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Im klug angelegten Nutzgarten nimmt Wirsing nicht von ungefähr seit eh und je einen Stammplatz ein. Zu den überzeugenden Attributen des leckeren, gesunden Gemüsekohls zählt insbesondere die facettenreiche Sortenvielfalt, die eine ganzjährige Ernte ermöglicht. Selbst optisch machen die imposanten Kohlköpfe mit ihren gekräuselten Blättern eine gute Figur.
Wo demnach kein eigener Garten zur Verfügung steht, pflanzen begeisterte Hobbygärtner den nahrhaften Wirsingkohl kurzerhand im großen Kübel an. Ein wenig anspruchsvoll präsentiert sich der Anbau zweifellos. Mittels der folgenden Pflege-Anleitung vermag sogar ein unerfahrener Freizeit-Farmer die Herausforderungen der Kultivierung erfolgreich zu bewältigen.
Steckbrief
- Name der Art: Gemüsekohl (Brassica oleracea).
- Bezeichnung der Zuchtform: Wirsing (Brassica oleracea convar. capitata var. sabauda).
- Beheimatet im Mittelmeerraum.
- Zweijährige, krautig wachsende Pflanze.
- Blätter können roh und gekocht verzehrt werden.
- Je nach Sorte besteht eine Winterhärte bis -10° Celsius.
- Nimmt hohen Stellenwert in gesunder Ernährung ein.
- Trivialnamen: Wirsingkohl, Welschkohl, Welschkraut, Savoyer Kohl.
Das Image als Arme-Leute-Speise hat Gemüsekohl längst abgeschüttelt. Beigetragen hat dazu nicht zuletzt der Wirsing, dessen zarte Blätter als kulinarisches Feingemüse gelten.
Standort und Bodenbeschaffenheit
Damit der Starkzehrer die beträchtliche Biomasse mit den wertvollen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen entwickeln kann, nimmt die Wahl des Standortes einen hohen Stellenwert in der Kultivierung ein.
- Sonnige bis vollsonnige, warme, möglichst geschützte Lage.
- Ein Platz im hellen Halbschatten kommt ebenfalls infrage.
- Nährstoffreiches Erdreich, feucht, humos und durchlässig.
- Ideal ist ein pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5.
Sofern der pH-Wert nicht bekannt ist, sorgt ein einfacher Test für Klarheit. Entsprechende Sets können in Gartencentern oder Online Shops für ca. 5 Euro erworben werden. Die Anwendung erfordert keine spezifischen Fachkenntnisse.
Vorbereitung des Erdreichs
Erfahrene Kleingärtner wissen um die Bedeutung der Bodenqualität und nehmen bereits im Vorjahr des Anbaus eine adäquate Vorbereitung der Erdscholle vor.
- Im Herbst das ausgewählte Gemüsebeet tiefgründig harken.
- Reichlich Stallmist oder gut verrotteten Gartenkompost einarbeiten.
- Wahlweise eine hochwertige Gründüngung aussäen, wie Lupinen oder Klee.
- Von Vorteil ist die gleichzeitige Kalkung mit Steinmehl oder Algenkalk.
Da Wirsingkohl umso prächtiger gedeiht, je fruchtbarer das Erdreich ist, dürfen geeignete Ernterückstände liegenbleiben, z. B. von Porree, Möhren, Zucchini oder Zwiebeln. Diese biologische Masse leistet im Rahmen der Verrottung einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, was insbesondere Starkzehrern, wie dem Welschkraut im nächsten Jahr zugutekommt.
Anzucht
Die mannigfaltigen Wirsing-Sorten sind unterteilt in Typen für einen frühen, mittleren und späten Anbau. Da Frühlings-Wirsing bereits ab Februar ausgesät werden kann, bietet sich in der Hobbygärtnerei die Anzucht auf der heimischen Fensterbank an. Steht ein Frühbeet zur Verfügung, werden mittlere Sorten dort ab April herangezogen. Der Wirsingkohl für den Winter kann problemlos mittels Direktaussaat ab Juli/August angebaut werden.
