofern man den Aufwand betreiben möchte, mittels einer Ölpresse Öl herstellen. Allerdings benötigt man für etwa einen Liter Öl sechs bis acht Kilogramm Samen.