Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.
Die Enttäuschung ist groß, wenn an Orchideen unvermittelt Knospen und Blüten vertrocknen und welken. Dieser Prozess zählt zu den rätselhaftesten Phänomenen, die Orchideengärtnern Kopfzerbrechen bereiten. Dieser Ratgeber ergründet die häufigsten Ursachen für vorzeitige Welke an Knospen und Blüten. Das Spektrum möglicher Ursachen erstreckt sich von ungeeigneten Standortbedingungen über Pflegefehler bis hin zu Schädlingsbefall. Hilfreiche Tipps aus dem großen Erfahrungsschatz erfolgreicher Problemlösungen verdeutlichen die richtigen Gegenmaßnahmen. Folgen Sie unserer Ursachenanalyse im Ausschlussverfahren, wissen Sie am Ende passgenau, was in Ihrem Fall zu tun ist.
Trockenstress
Gegenmaßnahmen: tauchen und häufiger gießen
Wassermangel verursacht im Laufe der Zeit vertrocknete, welke Knospen und Blüten. Als epiphytische (aufsitzende) Regenwaldpflanzen sind Orchideen von Natur aus auf kurze Trockenperioden gut eingestellt. Wenn ein Zimmergärtner indes über längere Zeit das Substrat nicht wässert, setzen unübersehbare Welkeerscheinungen ein. Prüfen Sie vorab per Daumenprobe, ob die Orchideenerde tatsächlich ausgetrocknet ist. So bringen Sie den Wasserhaushalt wieder ins Lot:
- Zimmerwarmes, kalkfreies Wasser in einen Topf oder Eimer füllen
- Kulturtopf mitsamt Luftwurzeln tauchen
- Solange mit Wasser tränken, bis keine Luftbläschen mehr aufsteigen
Lassen Sie das Wasser gut abtropfen und schütteln letzte Reste aus den Blattachseln, bevor Sie den Kulturtopf wieder in einen Übertopf stellen. Prüfen Sie ab sofort häufiger mit einem Finger den Zustand des Substrats, um bei fühlbarer Trockenheit zu gießen.
Direkte Sonne
Gegenmaßnahme: mittags und nachmittags beschatten oder Standortwechsel
Orchideen wünschen sich auf der Fensterbank einen hellen Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung. Unter dem Einfluss praller Sonne am Nachmittag, verschmachten die Knospen und Blüten innerhalb kurzer Zeit. Als Problemlösung empfehlen wir die Montage einer Fensterschattierung, die bei direkter Sonne verschlossen wird. Eine Gardine oder Jalousie bewahrt Ihre Orchideen ebenfalls vor dem Stress. In der Praxis gut bewährt hat sich die Vergesellschaftung mit sonnenhungrigen Grünpflanzen, die Orchideen mit ihrem Blätterkleid beschatten. Beliebte Sonnenanbeter sind Gummibaum (Ficus elastica Robusta), Drachenbaum (Dracaena) und zahlreiche Sukkulenten, wie Blattkakteen (Epiphyllum). Als letzte Option kommt der Standortwechsel in Betracht auf die halbschattige West- oder Ost-Fensterbank.
Aufsteigende Heizungsluft
Gegenmaßnahmen: Heizkörper abstellen oder Standortwechsel
Vertrocknete, welke Knospen und Blüten sind häufig während der kalten Jahreszeit zu beklagen. Ursache ist aufsteigende Heizungsluft, wenn sich unter der Orchideen-Fensterbank ein aktiver Heizkörper befindet. Permanent warmer, trockener Luftstrom von unten her ist den Regenwaldschönheiten unbekannt und löst die florale Panikreaktion aus. Beste Option für die Lösung des Problems ist, den Heizkörper abzustellen. Alternativ verordnen Sie den leidenden Orchideen einen Standortwechsel jenseits warmer Luftströme, wobei sich Temperaturniveau und Lichtverhältnisse nicht verändern dürfen.
