Unsere heimische Vogelwelt kann auf mehr als 500 Arten verweisen. Die meisten von ihnen lassen ihren Gesang während der hellen Tageszeit erklingen. Aber es gibt auch einige Vögel, die nachts singen.
Nachtigall – ein echter Nachtsinger
Normalerweise zwitschern bzw. singen die meisten Vögel, wenn es hell ist, also vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Es gibt einige Ausnahmen. Ein echter Nachtsinger ist, wie es der Name schon sagt die Nachtigall. Sie ist eigentlich der einzige Vogel, der wirklich nachts durchgehend singt. In der Regel singen die Männchen rund um die Uhr. Jedoch sind nachts, ab Mitternacht nur noch die “Single” unter ihnen zu hören, also Männchen, die noch kein Weibchen zur Paarung gefunden haben.
Besondere Merkmale der Nachtigall (Luscinia megarhynchos) sind
- Größe: 15 bis 16,5 cm
- Aussehen: Oberseite braun, Unterseite grau-beige gefärbt, rostroter Bürzel und Schwanz, weißer Augenring
- Vorkommen: im Unterholz von Laubwäldern, Gärten
- Nahrung: Mücken, Käfer, Schmetterlingsraupen, Beeren
- Zugverhalten: Überwinterung in Afrika
- Beobachtungszeitraum: während der Sommermonate
- Vogelstimmen: singen über 200 Strophentypen, teils ansteigende Pfeifstrophen und krächzende und knurrende Rufe
Weitere Frühaufsteher
Neben dem echten Nachtsinger, der Nachtigall, gibt es auch noch verschiedene Vögel, die zwar nicht tief in der Nacht singen, aber dennoch zu den Frühaufstehern gehören. Sie stimmen ihren Gesang weit vor dem Sonnenaufgang an. Dazu gehören
Amsel (Turdus merula)
- Größe: 23 bis 29 cm
- Aussehen: Männchen schwarzes Gefieder mit gelbem Augenring und Schnabel, Weibchen braun
- Vorkommen: Wälder, Gärten, Parks
- Nahrung: Schnecken, Regenwürmer, Früchte und Beeren
- Zugverhalten: Standvogel
- Beobachtungszeitraum: ganzjährig
- Stimmen: abwechslungsreicher, melodischer Gesang beginnend 45 Minuten vor Sonnenaufgang, Wechsel zwischen Flötentönen und kurzem Trillern und Zwitschern, Warnrufe “pli-pli-pli-pli”
Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)
- Größe: 10 bis 15 cm
- Aussehen: Männchen aschgrau, orangefarbene Brust, schwarze Kehle, rostroter Schwanz, Weibchen graubraun mit rostrotem Schwanz
- Vorkommen: Laub- und Mischwälder, Gärten, Parks
- Nahrung: Insekten, Raupen, Larven, Spinnen, Beeren
- Zugverhalten: Überwinterung in Afrika
- Beobachtungszeitraum: April bis September
- Vogelstimmen: sehr schwatzend, “huit” bis “tick-tick-tick”, Gesang beginnend 80 Minuten vor Sonnenaufgang
Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros)
- Größe: 13 bis 15 cm
- Aussehen: Männchen grauschwarz mit weißem Flügelfeld und rostrotem Schwanz, Weibchen graubraun
- Vorkommen: offene Gelände, Bergland, Gärten, in Städten
- Nahrung: Larven, Spinnen, Beeren
- Zugverhalten: Überwinterung in Nordafrika und im Nahen Osten
- Beobachtungszeitraum: März bis November
- Vogelstimmen: Gesänge beginnend 70 Minuten vor Sonnenaufgang, pfeifende, knarrende oder knirschende Laute
Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla)
