Pflanzenkrankheiten

Pflanzen wieder aufpäppeln: so retten Sie vertrocknete Pflanzen

vertrocknete topfpflanze

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Wenn eine besonders lieb gewonnene, schöne oder gar wertvolle Pflanze verwelkt, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass man sich von ihr verabschieden muss. Manchmal sind vermeintlich tot geglaubte Pflanzen nur angeschlagen. Handelt man dann schnell und richtig, lassen sie sich möglicherweise wieder aufpäppeln und das Schlimmste verhindern. Auch wenn es teilweise einige Zeit dauern kann, bis sich betroffene Pflanzen wieder komplett erholt haben. Erst wenn eine Pflanze tatsächlich tot ist und sämtliche Bemühungen sie zu retten ins Leere laufen, sollte man sie aufgeben.

Aus der Gartenrat Mediathek

Pflanzen müssen atmen, um zu leben

Auch Pflanzen müssen atmen, was sie über ihre Blätter tun. Bekommen sie nun zu wenig Wasser, weil es länger nicht geregnet hat oder nicht gegossen wurde, ist der Stoffwechsel mehr und mehr gestört. Die Pflanze versucht dann, die Verdunstungsfläche zu reduzieren und dadurch Wasser zu sparen. Folglich vertrocknen zunächst die Blätter, die Pflanze bekommt nicht mehr genug ‘Luft’ zum Atmen und stirbst schließlich irgendwann ab.

Sind die Blätter trocken, ist das aber nicht zwangsläufig ein Indiz dafür, dass die Pflanze abgestorben ist. Solange noch Zellen am Leben und funktionstüchtig sind und Fotosynthese, eine der wichtigsten Stoffwechselfunktionen betreiben können, lebt die Pflanze noch und ist regenerationsfähig. Erst wenn sie dazu nicht mehr in der Lage ist, ist sie tatsächlich tot.

Wann ist eine Pflanze vertrocknet?

Ob eine Pflanze tot ist, lässt sich nicht unbedingt an Äußerlichkeiten feststellen, denn ob Zellstrukturen noch intakt sind, ist so nicht erkennbar. Lebende Zellen sind sogenannte meristematische Zellen. Sind die vorhanden, kann die Pflanze neues Pflanzengewebe bilden.

vertrocknete pflanze im sonnenlichtDerartige Zellen befinden sich sowohl in den oberirdischen Pflanzenteilen als auch den Enden der Sprossspitzen und den Seitensprossen. Sie sind mit den Stammzellen tierischer Organismen vergleichbar. Verlieren diese Zellen, mehr als siebzig Prozent Wasser, ist die betreffende Pflanze so gut wie tot.

  • Zellwände werden geschädigt, die Zelle stirbt ab
  • sterben viele Zellen, stirbt beispielsweise auch das Blatt
  • Pflanze, die oberirdisch abgestorben scheint, kann immer noch leben
  • zum Testen etwas Rinde abkratzen
  • ist noch Grün erkennbar, lebt die Pflanze
  • Wiederbelebung möglich

Häufig bleibt der Versuch eine vertrocknete Pflanze noch zu retten aber erfolglos. Das betrifft insbesondere Einjährige, die nicht dafür bestimmt, alt zu werden. Bei Mehrjährigen kann sich das Wiederbeleben oder Aufpäppeln aber auf jeden Fall lohnen. Am erfolgversprechendsten ist das bei Gehölzen.

Maßnahmen, um vertrocknete Pflanzen zu retten

Da man sich nicht immer sicher sein kann, dass eine augenscheinlich vertrocknete Pflanze tatsächlich bereits abgestorben ist, sollte man nichts unversucht lassen, sie zu retten, denn ‘Die Hoffnung stirbt zuletzt’. Insbesondere dann, wenn es sich um ein besonders schönes oder seltenes Exemplar handelt. Das kann man in mehreren Schritten tun.

