Gründe, einen Geländeverlauf zu verändern, gibt es unzählige. Wichtig ist dabei, angefülltes Gelände sicher abzufangen. Dabei bieten sich neben der klassischen Bauweise einer Stützmauer durch L-Steine noch verschiedene weitere Alternativen.
L-Steine – ein Überblick
Besonders werden so genannte L-Steine als Stützmauer verwendet. Denn bis auf einen tragfähigen Untergrund werden keine weiteren statischen Hilfsmittel benötigt. Die Auflast des angefüllten Bodens auf den unteren waagerechten Schenkel stabilisiert das Element und schafft den nötigen Gegendruck zum anstehenden Gelände am senkrechten stützenden Schenkel.
Alternativen
Nun gilt es, sinnvolle Alternativen für die Winkelsteine in Sachen Funktionalität, Aufwand und Kosten zu finden, die die Aufgabe ebenso gut erfüllen:
Betonformsteine
Ähnlich den bekannten Spielsteinen aus Dänemark bieten sich heute Betonformsteine an, die einfach aufeinandergesetzt werden und über vorgeformte Noppen einen kraftschlüssigen Verband bilden.
Ausführung
- Untergrund ebnen und Sauberkeitsschicht aus Schotter einbauen
- Formsteine waagerecht ausrichten und bündig aneinanderreihen
- nächste Lage um halbe Steinlänge versetzt aufbringen
- Erdreich anfüllen
Vorteile
- einfache Ausführung
- sauberer Steinverband für hohe Belastbarkeit
- vergleichsweise hohe Wandhöhen um 1,50 bis 2,00 Meter möglich
Nachteile
- hohe Kosten für Fertigteile
- triste Betonoptik
- versetzen nur mit Maschineneinsatz möglich
Bohlenwände
Einen besonders urigen Charakter erzeugen Bohlenwände. Sie können sowohl aus Kant- als auch aus Rundhölzern erstellt werden und in ihrer Dimensionierung auf die Erfordernisse angepasst werden.
Ausführung
- Verlauf der Stützwand frei räumen
- Rundhölzer oder Stahl-H-Träger in Bohlenlänge Abstand einrammen
- Bohlen hangseitig hinter Stützen aufstapeln und Bodenanfüllung mitführen
- alternativ Bohlen in seitlich weisende Taschen der H-Träger einlegen
- Erdreich anfüllen
Vorteile
- platzsparende Ausführung ohne nennenswerte Bautiefe
- naturnahe Erscheinung über Einsatz von Holz
- bei entsprechender Einrammtiefe und Dimensionierung hohe Stützlasten möglich
- durch Einsatz von Holz sehr günstige Ausführung
- Errichtung ohne aufwändige und teure Maschinen platzsparend möglich
Nachteile
- begrenzte Lebensdauer durch Einsatz verrottender Baustoffe (Holz)
Flechtwände
Für geringe Stützhöhen bietet sich eine einfache, durch überall erhältliche Materialien errichtbare Variante an: Die Flechtwand. Sie ist flexibel, dekorativ und in Relation zum Materialeinsatz erstaunlich leistungsfähig.
Ausführung
- Wandbereich freiräumen
- Rundhölzer ca. alle 50 bis 80 Zentimeter mit dem Vorschlaghammer senkrecht einschlagen
- etwa daumendicke Zweige waagerecht um die Stützen “weben”
- Zweige nach dem einlegen bzw. -weben fest nach unten drücken, um Lücken möglichst gering zu halten
- Erdreich anfüllen
Vorteile
- nahezu keine Kosten, da Material z.B. an Haselsträuchern überall auffindbar
- sehr natürliches Erscheinungsbild
- rasch errichtet und bei Bedarf verändert oder rückgebaut
- kein Maschinenbedarf
- auch in beengten Verhältnissen problemlos baubar
Nachteile
- geringe Lebensdauer wegen großer Oberfläche der verrottenden Hölzer
- geringe Stützhöhen bis ca. 80 – 100 Zentimeter möglich
Natursteine
Rein auf Grund ihrer eigenen Masse stehen und halten Stützmauern aus großen Natursteinblöcken dem Erddruck stand. Grob behauen erwecken sie häufig einen naturnahen Eindruck und können neben der technischen Funktion gleichzeitig eine gestaltende Rolle übernehmen.
