Nützlinge

Sandbienen und Erdbienen sanft vertreiben – was hilft?

sandbiene

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Bienen im Garten, in der Erde! Bei naturfernen Menschen startet ein fantasievoller Horrorfilm, stichdurchlöcherte Fußsohlen auf dem Rasen zusammengekrümmter, sich in Umklammerung des Bienengifts windender Kinder … Nichts da, Ihr Kind sollte während der kurzen Ausflugszeit zwar Schuhe im Garten tragen, würde aber auch bei einer Prämie von einem Eis pro Biene – nicht ausloben, umweltpolitische Katastrophe und Ihr Kind bekommt eine 6 in Bio! – kaum eine Biene erwischen. Denn Sandbienchen sind scheue, zarte, schützenswerte und nützliche Tiere, mit etwas Information wird der Horrorfilm zum Heimatfilm über Naturrettung.

Aus der Gartenrat Mediathek

Steckbrief Sandbienen

  • Es gibt gut 100 verschiedene Sandbienen in Deutschland
  • Viele davon sind winzige paar Millimeter groß, wenige ähneln in der Größe normalen Bienen
  • Scheu sind sie alle, wenn es nur irgendwie geht, fliegen Sie Ihnen aus dem Weg
  • Da sie keine Staaten verteidigen, haben sie eher “Stachelchen” als “Stacheln”
  • Deren Stich Sie kaum merken, falls Sie das Kunststück hinbekommen, auf eine Sandbiene zu treten
  • Erdbienen gibt es nicht, das sind irgendwelche Wildbienen, die Erdnester bauen
  • Anders als Honigbienen sind Wildbienen Einzelgänger, die viele kleine Nester bauen
  • Vertreibung ist kaum möglich, wegen der kurzen Ausflugszeit aber ohnehin unnötig
  • Außerdem ist sie verboten, Sandbienen sind ökologisch sehr wichtig und daher umfassend geschützt

Was sind eigentlich Sandbienen?

Zunächst einmal Insekten und damit Teil der artenreichsten Klasse unserer Tiere, über eine Million Insektenarten konnten bisher wissenschaftlich beschrieben werden. Die werden weiter eingeteilt, im Fall der Sandbienen in die Unterklasse Fluginsekten, Überordnung Neuflügler, Ordnung Hautflügler, Unterordnung Taillenwespen, Teilordnung Stechimmen, Überfamilie “Bienen und Grabwespen” … Puuhh, erst jetzt sind wir beim Taxon angekommen, der Familiengruppe, einer als systematische Einheit erkannten Gruppe von Lebewesen.

Eine solche Familiengruppe bilden nämlich die Bienen, in diesem Taxon mit botanischem Namen Apiformes werden gleich sieben verschiedene Bienenfamilien zusammengefasst. Vielen nicht so bewusst – die Honigbiene (westliche Honigbiene, Apis mellifera) lebt alles andere als alleine in der Bienenwelt, insgesamt gibt es rund 20.000 Arten von Bienen! Keine Angst, davon leben nur rund 700 Arten in Europa, nur ca. 500 Arten in Deutschland, und von den 1.500 Arten Sandbienen kommen auch nur wenige in Deutschland vor.

Sandbienen gibt es also, Erdbienen gibt es jedoch nicht, wenigstens nicht als spezielle Art. Wenn mit “Erdbienen” Bienen gemeint sind, die ihre Nester in der Erde bauen, können eine ganze Menge Bienen gemeint sein: Solitärwespen oder Hornissen, Hummeln oder “Deutsche Wespen” und “Gemeine Wespen”, all diese Tierchen treten zumindest auf den ersten Blick im “Bienen-Design” auf und bauen manchmal ihre Nester in der Erde.

