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Bambus ist winterhart, jede der 1500 Arten irgendwo in der Welt … und auch “die paar” bei uns angebotenen Arten sind zu 80 % winterhart (bei uns). Ob der hübsche Bambus auf Prospektseite 3 zu den 80 % oder den 20 % gehört, erfahren Sie beim Fachhändler sofort: Botanischer Pflanzenname + USDA-Winterhärtezone. Wenn ein Händler weder botanische Namen noch Winterhärte-Angaben zu bieten hat, könnte Ihnen im Zuge eines ungebremsten globalen Handels jeder Tropen-Bambus angeboten werden. Deshalb gibt es jetzt Durchblick über bei uns winterharte Bambus-Pflanzen.
Winterharte Bambussorten
Phyllostachys Arten
Unsere ältesten Bambusse heißen Phyllostachys und wurden bereits um das Jahr 1850 in Europa eingeführt. Seidenhändler brachten damals verschiedene Bambuspflanzen der Gattung Phyllostachys von ihren Asienreisen mit.
Einige dieser Phyllostachys-Arten sind bei uns sicher winterhart, weil sie der USDA-Winterhärtezone 6 zugeordnet werden. Winterhart bis Zone 6 bedeutet, dass die Pflanze durchschnittliche Temperatur-Mindestwerte von -23,3 °C (über längere Zeit, ohne Schäden) aushält. Die 6 ist die Winterhärtezone mit dem niedrigsten Temperaturdurchschnitt, die in Deutschland vorkommt. Folgende Phyllostachys-Arten und Zuchtsorten halten solche Temperaturen aus:
- Phyllostachys aureosulcata ‘Yellow Groove’
- Phyllostachys aureosulcata ‘Aureocaulis’
- Phyllostachys aureosulcata ‘Lama Temple’
- Phyllostachys aureosulcata ‘Harbin Inversa’
- Phyllostachys aureosulcata ‘Spectabilis’
- Phyllostachys atrovaginata ‘Incense Bamboo’
- Phyllostachys bissetii
- Phyllostachys decora ‘Beautiful Bamboo’
- Phyllostachys heteroclada ‘Solid Stem’
- Phyllostachys nuda
- Phyllostachys parvifolia
- Phyllostachys stimulosa
Die nächste Gruppe von Phyllostachys-Arten gehört zu Winterhärtezone 6b (eine Stufe niedriger als 6, was 6a und 6b umfasst) und hält damit Minimaltemperaturen bis -20,4 °C aus, gute Chancen im deutschen Garten:
- Phyllostachys nigra ‘Henon’
- Phyllostachys rubromarginata
- Phyllostachys vivax
- Phyllostachys vivax ‘Aureocaulis’
- Phyllostachys vivax ‘Huangwenzhu’
- Phyllostachys vivax ‘Huangwenzhu Inversa’, Bambus des Jahres 2016
Andere Phyllostachys-Arten bevölkern ebenso selbstverständlich unsere Verkaufsstätten wie die unkritisch frosttoleranten Arten, sind aber “nur gerade so” winterhart:
Phyllostachys reticulata (auch noch bekannt unter seinem alten Namen Phyllostachys bambusoides) wird gerne und in vielen Sorten angeboten:
- P. reticulata/bambusoides ‘Albovariegata’
- P. reticulata/bambusoides ‘Castilloni’
- P. reticulata/bambusoides ‘Castilloni-variegata’
- P. reticulata/bambusoides ‘Castilloni-inversa’
- P. reticulata/bambusoides ‘Castilloni-inversa-variegata’
- P. reticulata/bambusoides ‘Holochrysa’
- P. reticulata/bambusoides ‘Kawadana’
- P. reticulata/bambusoides ‘Marliacea’
- P. reticulata/bambusoides ‘Subvariegata’
- P. reticulata/bambusoides ‘Tanakae’ (auch ‘Mixta’, ‘Lacrima-dea’)
Die Art und ihre genannten Zuchtsorten wachsen in den Winterhärtezonen 7 bis 10 (max. Minustemperatur 17,7 °C), sind also nicht überall in Deutschland winterhart.
Der häufig angebotene Phyllostachys aurea oder Goldrohrbambus (nicht verwechseln mit Phyllostachys aureosulcata!) soll theoretisch in USDA Winterhärtezone 6a (-23,3 °C) bis 11 (+ 4.5 °C) wachsen können. Praktisch gibt es eine ganze Reihe von Erfahrungsberichten, die gründliche Zweifel an dieser ungewöhnlich weit ausgedehnten Klimatoleranz aufkommen lassen und insgesamt folgende Bilanz ziehen: Nördlich der Alpen kann Phyllostachys aurea nur für eine Anpflanzung in milderen Gegenden (ab Winterhärtezone 7) empfohlen werden.
Winterharter Fargesia Bambus
Fast so lange bei uns eingeführt wie die Phyllostachys sind die Bambusse der Gattung Fargesia; die hier unproblematisch winterhaten Fargesia murielae und Fargesia nitida soll ein Botaniker 1886 aus der chinesischen Provinz Südgansu mitgebracht haben. Inzwischen sind weitere Bambus-Arten in der Gattung Fargesia erhältlich, die mit deutschen Wintern ohne Wimpernzucken klarkommen, folgende Fargesia-Arten und Zuchtsorten sind winterhart bis in Winterhärtezone 5 (bis -28,8 °C):
- Fargesia nitida
- Fargesia murielae
- Fargesia sp. ‘Jiuzhaigou’ I
- Fargesia sp. ‘Jiuzhaigou’ II
- Fargesia sp. ‘Jiuzhaigou IV’
- Fargesia sp. ‘Jiuzhaigou X’
- Fargesia sp. ‘Jiuzhaigou Genf’
Bis Winterhärtezone 5b (-26,1 °C) winterharte Fargesia-Bambuse:
- Fargesia sp. ‘Rufa’
- Fargesia sp. ‘Rufa Green Panda’
Winterhärtezone 6a (-23,3 °C):
- Fargesia denudata, Bambus des Jahres 2015
- Fargesia denudata Xian II
- Fargesia dracocephala
Winterhärtezone 6b (-20,5 °C):
- Fargesia sp. ‘Scabrida’
- Fargesia robusta ‘Campbell’
Die Winterhärte-Angaben stammen von www.bamboogarden.com, der Website einer Bambus-Gärtnerei in Oregon, die auf 35 Jahre Erfahrung in der Bambus-Aufzucht zurückblicken kann.