Deutlich zu niedrige Luftfeuchtigkeit
Gegenmaßnahmen: besprühen, Luftbefeuchter aufstellen
Selbst anspruchslose, standorttolerante Phalaenopsis-Orchideen leiden unter welken Knospen und Blüten, wenn ihnen eine zu trockene Raumluft zugemutet wird. Sinkt die Luftfeuchtigkeit unter 50 Prozent, müssen primär Knospen und Blüten dafür büßen. Mit diesen Maßnahmen steuern Sie gegen:
- Ober- und Unterseiten der Blätter alle 1 bis 2 Tage mit weichem Wasser einnebeln
- Während der Heizperiode in unmittelbarer Nähe Luftbefeuchter aufstellen
- Kulturtopf in einen mit Kieseln und Wasser gefüllten Untersetzer stellen
Besteht Unsicherheit über den Status der Luftfeuchtigkeit im Raum, lohnt sich der Erwerb eines adäquaten Messgerätes. Für den privaten Gebrauch bietet der Handel einfache Hygrometer für unter 10 Euro an. Um kurzfristig auszutesten, ob geringe Luftfeuchtigkeit die Knospen und Blüten welken lässt, stellen Sie als ergänzende Maßnahme mit Wasser gefüllte Schalen auf alle aktiven Heizkörper im Raum.
Kalter Durchzug
Gegenmaßnahme: Zugluft am Standort vermeiden
Gekippte Fenster, geöffnete Balkon- und Zimmertüren rufen kalten Durchzug hervor, woraufhin die lokale Temperatur kurzfristig sinkt. Dieser Vorgang trifft einen neuralgischen Punkt in der Kultivierung von Orchideen. Die sensiblen Pflanzen sind tropische Wärme gewohnt und empfinden den kurzzeitigen Temperaturabfall um mehr als 5 Grad Celsius als Bedrohung. Wiederholten sich die Schwankungen über mehrere Tage, sind welke Blüten und eingetrocknete Knospen vorprogrammiert. Achten Sie daher bitte beim Lüften von Wohnräumen darauf, dass keine kalte Zugluft an Ihre Orchideen gelangt.
Schädlinge
Gegenmaßnahme: Quarantäne und Bekämpfung
Mit Schädlingen befallene Orchideen setzen eine natürliche Abwehrstrategie in Gang, die an welkenden Knospen und Blüten zu erkennen ist. Nehmen Sie beim ersten Verdacht eine Lupe zur Hand und untersuchen Blätter, Triebe und Luftwurzeln auf die Plagegeister. Werden Sie fündig, stellen Sie die befallene Orchidee unter Quarantäne. Die häufigsten Orchideen-Schädlinge mit Tipps für effektive Bekämpfungsmaßnahmen können Sie hier nachlesen:
- Schwarze oder grüne Blattläuse: abbrausen und bekämpfen mit Schmierseifenwasser im Abstand von 3 Tagen
- Woll- und Schmierläuse: Gespinste und schmierige Flecken abwischen mit Alkohol-getränktem Tuch
- Schildläuse: braune oder helle Panzer betupfen mit Alkohol oder abwischen mit Teebaumöl
Unter hohem Befallsdruck reichen Hausmittel mitunter nicht aus, um die Plage loszuwerden. Der Griff zum giftigen Insektizid ist dennoch nicht erforderlich. Gegen die häufigsten Schädlinge bietet der Fachhandel schlagkräftige Bio-Präparate an, wie Insektizide auf Neemöl-Basis.
Einfluss von Reifungsgas
Gegenmaßnahme: Quelle ermitteln und entfernen
Eine Vielzahl beliebter Obstsorten reift nach. Bei diesem Prozess geben die Früchte das Reifegas Ethylen ab, das sich im ganzen Raum verteilt. Wirkt dieses Gas ein auf die Knospen und Blüten von Orchideen, setzt innerhalb kurzer Zeit eine vorzeitige Alterung ein. Typisches nachreifendes Obst sind Äpfel, Birnen, Bananen, Pfirsiche, Pflaumen und Feigen. Häufig entlarvt ein süßlicher Geruch farbloses, ungiftiges Ethylen im Raum. Können Sie alle zuvor erläuterten Ursachen ausschließen, enthält der Obstkorb im Wohnraum die Übeltäter, die an Orchideen Knospen und Blüten vertrocknen lassen. Wahlweise verbannen Sie ab sofort jegliches Obst aus der Nähe Ihrer Orchideen oder verwenden nicht nachreifende Obstsorten. Ananas, Trauben, Kirschen, Himbeeren und Zitrusfrüchte sind im Obstkorb appetitlich anzusehen und geben kein Reifegas ab.