Manch einer steht im wahrsten Sinne des Wortes im Wald, wenn es um die Unterscheidung von Nadelbäumen geht. Doch damit nicht genug, allein die Gattung der Fichten unterteilt sich noch einmal in viele verschiedene Arten. In diesem Ratgeber lernen Interessierte alle wichtigen Merkmale kennen, die erforderlich sind, um unterschiedliche Fichtenarten zu bestimmen. Ein nebenstehendes Bild erleichtert das Erkennen in der freien Natur.
Fichten erkennen – Nadelgehölze unterscheiden
Weltweit existieren rund 40 Fichtenarten. Die Anzahl der in Europa vorkommenden Exemplare ist etwas geringer, reicht aber dennoch um den Laien bei der Bestimmung der genauen Sorten vor ein Rätsel zu stellen. Zudem sieht die Fichte anderen Nadelbäumen, allen voran der Tanne und der Kiefer auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich. Erst bei näherer Betrachtung weisen spezifische Merkmale auf eine Fichte hin. Dazu zählen:
- Nadeln
- Zapfen
- Zweige
- Wuchsform
- Standort
Allgemein weisen die Nadeln der Fichte folgende Eigenschaften auf:
- wachsen einzeln an den Zweigen
- bilden keine Büschel wie die Nadeln der Kiefer
- lassen sich gut zwischen den Fingern hin und her rollen
- rechteckige Form (Tannennadeln sind deutlich flacher)
- laufen spitz zu
Kiefern- und Fichtenzapfen sehen sich besonders ähnlich. Dank dieser Merkmale lassen sie sich dennoch voneinander unterscheiden:
Zapfen der Fichte:
- dünne, weiche Schuppen
- elastisch und biegsam
Zapfen der Kiefer:
- dicke Schuppen
- verholzte, raue Struktur
- steif und unbiegsam
Zweige
Wer Nadelbäume nicht nur auf dem Bild, sondern in der freien Natur untersucht, kann dafür auch das Gefühl beim Abtasten der Zweige nutzen. Fichtennadeln wachsen nicht direkt am Zweig, sondern sind mit einem kleinen Stiel an diesem verbunden. Beim Abstreifen der Nadeln bleiben sie am Zweig zurück und geben ihm eine raue Oberfläche. Da Kiefern- und Tannennadeln diese Stiele nicht aufweisen, fühlen sich ihre nadellosen Zweige glatt an.
Weiterhin dient der Wuchs der Zweige als Erkennungsmerkmal. Während Tannenzweige nach unten hängen, stehen sie bei der Kiefer und der Fichte aufrecht nach oben. Kiefern und Fichten unterscheiden sich letztendlich in der Anzahl der Zweige. Fichten weisen einen sehr buschigen Wuchs mit vielen Ästen aus. Bei Kiefern fällt dieser weitaus spärlicher aus, sodass ein eher karges Bild entsteht.
Wuchsform
Aus der Ferne betrachtet lassen sich Fichten am ehesten anhand der Wuchsform von anderen Nadelbäumen unterscheiden. Manche Arten besitzen eine spitz zulaufende Krone, bei anderen ist der durchgehende Stamm deutlich sichtbar.
Standort
Fichten sind fast ausschließlich auf der Nordhalbkugel verbreitet. Bei einem tropischen oder subtropischen Nadelbaum handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Kiefer. In Mitteleuropa sind diese vor allem in großen, vom Menschen angelegten Forstbeständen zu finden. Ein wichtiges Ausschlusskriterium einer Fichte sind feuchte Böden. Keine der Fichtenarten verträgt Staunässe.
Fichtenarten
Um die einzelnen Fichtenarten zu bestimmen, dienen ähnliche Details wie bei der Unterscheidung zwischen Fichte, Kiefer und Tanne.
Alcocks-Fichte (Picea alcoquiana)
Die Alcock-Fichte stammt aus Japan und erreicht eine Wuchshöhe von 35 m. In Europa ist sie sehr selten und auch in ihrer Heimat spielt sie keine nennenswerte Rolle für die Wirtschaft.
