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Zaunwinden sind heimische Wildkräuter, die am passenden Standort ein kräftiges Wachstum hinlegen. Ob Sie sie bekämpfen müssen, hängt von Ihrer Einstellung ab: Sie können jede Pflanze mit gesundem Wachstum als Feind ansehen und ganz im Sinne des Handels für Pflanzenvernichtungsprodukte bekämpfen, bis jedes Blättchen “ordentlich wächst” … Oder Sie freuen sich über solche Pflanzen in Ihrem Garten – die so wichtig sind, dass in Botanischen Gärten Schutzprojekte laufen. Gerade bei der Zaunwinde eine gute Idee, die ist sehr dekorativ, Ideen zu ihrer Eindämmung werden aber auch vorgestellt.
Steckbrief
- Die Zaunwinden stellen eine Pflanzengattung in der großen Familie der Windengewächse
- Diese Gattung heißt mit wissenschaftlichem Namen Calystegia
- Sie umfasst rund 30 Arten, von denen etwa die Hälfte in Kalifornien wächst, bei uns gibt es nur vier Arten
- Davon steht eine auf der Roten Liste, zwei sind ebenso selten wie attraktiv
- In ganz Deutschland verbreitet ist die Echte Zaunwinde “Calystegia sepium”
- Zaunwinden sind erhaltenswerte Ackerwildkräuter
- Die sich an verschiedenen Stellen im Garten durchaus nützlich machen können…
Besser nutzen als bekämpfen
“Die Zaunwinde ist ähnlich wie die Ackerwinde ein ausdauerndes Unkraut mit Meter in den Boden reichenden Wurzeln, die aus diesen Wurzeln ständig und unermüdlich neu austreiben kann und daher schwierig zu bekämpfen ist.”
Sagen die, die die Definition des “Unkrauts” der Pflanzenschutzmittelindustrie überlassen, von der aus nachvollziehbaren Gründen sehr viele Pflanzen als “Unkraut” einstuft werden. Diese Menschen sind noch nicht auf die Idee gekommen, dass Firmen mit Unternehmenszweck “Herstellung chemischer Verbindungen zur Pflanzenvernichtung” nicht die geeigneten Autoritäten für Gartenpflanzen sind.
Jede sinnvoll zusammengestellte Pflanzengesellschaft im Garten hält sich ohne Chemie gegenseitig im Zaum; und wenn die Zaunwinde zugegebenermaßen etwas vorwitzig und ausbreitungsfreudig ist, können Sie das nutzen, indem Sie mit ihr Stellen begrünen, an denen viele Pflanzen Schwierigkeiten haben.
Es gibt gute Gründe, einer Zaunwinde in der Pflanzengesellschaft Ihres Gartens einen Platz zuzubilligen:
- Die Zaunwinden gehört zu den einheimischen Pflanzenarten der Äcker
- Die Äcker nehmen bei uns ein Drittel der bewachsenen Flächen ein
- Die Erhaltung der Biodiversität dieser Flächen ist wichtig, aus mehreren Gründen:
- Ackerwildkräuter gehören zu unserer Kulturgeschichte und sind ebenso erhaltenswert wie historische Bauwerke
- Sie machen unsere Landschaft vielfältiger und attraktiver
- Ökologisch sind alteingesessene Pflanzenarten das Fundament unserer Nahrungskette
- Die 100 häufigsten Ackerwildkräuter bieten rund 1.200 pflanzenfressenden Nützlingen Lebensraum, von denen weitere Tierarten abhängen
- Ackerlebensgemeinschaften sind für nachhaltig wirtschaftende Landwirte ökonomisch bedeutsam
- Von 350 Arten Ackerwildkräutern sind rund die Hälfte vom Aussterben bedroht
- Auch drei von vier einheimischen Zaunwinden, dabei gehören die Zaunwinden zu unseren schönsten und wuchswilligsten Pflanzen
Aus all diesen Gründen kümmern sich heute bereits Botanische Gärten mit verschiedensten Projekten um Erhalt der Ackerwildkräuter. Allen voran der Botanische Garten der Universität Konstanz, der in zwei Jahrzehnten eine umfangreiche Lebendsammlung von Ackerwildkräutern angelegt hat (in Mitteleuropa eine Besonderheit, siehe www.uni-konstanz.de/botanischergarten).
