Rasenpflege

Rasen kalken – Anleitung und Wirkung von Rasenkalk

Häufchen Gartenkalk auf Rasen

Nur wenig Zeit? Dann lies unsere Tipps für Schnellleser.

Englischer Rasen im Garten zählt immer noch zu den geheimen Wunschvorstellungen vieler deutscher Gärtner, und Moos im Rasen gehört zu ihren größten Ärgernissen. Dagegen soll das Kalken des Rasen ein probates Mittel sein, einfach anzuwenden und preiswert. Lesen Sie nachfolgend, wie und warum das Kalken des Rasens wirkt und welche (nicht immer preiswerte) Arten von Rasenkalk es gibt. Erfahren Sie in der Anleitung, wie und wann Sie den Rasenkalk ausbringen, und warum Rasenkalk leider nicht immer und nicht allein zu einem schönen Rasen verhilft.

Aus der Gartenrat Mediathek

Vor dem Kalken

Ob Kalken bei der Heranzucht einer guten Grasnarbe hilft oder notwendig ist, kann nicht pauschal entschieden werden, eine insgesamt richtige Pflege des Rasenbodens wird sicher eher zum Ziel führen als auf Einzelmaßnahmen beschränktes Kalken. Nur wenn Sie wissen, dass Ihr Rasenboden zu sauer ist, also einen pH-Wert unter 5,3 aufweist, kann das Rasen kalken als Einzelmaßnahme sinnvoll sein.

Vor dem Kalken des Rasens steht also auf jeden Fall erst einmal der Test des pH-Werts an. Wenn er zu niedrig ist, kann kurzfristig durch eine Verabreichung von Rasenkalk gegengesteuert werden. Dann wäre anschließend aber immer noch zu ergründen, warum der Boden zu sauer geworden ist, anstatt einfach immer wieder zu kalken. Als nächstes steht also eine Bodenanalyse an, um herauszufinden, wie es überhaupt um ihren Gartenboden bestellt ist. Vor allem wenn das Kalken nur kurz den pH-Wert erhöht (regelmäßig Messen), werden Sie darum nicht herumkommen … Sie müssten dann ergründen, wo die Problemquellen für die Versauerung des Bodens wirklich liegen, es gibt mehrere Ursachen.

Anzeiger für sauren Boden sind Ackerziest, Adlerfarn, Gänseblümchen, Hederich, Hundskamille, Wiesensauerampfer, u. a. Wenn sich diese Pflanzen in Mengen in ihrem Rasen entwickeln, ist ein pH-Test als erste Maßnahme sinnvoll.

Prüfen der Rasenpflege

Rasenmäher auf RasenWenn Sie nicht ganz sicher sind, warum Ihr Rasen eine Fehlentwicklung in eine bestimmte Richtung zeigt, empfiehlt es sich, die Frage “Kalken oder nicht Kalken” doch gleich zum Anlass zu nehmen, eine Bodenanalyse durchführen zu lassen und die ganze Rasenpflege einmal einer näheren Betrachtung zu unterziehen.

Das sind die häufigsten Fehler bei der Rasenpflege:

  • Pflichtbewusstes, ständiges Vertikutieren, das ständig alle Feinwurzeln der Gräser zerstört
  • Nicht sehr häufiges, aber sehr kurzes Mähen, das im Sommer die Graswurzeln einer Verbrennungsgefahr aussetzt
  • Mähen mit ungeschärftem Messer, das die Graspflanzen in Einzelteile “zerfetzt”
  • Keine ausgewogene Ernährung, die den Rasen in die Lage versetzt, trotz ständigem Blattverlusts laufend neue Triebe zu bilden
  • Gießen bei voller Besonnung, die den Rasen verbrennen lässt
  • Häufiges Gießen mit wenig Wasser, bei dem sich die Graspflanzen nie richtig vollsaugen können

Wenn Sie einen schönen dichten Rasen möchten, sollten Sie häufig, aber immer nur wenige Zentimeter mähen. Das kurze Schnittgut darf einfach liegen bleiben, es ist ein guter Dünger für den Rasen. Wenn Sie den Rasen im Hochsommer etwas höher stehen lassen, beschattet er selbst seine Wurzeln, kommt besser mit den verabreichten Wassergaben aus und verbrennt nicht so schnell.

