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Die Gattung der Sonnenblumengewächse beherbergt mit Topinambur ein Mitglied, das die Anhänger der gesunden Gourmet-Küche jubeln lässt. Die mehrjährige Pflanze liefert delikate Knollen, die herkömmlichen Kartoffeln in vielerlei Hinsicht überlegen sind. Da die Lagerzeit des Wurzelgemüses eng begrenzt ist, fehlt es zumeist im Angebot der Supermärkte.
Hobbygärtner sind demgegenüber klar im Vorteil. Sie bauen Topinambur in ihrem Garten an und verzehren sie erntefrisch von Oktober bis in den Frühling. Dank der sonnengelben Blüten ab August und des straffen, dichten Habitus, dient Topinambur darüber hinaus häufig als pflegeleichte Zierpflanze und Sichtschutz.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceae).
- Gattung der Sonnenblumengewächse (Helianthus).
- Wissenschaftlicher Name Helianthus tuberosus.
- Beheimatet in Nord- und Mittelamerika sowie Mexiko.
- Mehrjährige Pflanze mit einjährigen, krautigen Trieben.
- Wuchshöhe bis 300 cm.
- Winterharte Knollen bis -30° Celsius.
- Gelber Blütenstand von August bis Oktober/November.
- Gilt aufgrund der Wuchskraft als Neophyt.
- Trivialnamen: Ewigkeitskartoffel, Indianerknolle, Süßkartoffel.
Lange Zeit wurde Topinambur in Europa als eines der Hauptnahrungsmittel angebaut. Erst als sich Mitte des 18. Jahrhunderts die Kartoffel aufgrund ihrer Ergiebigkeit und Lagerfähigkeit durchsetzte, ging der Anbau zurück. Heute ist es ein Privileg der Hobbygärtner ihren Speisezettel mit zubereiteten Süßkartoffeln aufzuwerten, denn im Handel sind sie günstigstenfalls in speziellen Fachgeschäften oder auf Wochenmärkten zu entdecken.
Standort und Boden
Auf nahezu allen Kontinenten, rund um den Globus, wird Topinambur angebaut. Diese Tatsache dokumentiert eine erstaunliche Flexibilität hinsichtlich der Standortbedingungen, unter denen das Wurzelgemüse gedeiht.
- Sonnige bis halbschattige Lage.
- Gerne warm und windgeschützt.
- Bestes Wachstum auf lockerer, leicht sandiger Gartenerde.
- Ideal ist ein pH-Wert von 6,0 bis 7,5.
Lediglich im schweren, verdichteten, staunassen Boden tut sich die Süßkartoffel schwer. Mit einem leichten Kalkgehalt kann sich das Sonnenblumengewächs hingegen bestens arrangieren.
Pflanzen
Angesichts der robusten Winterhärte der Knollen, können sie das ganze Jahr hindurch gepflanzt werden, sofern der Boden nicht gefroren ist. Die benötigten Pflanz-Knollen sind im Fachhandel oder in Online Shops erhältlich. Ihr Optimum erzielt die Topinambur, wenn sie im zeitigen Frühjahr in die Erde kommt.
- Beste Pflanzzeit sind die Monate Februar bis April.
- Den Boden mit der Harke auflockern und von jeglichem Unkraut befreien.
- Durch die Einarbeitung von Kompost wird der Nährstoffgehalt erhöht.
- Die Knollen 5 bis 10 cm tief im Abstand von ca. 50 cm zueinander eingraben.
- Je schwerer der Boden, desto geringer beträgt die Pflanztiefe.
- Der Reihenabstand sollte 40 cm nicht unterschreiten.
Je früher im Jahr die Indianerknolle eingepflanzt wird, desto sinnvoller erweist sich eine wärmende Abdeckung mit Vlies, um einen möglichst zügigen Austrieb zu forcieren. Ab einer Temperatur von 7° Celsius setzt bereits die Keimung ein.
Wurzelsperre und Grenzabstand
So klein und unscheinbar die Pflanz-Knolle einer Ewigkeitskartoffel zu Beginn auch erscheint, es steckt eine gewaltige Wuchskraft in ihr. Nicht nur, dass sie innerhalb kurzer Zeit 3 Meter und mehr in die Höhe schießt; unterirdisch wuchern die Wurzeln, als wollten sie sich den gesamten Garten Untertan machen. Es ist empfehlenswert, diese beiden Attribute im Rahmen der Pflanzung zu berücksichtigen, insbesondere dann, wenn die Topinambur dem Nachbargrundstück nahe kommt.
- Jede Pflanzknolle mit einer Wurzelsperre umgeben.
- Alternativ die Süßkartoffel im Kübel kultivieren.
- Den gesetzlichen Mindestabstand zum benachbarten Grundstück beachten.
Bei einer Wurzelsperre handelt es sich um ein spezielles, unverrottbares Geotextil, das die unterirdische Ausbreitung der Topinambur im Zaum hält. Es wird in einem angemessenen Radius vertikal um die Pflanzknolle in die Erde gelassen und mithilfe geeigneter Clips verschlossen, die in der Regel im Lieferumfang enthalten sind. Teichfolie oder Unkrautvlies sind dieser Aufgabe nicht gewachsen und werden von den kräftigen Wurzeln schlimmstenfalls durchstoßen.
