Normalerweise sind Wespen verhältnismäßig harmlos, wenn sie in Ruhe gelassen werden. Bei manchen Menschen verbreiten sie jedoch regelrecht Angst. Besonders wenn man ein Nest in näherer Umgebung entdeckt. Aber wie sieht so ein Wespennest eigentlich aus?
Verschiedene Standorte möglich
Hierzulande kommen am häufigsten die Deutsche Wespe (Vespula gemanica) und die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) vor. Beide Arten gehören zu den so genannten “Dunkelhöhlennister”. Das Wespennest dieser Wespen ist hauptsächlich an dunklen, wettergeschützten Stellen wie
- Rollladenkästen
- Deckenverkleidungen
- Dachböden und Scheunen
- Mäuse- oder Maulwurfslöcher in der Erde
- alten Baumstämmen
zu finden. In einem solchen Wespennest haben bis zu 10.000 Tiere Platz. Sie leben bis Ende Oktober/Anfang November. Daneben gibt es dann die “Freinister”. Dazu gehören unter anderem die Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica) oder Waldwespe (Dolichovespula sylvestris). Ihr Nest ist an einem Stiel freihängend. Es ist in
- Bäumen und Hecken
- Geräteschuppen und Vogelkästen
- an Dachvorsprüngen
zu beobachten. Der Aufbau des Nestes ist nicht so groß. Lediglich beherbergt es zwischen 150 und 300 Tiere. Spätestens im August/September sind die Tiere tot.
Baubeginn im Frühjahr
Wenn die ersten wärmenden Sonnenstrahlen im März/April erscheinen und die Temperatur um die 15 Grad erreicht, dann erwachen die jungen, begatteten Wespenköniginnen aus ihrem “Winterschlaf”. Sie beginnen jetzt mit der Suche nach dem geeigneten Platz für ein Wespennest. Der Bau beginnt mit einem sogenannten “Wabenstiel”, einem etwa nageldicken Zapfen. Die Königin verklebt daran die ersten zehn bis zwanzig abgerundeten, wabenartigen Zellen (Das Grundgerüst des Nests der Gemeinen Wespe bilden am Anfang sieben Brutzellen: eine im Zentrum, sechs darum herum). Noch während dieser Bauphase legt sie darin die ersten Eier ab. Da zur Entwicklung der Larven Wärme erforderlich ist, umhüllt sie die kleine Wabenkugel mit einer “Nesthülle”. Die Nestkugel ist in der Gründungsphase lediglich tischtennisballgroß. Aus den Larven entwickeln sich die ersten sterilen Arbeiterinnen, die neben der Brutaufzucht, das Wespennest ständig um neue Wabenzellen für je ein Ei erweitern.
Papierähnliches Material
Wespen sind hervorragende Baumeister. Der Aufbau eines Nestes sieht aus, als ob es aus Papier bestünde. Als Material verwenden sie dabei Holz. Dazu schaben zuerst die Königin, später dann die Arbeiterinnen kleine Holzspäne von Brettern, Zäunen und Bäumen ab. Mit ihren Mundwerkzeugen werden diese zerkleinert und in kleine Kügelchen zerkaut, mit Speichel eingenässt und anschließend zum Wespennest transportiert. Das zerkleinerte Holz wird dabei in Verbindung mit dem Speichel zu einem papierartigen Brei. Das verwendete Material für ein Wespennest ist neben der Bauweise bei den Arten recht unterschiedlich, was auch in der Farbe des Nestes sichtbar wird, wie die Beispiele zeigen:
Deutsche Wespe
- Material: oberflächlich verwittertes Holz (z.B. von Holzzäunen oder Weidepfählen)
- Nestfarbe: gräulich
Gemeine Wespe und Hornissen
- Material: vollständig verrottetes Holz (z.B. morsche Baumstämme oder Äste)
- Nestfarbe: beige
Aufgrund des verwendeten Materials, der unterschiedlichen Bauweise und der Standortwahl des Wespennestes kann grob schon eine Unterscheidung der Wespenarten erfolgen.
Lagiger Aufbau
Im Inneren des Nestes sind kleine fünfeckige Zellen, sogenannte Waben sichtbar. Dieser Aufbau ist wichtig für die Eiablage und verleiht dem Wespennest eine ausgezeichnete Stabilität. Die Waben sind gleichmäßig, geometrisch angeordnet. Durch die fleißigen Arbeiterinnen wächst das Nest Wabe um Wabe. Ein Wespennest besteht am Ende aus
- mehreren übereinander gelegten Wabenetagen
- Ausrichtung dieser waagerecht
- nach unten geöffnet
- Waben von mehrschichtigen, isolierenden Außenhülle umgeben
- Außenhülle bis auf Einflugloch geschlossen
- Einflugloch oft seitlich angebracht
Die Vergrößerung des Nestes hält bis Juli/August an. Dabei wird die Außenhülle immer abgebaut und am unteren Ende werden neue Waben mittels Speichels verklebt. Anschließend wird das Wespennest sofort wieder mit einer Außenhülle verschlossen. Der Aufbau der Außenhülle kann bei den Wespenarten unterschiedlich sein:
Dunkelhöhlennister
- halbkreisförmige, isolierende Lufttaschen in Außenhülle
- sichtbares Schuppenmuster auf Hülle
Freinister
- in Außenhülle röhrenförmige, isolierende Lufttaschen
- dadurch quergestreiftes Muster sichtbar
Durch die Lufttaschen ist das Nest gut thermisch isoliert. Wenn es sehr kalt im Nest ist, erfolgt eine Aufheizung durch Flügelschlag. Sollte es hingegen zu warm sein, bringen die Arbeiterinnen Wassertropfen mit ins Nest. Durch die Verdunstung kann eine konstante Temperatur von 30 Grad gehalten werden.
Unterschiedliche Größe
Die Größe und Form eines Wespennestes kann recht unterschiedlich sein, beispielsweise
- groß wie ein Fußball oder Medizinball
- rundlich oder traubenförmig
- elliptisch oder tellerförmig
- auch 2 bis 3 cm hoch und bis 3 m lang
Alles ist möglich.
Häufig gestellte Fragen
Dazu sollten alle Öffnungen an der Außenwandverkleidung des Hauses, Rollladenkästen und Luftschächte verschlossen werden. Für Lüftungsschlitze gibt es spezielle Klammern. Zu- und Abluftöffnungen und Schächte werden mit Fliegengittern versehen. Im Garten sollten Mäuse- und Maulwurfslöcher mit Erde aufgeschüttet, Hohlräume im Steingarten und Astlöcher verschlossen werden.
Wespen stehen unter Naturschutz. Für die Umsiedlung ist in der Regel eine Genehmigung der Naturschutzbehörde notwendig. Eine Umsiedlung kann erfolgen, wenn sich das Nest im unmittelbaren Lebensbereich der Menschen befindet und eine drohende Gefahr besteht, beispielsweise bei einer Wespengiftallergie, oder wenn Kleinkinder an das Nest herankommen. Eine Umsiedlung sollte dann einem Fachmann überlassen werden.