- Größe: 13 bis 15 cm
- Aussehen: graues Gefieder, Kehle und Steiß heller, Männchen schwarze Kappe, Weibchen rotbraune Kappe
- Vorkommen: schattige Wälder, Feldraine, Gärten, Parks
- Nahrung: Spinnen, Insekten, Holunderbeeren
- Zugverhalten: Überwinterung in Südeuropa, England, Nordafrika
- Beobachtungszeitraum: März bis Oktober
- Vogelstimmen: lautes, melodisches Flöten beginnend 45 Minuten vor Sonnenaufgang, oft ein hartes, kurzes “täck”- Kieselsteinruf ähnlich dem Zusammenschlagen von zwei Kieselsteinen
Rauchschwalbe (Hirundo rustica)
- Größe: 17 bis 19 cm
- Aussehen: braunrotes Gesichtsfeld, glänzendes blauschwarzes Gefieder, weißer Bauch, schwarzes Brustband, gegabelter Schwanz
- Vorkommen: ländliche Gebiete, offene Ställe und Scheunen
- Nahrung: Spinnen, Fliegen, Mücken
- Zugverhalten: Überwinterung in Afrika
- Beobachtungszeitraum: April bis Oktober
- Vogelstimmen: lauter, schnell zwitschernder Gesang beginnend 60 Minuten vor Sonnenaufgang, zum Abschluss ertönt ein Trillern oder Schnurren, im Flug oft “witt-witt” Rufe
Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
- Größe: 12 bis 14 cm
- Aussehen: Brust und Kehle orangefarben, heller Bauch, brauner Schwanz, Hinterkopf und Rücken
- Vorkommen: Wälder, Felder, Parks, Gärten
- Nahrung: Würmer, Schnecken, Spinnen, weiche Beeren und Früchte
- Zugverhalten: Überwinterung hauptsächlich in Deutschland
- Beobachtungszeitraum: ganzjährig
- Vogelstimmen: Gesang beginnend 50 Minuten vor Sonnenaufgang, hohe Töne, singen auch im Herbst, Winter und nachts, bei Aufregung ein hohes “siiip” oder kurzes “tick”
Singdrossel (Turdus philomelos)
- Größe: 20 bis 22 cm
- Aussehen: Oberseite braun, Unterseite weiß mit dunklen Flecken, hellrosafarbene Beine, schwarzer Schnabel mit hellerer Basis.
- Vorkommen: Misch,- Laub- und Nadelwälder, Parks, Gärten
- Nahrung: Schnecken, Insekten, Regenwürmer, Sämereien, Beeren
- Zugverhalten: Überwinterung in Südeuropa, Nordafrika auch in den Niederlanden und Frankreich
- Beobachtungszeitraum: März bis Oktober
- Vogelstimmen: laute und abwechslungsreiche Gesänge beginnend 55 Minuten vor Sonnenaufgang, meist zwei bis vier Wiederholungen
Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris)
- Größe: 13 bis 15 cm
- Aussehen: braun mit weiß-gelblichen Bauch, Federn olivgrün angehaucht, hellbraune Beine, dunkler Augenstreif
- Vorkommen: in Gewässernähe, in dichter Vegetation
- Nahrung: kleine Weichtiere, Insekten, Spinnen, Beeren
- Zugverhalten: Überwinterung im tropischen Afrika
- Beobachtungszeitraum: Mai bis August
- Vogelstimmen: Gesänge in hohen Tonlagen bis tief in die Nacht hinein, imitiert Stimmen verschiedener Vögel
Zaunkönig (Troglodytes troglodytes)
- Größe: 9 bis 10,5 cm
- Aussehen: dunkelbraunes Gefieder, Bauch heller, schwarze Bänderung auf Bauch, Schwanz und Flügeln, kurzer Stummelschwanz
- Vorkommen: Wälder, Feldraine, Gärten, Parks
- Nahrung: Spinnen, Insekten, Sämereien
- Zugverhalten: hauptsächlich Standvogel
- Beobachtungszeitraum: ganzjährig
