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Ihren Ursprung hat die Kunst, Miniaturlandschaften mit kleinen Bäumen zu gestalten, im alten China. In der japanischen Zenkultur wurde diese Kunst weiter perfektioniert. Heutzutage gibt es unterschiedliche Gründe, sich mit der Aufzucht von Bonsais zu beschäftigen. Bonsais als Zeitvertreib, als gärtnerische Herausforderung, zur Kontemplation oder als Wertanlage. Das bisher teuerste Bonsai-Bäumchen ist ein 250 Jahre alter Wacholder, der gewaltige 2 Millionen US-Dollar einbrachte. Letztendlich bestimmt immer die äußere Form, herausgearbeitet durch Schnitt und Verdrahtung, den ideellen und auch materiellen Wert eines Bonsais.
Steckbrief
- Bonsai (japanisch), Pflanze in Schale
- Penzai, Penjing (chinesisch), Tablett-Landschaft
- Geeignete Bonsai Arten: Fast alle Gehölze
- Ältester Bonsai: eine Kiefer in Tokio, über 500 Jahre alt
- Bonsaikunst in Europa: erstmals auf der Weltausstellung 1876 in Paris präsentiert
- Bonsai-Schnitt zur Formgebung und Gestaltung: Wurzelschnitt, Stammschnitt, Blattschnitt, Astschnitt
- Schnittwerkzeuge: Standard-Scheren, Stutz-Scheren, Zweigscheren, Blattschneider, Konkavzange, Knospenzange, Klappsägen, Okuliermesser
- Bonsai-Formen, verschiedene Stile (Beispiele): aufrechter Stamm, geneigter Stamm, Kaskade, Literatenbaum, Besenform, u. v. m.
- Westliche Einteilung nach Standort: Indoor-Bonsai, Outdoor-Bonsai, Kaltraum-Bonsai
Bonsai-Schnitt
Wann, wie und wie oft ein Bonsai zu schneiden ist, das hängt ganz von der Baumart, vom Alter des Baumes und von den ästhetischen Ansprüchen des Besitzers ab. Aber einige Grundregeln gibt es, die man bei jedem Schnitt beachten sollte:
- Nur mit scharfen und sauberen Schneidewerkzeugen arbeiten.
- Schnittstellen ab 0,3/ 0,4 cm sollten einen Wundverschluss bekommen.
- Wundverschluss unmittelbar nach dem Schnitt durchführen.
- Der Formschnitt (Blattschnitt) wird ungefähr alle 2 Jahre fällig, am besten im Juni.
- Der Erhaltungsschnitt (Einkürzen frischer Triebe) wird im Sommer durchgeführt.
- Der Wurzelschnitt erfolgt beim Umtopfen.
- Wird die Krone stark zurückgeschnitten, müssen auch die Wurzeln zurückgeschnitten werden.
- Den Baum niemals zeitgleich Beschneiden und Drahten, das bedeutet zu viel Stress für den Bonsai.
Wurzelschnitt allgemein
Ein Wurzelschnitt ist nötig, um das Wachstum des Baumes einzudämmen. Im Großen und Ganzen gibt es zwei Gelegenheiten, die Wurzeln zu beschneiden:
- Wurzelschnitt bei einem Rohling, um ihn an sein Gefäß anzupassen, um das Wachstum der seitlichen Wurzeln zu forcieren und um das Wachstum des Baumes einzudämmen.
- Wurzelschnitt beim Umtopfen, um das Wachstum der seitlichen Wurzeln zu forcieren, für die Gestaltung des Nebari (=sichtbare Wurzeln) und um das Wachstum des Baumes einzudämmen.
Beim regelmäßigen Umtopfen (ca. alle 2 Jahre, ältere Bäume alle 4 Jahre, reine Zimmerbonsais jedes Jahr) wird auch ein Wurzelschnitt vorgenommen. Dafür muss man die Wurzeln vorsichtig von der Erde befreien. Die großen, senkrecht wachsenden Wurzeln werden entfernt. So fördert man das Wachstum der seitlichen Wurzeln und mit der Zeit bildet sich ein ansehnlicher Wurzelansatz (Nebari). Auch die seitlichen Wurzeln müssen auf 1-2 Fingerbreit rundherum eingekürzt werden.
Formschnitt, Aufbauschnitt allgemein
Grundsätzlich sind bei einem erstmaligen Beschnitt sämtliche Äste so einzukürzen, dass das Gesamtbild dem eines Bonsais entspricht. Beziehungsweise gilt es, beherzt darüber hinaus zu kürzen. Der Schnitt selbst erfolgt immer schräg zur gewünschten Wuchsrichtung, knapp oberhalb eines Knotens, der in die gewünschte Wuchsrichtung zeigt. Unerwünschte Zweige, die direkt aus dem Stamm wachsen, werden vollständig, am besten mit einer Konkavzange, entfernt.
