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Ingwer wird bereits seit mehr als 3000 Jahren in der heimischen Küche und Heilkunde eingesetzt. Die heilkräftige Wirkung der Rhizom-Knolle wurde mittlerweile mehrfach wissenschaftlich nachgewiesen und medizinisch belegt. Um nicht länger auf das Angebot von gut sortierten Supermärkten angewiesen zu sein, können Sie die vielseitige Knolle mit nur wenig Aufwand auch in den eigenen vier Wänden selbst ziehen und kultivieren. Der Pflegeaufwand ist gering, gleichzeitig ist Zingiber officinale eine dekorative Zimmerpflanze. Innerhalb weniger Monate können Sie mit der Ernte Ihrer eigenen Ingwer-Knollen beginnen.
Steckbrief
- Zingiber officinale gehört zur Familie der Ingwergewächse.
- Auch unter den Begriffen Immerwurzel, Ingber und Imber bekannt.
- Krautig wachsende Pflanze mit einer Wuchshöhe zwischen 45 und 150 Zentimetern.
- Ingwer besitzt dicke Stängel und schilfartige Blätter.
- Zingiber officinale ist bereits seit dem 9. Jahrhundert bei uns bekannt.
- Vielseitige und beliebte Nutzpflanze.
- Eng mit Kurkuma und Kardamom verwandt.
- Einkeimblättrige Pflanze.
Standort und Substrat
Woher Ingwer eigentlich stammt, lässt sich nur noch vermuten. In der heutigen Zeit wird Zingiber officinale in subtropischen und tropischen Ländern wie beispielsweise China, Japan, Nigeria, Südamerika, Australien und Frankreich angebaut. Die wärmeliebende Pflanze lässt sich auch in unseren Breitengraden kultivieren, gibt sich hier jedoch nur mit einem schützenden Ort im Haus oder Wintergarten zufrieden. Im Sommer, wenn auch nachts die Temperaturen über 20°C liegen, können Sie die Ingwerpflanze auch auf den Balkon oder die Terrasse umsiedeln. Unabhängig vom Standort im Freiland oder auf dem Fensterbrett: Meiden Sie direkte Sonneneinstrahlung. Durch UV-Strahlen entstandene Blattschäden regenerieren sich nicht. Bevorzugt sollten Sie einen Pflanzort im lichten Halbschatten wählen. Auf der Terrasse oder im Garten müssen Sie die Kübelpflanze vor Windwurf und Dauerregen schützen.
Das Substrat sollte nährstoffreich und kalkfrei sein, weitere Anforderungen an den Boden werden nicht gestellt. Ingwer gibt sich auch mit normaler Blumenerde aus dem Discounter zufrieden. Vermischen Sie diese – sofern vorhanden – mit einigen Handvoll Humus. Diese Grundlage reicht in der Regel vollkommen aus, um die nützlichen Pflanzen die gesamte Vegetationsperiode über mit Nährstoffen zu versorgen. Ingwer verträgt keine Temperaturen unter 20°C und reagiert darauf mit Wachstumsstopp. Von einem ganzjährigen Verbleib der Knolle im Freiland wird deswegen abgeraten.
Gießen und Düngen
Der Wurzelballen des Ingwers darf nicht austrocknen, allerdings reagiert die Pflanze auch empfindlich auf Staunässe. Gießen Sie deswegen erst mit abgestandenem, kalkfreiem Wasser nach, sobald die oberste Erdschicht abgetrocknet ist. Ist das Substrat bereits vollständig ausgetrocknet, gönnen Sie der Zimmerpflanze ein Wasserbad. Hierfür den Kübel bis zum oberen Rand in ein mit Wasser gefülltes Behältnis stellen, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen. In den heißen Sommermonaten kann es vorkommen, dass die Pflanze täglich gegossen werden muss. Die ersten Anzeichen für einen bestehenden Wassermangel sind eingerollte Blätter und braune Triebspitzen.
Anzucht
Ohne viel Aufwand lassen sich Ingwer-Pflanzen über gekaufte Knollen aus dem Supermarkt selbst ziehen und pflanzen. Die beste Jahreszeit für den Anbau ist das zeitige Frühjahr, ehe die Hauptvegetationszeit beginnt. Selbst aus etwa 5 Zentimeter großen Resten können Sie stattliche Pflanzen für den Eigenbedarf gewinnen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Knollen noch fest sind und keine Fäulnisstellen aufweisen. Sie können die Ingwer-Pflanzen in einem flachen Anzuchtbehältnis ziehen oder direkt in einem großen Gefäß. Im Kübel sollten Sie zuerst eine Drainage aus porösem Material ausbringen. Dieses kann beispielsweise Lavasplitt, Tonscherben oder kleinen Kieselsteinen bestehen. Wenn Sie das Gewicht des Pflanzgefäßes so gering wie möglich halten möchten, können Sie auch auf herkömmliche Styroporchips zurückgreifen.
