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Unerwünschter Bewuchs im Garten, bestehend aus – im Gegensatz zum sorgfältig gepflegten Kraut (Astern, Basilikum, z. B.) – “Un”-Kraut genannten Pflanzen, verursacht viel Arbeit. Diese Arbeit zählt für viele Gärtner zur unangenehmsten Gartenarbeit überhaupt. Im Internet wird immer wieder von Essig, Salz und weiteren Hausmitteln zur Unkrautvernichtung berichtet, die die lästige Arbeit erleichtern sollen. Lesen Sie nachfolgend, warum es ganz im Gegenteil keine gute Idee ist, Essig oder Salz im Garten auszubringen, und welche Hausmittel sinnvoll zum Vernichten von Unkraut eingesetzt werden können.
Unkraut mit Essig vernichten
Essig kann Pflanzen den Garaus machen, das stimmt. Aber leider nicht nur Unkraut, sondern allen Pflanzen. So funktioniert die Unkrautvernichtung mit Essig:
- Essig bringt das Unkraut zum Absterben, wenn es bei Aufnahme von Wasser in die Blattadern gelangt
- Die Säure dringt durch die Zell-Membranen in die Pflanze und schädigt sie
- Ein wenig Essig im Wasser reicht dazu jedoch nicht
- Ganz im Gegenteil, der sorgt für weiches Wasser, das viele Pflanzen mögen
- Zur Unkrautvernichtung ist eine hohe Konzentration von Essigsäure erforderlich
Diese Konzentration darf jedoch nur in einigen eng beschränkten Fällen wirklich zur Unkrautvernichtung im Garten ausgebracht werden. Essig als Unkrautvernichter einzusetzen, ist durchaus nicht immer und überall erlaubt:
- Wenn Sie Essig gegen Unkraut einsetzen, wird er als Pflanzenschutzmittel eingesetzt
- Deren Einsatz richtet sich nach dem Pflanzenschutzgesetz
- Pflanzenschutzmittel-Verzeichnis Teil 7 gilt für den Haus- und Kleingartenbereich
- Es zählt die dort zugelassenen Pflanzenschutzmittel auf
- Dort ist geregelt, wann Sie Essigsäure einsetzen dürfen
- Das ist nur in wenigen Fällen erlaubt, streng limitiert, nicht mehr als 2 x im Jahr
- Und in bestimmter Konzentration: 100 ml pro m² und pro 1 oder 2 l Wasser
Das Gesagte gilt nur für die käuflichen Unkrautvernichter mit Essigsäure, die die Säure in einer genau definierten Konzentration enthalten. Wenn Sie selber mischen, verwenden Sie ein staatlich nicht geprüftes Pflanzenschutzmittel, was wieder Geldbußen nach sich zieht … Die heute auch schnell ausgesprochen werden, Essig im Grundwasser gefährdet die Umwelt und unsere Wasserversorgung.
Salz als nicht geeigneter Unkrautvernichter
Auch mit Salz können Sie Pflanzen zum Absterben bringen, was ein wenig anders funktioniert wie beim Essig:
- Die halbdurchlässigen Pflanzenzellen saugen eine Salzlösung wie Wasser auf
- Jede Zelle will im Wasser gelöste Stoffe in gleicher Konzentration wie das umliegende Gewebe enthalten
- Um diesen ausgewogenen Zustand zu erreichen, muss die Zelle also hier den Salzgehalt erhöhen
- Die Zelle bemüht sich, eine gleiche Konzentration an Salz wie das Salzwasser herzustellen
- Um die Konzentration an Salz im Zellinnern zu erhöhen, muss sie Wasser ausstoßen
- Deshalb schrumpfen bei einer mit Salzlösung gegossenen Pflanze die Zellen, die Pflanze geht ein
Salz ist jedoch auf keinen Fall ein geeigneter Unkrautvernichter, es ist ganz im Gegenteil unter Androhung hoher Geldbußen (bis zu 50.000 €) verboten, im Haus- und Kleingarten Salz auszubringen. Aus gutem Grund: Salz in der Erde verändert den pH-Wert des Bodens und die Bodenstruktur, führt zu Verschlämmung und Verdichtung, wenn genug Salz ausgebracht wird, wird das Grundwasser gefährdet, und die Pflanzen im Umfeld werden auch gleich mit eingehen.
Was das Salz im Boden anrichtet, können Sie an den Straßenbäumen gut befahrener Hauptverkehrsstraßen sehen: Das Streusalz verändert hier den PH-Wert des Bodens soweit, dass viele Straßenbäume ernste Probleme bekommen und an solchen Standorten häufig eingehen. Aus diesem Grund ist im privaten Bereich der Einsatz von Streusalz verboten, und die Verwendung von Salz als Unkrautvernichter natürlich erst recht.
Garten ohne Unkraut
Unkraut ist ohnehin Definitionssache, ein “Kraut” wird nämlich erst zum “Un”-Kraut, wenn ein Mensch es so nennt. Anders ausgedrückt: Unkraut ist eigentlich eine Erfindung von Landwirten und Bauunternehmern, die alle Pflanzen als “Unkraut” bezeichnen, die sie bei der Nutzung einer Fläche stören.
Diese Definition haben die Gärtner übernommen, sie ist jedoch keinesfalls zwingend: Niemand hindert Sie daran, Ihren Garten naturnah zu gestalten, mit Bodendeckern, die die Unkrautvernichtung weitgehend überflüssig machen, sie lassen nämlich kaum noch unerwünschten Bewuchs durch. Außerdem leben in einem naturnahen Garten Unmengen von Kleinstorganismen, die sich gerne vom Unkraut ernähren. Wenn Sie ihnen etwas übrig lassen – mit vielen Unkräutern können nämlich auch Sie Ihren Speisezettel nutz- und geschmacksbringend bereichern. Was übrig bleibt, können Sie dann noch zur Herstellung von Dünger nutzten.
