Erdbeeren zählen zu der Deutschen liebstem Obst, sei es pur, als Marmelade oder auch als Kuchen. Aber ist die Erdbeere tatsächlich eine Frucht? Oder doch Gemüse? Wir klären auf.
Die Entstehung von Erdbeeren
Am einfachsten lässt sich die botanische Zuordnung von Erdbeeren (Fragaria) nachvollziehen, wenn man sich die Entwicklung der einzelnen Frucht einmal im Detail anschaut:
1. Der Ursprung
Seinen Ursprung hat der rote, fleischige und für Mensch und Tier wohl am interessanteste Teil der Erdbeerpflanze in der Blüte – genauer gesagt im Blütenboden. Das ist der runde, mittig leicht nach außen gewölbte hellgrüne Innenteil der Blüte. Umgeben von den weißen Blütenblättern finden sich auf dem Blütenboden eine Vielzahl an kleinen grünen Punkten oder Fäden, die uns später noch begegnen.
2. Die Entwicklung
Im Verlauf der Reife wölbt sich der Blütenboden immer stärker nach außen und nimmt an Volumen zu. Die Blütenblätter fallen ab und die Farbe verändert sich Zug um Zug vom anfänglichen gelbgrün hin zu einem leuchtenden, satten Erdbeerrot. Die am Blütenboden noch dicht an dicht sitzenden Fäden wandern auseinander und verteilen sich über die gesamte Oberfläche der Frucht.
3. Die Reife
Sind die einzelnen Erdbeeren voll ausgereift, sind sie für uns nutz- und essbar. Für die Pflanze steht allerdings nicht das rote, saftige Fruchtfleisch im Mittelpunkt, sondern viel mehr jedes einzelne kleine grüne Pünktchen, das sich auf dessen Oberfläche finden lässt. Dabei handelt es sich um die einzelnen Punkte bzw. Fäden vom Blütenboden. Jedes einzelne von ihnen hat das Potential, eine neue vollständige Erdbeerpflanze entstehen zu lassen.
4. Die Einordnung
Doch was bedeutet das nun für die Zuordnung der Erdbeeren? Biologen nehmen die Kategorisierung der Früchte an Hand klarer Kriterien wie folgt vor:
- biologisch betrachtet keine (!) Beere
- auch immer wieder anzutreffender Begriff “Scheinbeere” biologisch nicht zutreffend
- grüne Fäden / Punkte = winzige Nüsse oder auch Nüsschen, so genannte Achäne
- rotes Fruchtfleisch “nur” Scheinfrucht, um Weitertransport der Nüsse zur Verbreitung der Pflanze über Verzehr von Fruchtfleisch mit Nüssen zu sichern
Obstsorte oder Gemüseart?
Während der Biologe immer dann, wenn eine Blüte zur Vermehrung einer Pflanze befruchtet wurde, von einer Frucht spricht, ist die Entscheidung, ob es sich bei der Erdbeere um Obst oder Gemüse handelt, nicht so einfach. Denn beide Begriffe sind nicht eindeutig definiert. Heute überwiegt allerdings folgende Unterscheidung:
Obst
- meist hoher Zuckergehalt
- ohne weitere Zubereitung verzehrfähig
- in aller Regel mehrjährig zu ernten
- nur echte, aus biologischer Sicht als Früchte bezeichnete Pflanzenteile genutzt
Gemüse
- meist niedriger Zuckergehalt
- häufig Weiterverarbeitung durch kochen, erwärmen etc. und würzen
- meist einjährig oder sogar komplette Ernte der gesamten Pflanze
- unterschiedlichste Pflanzenteile, wie Knolle, Blätter, Strunk etc. genutzt
Orientieren Sie sich an dieser gängigen Unterscheidung, handelt es sich bei der Erdbeere ganz eindeutig um eine Obstsorte.
Weder Obst noch Gemüse – dafür eine Nuss?
Die Erdbeere verfügt aus biologischer Sicht über Nüsschen als Vermehrungsweg. Zu den uns bekannten Nüssen zählt sie aber nicht. Man spricht bei der Erdbeerfrucht auch von so genannten Sammelnussfrüchten, da die Scheinfrucht als eine Art Sammelbehälter für unzählige Nüsschen oder auch Achäne dient.
Häufig gestellte Fragen
Erdbeeren sind entwicklungsgeschichtlich bereits sehr weit entwickelt und haben eine sehr komplexe Fruchtform entwickelt. Diese fügt sich nicht in die sehr klaren, oft zu einfach gehaltenen Kategorien der menschlichen Betrachtungsweise ein. Je nach betrachtetem Merkmal tendiert die Zuordnung zu einer oder auch einer anderen Gruppe.
Die der Vermehrung dienenden Achäne der Erdbeere zählen biologisch zu den Nüssen, verfügen aber nicht über die Fettreserven und sonstigen Inhaltsstoffe der klassischen “Nussfrüchte”. Daher zählen sie auch nicht zu den für Nussallergiker kritischen Allergenen. Allerdings reagieren Menschen anderer Sensibilisierungen immer wieder auf Inhaltsstoffe des Fruchtfleischs.