- Legen Sie die Ingwerknolle für einige Stunden in etwa 3 Zentimeter lauwarmes Wasser ein.
- Zu großen Ingwer in 4 bis 5 Zentimeter große Stücke zerteilen.
- Mit den Vegetationspunkten nach unten in das Substrat legen.
- 2 bis 3 Zentimeter hoch mit Substrat bedecken.
- Gleichmäßig feucht halten.
Häufig ist von Fehlschlägen und schimmelnden Ingwerknollen die Rede. Damit der Austrieb erfolgreich ist, sollten Sie einen äußerst warmen Standort wählen. Temperaturen zwischen 24°C und 30°C sind dabei ideal. Zeitweise können Sie auch die Luftfeuchtigkeit erhöhen, indem Sie direkt nach dem Gießen eine perforierte, durchsichtige Folie über das Gefäß spannen. Nehmen Sie diese jedoch für einige Stunden täglich ab, um die Luftzirkulation zu fördern. Damit verhindern Sie auch, dass sich Ablagerungen von Schimmel im Substrat bilden können. Die Anzucht von Ingwer kann auch direkt im Gewächshaus erfolgen. Voraussetzungen hierbei sind jedoch, dass die Temperaturen über20°C liegen und der Keimort vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist. Sobald sich die ersten Triebspitzen zeigen, muss stärker mit kalkfreiem Wasser gegossen werden. Trockenheit setzt besonders jungen Pflanzen zu, sie reagieren darauf mit Wachstumsstopp und können bei längerer Trockenheit vollständig absterben.
Pflanzen und Umtopfen
In einem Zeitraum von 10 bis 12 Monaten kann die Pflanze eine Höhe zwischen 60 und 100 Zentimeter erreichen. Abhängig von der Kübelgröße ist ein häufiges Umsetzen des Ingwers angeraten. Wenn Sie dabei nicht sofort mit der Knollenernte beginnen möchten, wählen Sie großes Pflanzgefäß aus. Dieses sollte im Durchmesser etwa 5 Zentimeter mehr Umfang aufweisen als das bisher verwendete. Beim Umsetzen bzw. Pflanzen in einen Kübel gibt es nur wenige Punkte zu beachten.
- Drainage anlegen.
- Erde mit einigen Handvoll Humus vermengen.
- Den Kübel zur Hälfte mit Substrat füllen.
- Ingwer-Pflanze von der alten Erde befreien und umsetzen.
- Bedecken Sie die Knolle ausreichend mit Substrat.
- Fest angießen und an den endgültigen Standort umstellen.
Sofern Sie über keinen Garten in den Tropen verfügen, sollten Sie auf eine ganzjährige Kultivierung im Freiland verzichten.
Vermehren
Unter idealen Pflege- und Standortbedingungen neigen Ingwer-Pflanzen zu einem vermehrten Wachstum. Doch nicht nur die oberirdischen Triebe werden verstärkt ausgebildet, auch die Rhizom-Knolle nimmt erheblich an Umfang zu. Zingiber officinale wird nur über die Wurzel vermehrt. Im Frühjahr können Sie die Ingwer-Knolle dafür teilen. Gehen Sie dabei wie bei der Anzucht von gekauftem Ingwer vor. Die Blütezeit von Ingwer ist äußerst kurz, nur wenige Tage können Sie die auffälligen und dekorativen Blüten der tropischen Gewächse bewundern. Eine Samenbildung erfolgt jedoch nicht, da die Pflanzen normalerweise durch Vögel bestäubt werden. Wenn Sie Ingwer aus Samen ziehen möchten, so sollten Sie auf Saatgut aus dem Fachhandel zurückgreifen.
Überwintern
Die Vegetationsperiode von Ingwer erstreckt sich von März bis August. Bereits im September stellt die Pflanze das Wachstum ein und zieht sich in den Boden zurück. Sobald die Blätter und Triebe welken, sollten Sie auf die Gabe von Dünger verzichten, auch das Gießen wird auf ein Minimum reduziert. Im Herbst ist auch die beste Zeit, um die Pflanze zu beernten. Teilen Sie mit einem scharfen Messer die Ingwer-Knolle in gleichmäßig große Stücke auf. Überwintert wird im Kübel an einem frostsicheren Ort. Temperaturen um die 10°C sind ideal, meiden Sie jedoch die Unterbringung in beheizten Räumen. Sobald die Pflanze im kommenden Frühjahr austreibt, sollten Sie das Gewächs wieder gießen und an einen wärmeren Standort umsiedeln.