Blattschnitt/ Erziehungsschnitt allgemein
Mit dem Blattschnitt werden im Sommer Nadeln oder Blätter beschnitten um beim nächsten Austrieb kleinere Blätter zu erhalten. Beim Erziehungsschnitt werden Triebe, die das Gesamtbild stören, entfernt. Das können unerwünschte Neuaustriebe am Stamm sein, senkrecht nach oben wachsende Triebe, über Kreuz wachsende Triebe, zu dicht wachsende Triebe sowie Triebe, die sich zu weit unten am Stamm herausbilden. Den ganzen Sommer über können zu schnell schießende Triebe eingekürzt oder entfernt werden.
Die Gestaltung durch den Schnitt
Das regelmäßige Beschneiden des Bonsais ist die erste Maßnahme für das Heranziehen und die Pflege eines Bonsaibäumchens. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich viele Stile entwickelt. Schönheit liegt im Auge des Betrachters und so werden unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten immer wieder unter den Bonsai Liebhabern diskutiert. Es gibt jedoch einige klassische Merkmale, auf die bei einem Bonsai großen Wert gelegt wird, um einen ästhetischen, interessanten Gesamteindruck zu erhalten, das sind in der Regel:
- Ein möglichst markant herausgebildeter Negari
- Ein möglichst dicker Stamm, mit interessanter Form
- Fein verästelte, dreidimensionale und klar strukturierte Anordnung der Zweige
- Eine Kronenform wie bei einem großen Baum der jeweiligen Art
- Harmonischer Gesamteindruck von Stamm, Ästen und Krone
Das wichtigste Zubehör für den Schnitt
- Bonsaischere: scharf und mit einem langen Hals, um mühelos an feine Verästelungen zu gelangen.
- Konkavzange: für dickere Äste, die direkt am Stamm entfernt werden müssen
- Wund- und Heilpaste für Bonsais: für größere Schnittflächen sofort nach dem Schnitt eine Wundpaste auf die Schnittstelle auftragen.
Der richtige Schnitt für beliebte Bonsai Arten
Birkenfeige (Ficus benjamina)
Nicht nur als gemeine Pflanze, sondern auch als Bonsai kann der Ficus durchaus eine gute Figur machen. Ursprünglich kommt er aus Südostasien und ist somit auf jeden Fall ein Indoor-Bonsai. Die Birkenfeige ist gerade für Anfänger gut geeignet, da sie sehr schnittverträglich ist. Ebenso wie seine Verwandten Ficus microcarpa und Ficus ginseng, bekommt man auch den Ficus Benjamini günstig im Blumen- und Fachhandel zu bekommen. Fukientee (Carmona microphylla)
Der Fukientee stammt aus Asien und wird hier in Deutschland oft als “Supermarkt-Bonsai” angeboten. Er ist nicht winterhart und wird daher als Zimmerbonsai gehalten. Er ist sehr robust, wächst schnell und lässt sich gut beschneiden. Beim jährlichen Rückschnitt im Winter werden alle störenden Äste entfernt. In der aktiven Zeit, Frühjahr bis Sommer lässt man die Äste bis auf acht Blätter austreiben und kürzt sie dann jeweils bis auf zwei Blätter. Mit diesem Verfahren erhält man mit der Zeit eine sehr ansprechende, filigrane Verzweigung.
Steineibe (Podocarpus macrophylla)
Die Steineibe gehört zur Familie der Kiefern und es gibt an die 100 Arten. Für eine Gestaltung zum Bonsai sind die aus Asien stammende Podocarpus macrophylla und Podocarpus chinensis hervorragend geeignet. Allerdings sind sie nicht winterhart und benötigen einen frostfreien Platz im Winter. Im Winter erfolgt der Rückschnitt. Dabei werden zu lange Äste gekürzt oder Äste, die das Gesamtbild stören, abgeschnitten. Bei der Steineibe können auch zu lange Nadeln gekürzt werden. Nicht immer erreicht man damit allerdings, dass die neuen Nadeln kürzer nachwachsen. Wenn sich die Knospen im Frühjahr aufblähen, werden sie piniziert (= abkneifen der Knospen). Damit kann man das Längenwachstum eindämmern, weil die Energie für neue Knospen benötigt wird.
Olea europaea – Olivenbaum
In Deutschland ist der Olivenbaum als Bonsai nicht gerade häufig anzutreffen. Dabei besitzt er als Bonsai eine starte Ausdruckskraft. Allerdings, und das mag ein Grund sein, benötigt man Geduld, denn Olivenbäume entwickeln sich langsam. Mit etwas Glück kann man einen etwas älteren Olivenbaum-Bonsai in den Mittelmeerländern bekommen. Olivenbäume sind sehr gut schnittverträglich. Beim Rückschnitt, vor der Wachstumspause, werden bei älteren Bäumen die Äste nach optischen Gesichtspunkten gekürzt. Bei jüngeren Exemplaren kann man die Zweige stärker austreiben lassen, um das Dickenwachstum zu forcieren.