Angesichts der beachtlichen Wuchshöhe, verwenden erfahrene Hobbygärtner das Sonnenblumengewächs gerne als Sichtschutz. Um jeglichem Ärger mit dem Nachbarn vorzubeugen, sollte vor der Pflanzung der festgelegte Mindestabstand bei der zuständigen Verwaltung nachgefragt werden. Da diese Regelung in Deutschland Sache der Länder ist, können regional Unterschiede bestehen.
Gießen und Düngen
Helianthus tuberosus legen einen beträchtlichen Wasserverbrauch an den Tag. An heißen, trockenen Sommertagen ist es keine Seltenheit, dass sie mehrfach gegossen werden. Da die Rhizome zugleich sensibel auf Staunässe reagieren, pflanzen erfahrene Hobbygärtner Topinambur gerne auf kleinen Hügeln an, die einen schnellen Wasserablauf unterstützen. In welchem Umfang die Pflanze gedüngt wird, hängt davon ab, welches Ziel der Gartenfreund verfolgt. Steht der dekorative Wert im Fokus, ist eine weitaus geringere Menge an zusätzlichen Nährstoffen gefragt, als wenn eine üppige Ernte angestrebt wird.
- Süßkartoffeln ausgiebig gießen.
- Nicht unter prallem Sonnenschein wässern.
- Herabhängende Blätter signalisieren unmittelbaren Wasserbedarf.
- Regelmäßig mit Kompost und einer Dosis Algenkalk düngen.
- Auf stickstoffhaltigen Dünger, wie Hornspäne oder Kaffeesatz verzichten.
Ertrag steigernd wirkt sich zudem aus, wenn die Indianerknolle während der ersten Wochen und Monate der Kultur wiederholt angehäufelt wird, ähnlich, wie beim Anbau von Kartoffeln. Diese Maßnahme erleichtert zugleich die später folgende Ernte, weil die begehrten Knollen höher liegen.
Schneiden
Die oberirdischen Triebe und Blätter gedeihen rasant in die Höhe. Da sie im Gegenzug problemlos jederzeit beschnitten werden können, steht es dem Hobbygärtner frei, in welchem Umfang er dieses Wachstum zulässt. Als Kurztagspflanze blüht die Topinambur in den hiesigen Regionen erst nach der Sonnenwende, wenn ab Juli die Tage kürzer werden. Unter günstigen klimatischen Bedingungen hält die leuchtend gelbe Blüte bis in den Oktober/November an. Da der Blütenstand hingegen eine reichliche Menge an Energie von der Pflanze einfordert, wird er unmittelbar nach dem Erscheinen entfernt, um den Ernteertrag zu erhöhen.
- Topinambur ist gut schnittverträglich.
- Blütenstand entfernen, um den Ernteertrag zu steigern.
- Nach dem ersten Frost bis handbreit über dem Boden abschneiden.
Wird das Sonnenblumengewächs hingegen zu früh stark eingekürzt, steht nicht mehr genügend Pflanzenmasse zur Verfügung, um die Süßkartoffel im Boden ausreichend zu versorgen. Folglich ist es angeraten, den Rückschnitt erst dann vorzunehmen, wenn Triebe und Blätter ohnehin durch den Kälteeinbruch des Winters absterben.
Ernte
Im Juli setzt das Hauptwachstum der Knollen ein, die bis Oktober so weit ausgereift sind, dass der Gartenfreund mit der Ernte beginnen kann. Es ist nicht erforderlich, sämtliche Topinambur in einem Arbeitsgang aus dem Boden zu holen. Vielmehr werden sie den ganzen Winter hindurch geerntet, sodass für die Küche stets frischer Nachschub zur Verfügung steht, zumal das Wurzelgemüse nur wenige Tage im Kühlschrank gelagert werden kann.
- Zur Erleichterung der Ernte im Oktober die Triebe einkürzen.
- Den Pflanzenstängel umfassen und mitsamt der Knolle herausziehen.
- Ist die Erde zu fest, wird sie im Vorlauf mit der Grabegabel gelockert.
- Mindestens eine Knolle im Boden belassen für die nächste Saison.
Theoretisch könnte mit der Ernte bereits im Sommer begonnen werden. Allerdings haben die Süßkartoffeln zu dieser Zeit noch nicht ihre ideale Größe sowie das vollmundige Aroma entwickelt. Vielmehr besteht insbesondere während eines trockenen, warmen Sommers die Gefahr, dass die Knollen trotz einer ausreichenden Wässerung, schrumpelig und zäh aus dem Boden kommen.
Lagerung
Topinambur-Knollen verfügen über eine vergleichsweise kurze Haltbarkeit, weil sie sehr viel schneller ihr Wasser verlieren, als beispielsweise Kartoffeln. Im Kühlschrank können sie für einige Tage aufbewahrt werden, sofern sie vorher nicht gewaschen wurden. Hobbygärtner, die über einen eigenen Keller verfügen, nutzen diesen für eine deutlich längere Lagerung:
- Die Süßkartoffeln nicht waschen.