Auch Hausgärtner können Sie sich für Erhalt der Biodiversität engagieren, anstatt Pflanzen wie die Zaunwinde zu bekämpfen. Das Gewächs mit den schönen Blüten lässt sich nämlich auf viele Arten nutzbringend in den Gartens integrieren, womit Sie sich als Gärtner zudem einige Arbeit ersparen.
Clever einsetzen
Die heimischen Zaunwinden besiedeln ein weites Areal, alle gemäßigten Zonen der Nord- und Südhalbkugel. Sie sind also vorbildlich unkomplizierte Pflanzen, die im Garten unterschiedlich eingesetzt werden können:
- Zäune zu Naturflächen werden mit einer Zaunwinde zur grünen Wand
- Auf feuchten nährstoffreichen Böden wächst die Zaunwinde besonders gut
- Sie kann ein Teichufer im Sommer in ein Blütenmeer verwandeln
- Dazu braucht sie etwas Führung, z. B. entlang eines winzigen Lattenzauns
- Die Zaunwinde können Hecken zieren, ältere Buchenhecken beispielsweise
- Zaunwinden im Kübel könnten am Rankgerüst zur Gartenskulptur werden
- Oder eine Sichtschutzwand begrünen
- In schlechten Böden kann die Zaunwinde die empfindliche Trichterwinde ersetzen
- Sie soll sogar in Terrarien wachsen (und von Chamäleons verspeist werden, aber Tierarzt fragen!)
- Jeder unansehnliche Schuppen wird mit einer Zaunwinden zum “grünen Objekt”
- Zaunwinden wachsen sogar als Bodendecker
- Zu konkurrenzschwachen Pflanzen etwas Abstand halten
Zaunwinde bekämpfen
Mitunter muss eine Zaunwinde bekämpft werden, zum Beispiel, weil sie zu nah an der Grundstücksgrenze wächst und gerade das Nachbargrundstück erobert. Ökologisch wertvoll und super bequem wäre hier eine Totholzecke anstatt Zaun zwischen den Grundstücken: Gartenabfälle verschwinden, Kleintiere kommen, die Zaunwinde könnte einfach wachsen. Leider ein eher seltener Fall gemeinschaftlicher Gestaltung, meist soll die Zaunwinde verschwinden und der Rechtsanwalt scharrt bereits mit den Hufen … Dann haben Sie ein wenig Arbeit vor sich, je nach Alter der Zaunwinde können Sie Folgendes versuchen:
- Zaunwinde ausgraben, was sie je nach Tiefe beseitigt oder im Wachstum beschränkt
- Hacken, früh im Jahr beginnen und regelmäßig und konsequent weitermachen
- Aus feuchtem Boden herausziehen; sofort aufhören, wenn der größte Teil der Wurzeln im Boden bleibt
- Mulchen und Gründüngungspflanzen sollen bei Winden wenig ausrichten
- Wenn es unbedingt sein muss, soll “totales Dunkeltuten” eine sichere Methode sein
- Was absolut licht- und luftundurchlässige Abdeckung der Fläche bedeutet, für mindestens ein Jahr…
Chemie?
Natürlich gibt es Pflanzenschutzmittel, die Sie gegen die Zaunwinde einsetzen können. Sogar für den Haus- und Kleingarten zugelassene Pflanzenschutzmittel, alle gegen “zweikeimblättrigen Unkräuter”. Das sind aktuell (Februar 2015) 248 verschiedene … In diesen werden “ein paar” chemische Verbindungen eingesetzt, die Pflanzen den Garaus machen können: 2,4-D, Clopyralid, Dicamba, Diflufenican, Eisen-II-sulfat, Essigsäure, Fettsäuren (C7 – C20), Flufenacet, Fluroxypyr, Glyphosat, Maleinsäurehydrazid, MCPA, Mecoprop-P, Metosulam, Pelargonsäure und Propyzamid. 248 Mittel entstehen aus verschiedensten Kombinationen dieser Stoffe, deren Einsatz nur erlaubt und wirksam ist, wenn sie in korrekter Grammzahl pro Quadratmeter ausgebracht werden.