- Stimmen: hohes, lautes Zwitschern beginnend 40 Minuten vor Sonnenaufgang, bei Aufregung ratterndes “zerrr”
Noch mehr nachtaktive Vögel
Bei der Aufzählung sollten natürlich auch weitere nachtaktive Vögel, die Eulenvögel nicht vergessen werden. Sie haben zwar nicht so schöne Vogelstimmen wie viele ihrer gefiederten Verwandten und sind in dem Sinne auch keine Nachtsinger, denn diese Vögel singen nicht wirklich, sondern äußern sich nachts mit besonderen Rufen und Lauten. Zu nennen wären hier dennoch:
Schleiereule (Tyto alba)
- Größe: 34 cm
- Aussehen: weißer Gesichtsschleier, dunkle Augen, gelbliches bis beiges Gefieder, Unterseite etwas heller
- Vorkommen: offene Landschaften, in Scheunen und Kirchtürmen
- Nahrung: Wühl- und Spitzmäuse, kleine Vögel
- Zugverhalten: Überwinterung in der Nähe des Brutgebietes
- Beobachtungszeitraum: ganzjährig
- Stimmen: während der Balzzeit schrille “schriii”-Rufe der Männchen, Weibchen eher schnurrende Laute
Uhu (Bubo bubo)
- Größe: 61 bis 67 cm
- Aussehen: kräftig gebaut, rotbraunes Gefieder mit dunklen Flecken, orangerote Augen, bis 8 cm lange Federohren
- Vorkommen: felsige Landschaften, Steinbrüche
- Nahrung: Kaninchen, Hasen, Ratten, Reptilien, Amphibien, Tauben
- Zugverhalten: Standvogel
- Beobachtungszeitraum: ganzjährig
- Stimmen: Rufe nur zur Brutzeit, dann ein dumpfer Laut “u-uuuoooh”
Waldkauz (Strix aluco)
- Größe: 37 bis 43 cm
- Aussehen: rostbraune bis graubraune Färbung mit dunklen Flecken und Längsstrichen, zwei weiße Stirnbrauen am großen Kopf
- Vorkommen: Laub- und Mischwälder, Parks
- Nahrung: Wühlmäuse, Mäuse, kleine Vögel, Amphibien, Regenwürmer
- Zugverhalten: ganzjährig in Deutschland
- Beobachtungszeitraum: ganzjährig
- Stimmen: typische Laute sind “Huuuuuuuh- hu- huuuuuuuh”
Waldohreule (Asio otus)
- Größe: 32 bis 37 cm
- Aussehen: schlank, beiges bis braun-graues marmoriertes Gefieder, Unterseite heller und mit Längsstreifen, Federohren
- Vorkommen: Wälder
- Nahrung: Wühlmäuse, Mäuse. kleine Vögel
- Zugverhalten: hauptsächlich Standvogel
- Beobachtungszeitraum: ganzjährig
- Stimmen: Rufe zur Brutzeit alle drei Sekunden ein gedämpftes “oh”
Häufig gestellte Fragen
Der Gesang der Vögel ist in erster Linie nicht nur von der Helligkeit abhängig, sondern auch die vorherrschenden Temperaturen und die einzelnen Geräusche in der Umgebung sind für den Gesang der Vögel verantwortlich. Mit ihren Gesängen wollen sie nicht nur ein Weibchen zur Paarung anlocken, sondern stecken auch gleichzeitig so ihre Reviere ab. Ihr jeweiliges Bestreben wird dabei von der Lautstärke, Dauer und Wiederholungen der Gesänge bestimmt.
Um Vogelstimmen zu erkennen und richtig einzuordnen ist Übung notwendig. Leichter geht es, wenn der singende Vogel auch gleichzeitig gesehen wird. Daneben können auch Experten bzw. entsprechende Exkursionen hilfreich sein. Durch immer wieder angehörte Aufnahmen können Vogelstimmen mit der Zeit eindeutig erkannt werden. Dafür gibt es verschiedene Apps, unter anderem vom Naturschutzbund Deutschland (NABU).