Kalk und seine Wirkung

Rasen kalken“Rasenkalk” oder “Gartenkalk” kann aus ganz verschiedenen Kalkverbindungen bestehen. Jede dieser Kalkverbindungen hat ihr optimales Anwendungsgebiet und ihre eigene Wirkungsgeschwindigkeit, weshalb Sie vor dem Kauf wissen sollten, welche chemische Zusammensetzung von Rasenkalk Sie einsetzen möchten:

1. Der wohl häufigste Rasenkalk besteht aus Calciumcarbonat mit der chemischen Formel CaCO3. Dieser in der Natur zu findende Form des Kalks wird “mild” genannt, weil die Kalkverbindung nur wenig reaktionsfreudig ist. Dieser kohlensaure Kalk kann auf jedem Boden ausgebracht werden, auch auf dem für Rasen optimalen leichteren Boden (und auf ganz leichten Böden wie für Kräuter z. B.).

Kalken mit Calciumcarbonat ist eine schonende Art zu kalken und in gewissem Umfang selbstregulierend, eine Überkalkung des Bodens ist schon fast schwierig. Denn das Calciumcarbonat löst sich in reinem, pH-neutralem Wasser (= pH-neutralem Boden, den Sie ja anstreben) kaum, die Löslichkeit steigt jedoch in saurem Boden, der kohlensaure Kalk steigert damit “automatisch” genau dann den pH-Wert, wenn es gebraucht wird. In einem gut eingestellten Boden bauen Bakterien das Calciumcarbonat nach und nach langsam ab.

Rasenkalk aus Calciumcarbonat wird meist hergestellt, indem Kalkgestein fein gemahlen wird, er kostet dann deutlich unter einem Euro pro kg, die Packungsaufschrift enthält eine Angabe wie “95 % CaCo3 Caliumcarbonat”.

2. Jedem Maurer als Beimischung zum Mörtel bekannt ist die zweite geläufige Form des Kalks in unserem Alltag, Branntkalk oder Calciumoxid, mit der chemischen Formel CaO. Branntkalk wird ebenfalls als Rasenkalk verkauft, sein zweiter Trivialname Ätzkalk lässt jedoch schon ahnen, dass seine Anwendung nicht in jedem Fall empfehlenswert ist. Dieser “Ätzkalk” wirkt wirklich ätzend, auf die Blätter und Stängel empfindlicher Pflanzen, und auf die Haut von Mensch und Tier übrigens auch. Er zerstört auch viele Bodenlebewesen, eine Ausbringung im Hausgarten kann deshalb nicht empfohlen werden.

3. Häufig enthält Rasenkalk auch eine Mischung aus diesen beiden Kalkverbindungen, Mischkalk genannt. Je mehr Ätzkalk in einer Mischung enthalten ist, desto vorsichtiger (und mit desto weniger sicher zu kalkulierendem Nutzen) ist ein solcher Kalk damit anzuwenden, vor dem Kauf empfiehlt sich also auf jeden Fall ein Blick auf die chemische Zusammensetzung des Kalks.

4. Kalk plus
Weil Calciumcarbonat aus gemahlenem Kalkstein (Nr. 1) nicht sehr teuer verkauft werden kann, wird das Kalkgestein häufig unter Bezugnahme auf Stoffe verkauft, die einen Mehrwert suggerieren:

  • Hüttenkalk, Thomaskalk, Konverterkalk: Abfallprodukt der Stahlindustrie mit vielen Spurenelementen, wirkt ähnlich wie Calciumcarbonat und ist auch ähnlich anzuwenden.
  • Ist bis zu 10 x so teuer als Calciumcarbonat und als Dünger ein echtes Kraftpaket, wird eher als Ergänzungsdüngung für Spezialkulturen eingesetzt als auf den Rasen gestreut.
  • Teurer als gewöhnlicher Gartenkalk wird meist “Magnesiumkalk für den Garten” angeboten, nur sinnvoll, wenn dem Boden Magnesium fehlt.
  • Gerne wird (teurer) Algenkalk verkauft, bei dem das Calciumcarbonat aus getrockneten und vermahlenen Meeresalgen gewonnen wird.
  • Wirklich bewiesen sind seine Vorteile jedoch nicht, und manche Algen werden aus dem Meer gewonnen und zerstören dabei Unterwasser-Ökosysteme.
  • Kalkstickstoff ist ein Stickstoffdünger mit CaO, ätzend und aggressiv und für Rasen kaum empfehlenswert.

Wie so häufig ist die Entscheidung für das richtige Produkt eigentlich ganz einfach: Nehmen Sie im Zweifel natürlichen Rasenkalk aus feingemahlenem Kalkstein, dabei können Sie nicht viel falsch machen.

Anleitung zum Kalken

Mildes Calciumcarbonat kann ganzjährig als Rasenkalk ausgebracht werden, also dann, wenn die Notwendigkeit erkundet wurde. Wenn Sie Ihren Rasen immer noch Vertikutieren, wird nach dem Vertikutieren gekalkt. Wenn Sie nach dem Vertikutieren üblicherweise Rasensamen und/oder Dünger ausbringen, sollten Sie damit nach dem Kalken etwas warten.

