Naturnahe Hobbygärtner investieren den Löwenanteil ihrer wertvollen Zeit in die Bekämpfung von Unkraut. Wer dabei alle Unkrautarten über einen Kamm schert, riskiert wirkungslose Sisyphusarbeit. Der Bekämpfungserfolg hängt maßgeblich davon ab, auf welchem Weg sich die unerwünschten Wildkräuter ein Revier im Beet erobern. Eine unterirdische Wurzelinvasion erfordert andere Strategien, als die oberirdische Massenausbreitung mit Samen. Unkraut nach Arten zu unterscheiden, ist somit der Schlüssel zum Erfolg auf dem Weg zum gepflegten, unkrautfreien Garten. Dieser Ratgeber erklärt die wichtigsten Unkrautarten und Sorten mit Hinweisen zu Erkennungsmerkmalen.
Zwei Unkrautarten – viele Sorten
Es sind zwei Arten von Unkraut, die dem Hobbygärtner das Leben schwer machen. Entscheidend für die Zuordnung ist die dominierende Art der Vermehrung. Unmittelbar daraus resultieren effektive Maßnahmen für eine nachhaltige Bekämpfung. Diese beiden Unkrautarten machen sich als hartnäckige Gegenspieler von Zier- und Nutzpflanzen im Garten unbeliebt:
- Wurzelunkräuter: Ausbreitung durch episch lange Ausläufer oder tiefe Pfahlwurzeln
- Samenunkräuter: Vermehrung durch Myriaden von Samen mit vitaler Keimfreudigkeit
Unter den beiden Oberbegriffen versammeln sich mannigfaltige Sorten, die in Beet und Rasen für Überstunden bei der Pflege sorgen. Ausgestattet mit Eigenschaften, wie rasantem Wachstum, aggressiver Ausbreitung und robuster Resistenz gegenüber Hitze, Kälte und Trockenheit, begeben sich Samen- und Wurzelunkräuter auf Eroberungszug durch den Garten. Die wichtigsten Widersacher von Blumen, Stauden, Gemüse und Gehölzen nennt dieser Ratgeber beim Namen mit Tipps zu Erkennungsmerkmalen.
Wurzelunkräuter
Ackerwinde (Convolvulus arvensis)
Die Ackerwinde erbringt den überzeugenden Beweis, dass Unkräuter schön sein können. Allerdings liegen für den Gärtner Freud’ und Leid’ eng zusammen. Wenn sich die malerischen Kelchblüten entfalten, hat sich das wüchsige Unkraut mit seinen Wurzeln am Standort längst eingenistet. Zusätzlich ist jede verwelkte Blüte ein Quell zahlreicher Samen, die allerorten keimen.
- Wuchshöhe: 20 bis 80 cm
- Blütezeit: April bis September/Oktober
- Blütenfarbe: weiß, rosa, rosa-weiß-gestreift
- besonderes Merkmal: wertvoller Nektar- und Pollenspender
Brennnesseln (Urtica)
Brennnesseln stehen am Beginn einer steilen Karriere vom verteufelten Unkraut zur geschätzten Nutzpflanze. Besonders gefürchtet ist die Große Brennnessel (Urtica dioica), weil sie mehrjährig gedeiht und ein einziges Exemplar bis zu einem Quadratmeter Fläche in Anspruch nimmt. Wer sich beim Jäten nicht mit Handschuhen und langärmeliger Kleidung schützt, macht schmerzhafte Bekanntschaft mit den teuflischen Brennhaaren. Ökologisch orientierte Hobbygärtner stellen aus Brennnesseln wertvolle Pflanzenjauche her als gehaltvoller Naturdünger und natürliches Bekämpfungsmittel gegen Krankheiten und Schädlinge.
- Wuchshöhe: 10 bis 100 cm
- Blütezeit: Mai bis Oktober
- Blütenfarbe: unscheinbar grünlich
- besonderes Merkmal: Stickstoff-Zeigerpflanze
Giersch (Aegopodium podagraria)
Zu den hartnäckigsten Unkrautarten zählt Giersch. Zeigen sich die schirmförmigen Doldenblüten im Beet, versetzt dieser Umstand den Gärtner in höchste Alarmbereitschaft. Es dauert nicht lange, bis sich die meterlangen Ausläufer wie Wollknäuel um die Wurzeln von Stauden und Gehölzen wickeln. Wenn Zier- und Nutzpflanzen im Garten den Lebensmut verlieren, steckt zumeist Giersch dahinter.