Ob Sie sich die Mühe dieser komplizierten Dosierung wirklich machen sollten, ist fraglich, denn diese Mittel sind durchaus geeignet, weiteren organischen Systemen zu schaden: 2,4-D und Dicamba sind Wachstumshormone, Maleinsäurehydrazid ein Wachstumshemmer, mit nicht genau kalkulierbaren Wirkungen, Propyzamid ist als umweltgefährlich und gesundheitsschädlich ausgewiesen. Clopyralid, Essigsäure, MCPA, Mecoprop-P und Pelargonsäure sind (für Lebewesen, Umwelt, Wasser, Pflanzen …) eine Gefahr, die Fettsäuren C7 – C20 auch, je kleiner die Zahl beim C, desto aggressiver. Bei Eisen-II-sulfat, Flufenacet und Metosulam rät die globale GHS-Gefahrstoffkennzeichnung: Achtung (= Leben, Umwelt, Wasser usw. gefährdend). Diflufenican und Fluroxypyr sind “nur” für Wasserorganismen schädlich, das dafür aber mit langfristiger Wirkung …
Wenn solche Mittel im gewerblichen Umfeld eingesetzt werden (wo sie aufgrund gesetzlicher Verpflichtungen und aus Rentabilitätsgründen genau berechnet werden) ist das problematisch genug. Viele engagierte Bürger setzen sich bereits dafür ein, dass sich das ändert, kaufen pflanzliche Lebensmittel aus sicheren Quellen und bauen unbelastete Kräuter/Gemüse im eigenen Garten an. Durch solche Mittel eine dekorative Pflanze im privaten Garten zu bekämpfen, mit der Gefahr, andere Pflanzen/Boden/sich selbst zu kontaminieren, erscheint vor diesem Hintergrund als eine Art Selbstschädigungsprogramm …
Auch wenn Sie die Gefahr einer solchen Schädigung in Kauf nehmen, stellt sich dann noch die Frage, ob die Anwendung eines Pflanzenschutzmittels gegen die Zaunwinde überhaupt Chancen hat, eine Wirkung zu zeigen. Wenn nicht so gut an den Standort angepasste Zierpflanzen mit schwächlichem Wuchs/zarteren Wurzeln um die Zaunwinde herum wachsen, werden Sie wohl eher diese vernichten …
Häufig gestellte Fragen
Gibt es verschiedene Arten Zaunwinden?
Oh ja, rund 30 Arten, von denen ist aber die Hälfte in Kalifornien zu finden und ein weiteres Dutzend Arten außerhalb Europas zu Hause. Nur vier Zaunwinden können Ihnen in Deutschland begegnen: Meist die Echte oder Gewöhnliche Zaunwinde “Calystegia sepium”, dann die Wald-Zaunwinde “Calystegia silvatica”, die Schöne Zaunwinde “Calystegia pulchra” und ide Strandwinde “Calystegia soldanella”. Jeweils mit unterschiedlicher Wuchskraft und unterschiedlich gefärbten, dekorativen Blüten. Wenn Sie Freude an den schönen, fast ohne Pflege wachsenden Winden gefunden haben, lohnt sich Information über die einzelnen Arten.
Sind Zaunwinden giftig?
Kommt drauf an, für wen und in welchen Mengen. Ackerwinde und Echte Zaunwinde werden beide innerlich als menschliche Heilpflanze eingesetzt, enthalten aber auf Herz und Kreislauf wirkende Glykoside, falsche Dosierung macht sie also zum Gift. Bienen, Käfer und Schmetterlinge schlürfen gerne den absolut ungiftigen Nektar, Vieh soll sich auch freuen, wenn es die Pflanzen im Heu findet, Wild-Kaninchen sollen Ackerwinden lieben, für Chamäleons sollen Zaunwinden ungiftig sein … Aber ein Haustier-Nager ist kein Wildkaninchen, und ob Ihr Chamäleon den entsprechenden Foreneintrag gelesen hat, ist auch nicht sicher … Ich würde weder meinen Nager/ Chamäleon/Hund/Katze/Pferd … länger knabbern lassen, noch selbst Zaunwinden-Tees trinken, ohne mich vorher gründlich und bei Fachleuten informiert zu haben.