Mittlerweile ist der eigentlich in Nordamerika heimische Waschbär (Procyon lotor) auch bei uns auf dem Vormarsch. In manchen Regionen stellt das Raubtier bereits eine regelrechte Plage dar. Wo findet man Hilfe? Wen sollte man anrufen, wenn man einen Waschbären im Garten entdeckt?
Waschbär im Garten erkennen
Bevor Sie jemanden wegen eines Waschbären im Garten anrufen, sollten Sie zunächst abklären, ob es sich wirklich um das Tier handelt. Für gewöhnlich ist der Waschbär nachtaktiv und eher scheu. Daher ist es wenig wahrscheinlich, dass Sie ihn in Ihrem Garten zu Gesicht bekommen. Allerdings gibt es einige deutliche Anzeichen, die auf einen Besuch des Räubers hinweisen:
- nächtliche Geräusche wie Keckern, Kreischen, Knurren, Fiepen
- randalierende Geräusche, z. B. durch umgeworfene Mülltonnen
- Löcher im Hausdach, z. B. durch abgedeckte Schindeln
- umgegrabener Kompost, umgegrabene Beete
- Kothaufen
Während nächtliche Geräusche und Spuren wie umgeworfene Mülltonnen auch auf andere Ursachen zurückgeführt werden können – ebenso ist es schließlich denkbar, dass Katzen, Marder, Füchse oder auch Wildschweine die Verursacher sind – sind die Kothaufen von Waschbären ein untrügliches Zeichen. Diese sind
- etwa so groß wie ein kleiner Hundehaufen
- röhrenförmig
- ca. zwei bis drei Zentimeter lang
- enthalten häufig Futterreste wie z. B. Obstkerne
Waschbären koten stets an festen Toilettenplätzen und vermeiden es auch, in ihren Unterschlupf zu machen. Ein weiterer sicherer Hinweis auf Waschbären sind die charakteristischen Pfotenabdrücke, die wegen der fingerähnlichen Zehen einem kleinen Handabdruck ähneln.
Jäger oder Ordnungsamt anrufen
Zunächst einmal: Sie selbst dürfen Waschbären weder fangen noch töten, auch wenn die Tiere nicht unter Artenschutz stehen. Nur Jägern ist es erlaubt, Lebend- oder Tötungsfallen aufzustellen bzw. Waschbären abzuschießen. Wollen Sie Waschbären im Garten loswerden, sollten Sie also den für das Revier zuständigen Jäger anrufen. Die jeweilige Jagdbehörde Ihrer Gemeinde oder Kommune oder auch der lokale Jagdverband geben Ihnen diesbezüglich Auskunft. Auch Ordnungsamt oder Naturschutzbehörden sind zuständig und können etwa Hinweise zur Bekämpfung der Waschbärplage geben bzw. selbst aktiv werden. Doch Vorsicht: Während der Schonzeit ist auch Jägern die Waschbärjagd verboten. Die Schonzeit variiert dabei von Bundesland zu Bundesland.
Keine Meldepflicht
Es besteht keinerlei Meldepflicht für die Wildtiere. Sichten Sie also Waschbären oder deren Spuren in Ihrem Garten, müssen Sie niemanden anrufen. Dennoch sollten Sie den zuständigen Jäger oder die Naturschutzbehörde informieren, denn die Allesfresser bedrohen die heimische Artenvielfalt, weil
- sie keine natürlichen Feinde haben
- sie effektive Nesträuber sind
- zahlreiche Vogel- und Greifvogelarten bedrohen
- sowie Fledermäuse, Amphibien, die Europäische Sumpfschildkröte und andere Arten jagen
Häufig gestellte Fragen
Waschbären werfen nicht nur Mülltonnen um und verteilen deren Inhalt großzügig, sondern graben auf der Suche nach Nahrung auch bepflanzte Gartenbeete sowie den Komposthaufen um, fangen Fische und Amphibien aus dem Gartenteich, zerbrechen Pflanzkübel und nagen Gartenmöbel an. Zudem dringen sie durch Katzenklappen, Dachrinnen und geöffnete Fenster ins Haus ein und nisten sich beispielsweise auf dem Dachboden ein. Die geschickten Kletterer schaffen es sogar, Dachschindel abzudecken, um so ins Haus zu gelangen.
Das Vertreiben von Waschbären ist keine einfache Angelegenheit. Oft empfohlene Hausmittel, die die Tiere durch Gerüche auf Abstand halten sollen, funktionieren nicht. Auf Chilipulver, Mottenkugeln und Co. können Sie also getrost verzichten. Stattdessen helfen ein Hund im Garten (bzw. mehrere) sowie Bewegungsmelder und ein nächtlich laufender Rasensprenger. Zudem sollten Sie Haus und Hof waschbärsicher machen, indem Kompost und Mülltonnen fest verschlossen, keine Futtervorräte oder Nahrungsmittel offen aufbewahrt und Zugänge ins Haus verschlossen werden.