Ingwer-Sorten
Von der vielseitigen Pflanze sind verschiedene Sorten mit unterschiedlichem Geschmack und Aussehen vorhanden. Wenn Sie auf der Suche nach besonders aromatischen Ingwer sind, sollten Sie folgende Arten kultivieren:
- Indischer Ingwer
- Jamaika Ingwer
- Sri-Lanka-Ingwer
- Thai-Ingwer
Die schärfste Ingwer-Sorte stammt übrigens aus Südafrika, diese Knollen sind jedoch nur selten in gut sortierten Obst- und Gemüseläden anzutreffen. Sofern Sie Wert auf faserfreie Knollen legen, so greifen Sie auf Ingwer aus Australien zurück.
Krankheiten und Schädlinge
Einige Schädlinge und Pilzerreger machen auch vor Zingiber officinale nicht Halt. Mit der richtigen Pflege können Sie jedoch die Widerstandsfähigkeit der Pflanze erhöhen und einem Befall vorbeugen.
Wurzelfäule
Diese von Schlauchpilzen verursachte Krankheit befällt die Wurzeln der Gewächse und zersetzt diese langsam von innen heraus. Die Pflanzen sind dann nicht mehr in der Lage, Nährstoffe und Wasser über die infizierten Stellen aufzunehmen und sterben langsam ab. Die Pilzerreger bevorzugen ein feuchtes Milieu, stehende Nässe begünstigt deswegen den Befall. Wirksame Fungizide gegen die Pilzerreger gibt es nicht. Beugen Sie vor, indem Sie die Ingwer-Pflanzen zwar regelmäßig, aber dafür nur mäßig gießen. Die Gewächse benötigen erst dann wieder Wasser, wenn die ersten 2 Zentimeter des Substrats sich spürbar trocken anfühlen. Eine Drainage am Kübelboden trägt ebenfalls wirksam dazu bei, dass überschüssiges Gießwasser schneller abfließen kann. Die Anzeichen für Wurzelfäule sind eindeutig: Die Pflanze weist ein kümmerndes Erscheinungsbild auf und ein muffiger, faulender Geruch dringt aus dem Substrat. Setzen Sie das betroffene Gewächs unverzüglich in frische, trockene Erde um. In einigen Fällen regeneriert sich das Wurzelwerk von befallenen Pflanzen wieder.
Trauermücken
Die kleinen Tiere ähneln Fruchtfliegen und halten sich bevorzugt in der Nähe von Zimmerpflanzen auf. Trauermücken legen ihre Eier im feuchten Substrat ab, der gefräßige Nachwuchs macht sich dann direkt über die Wurzeln der Wirtspflanzen her. Ältere Gewächse erleiden selten Schaden durch einen Befall mit den kleinen Plagegeistern. Ergreifen Sie dennoch unverzüglich nach der Entdeckung wirkungsvolle Bekämpfungsmaßnahmen:
- Klebetafeln aufstellen.
- Nematoden über das Gießwasser verteilen.
- Dicke Sandschicht auslegen.
Mit einfachen Mitteln können Sie jedoch auch vorbeugen. Vermeiden Sie beispielsweise ein dauerhaft feuchtes Erdreich oder pflanzen Sie die Gewächse direkt in Perlit. Denn Trauermücken legen ihre Eier nur in Erde ab.
Häufig gestellte Fragen
Wiederholt schimmelt meine gekaufte Knolle bei der Anzucht, was mach ich falsch?
Legen Sie den gekauften Ingwer – mit der Schnittfläche nach unten – nur auf das Substrat, ohne die Knolle selbst damit zu bedecken. In vielen Fällen treibt die Pflanze auch auf diese Art und Weise aus. Zusätzlich sollten Sie die Luftfeuchtigkeit mit einer Folie erhöhen. Nehmen Sie diese täglich für einige Stunden ab, um Schimmelbildung zu vermeiden. Verwenden Sie auch nur frische, pralle Knollen für die Anzucht.
Wann ist die beste Erntezeit für Ingwer?
Im Endeffekt können Sie ganzjährig ihren selbst gezogenen Ingwer beernten. Schneiden Sie dafür mit einem scharfen Messer die benötigte Menge von der keimenden Ingwer-Knolle weg. Die optimale Erntezeit ist allerdings im Herbst, wenn die Blätter der Pflanze bereits anfangen zu welken. Wenn Sie Ingwer auch im Folgejahr kultivieren möchten, so sollten Sie einen kleinen Teil der Rhizom-Knolle überwintern.