Aussaat auf der Fensterbank
- Ein Anzuchtgefäß mit Aussaaterde füllen.
- Die Samen in das Substrat stecken und dünn übersieben.
- Mit Wasser aus der Sprühflasche leicht anfeuchten.
Abgedeckt mit Glas oder einer Klarsichtfolie, verbringen die Samen die Zeit bis zur Keimung auf der hellen, nicht vollsonnigen Fensterbank. Idealerweise befindet sich kein aktiver Heizkörper darunter, weil die aufsteigende, sehr trockene Luft dem Saatgut nicht zuträglich ist. In der Regel dauert es bei 12° bis 15° Celsius ca. 1 Woche, bis sich die Keimblätter zeigen. Nach der Keimung wird die Abdeckung entfernt und die kräftigsten Pflänzchen pikiert, sobald sie eine Höhe von ca. 10 cm erreicht haben.
Während des gesamten Vorgangs darf das Substrat zu keiner Zeit austrocknen, sollte indes auch nicht überschwemmt werden. Bis April hat sich der junge Wirsing so weit entwickelt, dass er ins Beet ausgepflanzt wird, in einem Abstand von 40 cm x 40 cm. Da die frühen Typen sich als unempfindlich gegen Kälte erwiesen haben, ist es kein Grund zur Beunruhigung, wenn sich noch einmal frostige Temperaturen einstellen sollten.
Anzucht im Frühbeet
- Im Frühjahr eine 30 cm bis 50 cm dicke Mistpackung ausbringen.
- Darüber einen Mix aus Kompost, Torf, Sand und Kalk ca. 20 cm hoch auftragen.
- Den aufgelockerten Boden mit einem Brett leicht anpressen.
- Die Samen nicht zu dicht aussäen und 0,5 cm bis 1 cm dick übersieben.
Befeuchtet wird die Aussaat mit feiner Brause, sodass sie nicht austrocknet. An frostfreien Tagen sollte wiederholt gelüftet werden, damit sich kein Schimmel bildet. Da zur Keimung eine Temperatur von 15° Celsius ausreicht, sind weitere Erwärmungsmaßnahmen nicht erforderlich, insbesondere wenn Pferdedung als Mistheizung dient.
Direktaussaat
- Im Juli/August das Beet feinkrümelig auflockern.
- Anschließend Kompost und Algenkalk einarbeiten.
- Wirsing-Samen im Abstand von 50 cm einpflanzen.
Ein ausreichender Abstand der Samen stellt sicher, dass in der Folge von einem Pikieren zu dicht wachsender Wirsingköpfe abgesehen werden kann. Die optimale Keimtemperatur beträgt 18° Celsius. In diesem Fall setzt die Keimung nach 1 Woche ein. Sinnvoll ist die Ausbreitung eines Gemüsenetzes, um Saatgut und Jungpflanzen vor gefräßigen Schädlingen zu schützen.
Zusammenfassender Zeitplan
Strebt ein Freizeitgärtner den lückenlosen Anbau von Wirsing an, gilt es, den Überblick über die verschiedenen Fristen zu behalten. Die folgende Aufstellung möchte einen hilfreichen Beitrag dazu leisten:
Frühe Sorten
- Aussaat im Februar/März.
- Auspflanzen im April.
- Ernte ab Juli.
Mittlere Sorten
- Anzucht ab April im Frühbeet.
- Pflanzen im Beet von Mai bis Juli.
- Erntezeit von August bis November.
Späte Sorten
- Direktaussaat bis spätestens Mitte August.
- Ernte von Oktober bis April.
Diese Daten gelten als überschlägliche Richtwerte. Letztendlich bestimmt stets der genaue Zeitpunkt der Aussaat alle darauf folgenden Termine.
