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Auch wenn der Begriff Unkraut für viele Gärtner zum alten Eisen gehört, weil sie sich nicht von verkaufsinteressierten Menschen vorschreiben lassen, welche Pflanze in Ihrem Garten eine Daseinsberechtigung hat – ein Garten ist gestaltete Natur, in dem Pflanzen bestimmte Standorte zugewiesen werden, auf denen andere Pflanzen nicht wachsen sollen. Seit Jahrhunderten beseitigen Gärtner die Konkurrenten händisch, seit erheblich kürzerer Zeit wird Unkrautvlies verkauft und manchmal als Ersatz für Gartenarbeit angesehen. Sie erfahren nachfolgend, dass es das leider nicht ist, und das Wichtigste über Preise und Verlegen.
Vlies im Garten
Unkrautvlies wird sehr häufig einfach ganzflächig auf den Gartenboden gelegt, mit der schönen Vorstellung, dass damit die Zeiten des Unkrautjätens für ein und alle Male Geschichte sind. Das ist zunächst einmal eine so grundlegend falsche Vorstellung, dass sie (leider) gleich als erstes zerstört werden muss. Wenn Sie “für immer” ein Unkrautvlies auf Ihren Gartenboden legen, um z. B. dem verhassten Giersch endgültig den Garaus zu machen, werden Sie zunächst schlichtweg zum Scheitern verurteilt sein. Denn Vliese, vor allem dicke, nicht sehr durchlässige, leben lange, aber Giersch lebt noch länger, genauer gesagt lebt er so lange, wie der Boden unter der Folie noch ein Pflanzenleben ermöglicht. Es kann sein, dass Sie mit einer Folie auf dem Gartenboden den Giersch irgendwann abtöten können, aber Ihren Gartenboden hätten Sie dann auch abgetötet, hier wächst dann nichts mehr … Das ist für einen Gartenbetreiber, der sich wenigstens ein bisschen als Gärtner fühlen möchte, in keinem Bereich des Gartens eine Lösung, auch wenn z. B. eine dicke Vliesbahn mit Kies darauf einen Gartenweg für immer in ein Stück totes Land ohne Bewuchs verwandeln könnte.
Das Unkrautvlies wurde deshalb auch von seinen “Erfindern” nicht zur dauerhaften Beseitigung von Unkraut erdacht und wird dafür auch nicht empfohlen. Sondern es ist nur dazu da, auf einer (vorher von Unkraut befreiten) mit jungen Pflanzen frisch besetzten Bodenfläche für eine gewisse Zeit dabei zu helfen, unerwünschten Konkurrenzbewuchs soweit zu unterdrücken, dass die Jungpflanzen gut anwachsen können.
Verlegen
Wenn ein Unkrautvlies einfach dauerhaft “aufs Beet geschmissen” wird, um unerwünschtes Pflanzenwachstum zu unterdrücken, zeigt es nicht nur an, dass hier faule Gärtner tätig ist, sondern schadet dem Garten eher, als es Nutzen bringt. Ganz anders, wenn Sie die Vorteile des Unkrautvlieses bei einem zeitlich begrenzten Einsatz oder in einer nicht erdabdeckenden Anwendung ausnutzen, dann kann Unkrautvlies an mehreren Stellen und für mehrere Aufgaben im Garten gewinnbringend eingesetzt werden:
- Ein Unkrautvlies kann zu Beginn der Saison als Ernteverfrühungsvlies verschiedensten kleinen Gemüsepflanzen ein wenig Schutz geben
- Diese jungen Gemüsepflanzen können mit dem Vlies früher ins Freie gesetzt werden, manchmal spart man so das lästige Pikieren
- Auch Gartengäste aus dem Süden können mittels Unkrautvlies zu Beginn der Saison die Temperaturen zur Verfügung gestellt bekommen, die sie mindestens brauchen
- Ein etwas dickeres Unkrautvlies kann als Wurzelschutz-Vlies gewisse vorwitzige Pflanzen an ihrem Platz im Garten halten
- Die Ausbreitung dieser Wuchswunder zu unterdrücken, ist kein ungebührender Eingriff in die Natur, sondern eher die “Herstellung von Chancengleichheit” durch den Gärtner
- Wenn das Aufeinandertreffen verschiedener Bedingungen für die ungebührliche Vermehrung bestimmter Insekten sorgt, kann das Vlies ihnen den Appetit auf Leckereien verderben, die der Gärtner lieber selbst ernten möchte
- Unter Kies- und Pflasterwegen sorgt das Unkrautvlies unter dem eigentlichen Wegbelag dafür, dass nicht jede kleine vergessene Wurzel irgendwann den Weg hebt
- Auch im Gewächshaus kann das Unkrautvlies dazu beitragen, die Wärme besser im Raum zu halten
- Für Gewächshäuser gibt es auch spezielle Bewässerungsvliese
- Das Unkrautvlies schützt als Wurzelschutz-Vlies die Wasser haltende Teichfolie vor Schädigungen von unten
- Ein Unkrautvlies auf Dachhaut und Dachdichtung sorgt bei einem begrünten Dach dafür, dass diese nicht durch Pflanzenwurzeln beschädigt werden
Das Verlegen von Unkrautvlies erfolgt je nach Anwendung und Material, jedes Vlies wird erst einmal einfach locker aufs Beet gelegt. Sehr leichtes Vlies muss dann eventuell beschwert oder mit Erdankern befestigt werden, bei den Kunststoff-Vliesen müssen Sie auch sehr sorgfältig überlegen, welche Dicke Sie einsetzen müssen, um das Bodenleben nicht vollständig zum Erliegen zu bringen. Bei den Vliesen aus Naturmaterialien haben Sie diese Probleme meist nicht, zum “Beschweren” reicht gutes Angießen, das auch gleich die Jungpflanzen versorgt; ein etwas dickeres Unkrautvlies braucht eben eine Woche länger, bis es sich vollständig zersetzt hat.