Nadeln
- Form: vierkantig
- Farbe: dunkelgrüne Oberseite, blau-grüne Unterseite
- Länge: 1 bis 2 cm
- weitere Eigenschaften: steif
Zapfen
- Form: zylindrisch, eiförmig
- Farbe: männliche Zapfen erst rot später gelb, weibliche Zapfen purpurfarben, bei Reife rötlich-braun
- Länge: 10 bis 15 cm
Blaufichte (Picea pungens ‘Glauca’)
Die Blaufichte weist mit einer maximalen Höhe von 10 bis 15 m ein relativ geringes Wachstum im Vergleich zu den anderen Fichtearten auf. Sie wächst sowohl an sonnigen als auch an schattigen Standorten und bevorzugt sandige, lehmige Böden. Ihre Zweige sind auffällig waagerecht abstehend.
Nadeln
- Form: viereckig, quirliger Wuchs
- Farbe: grau bis blaugrün
- Länge: 3 cm
Zapfen
- Farbe: hellbraun
- Form: länglich
Engelmann-Fichte (Picea engelmannii)
Ihre maximale Wuchshöhe von 24 bis 30 m erreicht die Engelmann-Fichte schon nach kurzer Zeit. Dabei kann sie durchaus 600 Jahre alt werden. Der Nadelbaum stammt aus dem westlichen Nordamerika. Auffällig sind die spitzwinklig abstehenden Äste. Freie Bäume lassen sich besonders gut an dem bis zum Boden beatsteten Stamm erkennen. Die orangebraune, manchmal auch graubraune Rinde blättert schuppenförmig ab. Weiterhin weist die Fichte eine kegelförmige Krone auf.
Nadeln
- Form: vierkantig
- Farbe: bläulich-grün bis stahlblau
- Länge: 25 bis 32 mm
- weitere Eigenschaften: ein weißer Streifen auf der Oberseite, zwei weiße Streifen auf der Unterseite
Zapfen
- Farbe: männliche Zapfen dunkel purpur, weibliche Zapfen hell scharlachrot
- Länge: 2,5 bis 6 cm
- Wuchs: nach unten hängend
- Reifezeit: August bis September
Kaukasus-Fichte (Picea orientalis)
Die Kaukasus-Fichte ist auch als Orientalische Fichte bekannt. Sie erreicht eine nennenswerte Höhe von bis zu 30 m. Obgleich sie sich mit diesem Wachstum meistens einen Platz an der Sonne sichert, gedeiht sie auch an schattigen Plätzen. Die Orientalische Fichte wächst auf lehmigen Böden, reagiert aber sehr empfindlich auf Salz. Ihre braune Rinde ist in jungen Jahren glatt. Erst im Alter bilden sich Schuppen. Die Wuchsform der Zweige ist leicht hochstehend.
Nadeln
- Farbe: dunkelgrün
- Länge: 0,8 cm
- weitere Eigenschaften: glänzend
Zapfen
- leicht glänzend
Omorika-Fichte (Picea omorika)
Die Omorika-Fichte trägt auch die Bezeichnung Serbische Fichte. Sie wächst bis zu 30 m hoch. Obgleich sie an die Lichtverhältnisse ihres Standorts kaum Ansprüche stellt- sowohl Schatten als auch Sonne sind ihr lieb- verträgt die Omorika Fichte keine Staunässe. Ihre Erscheinung ändert sich mit zunehmendem Alter. Junge Bäume besitzen eine graue, glatte Rinde und wachsen aufrecht. Später hängen die Zweige herab, die Rinde färbt sich bräunlich und bildet Schuppen aus. Ein wesentliches Merkmal sind die auffälligen Blüten des Nadelbaums. Die männlichen Blütenstände leuchten zunächst in hellem Rot und gehen beim Verstäuben in Gelb über. Die weiblichen Blüten erscheinen hingegen durchgängig purpurviolett.