Topfpflanzen durch Wässern wiederbeleben

  • erste Maßnahme: ausgiebiges Tauchbad
  • Wurzeln müssen gut Wasser aufnehmen können
  • dazu den Topf in einen Eimer mit Wasser stellen
  • Substrat sollte komplett im Wasser stehen
  • so lange, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen
  • dann den Topf herausnehmen und überschüssiges Wasser ablaufen lassen
  • Staunässe könnte die Pflanze zusätzlich schwächen
  • tritt kein Wasser mehr aus dem Abzugsloch, Pflanze wieder in den Untersetzer
  • Untersetzer später nochmals nach Restwasser kontrollieren
  • in den nächsten Tagen regelmäßig gießen

Tipp: Kübelpflanzen, die zu groß für ein Tauchbad sind, kann man auch in einen entsprechend großen Untersetzer stellen, den man mit Wasser befüllt. Das Ganze muss so lange wiederholt werden, bis die Pflanze kein Wasser mehr aufnimmt.


Kräftig zurückschneiden

Die nächste Maßnahme zum Aufpäppeln ist ein radikaler Rückschnitt. Man schneidet alle vertrockneten Pflanzenteile ab, falls nötig, sogar bis auf den Stock. Selbst dann, wenn noch nicht die ganze Pflanze betroffen ist, sollte man sie entsprechend zurückschneiden, auch wenn es wehtut. Das gilt sowohl für Zimmerpflanzen als auch die im Garten und das nicht nur aus optischen Gründen.

blumentopf mit erdeBei Bedarf umtopfen
Sind Pflanzen vertrocknet, ist meist auch der Boden ausgelaugt, sodass er Wasser nicht mehr gut speichern kann. Um dem entgegenzuwirken, ist vermehrtes Gießen die wichtigste Maßnahme. Alternativ dazu kann man Topf- und Kübelpflanzen auch umtopfen.

  • beim Umtopfen, Kunststofftöpfe bevorzugen
  • Kunststofftöpfe nehmen selbst keine Feuchtigkeit auf
  • Wassermenge besser dosierbar
  • bei Tontöpfen besteht Gefahr von Verdunstungskälte
  • vor allem im Winter gefährlich für Pflanzen
  • an den stets feuchten Topfwänden, haften Feinwurzeln an
  • bei andauernder Trockenheit und Hitze entstehen Wurzelschäden
  • Feinwurzeln sind für Wasser- und Nährstoffaufnahme verantwortlich
  • Beschädigungen können der betreffenden Pflanze empfindlich schaden

Aufpäppeln mit einer Düngerkur
Teilweise wird nach dem Rückschnitt eine Düngung empfohlen. Ist die betreffende Pflanze offensichtlich noch nicht vollends vertrocknet, kann man auf Düngergaben meist verzichten, aufs Wässern jedoch nicht. Gewächse, die äußerlich vertrocknet sind, sind auch stark geschwächt. Ihnen kann man durch fachgerechtes Düngen wieder Nährstoffe zuführen, die sie benötigen, um sich wieder völlig erholen zu können.

Im Garten sieht das etwas anders aus. Hier sollte man erst zu Düngern greifen, wenn sich die Pflanze erkennbar wieder erholt hat. Darüber hinaus sollte man den Dünger nie auf trockenem Boden ausbringen, was übrigens auch für Topfpflanzen gilt.

Tipp: Gegebenenfalls kann man geschwächte Pflanzen im Garten durch einen zusätzlichen Sonnenschutz vor zusätzlichem Stress bewahren.

wässern mit gießkanneExemplare im Beet wiederbeleben
Vertrocknete Exemplare im Beet können nicht einfach umgetopft oder umgestellt werden. Kleinere Pflanzen kann man bei Bedarf ausgraben und kurzzeitig in einen Eimer mit Wasser stellen. Größere Exemplare sind in der Regel an ihren Standort gebunden, aber dennoch kann man sie wieder aufpäppeln oder es zumindest versuchen.

Das kann man tun, indem man den Boden um die betreffende Pflanze herum vorsichtig auflockert. So kann das Gießwasser besser eindringen und von den Wurzeln aufgenommen werden. Sofern es sich um flach wurzelnde Pflanzen handelt, sollte man besonders vorsichtig vorgehen, um die Wurzeln nicht zusätzlich zu schädigen.