- Die Wurzeln an den Knollen belassen.
- Eine Holzkiste mit Sand füllen.
- Darin die Topinambur ca. 5 cm tief eingraben.
Erweisen sich die Räumlichkeiten des Kellers als kühl und dunkel genug, beträgt die Lagerzeit nach dieser Methode bis zu 3 Monate. Wer über keinen Keller verfügt, nutzt eine traditionelle Variante: die Erdmiete. Hierzu wird im Garten ein angemessen großes Loch gegraben und mit stabilem Maschendraht ausgelegt, damit Wühlmäuse oder andere gefräßige Schädlinge nicht an die Knollen gelangen. Anschließend breitet der Gartenfreund eine 10 cm dicke Drainage aus Sand aus, die mit einer Lage Stroh bedeckt wird. Die ungewaschenen Indianerknollen werden darauf verteilt und anschließend nochmals mit Stroh überdeckt. Im letzten Schritt schichtet der Hobbygärtner Gartenerde auf, um die Erdmiete vor Schnee und Regen zu schützen. Wichtig zu beachten ist, die Lage der Miete zu markieren, um sie auch unter Schnee ausfindig machen zu können.
Zubereitung
Topinambur enthalten eine Fülle an wertvollen Nährstoffen, sind kalorienarm und ballaststoffreich. Statt herkömmlicher Stärke verfügen sie über Inulin, sodass auch Diabetiker sie reinen Gewissens verzehren dürfen. Das weiße bis cremefarbene Fruchtfleisch in der gelb-braunen bis violetten, dünnen Schale kann auf vielfältige Weise zubereitet und verzehrt werden.
- Als Rohkost, geschält und ungeschält.
- Gekocht als Beilage zu Fleisch, Fisch und Gemüse.
- Gratiniert, mit Käse überbacken.
- In Scheiben geschnitten und gebraten.
- Püriert, ähnlich wie Kartoffelpüree.
- Frittiert als Chips oder Pommes Frites.
- Gepresst zu wohlschmeckendem Saft oder Sirup.
Wird die Ewigkeitskartoffel gekocht oder gedünstet, kommt ihr nussiges Aroma besonders gut zur Geltung. Der süßliche Geschmack dominiert, wenn die leckeren Knollen gebraten oder püriert serviert werden. Damit das Schälen der teils bizarr verzweigten Knollen nicht zu einer nervenaufreibenden Strafarbeit mutiert, werden sie kurz in siedendem Wasser blanchiert, woraufhin sich die dünne Schale leichter entfernen lässt.
Die in Deutschland gewerblich angebauten Indianerknollen werden zum größten Teil als Ausgangsmaterial für die Herstellung von Spirituosen verwendet. Kenner wissen den Verdauungsschnaps ‘Topinambur-Branntwein’ zu schätzen, der entfernt an Enzian erinnert dank seines erdig-nussigen Bouquets.
Häufig gestellte Fragen
Wie lange kann ich Topinambur im gleichen Beet kultivieren?
Aufgrund des Nährstoffverbrauchs, ist die Gartenerde nach einigen Jahren ausgezehrt. Nehmen Wuchskraft, Größe der Knollen und Umfang der Ernte ab, ist dies das Signal, einen Umzug in ein anderes Beet in Betracht zu ziehen. Damit sich der Boden zügig regeneriert, empfehlen wir Ihnen, für einige Zeit eine Gründüngung anzupflanzen oder anspruchslose Gräser.
Wie stark gefährdet ist die Süßkartoffel durch Krankheiten und Schädlinge?
Die jahrhundertelange Erfahrung im Anbau von Topinambur hat erwiesen, dass die Pflanze weitgehend resistent ist gegenüber Krankheiten. Lediglich im Verlauf eines feucht-warmen Sommers können die oberirdischen Pflanzenteile von Mehltau befallen werden, was den Knollen im Boden hingegen keinen Schaden zufügt. Beherbergen Sie in Ihrem Garten kleine Nager, wie Mäuse oder Maulwürfe, werden sie durch die undurchdringliche Wurzelsperre von einem Festmahl abgehalten. Gelangen Rehe oder Kaninchen an das Beet, raten wir Ihnen, die Pflanzen mit grobmaschigen Schutznetzen zu bedecken.
Welche Sorten sind empfehlenswert?
Je heller die Schale, desto zarter erweist sich das Fruchtfleisch, wie beispielsweise ‘Arancha’, ‘Buttede Bertha’, ‘Große Weiße Schweizer’ oder ‘Chipolata’. Die Sorte ‘Aurora Rubin’ kommt als tiefrote Knolle daher. Ideal für die Kultivierung im Kübel präsentiert sich die Zwergsorte ‘Dwarf’ mit nur 40 cm Wuchshöhe. Das genaue Gegenteil beweist die Topinambur ‘Gigante’, deren Knollen bis zu 300 Gramm schwer werden. Ein deutscher Klassiker ist die Sorte ‘Gute Gelbe’.