Nadeln
- Farbe: dunkelgrün
- Länge: 2 cm
- weitere Eigenschaften: zwei weiße Streifen auf der Rückseite
Zapfen
- Länge: bis zu 5 cm
Rotfichte (Picea abies)
Die Rote Fichte, auch als Gemeine Fichte bekannt, wird sagenhafte 30 bis 50 m hoch. Der Nadelbaum bevorzugt lichte Standort, wächst am besten in sonniger Lage, genügt sich zur Not aber auch mit einem halbschattigen Platz. Zudem gedeiht sie auf sandigen, lehmigen Böden. Sie zeichnet sich durch ihre braune, im Alter grau-braune Rinde aus, deren Struktur deutliche Risse aufweist. Ihre Zweige sind quirlig angeordnet und im Bereich des unteren Stammes meistens nach unten gebogen.
Nadeln
- Farbe: grün
- Länge: 1,5 cm
- weitere Eigenschaften: pieksend
Zapfen
- Länge: 15 cm
Siskiyou-Fichte (Picea breweriana)
Ob Sonne oder Halbschatten, das ist der Siskiyou-Fichte egal. Der Nadelbaum trägt seinen Namen aufgrund seiner amerikanischen Herkunft, die Fachkundige im südlichen Oregon beziehungsweise im nördlichen Kalifornien finden. Ihr aufrechter Wuchs mit einem durchgehenden Stamm ragt bis zu 40 m in die Höhe. Am besten gedeiht die Siskiyou-Fichte auf feuchten, nährstoffreichen Böden. Die Äste stehen waagerecht ab und die Zweige hängen hinunter. Diese Wuchsform verleiht Picea breweriana ein gespenstisches Aussehen. Ihre Rinde ist grau-braun und glatt. Im Alter bilden sich deutliche Harzbeulen.
Nadeln
- Länge: 3 cm
- Wuchs: abstehend
- weitere Eigenschaften: weißer Streifen auf der Unterseite
Zapfen
- Wuchs: hängend
- Länge: bis zu 15 cm
- weitere Eigenschaften: oft klebrig und harzig
Sitka-Fichte (Picea sitchensis)
Mit einer Wuchshöhe von über 50 m besiedelt die Sitka-Fichte vornehmlich die Wälder im nordwestlichen Amerika. Überdies leibt sie feuchtes Küstenklima und wächst sowohl in sonniger als auch in schattiger Lage. Auffällig sind der durchgehende Stamm sowie die spitz zulaufende Krone. Die Rinde der Sitka-Fichte weist im jungen Alter eine graue und später eine rot-braune Farbe auf.
Nadeln
- Form: spitz zulaufend
- Farbe: grün
- Länge: 2 cm
- weitere Eigenschaften: helle Nadelspitze, piksend, zwei weiße Streifen auf der Unterseite
Zapfen
- Wuchs: hängend
- Farbe: braun
- Länge: unter 10 cm
Zapfen-Fichte (Picea abies ‘Acrocona’)
Die Zapfen Fichte wächst lediglich 7 m hoch, wobei die Äste nach unten hängen. An den Standort stellt der vergleichsweise kleine Nadelbaum kaum Ansprüche. Sowohl Sonne als auch Schatten sind ihm recht. Die Rinde der Zapfen Fichte leuchtet rötlich-braun.
Nadeln
- Form: spitz zulaufend
- Farbe: dunkelgrün
- Länge: 2 cm
Zapfen
- Länge: 10 cm
- Lage: Zweigspitze
Häufig gestellte Fragen
Welche Fichtenarten sind in Mitteleuropa heimisch?
Am häufigsten kommt die Gemeine Fichte (Rotfichte) vor. Die tiefen Risse in ihrer Rinde sind den meisten Menschen bekannt.
Existieren auch strauchförmige Fichten?
Strauchförmige Fichten kommen zwar vor, sind aber sehr selten. Meistens handelt es sich bei diesen Fichtenarten um Mutationen, die durch außergewöhnliche Standortbedingungen entstanden. Im Normalfall besitzen Fichten eine kegelförmige Krone. Eine Ausnahme bildet die Plattenfichte, deren Name von den etagenförmig angeordneten Seitensprossen rührt.
Wann lassen sich Fichten anhand der Blüte erkennen?
Fichten blühen erst im hohen Alter von 10 bis 40 Jahren. Die Blütezeit liegt zwischen April und Juni.