Diese vermeintlichen “Erdbienen” sind ziemlich wahrscheinlich Wildbienen, abgrenzen von einem ärgerlichen Wespennest der “Gemeinen Wespe” können Sie durch folgende Merkmale:

  • Sie bemerken Tiere, die aus einzelnen Löchern aufsteigen und nicht zu mehreren aus einem Loch
  • An deren Hinterbeinen kleben kleine gelbe Pollenklumpen
  • Das sind die Weibchen, die für ihre Brut sorgen, bei diesen Solitärbienen versorgt jede ein Nestchen
  • Irgendwann im Spätfrühlings-Sonnenschein wuseln auf einmal zahlreiche Bienen herum
  • Die sind frisch geschlüpft, zuerst Massen von die Drohnen (Männchen), die auf die nach ihnen schlüpfenden Weibchen warten
  • Die Ihnen mit Sicherheit nichts tun, sie haben gar keinen Stachel
  • Wildbienen treten gehäuft auf, weil sie ihre Nester gerne nebeneinander bauen
  • Sie sind nicht schwarz-gelb und glatt (Wespe), sondern behaart und z. B. schwarz-braun wie Honigbienen
  • Sandbienen haben aber auch schwarze, rötliche oder metallisch-grau glänzende Färbungen zu bieten
  • Die meisten einheimischen Wildbienen sind im Frühjahr aktiv, es gibt aber auch Spezialisten für die Bestäubung später Pflanzen

Über die meisten Bienen-Erdnester im Garten können Sie sich freuen: Sandbienen und auch Solitärwespen sind Einzelgänger, die Nest für Nest vom Boden aufsteigen, ein wenig “herumlungern”, bis der Geschlechtspartner auch aus dem Nest gekrochen ist, und dabei alles um sich herum bestäuben (zur Freude jedes Pflanzenzüchters, Bestäubung durch Bienen soll die Pflanzen verbessern). Dann werden flugs die Nachkommen gemacht, Drohnen sterben nach der Paarung, weibliche Erdbienen beginnen mit dem Nestbau. Friedlich und ängstlich sind sie auch, wie die Hornissen und die Hummeln, die auch noch gefährdet und streng geschützt sind. All diese Tierchen lassen Sie am Gartentisch völlig in Ruhe, fressen höchstens lästigste Wespen, Obstbaumschädlinge und Mücken weg. Vor all diesen Tierchen brauchen Sie keine Angst haben, die meisten haben überhaupt keine Waffen, gegenüber Menschen brauchbare Waffen sowieso nicht, wenn doch mal eine ein “schüchternes Stachelchen” hat, würden Sie bei einem Stich höchstens ein harmloses Zwicken merken …

Nützlich und harmlos

Eingang zum Nest der SandbieneVon den rund 110 Arten Sandbienen in Deutschland haben sich etliche auf nur eine Pflanze spezialisiert. Es gibt Sandbienen, die nur Spargel, nur Ehrenpreis, nur Fingerkräuter oder nur Zaunrüben bestäuben, andere Sandbienen haben es immerhin bis zu allen Doldenblütlern, Kreuzblütlern, Schmetterlingsblütlern oder Korbblütlern gebracht.

Manchmal kann man dem Namen entnehmen, was eine Sandbiene mag, die Weiden-Sandbiene zum Beispiel sammelt z. B. nur Nektar und Pollen von Weiden, die Knautien-Sandbiene sammelt nur Nektar/Pollen von Knautien (und hat damit keine gute Wahl getroffen, von diesem seltenen Kardengewächs stehen nur noch ein paar Pflanzen in Kärnten herum). Es geht aber auch anders, von der Rotschopfigen Sandbiene dürfen wir annehmen, dass sie mehr als Rotschöpfe bestäubt, ebenso wie die Rotpelzige Sandbiene, die Graue und die Gemeine Sandbiene und viele der restlichen Arten.

Es gibt also für jede Pflanze eine Sandbiene, oder eine andere Wildbiene, und all diese Bienen sind nur eine kurze Zeit im Jahr aktiv. Sie werden oft überhaupt nicht bemerkt, siedeln ungern und normalerweise nur “aus Versehen” im Rasen oder sonst in Menschennähe. Nur wenn ein Garten so steril ist, dass die Wildbienen kein geeignetes Versteck finden, um ihre Nester zu bauen, weichen sie auf Rasenflächen o. ä. aus.