Neuzugänge von oft zweifelhafter Winterhärte
Inzwischen leben wir in einer globalen Welt, und der Handel floriert, auch mit neuen und seltenen Pflanzenarten. An sich ein Grund zur Freude für alle leidenschaftlichen Gärtner, in den knapp 80 Gattungen verholzender Bambusse mit rund 1500 Bambusarten könnten sich noch viele schöne, auch in deutscher Kälte gedeihende Bambus-Pflanzen verbergen.
Aber: Unter den Importeuren und Händlern sind Menschen, die sich mit Fachkenntnis und Leidenschaft einer bestimmten Produktgruppe verschrieben haben, aus dieser Produktgruppe für ihre Kunden gute Produkte auswählen und ansonsten einfach von ihrem Beruf leben wollen. Und Menschen, die ohne Fachkenntnis und Leidenschaft mit allem möglichen handeln, alles anbieten, was noch nicht ganz zu Tode beworbene Kunden kaufen und durch ihren Beruf einfach nur reich werden wollen.
Dementsprechend finden Sie unter den bei uns neu eingeführten Sorten Bambusse, die sich im deutschen Grten richtig gut machen und auch den deutschen Winter mühelos überstehen, und Bambusse, bei denen sich jeder vernünftige Mensch fragt, was um Himmels willen diese Pflanze in unseren Breiten zu suchen haben soll.
Neue winterharte Bambusarten
Zuerst die erfreulichen Neuzugänge der jüngeren Zeit:
1. Gattung Arundinaria: Arundinaria gigantea, WHZ (ab nun für Winterhärtezone) 6b, -20,5 °C
2. Gattung Chusquea:
- C. culeou, meist in der Sorte ‘Red Sheat’, WHZ 7, -17.7 °C
- C. gigantea (Syn. C. breviglumis), WHZ 7, -17.7 °C
- C. quila, WHZ 8b, -9,4 °C
3. Gattung Indocalamus: Indocalamus tessellatus, WHZ 6b, -20,5 °C
4. Gattung Pseudosasa, alle WHZ 7, -17.7 °C:
- P. amabilis
- P. japonica
- P. owatarii
5. Gattung Sasa, beide WHZ 6b, -20,5 °C:
- S. oshidensis
- S. veitchii
6. Gattung Sasamorpha: Sasamorpha borealis, WHZ 6b, -20,5 °C
7. Gattung Semiarundinaria:
- S. fastuosa, WHZ 6b, -20,5 °C
- S. makinoi, WHZ 7, -17.7 °C
8. Gattung Shibataea, beide WHZ 6b, -20,5 °C:
- S. chinensis
- S. kumasaca
Aber auch Vertreter folgender Bambus-Gattungen wurden bei uns im Verkauf gesichtet, die zur Kultur in Deutschland nur empfohlen werden können, wenn sie in einem Kübel wohnen, der bei Bedarf ins Warme umgeräumt werden kann:
1. Gattung Bambusa, alle nicht frostbeständig (Winterhärte: + 3 °C):
- B. multiplex ‘Alfons Karr’
- B. oldhamii
- B. tuldoides ventricosa ‘Kimmei’
- B. tuldoides ventricosa
- B. vulgaris ‘Striata’
- B. vulgaris ‘Vitatta‘
- B. vulgaris ‘Wamin’
2. Gattung Sinobambusa, beide WHZ 9a, -6,6 °C:
- S. tootsik
- S. tootsik ‘Albostriata’
Häufig gestellte Fragen
Mein “Fargesia Jiuzhaigou” war als winterhart angeben, hat aber den ersten Winter nur sehr schlecht überlebt. Betrug?
In Bezug auf die Winterhärte schon einmal nicht, die Fargesia sp. ‘Jiuzhaigou’ halten annähernd minus 30 Grad aus und sind damit auch noch im letzten sibirischen Eckchen winterhart. Wenn ein Bambus im Frühjahr leidend aussieht, muss es aber nicht an der Kälte liegen: Durchaus häufig übersteht ein Bambus den deutschen Winter alleine deswegen kaum oder nicht, weil seine (an laubabwerfende Bäume gewohnten) Besitzer vergessen, der immergrünen Pflanze auch im Winter genug Wasser zukommen zu lassen.
Von der Winterhärte einmal ganz abgesehen – gibt es “schlagende Argumente für Phyllostachys oder Fargesia?
Aber hallo, ja! Phyllostachys bilden in unterschiedlichem Ausmaß unterirdische Rhizome, die bei einem wuchskräftigen Exemplar zur generellen Garten-Übernahme führen können, wenn die Rhizomsperre nicht außerordentlich widerstandsfähig dimensioniert ist. Die Fargesia halten sich dagegen vornehm zurück und lassen ihre pachymorphen Rhizome in Horsten wachsen, ohne Ausläufer zu bilden.