Nur wenige Pflanzen tolerieren absolute Trockenheit. Aber manchmal meint der Gärtner es einfach zu gut mit der Wassergabe. Zum Glück lassen sich übergossene Pflanzen mit diesen Tipps retten.
Irrtümer und Tücken bei der Pflanzenpflege
Fehlende Kenntnisse über den individuellen Wasserbedarf des Gewächses führen schnell dazu, dass Gärtner ihre Pflanzen übergießen. Manche meinen es auch besonders gut und versuchen eine vernachlässigte Pflege mit extra viel Wasser auszugleichen. In dem Glauben, den Pflanzen mit einem Wasservorrat einen Gefallen zu tun, richten sie aber mehr Schaden als Nutzen an.
Ein beliebter Fehler ist zum Beispiel auch ein schmaler Blumentopf. Hier staut sich das Wasser besonders stark, sodass die Pflanzen auch bei wenig Wassermenge schnell übergossen sind.
Um dies zu verhindern, nutzen viele Menschen einen Gießanzeiger. Jedoch fallen kleine Beschädigungen hieran kaum auf. Leider genügen bereits kleine Defekte, um die Anzeige, wann die Pflanzen übergossen sind, zu verzehren. Sobald der Kontakt zwischen Messstelle und Sichtfenster unterbrochen ist, muss ein neuer Gießanzeiger her.
Das wohl größte Missverständnis ist jedoch die Deutung gelber Blätter. Lassen die Pflanzen ihre Blätter hängen, glauben viele Gärtner, sie jetzt erst recht gießen zu müssen. Meistens sind die Pflanzen aber nicht übergossen. Sie lassen aufgrund eines Nährstoffmangels die Blätter hängen. In diesem Fall ist eine Düngergabe erforderlich.
6 Maßnahmen, um die Pflanzen zu retten
Schritt 1: Wurzel Kontrolle
Ehe die Pflanzen ihre Blätter hängen lassen, stirbt der unterirdische Wuchs ab. Dieser ist nicht nur unmittelbar mit dem zu nassen Substrat in Kontakt, sondern dient gleichzeitig als Nährstofflieferant für Blätter und Stiele. Daher ist der erste Schritt beim Retten einer Pflanze das Austopfen. Durch leichtes Klopfen am Blumenkübel löst sich die Erde besser von den Wurzeln, sodass die Maßnahme einfacher gelingt. Gesunde Wurzeln weisen eine helle weiß-beige Farbe auf.
Schritt 2: Kranke Wurzeln entfernen
Wurzeln, die bereits sichtbar faulen oder sich braun verfärbt haben, schneidet der Gärtner großzügig ab. Am besten gelingt dies mit einer sterilen Gartenschere.
Schritt 3: Feuchtigkeit entziehen
Allerdings haben auch die restlichen Wurzeln bereits zu viel Wasser eingesogen. Als Sofortmaßnahme legt der Gärtner den Wurzelballen auf Küchenpapier an einen sonnigen Platz auf der Fensterbank.
Schritt 4: Restfeuchtigkeit entfernen
Ist das Gewächs nur geringfügig übergossen, sollte die oben genannte Maßnahme ausreichen. Sind die Wurzeln nach dem Trocknen aber immer noch feucht, hilft es sie vorsichtig auszupressen.
Schritt 5: Erneutem Übergießen vorbeugen
Erst wenn sich die Pflanze erholt hat, darf der Gärtner sie wieder eintopfen. Damit die Pflanzen ihre Trieb nach kurzer Zeit nicht erneut die Triebe hängen lassen, sollte er den Topf entsprechend vorbereiten. Eine Drainage ist mit einfachen Mittel installiert:
- einen Tontopf mit kleinem Loch im Boden wählen
- Loch mit einer Tonscherbe abdecken
- eine Drainage aus Tongranulat oder Seramis anlegen
- erst dann durchlässige Blumenerde einfüllen
- Topf auf einen breiten Untersetzer stellen
- diesen ebenfalls mit einer Drainage aus Granulat oder Seramis beschichten
- die Drainage sollte mindestens 2 cm hoch sein
- probeweise angießen und prüfen, ob sich das Wasser staut
- Pflanze in den Topf setzen
Schritt 6: Nachsorge
Mit dem erneuten Eintopfen ist es jedoch nicht getan. Setzt der Gärtner die Pflege wie gewohnt fort, wird sich das Gewächs nicht vollständig erholen. Nun heißt es, für einige Tage auf das Gießen zu verzichten. Dabei muss der Gärtner nicht befürchten, dass seine Zimmerpflanze austrocknet. Aufgrund der Überwässerung hat sie Flüssigkeit sozusagen erst einmal “satt”.
Außerdem ist es wichtig. die betroffenen Pflanzen in den Schatten zu stellen. Das reduziert zum einen den allgemeinen Wasserbedarf. Zum anderen hemmt ein dunkler Standort das Wachstum. Da die Wurzeln massiv geschädigt sind, können sie die oberen Pflanzenteile nur schwerlich versorgen. Auch ein Sonnenbrand wäre jetzt fatal.
Ob sich die Pflanze von den Rettungsmaßnahmen erholt, zeigt sich nach ein paar Tagen. In dieser Zeit kontrolliert der Gärtner das Gewächs regelmäßig.
Weitere Tipps
- Größe des Topfes den Ansprüchen der Pflanze anpassen
- große Wurzelballen gegebenenfalls teilen
- spezielles Substrat verwenden, das Wasser speichert (z.B. Kokoserde)
- je sonniger der Standort, umso höher der Wasserbedarf
- im Winter grundsätzlich weniger gießen
- Bedürfnisse der unterschiedlichen Pflanzen zuvor in Erfahrung bringen
- nicht das Substrat sondern den Untertopf gießen
- Pflanze saugt nur so viel Feuchtigkeit, wie sie benötigt (überschüssiges Wasser nach einiger Zeit wegschütten)
- tauchen statt Gießen
- Eimer mit Wasser füllen, Wurzelballen tauchen, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen, 30 Minuten trocknen lassen
Häufig gestellte Fragen
Wann ist Zeit für die Wassergabe?
Das Substrat sollte sich stets angenehm kühl und leicht feucht anfühlen. Trockene, krümelige Erde weist auf einen Wassermangel, ein sumpfiger Geruch auf einen Überschuss hin. Mit der Fingerprobe ermittelt der Gärtner den Zeitpunkt für erneutes Gießen. Dabei drückt er seinen Finger etwa 1 bis 2 cm tief ins Substrat. Die oberste Erdschicht darf ruhig angetrocknet sein.
Woran erkenne ich eine übergossene Pflanze?
Das sicherste Zeichen ist ein modriger Geruch. Selbstverständlich macht auch die Pflanze einen kränklichen Eindruck. Tritt der Gestank auf, ist es meistens schon zu spät, um das Gewächs zu retten.
Kann ich jede Pflanze retten?
Die oben aufgeführte Anleitung gilt für jegliche Art von Zimmerpflanzen. Viel eher kommt es darauf an, wie viel Schaden das Gewächs bereits genommen hat. Ist ein Großteil des Wurzelballens schon matschig, ist die Rettung hoffnungslos.