Gießen und Düngen
Der Wasser- und Nährstoffhaushalt wird so reguliert, dass den Anforderungen des stark zehrenden Wirsingkohls Genüge getan wird. Jegliche Mangelerscheinung hätte eine merkliche Beeinträchtigung von Wuchskraft und Vitalität zur Folge, die nur schwerlich wieder aufzuholen ist.
- Das Erdreich konstant feucht halten, ohne Staunässe zu verursachen.
- Hilfreich ist eine schützende Mulchschicht aus Laub und Grasschnitt.
- Idealerweise wiederholt mit organischem Dünger, wie aufgelöstem Stallmist versorgen.
Sofern kein Kompost oder Dung zur Verfügung steht, übernimmt handelsüblicher Gemüsepflanzen-Dünger die Versorgung mit Nährstoffen, dosiert nach Herstellerangaben. Wichtig zu beachten ist, dass ein kalkhaltiges Präparat gewählt wird. Gegen Ende der Vegetationsphase, wenn die Zeit der Ernte näher rückt, ist es empfehlenswert, eine stickstoffbetonte Düngung zu vermeiden. Das bedeutet konkret, dass nun kein Mist mehr verabreicht wird, sondern Kompost oder Pflanzenjauchen.
Kohlköpfe klein halten
Kann ein Wirsing sich frei entfalten, nimmt er bei guter Pflege eine raumgreifende Größe an, bei einem Gewicht von bis zu 5 Kilogramm. Im kleinen Hausgarten ist ein derart platzintensiver Anbau nur noch selten erwünscht. Statt nun auf das schmackhafte Gemüse zu verzichten, greift der kundige Hobbygärtner in die Trickkiste und hält das Wachstum seines Wirsingkohls im Zaum. Zu diesem Zweck sind keine speziellen Sorten erforderlich.
Vielmehr funktioniert der gärtnerische Kniff mit allen klassischen Wirsing-Typen, indem ihnen kurzerhand Platz weggenommen wird. Statt auf einem Quadratmeter 4 Wirsing zu pflanzen, kommen 16 Exemplare in die Erde. Aufgrund der ausgeprägten Konkurrenz, gedeihen nun Kohlköpfe mit einem Gewicht von 100 bis 400 Gramm, ideal für den kleinen Haushalt. Sofern der eine oder andere größere Wirsingkohl heranwachsen soll, erntet der pfiffige Hobbygärtner zunächst jeden zweiten Kohl, sodass den verbleibenden Pflanzen genügend Platz zur Verfügung steht, ihr volles Potenzial zu entwickeln.
Kohlhernie vorbeugen
Die mit Abstand meist gefürchtete Pflanzenkrankheit, die Wirsing befallen kann, ist die Kohlhernie. Hierbei handelt es sich um eine hartnäckige Pilzerkrankung, verursacht durch den Schleimpilz Plasmodiophora brassicae. Dessen Sporen lauern bis zu 20 Jahre im Boden darauf, sich über Kreuzblütengewächse herzumachen. Über die Wurzeln gelangen sie in den Wirsing und bewirken eine unkontrollierte Zellteilung. Die damit einher gehenden Deformationen blockieren die Versorgungsleitungen und der Kohlkopf stirbt ab.
Da es nach wie vor an effektiven Bekämpfungsmethoden mangelt, ist der Freizeitgärtner darauf angewiesen, prophylaktische Maßnahmen zu ergreifen.
- Bei sämtlichen Kohlsorten einen Fruchtwechsel von 3 bis 5 Jahren einhalten.
- In der Zwischenzeit im Beet auch keine anderen Kreuzblütler kultivieren.
- Das Erdreich regelmäßig auflockern und mit Kompost anreichern.
Obgleich Fungizide gegen Kohlhernie nicht zur Verfügung stehen, hat sich erwiesen, dass eine gezielte Kalkstickstoff-Düngung die Anzahl der Pilzsporen erheblich reduziert. Darüber hinaus nimmt der kundige Gartenfreund vorbeugenden Einfluss, indem er bewusst keine Erdbeeren auf ehemaligen Wirsingbeeten pflanzt. Erdbeeren selbst zeigen zwar keine Symptome der Kohlhernie, haben sich freilich als Überträger der Pilzinfektion erwiesen.