Ausführung
- Gelände einebnen
- bei nachgiebigem Boden Tragfähigkeit durch Unterbau aus Schotter oder Magerbeton herstellen
- quaderförmige Natursteinblöcke gestoßen versetzen
- bei Bedarf zusätzliche Reihen versetzt ausrichten, Kreuzfugen vermeiden
- Reihen übereinander zum Hang hin leicht versetzen
- abschließend Erdreich hinterfüllen
- falls gewünscht Fugen mit Gartenerde füllen und bepflanzen
Vorteile
- kurze Errichtungszeit
- hoher dekorativer Wert
- in Abhängigkeit von der Quadergröße hohe Standfestigkeit
Nachteile
- großer Platzverbrauch durch Tiefe der Steinquader
- Zugänglichkeit für Bagger / LKW mit Ladekran für das Versetzen erforderlich
- abhängig von gewählter Steinart vergleichsweise hohe Materialkosten
Trockenmauern
Die aus Weinbergergen und anderen Nutzflächen in Hanglage bekannten Trockenmauern lassen sich auch privat wunderbar als dekorative und naturnahe Stützmauer einsetzen.
Ausführung
- Gelände einebnen
- Basis aus Schotter einbringen
- Steinreihen aus unbehauenen Findlingen aufeinandersetzen
- Wand für höhere Standsicherheit leicht in Richtung Hand geneigt errichten
- bei hohen Stützhöhen Steingröße nach oben hin kleiner wählen (abnehmende Wanddicke)
Vorteile
- hoher Dekorationswert
- problemlos rund oder gebogen errichtbar
- wegen fehlender Steinbearbeitung und Einsatzmöglichkeit für anderweitig nicht einsetzbare Steine sehr geringe Kosten
- hoher Fugenanteil als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, somit sehr naturnah
Nachteile
- hohes fachliches Wissen für Errichtung erforderlich
- relativ hohe Gefahr der Verformung über die Standzeit hinweg
- begrenzte Wirksamkeit als Stützmauer wegen fehlender Aussteifungen, sowie Horizontal- und Vertikalverbindungen
U-Steine
Wie auch die bekannten Winkelsteine sind U-Steine vorgefertigte Serienprodukte, die sozusagen von der Stange zur Errichtung von Wänden und Abfangungen eingesetzt werden können. Werden die U-Steine leicht versetzt angelordnet, lässt sich ein hoher Fugenanteil erzielen, die stringente Optik durchbricht und zusätzliche Bepflanzungen erlaubt.
Ausführung
- Gelände einebnen
- Sauberkeitsschicht aus Schotter einbringen
- U-Steine mit Öffnung zum Hang hin ausrichten und versetzen
- weitere Steinreihen jeweils versetzt anordnen
- zur Erhöhung der Masse und Tragfähigkeit bei Bedarf untere Steinreihen mit Magerbeton verfüllen
Vorteile
- hohe Gestaltungsfreiheit
- einfache Verarbeitung ohne Baumaschinen
- als Betonfertigelemente geringe Kosten
- gute Bepflanzungsmöglichkeiten
Nachteile
- begrenzte Stützfähigkeit hinsichtlich der erzielbaren Höhe, ohne zusätzliche Stahlarmierung und Betonkerne meist bis ca. 1 bis maximal 1,50 Meter
- graue, wenig ansehnliche Betonoptik
Die Böschung
Zuletzt soll noch eine letzte, extrem günstige und einfache Variante als Ergänzung der beschrieben Alternativen Erwähnung finden: Bei geringen Stützhöhen bietet sich die Möglichkeit, an Stelle einer senkrechten Stützwand das Gelände anzuböschen. Je nach Boden geht man davon aus, dass der Boden ab einem Winkel von 45°, in einigen Fällen bereits ab 60°, standsicher ist. Bepflanzt wird auch das Auswaschen durch Regen und Schnee vermieden, so dass sich hier eine einfache und dauerhafte Möglichkeit bietet.
Häufig gestellte Fragen
Entgegen vieler anderer Methoden sind Winkelsteine industriell erstellt und geprüft. Meist lässt sich bei vorschriftsgemäßem Einbau der L-Steine an Hand einer Tabelle leicht bestimmen, welches Modell bei welcher Stützhöhe und welcher Belastung zugelassen ist und eingesetzt werden darf.
Eine korrekte und zuverlässige Bemessung von Wandkonstruktionen kann nur durch einen Statiker erfolgen. Geringe Stützhöhen bis rund einen Meter können Sie meist noch recht einfach “aus dem Bauch heraus” errichten. Darüber hinaus sollten Sie aber unbedingt einen Fachmann hinzuziehen.
Definitiv. Standfeste Böden belasten eine Wandkonstruktion weit weniger, als beispielsweise ein sandiger, leicht nachrutschender Boden. Daher muss auch die Bodengüte bei der Entscheidung für eine Bauweise berücksichtigt werden.