Feuer-Ahorn – Acer ginnala
Ahorn-Arten sind für als Bonsais gut geeignet. Die heimischen Arten, wie zum Beispiel der Feldahorn oder der Feuerahorn sind winterharte Outdoor-Bonsais. Die asiatischen Arten, wie der Fächerahorn und der Dreispitzahorn benötigen hingegen ein spezielles Winterquartier. Der Feuerahorn sieht mit seinem roten Herbstlaub also nicht nur wunderschön aus, sondern soll sogar unerwünschte lange Triebe schneidet man am besten im Sommer. Die beste Zeit für den Blattschnitt ist der Hochsommer. Dann treiben bereits nach zwei Wochen neue Blätter aus, die dann im Herbst seinem Namen alle Ehre machen und feuerrot leuchten.
Carpinus betulus – Hainbuche
Obwohl sie die “Buche” im Namen führt, ist die Hainbuche nicht mit den Buchen, sondern mit den Birken verwandt. Sie ist als Bonsai besonders beliebt, da sie sehr schnittverträglich ist und auch winterhart. An der Hainbuche können fast alle japanischen Stilformen gestaltet werden. Der Schnitt zur Gestaltung erfolgt in der Zeit zwischen dem Anschwellen der Knospen bis Ende Juli.
Ansonsten kann man mit dem Rückschnitt bereits 3 Wochen nach dem Austrieb beginnen. Ist eine Verdickung des Astes gewünscht, so lässt man den Trieb entsprechend länger wachsen, bevor man ihn kürzt. Danach werden nur noch die Spitzen entfernt, allerdings nur an Trieben, die schon 4-5 Blätter lang gewachsen sind. So hat er noch genügend Zeit, bis zum Winter auszureifen.
Fagus sylvatica – Rotbuche
Eine wunderschöne, winterharte Buchenart ist die Rotbuche. Die Kaskade ist eine reizvolle Form für die Rotbuche. Der Formschnitt erfolgt im Frühjahr, wenn das Herbstlaub beim Austrieb abfällt. Neue Triebe schneidet man nach 7-8 Blättern zurück auf 2-3 Blätter. Unerwünschte Zweittriebe können im darauffolgenden Frühjahr noch entfernt werden.
Crataegus – Weißdorn
Der Weißdorn ist ebenfalls sehr gut als Bonsai geeignet. Besonders reizvoll sind die roten Beeren im Spätsommer und Herbst. Er ist sehr gut schnittverträglich, nur gilt es dabei aufzupassen, dass man sich nicht an den Dornen verletzt. Gestalten lässt er sich fast in alle Richtungen. Der Schnitt kann vom Frühjahr bis Ende Juli erfolgen. Geht es darum, dickere Äste zu entfernen, sollte man dies frühzeitig im Jahr durchführen, da der Weißdorn längere Zeit für die Wundheilung benötigt. Eine weitere Eigenheit ist, dass nach einem Rückschnitt nicht immer die erste, sondern gern auch mal die zweite Knospe austreibt.
Larix decidua – Europäische Lärche
Die winterharten Lärchen gehören zur Familie der Kieferngewächse und sind als Bonsai sehr beliebt. Die Knospen an den Triebspitzen entwickeln relativ lange Triebe. Diese können baldmöglichst auf 1-2 Knospen zurückgeschnitten werden, das fördert die Kurztriebe.
Tilia cordata – Winter-Linde als Bonsai
Ein wunderschöner einheimischer Baum, der sich sehr gut als Bonsai heranziehen und gestalten lässt. Die jungen Triebe kann man bis zu acht Blätter heranwachsen lassen, bevor man sie auf 2-3 Blätter zurückschneidet. Eine Verkleinerung der Blätter durch Blattschnitt ist möglich. Allerdings sollte man das nicht jedes Jahr durchführen, denn das kostet der Linde jedes Mal viel Energie.
Silber-Weide – Salix alba als Bonsai
Die Silber-Weide ist aufgrund ihrer Schnittverträglichkeit perfekt für die Bonsai Gestaltung geeignet. Reizvoll ist es dabei, sie als typische Kopfweide zu gestalten. Dafür wird er Stamm auf die Hälfte der gewünschten Höhe gekürzt. Die dann nach oben wachsenden Jungtriebe belässt man bis zu 12 Blätter lang, um sie dann auf 3 oder 4 Blätter zu kürzen. Führt man diesen Schnitt alle 4-5 Jahre am Kopfansatz durch, bekommt man das typische Erscheinungsbild einer großen Kopfweide, in klein.
Häufig gestellte Frage
Kann ich auch eine Palme als Bonsai heranziehen?
Nein, Palmen sind nicht geeignet, um daraus einen Bonsai zu ziehen. Palmen wachsen zunächst in die Breite und dann in die Höhe (primäres Dickenwachstum). Man kann daher durch Rückschnitt auf Form und Größe keinen Einfluss nehmen. Alle anderen Gehölze wachsen erst in die Höhe, bevor sie verdicken (sekundäres Dickenwachstum).