Heute wissen viele Menschen, dass Wildbienen nicht zum Spaß, sondern zum Nutzen der Menschheit geschützt werden, und wollen sie im Zweifel eher retten als vertreiben. Das ist auch durchaus häufig notwendig, denn einige Wildbienen wie diverse Hummelarten (ja, das sind auch Wildbienen) nisten gerne in Mäuseburgen. Deren Nester liegen dann (von den Mäusen rausgeschmissen?) häufig auf dem Rasen herum und brauchen Rettung. Sie können das Nest (in der Nähe!) in eine Grube legen und abdecken; mit einem Blumentopf (mit Loch) oder einer Platte auf dem Rand der Grube und einem Stück Gras darauf. Bitte vorsichtig agieren, beim Kippen des Nests geht schnell Nektar verloren oder Waben entzwei, besser Hände mit Handschuhen benutzen als eine Schaufel. Den Abschluss bildet ein schräger Tunnel vom Loch zur Oberfläche, z. B. aus zwei Ästen mit einer Latte darauf.

Rechtliche Situation

Seit die Honigbienen (wahrscheinlich wegen Vergiftung durch den Menschen) immer weniger werden, warnen manche Wissenschaftler schon vor Hungersnöten, weil die Bestäubungsleistung nicht mehr ausreicht. Umso größer wird die ökologische Bedeutung der Wildbienen, die alle geschützt sind. Mindestens allgemein geschützt nach § 39 Bundesnaturschutzgesetz, nach dem Sie Wildbienen weder mutwillig beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund fangen, verletzen oder töten dürfen, noch ihre Lebensstätten ohne vernünftigen Grund beeinträchtigen oder zerstören dürfen; vielfach sind sie auch besonders geschützt nach § 44, dann dürfen sie ihnen noch nicht einmal nachstellen oder sie sonst wie stören.

Auch Umsiedeln geht also normalerweise nicht, für Ausnahmen ist die Naturschutzbehörde zuständig, die eingehend prüft und bei den Wildbienen in den allerseltensten Fällen eine Ausnahme genehmigt. Dazu sind die Wildbienen einfach ökologisch zu nützlich und zu ungefährlich für uns Menschen.

Nein, der Schutz von Kleinkindern kann hier nicht zur Unterstützung herangezogen werden, im Gegenteil, der Erziehungsauftrag der Eltern soll die grundgesetzlichen Werte vermitteln, und zu denen gehört bei uns zum Nutzen der Menschen auch der Tierschutz.

Auch Allergie ist selten ein Argument – 30 % der Deutschen glauben, auf irgendetwas allergisch zu sein, nur 3 % sind es wirklich; eine Allergie auf Wildbienen, die extrem selten und wenn kaum merkbar stechen, wird recht schwierig nachzuweisen sein.

Wenn Sie die harmlosen Sandbienen entgegen aller gesetzlichen Bestimmungen aus Ihrem Garten vertreiben würden, würden Sie sich gerade in Bezug auf die Bedrohung von Kleinkindern durch Bienen keinen Gefallen tun: Wo Wildbienen fehlen, werden sich die robusten “Gemeinen Wespen” umso mehr ausbreiten, und das sind sehr viel aggressivere Wespen, die im Gegensatz zu Wildbienen Nahrung auf Ihrem Kaffeetisch suchen und durch jedes Fuchteln eines kleinen Kindes in Alarmbereitschaft versetzt werden …

Vertreibung ist meist nicht notwendig

Meist wird Ihnen ein Erdnest erst auffallen, wenn Sandbienen ausfliegen, und dann sind sie schon fast weg, bis Sie eine Ausnahmegenehmigung für irgendwelche Maßnahmen erwirkt hätten, sogar ziemlich sicher weg.

Die kurze Zeit vor dem endgültigen Verschwinden der Sandbienen können Sie Ihre Kinder mit folgenden Maßnahmen vor jeder Bienengefahr bewahren:

  • Beobachten, auf welcher Fläche die Sandbienen ihre vielen kleinen einzelnen Nester (Aggregation) gebaut haben
  • Diese Fläche während der kurzen Ausflugszeit zur kinderfreien Zone erklären
  • Dazu können Sie z. B. Stöcke in die Erde stecken und diese mit Flatterband verbinden
  • Während der Ausflugszeit Erschütterungen rund um die Nestflächen vermeiden, wenn die Kinder im Garten spielen
  • Ansonsten können Sie noch darauf bestehen, dass die Kinder während der Ausflugszeit den Garten nur mit festen Schuhen betreten
  • Nester staatenbildender (in Mengen aus einem Loch fliegender) Wespen können mit einer Haube aus drahtbezogenen Holzleisten gesichert werden

Wann Umsiedlung erlaubt ist

Eine Umsiedlung ist immer dann erlaubt, wenn das Nest von Naturfeinden angegangen wurde, z. B. von Mäusen rausgeschmissen oder von einem Dachs aufgegraben wurde. Dann dürfen Sie das Nest wie oben im Tipp beschrieben retten, Sie können den Sandbienen aber zusammen mit Ihren Kindern auch einen Nistkasten bauen, Anleitungen dazu gibt es im Internet.

