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Wer die Vanda Orchidee zur Blüte animieren möchte, ist gezwungen, ein wenig umzudenken von der herkömmlichen Kultivierung blühender Zimmerpflanzen hin zu den extravaganten Ansprüchen einer Orchidee. Hierzu gehört beispielsweise, dass Substrat ein Fremdwort ist für die Vanda Orchidee, denn sie zählt zu den epiphytischen Exemplaren.
Das bedeutet, dass sie in ihrer natürlichen Umgebung als Aufsitzerpflanze an Bäumen gedeiht und ihre Nährstoffe durch Luftwurzeln aufnimmt. Bereits dieser eine Aspekt ihrer Lebensumstände signalisiert die herausfordernde Pflege und Vermehrung der Vanda Orchidee, die seit Kurzem aufgrund von DNA-Tests die Gattung Ascocentrum impliziert.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Orchideen (Orchidaceae)
- Wissenschaftlicher Name Vanda
- Anerkannt als eigene Gattung mit ca. 50 Arten
- Natürliches Vorkommen hauptsächlich in Südostasien
- Lebensform epiphytisch (Aufsitzerpflanze)
- Traubiger Blütenstand mit 3 bis 15 Blüten
- Blütenwachstum in den Blattachseln
- Breit gefächertes Farbspektrum der Arten und Hybriden
- Wuchshöhe in freier Natur bis 200 cm
Neben dem faszinierenden Reichtum an Farben, den Vanda Orchideen und Ascocentrum präsentieren, erringen sie mit einem weiteren Charakteristikum die Aufmerksamkeit der Orchideen-Anhänger: Sie gedeihen monopodial. Das bedeutet übersetzt, dass ihre Blätter stets an den Spitzen der Triebe wachsen, während das ältere Laub am unteren Ende abfällt. Mit zunehmendem Alter stellt die Vanda Orchidee demgemäß eine hohe Wuchsform mit einem kahlen Stamm zur Schau, an dessen Ende sich unzählige Luftwurzeln befinden.
Pflege und Standort
Obgleich die Vanda Orchidee ein hohes Maß an Pflegeaufwand erfordert, hat sich weltweit eine große Fangemeinde gebildet, deren Mitglieder sich den vielfältigen Herausforderungen mit Begeisterung stellen. Kein Wunder, denn eine liebevolle, aufmerksame Fürsorge belohnt die Orchidee mit einer überreichen Blüte bis zu 6 Wochen lang; mit etwas Glück sogar bis zu 3 Mal jährlich.
Bereits bei der Wahl des adäquaten Standortes offenbart sich die Originalität der Vanda Orchidee, denn sie denkt nicht daran, sich mit dem allgemeingültigen Standard für Orchideen zufrieden zu geben.
- Je mehr Licht sie aufnehmen kann, desto üppiger gedeiht sie.
- Lediglich bei praller Mittagssonne erhält sie eine Beschattung.
- Ein warm temperierter Platz mit 25° bis 30° Celsius.
- Das nächtliche Temperaturminimum liegt bei 15° Celsius.
Nähern sich im Sommer die Temperaturen der 35°-Marke, ist es unbedingt erforderlich, die Vanda Orchidee an einen etwas kühleren Ort zu tragen, allerdings ohne ihr einen Kälteschock zu versetzen.
Pflanzgefäß
In den heimatlichen Tropenwäldern sitzen die Vanda und Ascocentrum Orchideen auf Bäumen, allerdings nicht, um diese als Parasit zu belästigen, sondern, weil sie dort nah am Licht sind. Wasser und Nährstoffe entnehmen sie dem tropisch feuchten Klima mithilfe ihrer Luftwurzeln. Daraus ergibt sich als Schlussfolgerung, wie sie in den hiesigen Regionen kultiviert werden.
In einem frei hängenden, stabilen Korb.
- In einem durchsichtigen Gefäß mit Licht- und Luftöffnungen.
Wer den Orchideen-Korb nicht ans Fenster oder die Decke hängen möchte, stellt ihn in ein gläsernes Gefäß, was die Photosynthese zusätzlich fördert. Dieser Glastopf ist freilich nur dann geeignet, wenn er den Wurzeln genügend Luftzirkulation bietet und das Wasser ungehindert ablaufen kann. Dekorativ und praktisch ist die Zugabe von Lavastein oder farbigen Hydrogel-Kugeln, solange sie keine Staunässe verursachen.
Alternativ toleriert die Vanda Orchidee stilvolle Tongefäße, die über eine ausreichende Anzahl an Löchern verfügen. Für welches Pflanzgefäß auch immer sich der Orchideen-Liebhaber entscheidet, die Wurzeln der Vanda müssen konstant luftumspült stehen.