Schädlinge
Eine ganze Reihe schädlicher Insekten hat es auf den Wirsing abgesehen, nicht nur die allgegenwärtigen Schnecken.
Kohlweißling (Pieris brassicae)
Die grünen Raupen mit gelben Streifen machen sich vor allem von Juli bis September über den Wirsing her. Erkennbar ist der Befall an durchlöcherten Blättern, die später bis auf die Rippen kahlgefressen werden. Als hilfreich hat sich erwiesen, wenn Schlupfwespen den Garten besiedeln, denn sie gelten als Freßfeinde des Kohlweißlings, da sie die Raupen parasitieren. Wirksamen Schutz bietet zudem ein engmaschiges Netz, das zugleich weitere Schädlinge fernhält.
Kohlmottenschildlaus/Weiße Fliege (Aleyrodes proletella/Trialeurodes vaporariorum)
Dieser Schädling saugt den Pflanzensaft heraus, was zu eingerollten Blättern und Verfärbungen führt. Da die Weibchen frostfest sind, überwintern sie im Beet und schlagen bereits im zeitigen Frühjahr los. Verschlimmert wird der Befall, weil die klebrigen Ausscheidungen Rußtau verursachen und weitere Schädlinge anlocken. Folgende Bekämpfungsmethoden bieten sich an: Klebefallen aufstellen, wiederholt Seifenlauge ausbringen, Niemsamen ausstreuen, Marienkäfer einsetzen, befallene Blätter sogleich entfernen.
Ernte
Die Ernte von Wirsing sollte grundsätzlich bei trockener Witterung erfolgen. Für Winterwirsing gilt darüber hinaus, dass keine Minustemperaturen herrschen. Sofern nicht der gesamte Kohlkopf benötigt wird, ist es ohne weiteres möglich, die gewünschte Anzahl an Blättern von außen nach innen abzuschneiden. Freilich befinden sich im Pflanzenherz die zartesten Wirsingblätter und dürften folglich besonders begehrt sein für die Küche. Sofern der Wirsingkohl vollständig verarbeitet werden soll, gräbt der geübte Hobbygärtner ihn einschließlich des Strunks aus.
Übrigens ist für die Ernte nicht zwingend erforderlich, dass sich ein fester Wirsing gebildet hat. Bereits im frühen, noch lockeren Wachstumszustand bieten die Blätter einen zarten Genuss.
Häufig gestellte Fragen
Ich habe sehr viel mehr Wirsingköpfe geerntet, als wir in der Familie kurzfristig verzehren können. Welche Möglichkeiten der Lagerung gibt es?
Die frühen und mittleren Wirsing-Sorten sind nur für kurze Zeit lagerfähig. Sofern sie noch über den Strunk verfügen, hängen Sie den Kohl kopfüber an einer Leine in den kühlen Keller. Der Winter-Wirsing eignet sich demgegenüber gut für die Lagerung, z. B. im Frühbeet. Bewährt hat sich zudem die traditionelle Miete. Hierzu heben Sie im Garten eine Grube aus, legen diese mit Maschendraht und Sand aus, platzieren die Kohlköpfe darauf und decken alles mit Stroh sowie einer Schicht Erde ab. Vergessen Sie nicht, die Stelle zu markieren, damit Sie die Miete später unter einer Schneedecke auch wiederfinden.
Meinen Nutzgarten bewirtschafte ich in Mischkultur. Mit welchen Pflanzen verträgt sich Wirsingkohl?
Sehr vorteilhaft ist die Nachbarschaft zu Tomaten und Sellerie, weil sie abwehrend auf Kohlhernie wirken. Darüber hinaus harmoniert Wirsing gut mit Bohnen, Endivie, Gurken, Kartoffeln, Erbsen, Porree, Salat, Kamille und Pfefferminze.