Inhaltsstoffe
Vlies wird unter Einsatz der verschiedensten Verfahren gebildet, mechanisch, unter Einsatz von Luftstrom oder Polymerschmelze, durch Aufschwemmen in Wasser oder elektrostatisch. Wenn es gebildet ist, muss es verfestigt werden, und das kann mechanisch, chemisch (unter Einsatz von chemischen Zusatzstoffen als Bindemittel, die einen Anteil zwischen 5 und 150 % des Ausgangs-Vliesstoffes ausmachen und teilweise unter Verwendung von Lösungsmitteln aufgebracht werden) und thermisch (Verfestigung erfolgt durch Erhitzen, teils unter Zugabe thermoplastischer Bindemittel) geschehen. Das alles ist für Sie als Gärtner wichtig, weil diese Art der Fertigung dazu benutzt werden kann, Gesundheit und Umwelt gefährdende Vliese herzustellen, die Sie sicher nicht im Garten haben möchten:
1. Die Herstellungsmethoden geben grundsätzlich die Möglichkeit, Vlies aus fast jedem Material der Welt herzustellen. Genau das wird dann natürlich auch getan, wo kein engmaschiges Kontrollnetz dafür sorgt, dass bei allem Gewinnstreben noch etwas Produktverantwortung übrig bleibt, auch gerne unter Verarbeitung aller möglichen höchst bedenklicher Materialien. Wenn Sie im Handel auf Produkte stoßen, die sich Gartenvlies, Gartenfolie, Unkrautvlies oder ähnlich nennen, und bei denen weder Herkunft noch Inhaltsstoffe genau zu ermitteln sind, bleibt immer ein Restrisiko, dass toxikologisch bedenkliche Stoffe enthalten sind.
2. Das meist verkaufte Unkrautvlies ist manchmal noch aus Polyethylen (PE) und meistens aus Polypropylen (PP). Wenn auch Polypropylen in Bezug auf die Rohstoffe etwas unproblematischer ist als Polyethylen, sind beides Kunststoffe (aus Öl). Sie liefern beide ihren Beitrag zu dem Kunststoff-Müllstrudel, der – momentan fast zweieinhalb Mal so groß wie ganz Deutschland – im Pazifik schwimmt und das auch noch Jahrhunderte lang tun wird, so lange brauchen diese Stoffe für ihren Abbau. Jedes Mal, wenn Sie Kunststoff kaufen, tragen Sie dazu bei, dass die unheilvolle Plastik-Insel im Pazifik ein wenig größer wird – warum ausgerechnet die auf Erhalt der Natur bedachten Hausgärtner das tun sollten, ist für viele Menschen heute nicht mehr einzusehen.
3. Wenn auch Sie das nicht einsehen, können Sie sich unter dem inzwischen sehr umfassenden Angebot an garantiert gesundheitlich unbedenklichen Vliesen umsehen. Sie werden aus den verschiedensten natürlichen Fasern hergestellt und sind zu 100 % biologisch abbaubar.
Preise
Je nach Dicke und Abnahmemenge zahlen Sie für ein Kunststoff-Vlies zwischen 30 Cent und 2,50 Euro pro Quadratmeter, für biologisch abbaubares Vlies müssen Sie nicht unbedingt mehr zahlen. Eine Mulchfolie aus Mais- und Kartoffelstärke (aus gentechnisch nicht veränderten Pflanzen) gibt es z. B. schon für rund 16 Cent pro Quadratmeter, Sie brauchen nur ein wenig mehr davon, weil sie gleich in der Saison verrottet und den Boden in ihrem Gemüsebeet ein wenig vermehrt. Eine Kokos-Mulchmatte ist vielleicht teurer, kann aber mehrfach verwendet werden, bis sie irgendwann als Langzeitdünger auf dem Beet bleibt.
Häufig gestellte Fragen
Wie dick sollte ein Unkrautvlies sein?
Auch wenn teilweise bestimmte Vliese für bestimmte Anwendungen empfohlen werden, sollte für Gärtner, die Ihren Gartenboden lieben, der Grundsatz gelten, immer ein möglichst dünnes Unkrautvlies zu wählen. Außerdem gibt es viele neue Entwicklungen, z. B. biologisch abbaubare Vliese mit dem winzigen Gewicht von 19 g/m² und ziemlich schwere, aber komplett aus Naturmaterial bestehende Vliese, die Angaben wie 50 g/m² für den Nutzgarten oder 150 g/m² unter einem Wegbelag ohnehin obsolet machen. Für den Spezialfall senkrecht eingebrachtes Wurzelschutzvlies ist eine gewisse Stärke erforderlich, die aber von der Art der einzuhausenden Pflanze abhängt.
Muss man Unkrautvlies mit Mulch o. ä. bedecken?
Das wird für Unkrautvlies aus Kunststoff häufig empfohlen, zunächst einfach aus optischen Gründen, ein Vlies auf dem Gartenboden sieht nun einmal nicht wirklich gut aus. Dann auch, weil es nach dem Aufbringen eine Weile braucht, um wasserdurchlässig zu werden, eine Schicht aus angefeuchtetem Mulch beschleunigt das und kann so dafür sorgen, dass nicht alle Bodenorganismen absterben. Wenn Sie aber ohnehin Mulch aufbringen, können Sie das Kunststoffvlies gleich weglassen, der Mulch macht den Konkurrenzpflanzen das Leben schwer genug …