Substrat
Wie die meisten Orchideen-Arten, gedeiht auch die Vanda nicht in Blumenerde. Eine original wurzelnackte Kultivierung, wie sie in den tropischen Regenwäldern stattfindet, dürfte im heimischen Wohnzimmer unmöglich sein. Zu groß ist die Gefahr, dass die Luftwurzeln vertrocknen und die wertvolle Vanda Orchidee verdurstet.
- Im Glastopf auf dem Boden etwas Kies und darüber eine Schicht Sphagnum ausbreiten.
- Im Hängekorb sehr grobes Pinienrindensubstrat ausbreiten, das nicht durch die Öffnungen fällt.
- Noch ein paar Tillandsien dazu, und fertig ist ein toller Blickfang mit exotischem Flair.
Worin Vanda-Hybriden sich wohlfühlen
Eine Vielzahl zauberhafter Vanda-Sorten ist durch Kreuzung mit Papilionanthe-Orchideen entstanden. Wer sich für die Haltung eines derartigen Hybriden entschieden hat, verwendet folgendes Substrat: Ein Mix aus Seramis, Kokoshum, Perlite, Vermiculite, Pinienrinde und einigen Styroporkügelchen. Darüber hinaus kann auch eine Handvoll Blumenerde zugefügt werden. Ob wirklich alle aufgeführten Bestandteile enthalten sein sollten, bleibt der Experimentierfreudigkeit des Kultivators vorbehalten. Hauptsache, die Wurzeln können ‘atmen’ und bekommen keine ‘nassen Füße’.
Gießen und Luftfeuchtigkeit
Die Wasserversorgung und die Aufrechterhaltung einer Luftfeuchtigkeit von 60 % bis zu 90 %, stellen den Orchideen-Freund mitunter vor Probleme. Einerseits wird die Vanda-Orchidee wurzelnackt gehalten, damit die Frischluftzufuhr stimmt. Andererseits verdunstet die Pflanze auf diese Weise sehr viel Feuchtigkeit.
- Die Vanda mindestens ein Mal am Tag mit weichem Wasser besprühen.
- An heißen Sommertagen bei Bedarf sogar mehrfach.
- Wöchentlich die Wurzeln für ca. 30 Minuten in einen Eimer Wasser stellen.
- Anschließend das Wasser gut abschütteln, damit nichts in den Blattachseln stehen bleibt.
- Bei Haltung im Glastopf, wird für 10 Minuten Wasser eingefüllt und dann wieder ausgeschüttet.
Verehrer der Vanda und Ascocentrum Orchideen, die über das nötige Fingerspitzengefühl verfügen, wenden einen gärtnerischen Kniff an, um die größeren Luftwurzeln mit ausreichend kalkarmem Wasser zu versorgen. Sie verwenden mit Wasser gefüllte Röhrchen, wie man sie von Schnittblumen kennt, und stecken die Wurzelspitze vorsichtig hinein. Allerdings nur maximal 20 Minuten, damit sich erst gar nicht der Ansatz von Fäulnis bilden kann.
Düngen und Umtopfen
Die Nährstoffversorgung ist unverzichtbar für eine prächtige Blüte. Bestens geeignet ist Spezial-Orchideen-Dünger, der in jedem gut sortierten Gartencenter oder im Internet erhältlich ist. Entweder erhält die Vanda alle 2 Wochen die volle Dosis oder wöchentlich eine verdünnte Ration des Flüssigdüngers, die direkt auf die Luftwurzeln gesprüht wird.
Grundsätzlich ist ein Umtopfen der Vandeen nicht erforderlich, denn den Luftwurzeln steht ja genügend freier Raum für das Wachstum zur Verfügung. Einzig, wenn die Orchidee sich beim Erwerb in einem ungeeigneten Pflanzgefäß oder gar in Erde befindet, wird der Hobbygärtner ein Umtopfen in Erwägung ziehen.
- Das Hängekörbchen ist groß genug, um allen Wurzeln Platz zu bieten.
- Sämtliche Erde entfernen und die Wurzeln für 15 Minuten in Wasser stellen.
- In der Zwischenzeit das Lattenkörbchen mit Kokosmatten auslegen.
- Die Vanda in den Korb setzen und mit dem favorisierten Material umgeben.
Damit die Orchidee stabiler anwachsen kann, wird sie in den ersten Wochen mit Bastband fixiert oder mit Stäben gestützt.
Schneiden
Die Vanda Orchidee verwöhnt ihre Bewunderer bei optimalen Bedingungen mit einer Blüte, die bis zu 6 herrliche Wochen andauern kann. Ist der Blütentrieb dann vollständig verwelkt und beginnt, sich braun zu verfärben, wird er bis ca. 2 cm vor dem Haupttrieb abgeschnitten. Freilich wirklich erst zu diesem Zeitpunkt. Erfolgt der Rückschnitt zu früh, öffnet die Schnittwunde Viren und Pilzsporen Tür und Tor für eine Attacke. Stimmen die Rahmenbedingungen hinsichtlich Licht, Luft, Wärme und Wasser, könnte die Vanda sich dazu durchringen, noch ein weiteres Mal zu blühen.