Der Kalk sollte möglichst gleichmäßig ausgebracht werden und gleich danach mit der Harke ein wenig in den Boden eingearbeitet werden, weil er verklebt und verkrustet, wenn er feucht wird, was zu ungleicher Verteilung im Boden führen könnte.

Dosierung von Kalk

Wie viel Kalk bei festgestelltem Kalkmangel verstreut werden muss, richtet sich nach dem pH-Wert und dann nach der Bodenzusammensetzung. Eine Übersicht:

  • Teststreifen zur pH-Wert-BestimmungLeichter Boden mit pH-Wert unter 5,3: 150 bis 200 Gramm Kalk pro Quadratmeter, bei pH-Wert 5,3 bis 5,7 120 bis 180 Gramm
  • Mittelschwerer Boden mit pH-Wert unter 5,7: 300 bis 400 Gramm Kalk pro Quadratmeter, bei pH-Wert 5,7 bis 6,5 180 bis 250 Gramm
  • Schwerer Boden mit pH-Wert unter 6,3: 400 Gramm Kalk pro Quadratmeter, bei pH-Wert 6,3 bis 6,9 250 bis 350 Gramm

Lassen Sie sich nicht von einem vermeintlich sachkundigen Nachbarn überreden, einfach “auf Verdacht” zu Kalken. Das Kalken hilft ihrem Rasen wirklich nur in den Fällen auf die Sprünge, in denen der pH-Wert nicht stimmt. Ein nicht sehr schöner Rasen kann jedoch noch an vielen anderen Ursachen liegen, und auch übermäßiges Mooswachstum kann andere Ursachen wie Verdichtung haben.


Vorsicht: Vor dem Kalken Kalk-Verträglichkeit der Nachbarpflanzen erkunden

Kalk kann bestimmten Pflanzen in der Nähe des Rasens schaden, die mit dem nun erhöhten pH-Wert des Bodens nicht zurechtkommen. Dazu zählen Moorbeetpflanzen und einige Koniferenarten. In diesem Fall empfiehlt sich Kalken in Sicherheitsabstand zu den Pflanzen. Achten Sie in diesem Fall auch sehr genau auf die Kalkmenge und auf die Flussrichtung des Regenwassers, damit diese Pflanzen nach dem Kalken nicht leiden.

Halten Sie Kleinkinder und Haustiere nach dem Kalken einige Zeit vom Rasen fern! Zarte Händchen und Pfoten können empfindlich auf den Kalk reagieren.

Häufige Fragen

In meinem Rasen wächst mehr Klee als Moos, hilft hier das Kalken auch?
Wenn der Klee in einem Boden mit zu geringem pH-Wert wächst, könnte es helfen. Es gibt solchen Klee, aber meist zeigt Klee einen zu hohen pH-Wert an, bei dem Kalken genau kontraproduktiv wäre. Ein pH-Test hilft bei der Entscheidung.

Warum gibt es so viele unterschiedliche Meinungen zum Kalken?
Weil viele Firmen über den Nutzen von Kalk berichten, die Kalk verkaufen möchten, und weil es viele Berichte von Gärtnern gibt, die einfach die eigenen Erfahrungen wiedergeben. Kalkgaben sind jedoch weniger eine Gefühlssache als eine Sache der Information, des Messens und des Rechnens.

Wann macht Kalken überhaupt Sinn?
Wenn der pH-Test einen zu niedrigen pH-Wert ausgibt und Sie die Ursachen für diesen kennen und demnächst beheben können, kann eine zwischenzeitige Kalkgabe den Graspflanzen helfen, sich wieder durchzusetzen.

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Tipps für Schnellleser

- Vor dem Rasen kalken muss der pH-Wert des Bodens ermittelt werden
- Wenn er unter 5,3 liegt, kann Kalken sinnvoll sein
- Langfrist muss die Ursache der Versäuerung ergründet und behoben werden
- Die notwendige Menge Kalk muss genau berechnet werden
- Dabei kommt es neben dem pH-Wert auf die Bodenzusammensetzung an
- Im Internet gibt es detaillierte Tabellen zur Bedarfsermittlung
- Rasenkalk aus reinem Calciumcarbonat kann das ganze Jahr über ausgebracht werden
- Dieser Kalk wirkt langsam und eine "Überkalkung" ist eigentlich nicht möglich
- Rasenkalk aus Kalkstein ist ausreichend und preiswert
- Calciumcarbonat aus Algen bringt keine wissenschaftlich belegten Vorteile
- Die anderen käuflichen Kalkarten sind für den Hausgarten nicht zu empfehlen