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Zwar wird der Radicchio bei uns in der Regel als Salat gegessen, die Kultivierung des Gewächses verläuft allerdings etwas anders als bei normalen Salatarten, die wir kennen. Radicchio gehört zu den Wegwarten (Cichorium) und ist deshalb eng mit dem Chicorée verwandt. Er stammt ursprünglich aus dem warmen Mittelmeerraum, weshalb er empfindlich auf kühle Temperaturen während der Keimung und Wachstumsphase reagiert. Trotzdem ist es möglich, die Pflanze an geschützter Stelle im Garten auch bei uns anzubauen. Dafür sollten jedoch robuste Sorten ausgewählt werden.
Steckbrief
- botanischer Name: Cichorium intybus var. foliosum
- andere Namen: Rosettenzichorie
- gehört zur Familie der Zichorien (Cichorium)
- kommt in verschiedenen Sortengruppen vor
- diese tragen italienische Namen
- Verwendung als Salat oder Blattgemüse
- eigentlich zweijährige Pflanze
- bildet im zweiten Jahr hellblaue Blüten
Arten
Radicchio wurde bis in die 1980er Jahre aus Italien importiert. Erst danach erlangte seine Kultivierung in unseren Hausgärten nennenswerte Bedeutung. Die knackigen Blätter der Pflanze zeichnen sich durch einen bitterherben Geschmack aus und es werden je nachdem, welche Farbe und Form die Köpfe haben, verschiedene Gruppen unterteilt.
- Rossa die Chioggia-Gruppe: typisch rundköpfige Form mit roten Blättern und weißen Blattrippen wie beispielsweise Indigo
- Treviso-Gruppe: längliche Kopfform wie beispielsweise Granato
- Variegata del Castelfranco: cremefarbene bis hellgrüne Köpfe mit roten Sprenkeln wie Galileo (Orchideensalat)
Standort
Da Radicchio dicke Pfahlwurzeln bildet, benötigt er ein tiefgründiges Substrat, das mäßig nährstoffreich ist. Am besten steht die Salatpflanze an einem geschützten, sonnigen bis halbschattigen Standort, der vor starken Temperaturschwankungen schützt.
- Lichtbedarf: sonnig bis halbschattig
- Boden: locker und tiefgründig
- mittlerer Humus- und Nährstoffgehalt
Aussaat
Radicchio-Salat ist sehr anspruchsvoll, was die Temperaturen angeht. Damit die Samen keimen, dürfen die Temperaturen keinesfalls unter 16 Grad fallen. Zu warme klimatische Verhältnisse lösen ebenfalls eine Keimhemmung aus. Prinzipiell werden zwei Typen von Radicchio unterschieden: Typ A wird im Frühjahr ausgesät, je nach Witterungsverhältnissen und Sorte kann nach etwa 70 bis 90 Tagen geerntet werden. Typ B wird erst später ausgesät, etwa ab Ende Juli bis August. Diese Sorten werden als winterhart bezeichnet und können nach einem Rückschnitt im Oktober dann ab Februar geerntet werden.
1. Aussaat ins Freiland
Am einfachsten ist die direkte Aussaat ins Freiland. Je nach Sorte können die Samen von Mitte Juni an in ein sonniges, tiefgründiges Beet gesät werden, das vorher von Unkraut befreit und gut aufgelockert wurde. Dazu gräbt man die Erde etwa spatentief um und zerkleinert und glättet den Boden danach mit einem Rechen.
- Direktaussaat ins Freiland: Mitte Juni bis Ende Juli
- Reihenabstand: 30 cm
- ab einer Wuchshöhe von 2 bis 3 cm pikieren
- dazu in der Reihe auf etwa 20 bis 30 cm vereinzeln
- bei winterharten Sorten reicht ein Abstand von 15 cm aus
- alle zu nah stehenden Sämlinge entfernen
- alle schlecht wachsenden Jungpflanzen herausnehmen
2. Vorzucht auf der Fensterbank
Kälteempfindliche Radicchiosorten werden am besten im Gewächshaus oder auf der Fensterbank im Haus vorgezogen.
- Zeitpunkt: Mai bis Mitte Juni
- im beheizbaren Gewächshaus auch schon ab März
- Mindesttemperatur: 16 Grad
- nicht über 20 Grad
- Keimzeit: 10 bis 14 Tage
- Substrat: Kakteenerde oder Anzuchterde
- alternativ Gartenerde mit hohem Sandanteil
- Saattiefe: 2 bis 3 cm
- feucht, aber nicht nass halten
- mit Glasplatte abdecken oder in Gefrierbeutel stellen
- heller Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung
Haben sich ein paar Blätter gebildet, werden die Sämlinge in größere Töpfe pikiert. Radicchio bildet eine dicke Pfahlwurzel aus, deshalb sollten die Gefäße nicht zu flach ausfallen. Bewährt haben sich Töpfe für Palmen, es ist aber auch möglich, sie in normale 9- bis 12-Zentimeter-Töpfe zu pflanzen. Nach drei bis vier Wochen Wachstumsphase dürfen die jungen Radicchio-Pflanzen dann ins Beet.