Überwintern
Die Vanda und Ascocentrum Orchideen legen keine Wachstumspause ein. Insbesondere die Hybriden blühen das ganze Jahr hindurch immer wieder. Haben die Zierpflanzen den Sommer auf dem Balkon oder der Terrasse verbracht, sollten sie spätestens dann ins Haus umziehen, wenn die Temperaturen auf 15° Celsius fallen. Während des Winters toleriert die Vanda auch etwas kühlere Temperaturen von 17° bis 22° Celsius. Ansonsten ändert sich hinsichtlich der Pflege nichts. Ist die lichtarme Zeit vorüber, empfehlen erfahrene Experten, die Vanda schrittweise wieder an bessere Lichtverhältnisse zu gewöhnen, anstatt sie schockweise dem vollen Sonnenlicht auszusetzen.
Vermehren
Die Vermehrung der Vanda Orchidee dient gleichzeitig der Verjüngung der Zierpflanze. Monopodial wachsende Arten, wie die Vanda, eignen sich bestens für die Vermehrung durch Kopfstecklinge.
- Im zeitigen Frühjahr Kopfstecklinge schneiden, die über viele Luftwurzeln verfügen.
- Die Stecklinge für 2 Stunden in Wasser einweichen lassen, damit sie biegsamer sind.
- Anschließend die Schnittstelle ca. 5 cm tief in Orchideen-Substrat einpflanzen.
- Zur Stabilisierung an einem Holzstab fixieren, allerdings nur locker.
Im Verlauf der kommenden 6 Wochen erhalten die Stecklinge nur dann weiches Gießwasser, wenn sie angetrocknet sind. Auf die Verabreichung von Dünger wird während dieser Zeit ganz verzichtet. Ab der 7. Woche ist der Nachwuchs dann kräftig genug, um wie ein adultes Exemplar gehegt und gepflegt zu werden. Übrigens schadet das Stutzen der Mutterpflanze in keiner Weise. Im Gegenteil erhöht diese Maßnahme ihre Vitalität und sie treibt eifrig aus den Schnittstellen wieder aus.
Die Vermehrung durch Aussaat ist dermaßen kompliziert und aufwändig, dass nur speziell dafür ausgerüstete Fachbetriebe sich dieser Aufgabe widmen. Nicht nur, dass die Keimung sich über viele Monate hinzieht, sie ist überdies davon abhängig, dass Samen und bestimmte Pilzarten zusammenarbeiten.
Krankheiten und Schädlinge
Vanda und Ascocentrum Orchideen zählen zu den Opfern verschiedener Pilze und Bakterien. Der gefährlichste Angreifer ist der Thai disease Pilz, der die Leiterbahnen von unten her infiziert. In der Folge wirft die Orchidee die Blätter und Blüten ab, um zu verenden. Mit etwas Glück bildet sie vorher im oberen Bereich noch schnell einen Kopfsteckling, damit der Hobbygärtner Material für die Vermehrung erhält. Die effektivste Vorbeugung gegen diese Pilzkrankheit ist die Vermeidung einer feucht-kalten Umgebung.
Häufig gestellte Fragen
Gibt es bestimmte Kriterien, auf die ich beim Kauf der Vanda Orchidee achten sollte?
Es ist von Vorteil, in Europa gezüchtete Exemplare zu erwerben, weil sie von frühester Jugend an die hiesigen Klimabedingungen angepasst wurden. Importware übt zwar den Reiz der urwüchsigen Echtheit aus, hat aber den Nachteil, dass eine Kultivierung häufig misslingt.
Können Sie mir einige schöne Arten und Sorten der Vanda Orchidee nennen?
Eine der wohl berühmtesten Sorten ist die Vanda Rothschildiana mit ihren pinken Blüten. Traumhaft schöne Blüten präsentiert zudem die Vanda Gilbert Triboulet in allen nur denkbaren Blautönen. Einen besonderen Blickfang stellt die Vanda Herziana dar mit ihrer schachbrettartigen Musterung in verwaschenem Hellblau. Einen atemberaubenden Auftritt legt die Vanda tricolor hin mit Blüten in Weiß, Pink und Purpur.
Wie stelle ich fest, ob die Luftfeuchtigkeit hoch genug ist für meine Vanda Orchidee?
Als epiphytische Gattung zieht die Vanda über ihre Luftwurzeln das Wasser aus der Luft. Ist der Gehalt der Luftfeuchtigkeit nicht hoch genug, verdurstet sie früher oder später. Daher sollte der Anteil des Wassers an der Luft mindestens 60 % betragen. Mithilfe eine Hygrometers, der in der Nähe der Vanda aufgehängt wird, können Sie den aktuellen Wert ablesen. Aber Vorsicht, dass sie das Gerät nicht aus Versehen ansprühen, weil in diesem Fall das Ergebnis verfälscht wird.