- Wuchshöhe: 30-100 cm
- Blütezeit: Juni bis August
- Blütenfarbe: weiß bis creme
- besonderes Merkmal: essbares Wildgemüse
Hahnenfuß, Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens)
Kriechender Hahnenfuß fackelt nicht lange. Schon drei bis vier Wochen nach der Keimung seiner Samen wachsen Ausläufer in sämtliche Richtungen. Zusätzlich krallt sich das Unkraut mit bis zu 50 Zentimeter tiefen Wurzeln im Gartenboden fest, was eine Bekämpfung schwierig macht.
- Wuchshöhe: 10 bis 50 cm
- Blütezeit: Mai bis September
- Blütenfarbe: gelb
- besonderes Merkmal: immergrün und leicht giftig
Löwenzahn, Pusteblume (Taraxacum sect. Ruderalia)
Löwenzahn hat alle Eigenschaften im Gepäck, die betroffene Gärtner in die Verzweiflung treiben. Bis zu 2 Meter lange Pfahlwurzeln annektieren den Boden, während Heerscharen geflügelter Samen durch den Garten fliegen auf der Suche nach neuen Standorten. Weder klirrender Frost noch brütende Hitze können den weltweiten Eroberungszug von Löwenzahn eindämmen. Selbst der pH-Wert im Beet ist dem Unkraut schnuppe, denn es wächst bei sauren 4,0 ebenso üppig, wie bei alkalischen 8,5.
- Wuchshöhe: 10 bis 30 cm
- Blütezeit: April und Mai sowie August und September
- Blütenfarbe: gelb
- besonderes Merkmal: weißer Milchsaft
Schachtelhalm, Acker-Schachtelhalm, Zinnkraut (Equisetum arvense)
Paradebeispiel für die Hartnäckigkeit von Wurzelunkräutern ist Schachtelhalm. Als Farngewächs legt Zinnkraut keine Blüten an. Stattdessen bilden sich bis in 2 Metern Tiefe meterlange, reich verzweigte Ausläufer in alle Richtungen. Zu identifizieren ist Schachtelhalm auf den ersten Blick an straff aufrechten Sprossen mit deutlich sichtbaren Knoten in wenigen Zentimetern Abstand. Aus diesen Internodien sprießen schmale Blätter, angeordnet in Wirteln.
- Wuchshöhe: 10 bis 50 cm, selten bis 70 cm
- Blütezeit: entfällt
- Blütenfarbe: entfällt
- besonderes Merkmal: kontaminiert vorzugsweise feuchte bis staunasse Böden
Samenunkräuter
Ackerfuchsschwanz (Alopecurus myosuroides)
Ackerfuchsschwanz markiert unter den Unkrautarten einen Quantensprung. Das Süßgrasgewächs hat eine Resistenz entwickelt gegenüber allen bekannten Herbiziden, sogar gegen Glyphosat. Seither trägt Ackerfuchsschwanz den zweifelhaften Titel Superunkraut und gilt als Albtraum der Gärtner und Landwirte. Das multiresistente Gras trägt an jedem Halm zahlreiche Ähren, die unzählige Samen auf die Reise schicken. Einzige Chance, dem Superunkraut beizukommen, sind manuelle Bekämpfungsmethoden.
- Wuchshöhe: 15 bis 80 cm
- Blütezeit: Ährenblüte von Mai bis September
- Blütenfarbe: grünlich bis hellbraun
- besonderes Merkmal: Zeigerpflanze für Stickstoff-armen, mageren Boden
Bärenklau, Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)
Tellerförmige Blütendolden sind vom Frühling bis zum Herbst in Wiesen, Parks und Gärten ein gewohntes Bild. Die scheinbar flächendeckende Ausbreitung ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Samen viele Jahre im Boden ausharren können, ohne an Keimfähigkeit einzubüßen. Für Angst und Schrecken sorgt der große Bruder von Wiesen-Bärenklau. Riesen-Bärenklau wurde in 2008 zur Giftpflanze des Jahres gekürt. Der Gigant wird 3 bis 4 Meter hoch und ist zudem durchströmt von hoch giftigem Pflanzensaft.
- Wuchshöhe: 50 bis 150 cm
- Blütezeit: Mai/Juni bis September/Oktober
- Blütenfarbe: weiß bis creme-weiß
- besonderes Merkmal: hohle, kantig gefurchte Stängel
Franzosenkraut, Knopfkraut (Galinsoga parviflora)
Aus der Gruppe der Knopfkräuter sorgt primär das Kleinblüte Franzosenkraut für Konflikte im Hobbygarten. Obschon das Unkraut einjährig gedeiht, neigt es lokal zur massenhaften Ausbreitung. Verantwortlich für die Probleme sind nicht nur Unmengen von Samen. Darüber hinaus wurzelt Franzosenkraut 25 bis 80 Zentimeter tief.