Hausmittel gegen unerwünschte Pflanzen im Beet
Da ein Garten jedoch dadurch zum “Garten” wird, dass eine Naturfläche vom Menschen gestaltet wird, wird sich ein Gärtner immer mit Pflanzen herumzuschlagen haben, die an Stellen wachsen, wo er sie nicht haben möchte. Auch im Naturgarten, sonst wäre es kein Garten, sondern Wildnis – selbst die momentan gerade immer beliebter werdenden Wild-Gärten lassen eine “kontrollierte Wildnis” entstehen.
Diese Hausmittel gibt es, um das Pflanzenwachstum im Garten in geordnete Bahnen zu lenken:
- Unkraut jäten ist nach wie vor ein bewährter und nutzbringender Klassiker
- Diese Art der Beseitigung störender Pflanzen ist einfach unerreicht umweltfreundlich
- Schlaue Gärtner deuten das Jäten zu Sport um und sparen sich den Besuch im Fitnessstudio
- Schnell wachsende Unkräuter sind nicht fest im Boden verankert, sie lassen sich prima jäten
- Einer übermäßigen Ausbreitung von Samenunkräutern kann durch Wegschneiden der Knospen vor Samenreife vorgebeugt werden
- Wurzelunkräuter breiten sich nicht aus, wenn sie in den Müll anstatt auf den Kompost geschmissen werden
- Massenbewuchs in bestimmten Bereichen wird durch Bodenpflege entgegengetreten
Hausmittel gegen Pflanzen auf Wegen und Pflaster
Hier gibt es noch ein paar Geheimtipps gegen Unkraut, die auf Beetflächen nicht gut einsetzbar sind:
- Sie können mit Hitze gegen die “Biomasse” vorgehen:
- Kochendes Wasser macht zarterem Kraut in Pflasterspalten den Garaus
- Kräftige Pflanzennaturen können Sie mit einem Flammenwerfer (Leihe im Baumarkt) töten
- Ein Fugenkratzer kratzt Unkraut aus Spalten, wenn Ihr Werkzeugschrank es hergibt, sogar elektrisch
- Alternative für Nicht-Heimwerker: Ein Messer oder ein Besen mit robusten Borsten
Die mechanischen Methoden sind auf jeden Fall vorzuziehen, weil sie im Gegensatz zu kochendem Wasser oder Flammen Kleinstlebewesen eine Überlebenschance lassen.
Häufig gestellte Fragen
Im Internet sind noch viele weitere Hausmittel gegen Unkraut zu finden, was ist mit denen?
Die fehlen in diesem Artikel schon ganz bewusst – gesundes Misstrauen ist hier meist mehr als angebracht. Gegen Salzsäure im Garten ist jedes käufliche Pflanzenschutzmittel vergleichsweise harmlos – Salzsäure ist ein hochgefährlicher Stoff, der schlimme Verätzungen der Hornhaut und der Haut verursachen kann und die Lunge schädigt, wenn Sie die Dämpfe einatmen. Kupfersulfat (gegen Moos im Rasen) ist für lebende Organismen hochgiftig, es wird als wassergefährdendes Salz (!) in die Wassergefährdungsklasse 2 eingestuft. Schon das Begießen mit ausreichenden Mengen von kochendem Wasser oder das Abflammen sind vom Energie- und Zeitaufwand her betrachtet eher grenzwertig, mechanische Unkrautvernichtung ist und bleibt das Hausmittel Nr. 1.
Von der Industrie werden doch auch sanfte Unkrautvernichter angeboten, warum brauche ich dann Hausmittel?
Es stimmt schon, dass Sie auf Mengen von Suchergebnissen stoßen, wenn Sie nach sanften Unkrautvernichtern suchen. Wo “sanft” draufsteht, ist aber nicht “sanft” drin, bestenfalls die gerade als gefährlich beschriebene Essigsäure, häufig geht es um noch giftigere Substanzen wie Pelargonsäure, die bei Kontakt ernste Augenschäden verursachen kann. Zu dem gerne als harmlos dargestellten Herbizid Roundup, dem weltweit meistverkauften Unkrautvernichter, ist im April 2014 eine neue Studie veröffentlicht worden, nachdem das Mittel einen giftigen, das Gehirn schädigenden Cocktail enthält. Diese Studie ist die Bestätigung einer bereits 2012 zum gleichen Ergebnis gekommenen Studie, verboten ist das Mittel allerdings immer noch nicht, der Bürger muss sich selbst schützen.
Wie bekomme ich Moos und Unkraut sanft aus den Rasen?
In den meisten Fällen lautet die Antwort: Ersetzen Sie die – durch ständiges Vertikutieren laufend im Wurzelgeflecht zerstörte, durch falschen pH-Wert des Bodens oder zu viel Beschattung und Feuchtigkeit chancenlos ums Überleben kämpfende – Ansammlung von Graspflanzen durch einen Rasen, der diesen Namen verdient. Einen Rasen in einer geeigneten und nicht zu schattigen oder zu feuchten Lage, der ein tiefes, ineinander verflochtenes Wurzelgeflecht entwickeln darf und sich aus Gräsern zusammensetzt, die den Standort mögen – dann werden die Gräser wachsen und Moos und Unkraut keinen Raum mehr bieten.