Ist der Boden gelockert, wässert man den Wurzelbereich gründlich, am besten früh morgens. Dabei rechnet man etwa 10-20 Liter Wasser pro Pflanze. In den folgenden Wochen sollte dann täglich gegossen werden, sofern kein Regen in Aussicht ist.

Tipp: Für diesen Zeitraum würde sich gegebenenfalls auch eine automatische Bewässerung anbieten.

Erneutem Vertrocknen vorbeugen

Eine vor dem Absterben gerettete Pflanze sollte man grundsätzlich immer ihren Bedürfnissen entsprechend gießen. Dazu sollte man wissen, dass die Blätter nicht nur welk aussehen können, wenn sie vertrocknet sind, sondern auch bei zu viel Nässe. Vorbeugende Maßnahmen sind aber nicht nur artgerechtes und witterungsabhängiges Gießen, auch der richtige Standort und regelmäßige Düngergaben sind für Pflanzen von existenzieller Bedeutung.

  • vertrocknete amaryllisschon wenige vertrocknete Blätter, Grund zu handeln
  • Boden auflockern, sodass Gießwasser besser eindringen kann
  • kann so leichter von Wurzeln aufgenommen werden
  • Topfpflanzen in regelmäßigen Abständen in einen Eimer mit Wasser stellen
  • anschließend gut abtropfen lassen
  • vor nächstem Gießen, Substrat abtrocknen lassen
  • Überschüssiges Gießwasser in Untersetzern zeitnah entfernen

Wenn alle Mühen umsonst waren, bringt es nichts, immer weiter an der Pflanze herumzudoktern und man sollte sie entsorgen, auch wenn es noch so schwerfällt. Bei besonders lieb gewonnenen Pflanzen kann es teilweise sinnvoll sein, solange noch etwas Leben in ihr steckt, Stecklinge zu schneiden und zu versuchen diese durchzubringen.

Häufig gestellte Fragen

Woran erkennt man, ob eine Staude oder ein Baum vertrocknet ist?
Im Frühjahr stellt man sich bei der einen oder anderen Pflanze häufig die Frage, ob sie noch lebt oder den Winter vielleicht nicht überstanden hat. Viele Pflanzen, die jetzt den Anschein erwecken, dass sie erfroren sind, sind tatsächlich vertrocknet. Aber es gibt eine einfache Möglichkeit, das zu überprüfen. Dazu reicht es aus, etwas Rinde von einem Stängel, Trieb oder Zweig abzuschaben. Befindet sich unter der Rinde grünes Gewebe, ist die Pflanze nicht vertrocknet.

Was sind die wichtigsten Maßnahmen zur Rettung einer augenscheinlich vertrockneten Pflanze?
Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören gründliches Wässern und ein gegebenenfalls auch radikaler Rückschnitt. Auch in den kommenden Tagen ist regelmäßiges Gießen unerlässlich. Zurückgeschnitten werden sollte alles Welke oder die komplette Pflanze, bei Bedarf auch bis auf den Stock. Als letzte Maßnahmen können Topfpflanzen gedüngt werden.

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Tipps für Schnellleser

- vertrocknete Pflanzen nicht automatisch tot
- Pflanzen atmen über ihre Blätter
- ausbleibende Wasserversorgung stört den Stoffwechsel empfindlich
- Pflanze reduziert Verdunstungsfläche, um Wasser zu sparen
- Blätter vertrocknen und sterben ab
- solange lebende Zellen vorhanden sind, ist die Pflanze zu retten
- lebende Zellen, sogenannte meristematische Zellen
- Wichtigste aller Maßnahmen: gründliches Wässern 
- Topfpflanzen am besten solange tauchen, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen
- im nächsten Schritt zurückschneiden
- Düngung nur bei Topfpflanzen empfehlenswert
- Dünger nicht auf trockenem Substrat ausbringen
- umtopfen bei ausgelaugtem Substrat
- Kunststofftöpfe bevorzugen
- gegebenenfalls besseren Standort wählen
- zusätzlichen Sonnenschutz erwägen
- im Beet: Boden um die Pflanze herum auflockern
- mehrere Tage hintereinander reichlich wässern
- dabei Witterungsverhältnisse berücksichtigen