- Wuchshöhe: 15 bis 20 cm
- Blütezeit: Juni bis Oktober
- Blütenfarbe: gelb mit weißen Zungenblüten
- besonderes Merkmal: essbar
Gänsefuß, Weißer Gänsefuß, Ackermelde (Chenopodium album)
Gänsefuß ist eine Pionierpflanze, die im Handumdrehen Ruderalflächen und andere karge Areale überwuchert. Das genügsame Wildkraut hat eine starke Konkurrenzkraft entwickelt, weil es bereits ab einer Höhe von 10 Zentimetern erblüht und seine Samen in alle Winde verstreut.
- Wuchshöhe: 10 bis 80 cm
- Blütezeit: Juni bis September
- Blütenfarbe: grünlich
- besonderes Merkmal: historische Gemüse- und Heilpflanze (entzündungshemmend, abführend)
Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris)
Eine ausgeklügelte Vermehrungsstrategie macht Hirtentäschel zum grünen Schreckgespenst im Hausgarten. Das Unkraut aus der Familie der Kreuzblütler bringt von April bis Dezember unermüdlich zahllose Schoten hervor, prall gefüllt mit keimfreudigen Samen. Fernerhin treibt das Unkraut eine kräftige Pfahlwurzel bis zu 100 Zentimeter ins Erdreich.
- Wuchshöhe: 10 bis 50 cm
- Blütezeit: nahezu ganzjährig
- Blütenfarbe: grünlich
- besonderes Merkmal: je Pflanze bis zu 64000 Samen
Vogelmiere (Stellaria media)
Lange, niederliegende Ranken machen Vogelmiere zu missliebigen Unkraut. Gerne besiedelt das Nelkengewächs den Nutzgarten und überzieht das Gemüsebeet mit einem dichten Polster. Der Name weist darauf hin, dass die nahrhaften Samen bei Vögeln ganz oben auf der Speisekarte stehen. Im Naturgarten ist ein Umdenken zu verzeichnen vom Unkraut zur willkommenen Pflanze. Vogelmiere trägt im milden Winter weiterhin ein grünes Blätterkleid, was den leergefegten Garten optisch aufwertet. Die Blätter sind reich an Vitamin C, enthalten Eisen, Kalium und Mineralstoffe. Statt Vogelmiere aus dem Beet zu verbannen, betrachten Hausgärtner die Pflanze als Bereicherung.
- Wuchshöhe: 3 bis 20 cm, Ranken bis 50 cm lang
- Blütezeit: März bis Dezember
- Blütenfarbe: weiß
- besonderes Merkmal: Samen keimen ab 5 Grad Celsius
Häufig gestellte Fragen
Was ist der wesentliche Unterschied in der Bekämpfung von Wurzelunkraut und Samenunkraut?
Wurzelunkraut verbreitet sich vornehmlich über seine Wurzelstränge. Dabei können selbst kleinste Wurzelsegmente erneut austreiben. Die erfolgreiche Bekämpfung basiert auf der restlosen Entfernung sämtlicher Wurzeln aus dem Boden. Zu diesem Zweck muss jede einzelne Pflanze aus der Erde gezogen werden. Flächendeckendes Umgraben verschlimmert den Unkrautbewuchs nur noch. Im Gegensatz dazu vermehren sich Samenunkräuter über das reife Saatgut. Gegenmaßnahmen sollten vor oder während der Blütezeit stattfinden, bevor sich Samen überhaupt bilden können.
Was macht Pflanzen eigentlich zu Unkraut?
Im Reich von Mutter Natur gibt es kein Unkraut. Jede Pflanze nimmt im Ökosystem eine wichtige Stellung ein, sei es als wertvolle Bienenweide, zur Verbesserung der Bodengare oder zwecks Vorbeugung von Erosion. Zum Unkraut wird ein Wildkraut erst per Definition durch den Gärtner. Kurz gesagt: Wächst ein Kraut zur falschen Zeit am falschen Ort, gilt es als Unkraut.
Wie kann ich Unkraut im Garten vorbeugen?
Wenn Ihren Zier- und Gemüsepflanzen eine Mulchdecke zu Füßen liegt, haben beide Unkrautarten schlechte Karten. Ab einer Höhe von 6 Zentimetern unterbindet Mulch die Lichtzufuhr zu Löwenzahn, Giersch und Konsorten. Die lebensnotwendige Fotosynthese kommt zum Erliegen, sodass Wurzelunkräuter das Wachstum einstellen und Samenunkräuter erst gar nicht zur Keimung gelangen. Traditionell dient Rindenmulch als organische Vorbeugung gegen Unkrautarten. Auf dem Vormarsch ist anorganisches Lavagranulat, weil sich das Material nicht zersetzt und folglich nicht regelmäßig zu erneuern ist.