Häufig gestellte Fragen

Ich züchte einige Pflanzen im Garten und möchte mehr Sandbienen zu Bestäubungszwecken – was muss ich tun?
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Garten viele der Elemente enthält, in denen Sandbienen gerne Nester bauen – lockere Haufen von Erde, Totholz, eine Ansammlung von Schneckenhäusern in einer Ecke, stehen gelassene Baumstümpfe, Gesteinshaufen, ein Haufen von Ästen, Zweigen, Stängeln, möglichst markhaltige Stängel, die Hohlräume haben … einfach insgesamt etwas mehr Natur im Garten, dann kommen die Wildbienen schon.

Ich möchte meine Wildbienen nicht vertreiben, sondern füttern – wie bekomme ich heraus, was welche Sandbienen wo fressen?
Erkundigen Sie sich nach den Pflanzen, die in Ihrer Region auf eine Bienenweide gehören und pflanzen Sie möglichst viele davon in Ihren Garten. Welche Pflanzen das sind, erfahren Sie aus speziellen Listen, die Sie im Internet abrufen können, z. B. für Baden-Württemberg im bienenweidekatalog-bw.de, für Berlin unter www.imkerverband-berlin.de/index.php?id=99, hier gibt es sogar bezirksspezifische Vorschläge wie www.imkerverein-lichtenrade.de/?page_id=567 oder kreuzberger-bienen.de/category/bienenweide abzurufen.

Das könnte Sie auch interessieren
Nützlinge

Wie lockt man Igel in ein Igelhaus

Wer seinen Garten igelfreundlich gestaltet, hat gute Chancen auf einen längeren Besuch der…
Weiterlesen
Nützlinge

Tipp: Katzenklappe mit Sensor-Mauserkennung

Eine Katzenklappe mit Sensor-Mauserkennung könnte ein typisches Problem vieler Katzenhalter lösen…
Weiterlesen
Nützlinge

Können Marienkäfer beißen?

Marienkäfer sind keine Blutsauger. Ihr Futter erjagen sie sich in der freien Natur &#8211…
Weiterlesen
Nützlinge

17 Greifvögel mit dem Flugbild bestimmen

Greifvögel sind faszinierende Tiere und trotzdem für viele nicht leicht zu unterscheiden. Das…
Weiterlesen
Nützlinge

Mäusebussard Flugbild | Zeichnung zum Download

Der Mäusebussard ist in Feldnähe oft am Himmel zu sehen. Besonders auffällig ist dabei sein Ruf.
Weiterlesen

Tipps für Schnellleser

- "Sandbienen" gibt es, "Erdbienen" nicht, das sind Sand- oder andere Wildbienen, die ihr Nest in die Erde gebaut haben
- Die meisten Wildbienen sind alles andere als gefährlich, sie stechen extrem selten und wenn nur als zartes Zwicken wahrnehmbar
- Wildbienen sind sehr nützliche und deshalb streng geschützte Insekten und meiden sowohl Menschen als auch menschliches Essen
- Die Honigbienen sind bereits (wahrscheinlich durch Insektizidvergiftung) um rund 40 % weniger geworden
- Die meisten pflanzlichen Nahrungsmittel auf der Welt wachsen nur, wenn sie durch Bienen bestäubt werden
- Um so wichtiger werden die Wildbienen, die fehlende Honigbienen ersetzen müssen
- Auch eine sanfte Vertreibung ist deshalb bei Sandbienen keine Option
- Nur ausgegrabene Nester dürfen durch Umsiedlung in unmittelbare Nähe gerettet werden
- Sandbienen vertreiben ist aber auch gar nicht notwendig, sehr bald nach dem Ausflug sind sie verschwunden
- Vorher werden Sie sie nicht bemerken, weil sie sich unter der Erdoberfläche entwickeln
- Während des Ausflugs kann die Nesterfläche gesichert werden, sodass Kinder nichts befürchten müssen