3. Auspflanzen ins Freie
Die Jungpflanzen dürfen keinesfalls vor Mitte Juni ins Beet gepflanzt werden, denn bis zur Schafskälte besteht immer noch die Gefahr, dass die Temperaturen nachts stark absinken. Auch wenn keine Frostgefahr mehr besteht, reagiert junger Radicchio sehr empfindlich auf Temperaturen unter 16 Grad.
- Auspflanzen ab Mitte Juni ins Freiland
- Pflanzabstand: 25 bis 30 cm
- Reihenabstand: 30 cm
- winterharte Sorten: gleich ins Freiland säen (ab Mitte Juni)
- Reihenabstand: 12 bis 15 cm
- schwarze Pflanzfolie hält die Bodentemperaturen konstant
Pflege
Werden die Jungpflanzen Kältereizen oder starken Temperaturschwankungen ausgesetzt, ist das Risiko hoch, dass sie im Sommer schossen. Sind kühle Nächte zu erwarten, können die Pflanzen mit einem Gemüsetunnel oder einer Folie abgedeckt werden. Bis die Salatköpfe erntereif sind, vergehen einige Wochen, denn Radicchio wächst nur sehr langsam. Deshalb ist es wichtig, das Beet regelmäßig von Unkraut zu befreien. Zudem schadet ein gelegentliches Harken des Bodens nicht, damit die Oberfläche immer gut saugfähig bleibt. Bildet sich aus den Blättern langsam ein kleiner Salatkopf, hat sich ein leichtes Anhäufeln der Erde zum Strunk hin bewährt.
Mischkultur und Fruchtfolge
Radicchio-Salat kann in Mischkultur angepflanzt werden. Dill, Borretsch, Kohl, Fenchel oder auch Schnittlauch sind ideale Nachbarn. Sellerie, Petersilie und Radieschen vertragen sich nicht so gut mit Radicchio. Er kann auch nach Frühkulturen wie Zuckererbsen, Pflücksalat oder Radieschen angebaut werden, da diese Pflanzen noch vor der Aussaat im Sommer geerntet werden. Um typische Krankheiten zu vermeiden, dürfen auf dem gleichen Beet für drei bis vier Jahre keine anderen Korbblütler (wie Endivien, Zuckerhut oder Chicorée) angebaut werden. Das gilt auch für den Radicchio selbst.
Gießen und Düngen
Sieht man einmal von den Temperaturen ab, gilt Radicchio als recht anspruchslose Pflanze. Zum Gedeihen ist kein zusätzlicher Dünger notwendig, wenn vor dem Auspflanzen der Boden mit Kompost angereichert wurde. Bei nährstoffärmeren Böden kann ein Gemüsedünger wichtige Nährstoffe liefern. Radicchio gehört zu den Mittelstarkzehrern. Es empfiehlt sich daher ein Anbau nach gut gedüngter Vorkultur wie beispielsweise Kohl oder Tomaten. Bei Trockenheit ist auf regelmäßige Feuchtigkeitszufuhr zu achten. Staunässe verträgt Radicchio nur schlecht. Hier gilt die Regel: Lieber weniger, dafür häufiger gießen.
Vermehrung
Eigentlich handelt es sich bei Radicchio um eine zweijährige Pflanze, die bei uns lediglich einjährig kultiviert wird. Im ersten Jahr bildet die Rosettenzichorie lediglich Blätter aus. Lässt man sie jedoch einfach weiter im Gartenboden und erntet nicht, bildet sie im zweiten Jahr wunderschöne, hellblaue Blüten, die bis zu zwei Meter hoch werden können. Bei Befruchtung durch Insekten reifen nach ein paar Wochen die Samen aus, die zur Vermehrung geerntet werden können.
Ernte
Etwa acht bis zehn Wochen nach der Aussaat kann der erste Radicchio-Salat geerntet werden. Allerdings tritt die typische Rotfärbung erst bei stärkeren Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht im Herbst auf. Haupterntezeit für Rosettenzichorien ist deshalb zwischen Oktober und Anfang November. Falls schon früher Fröste angekündigt werden, sollte der Salat vorsichtshalber mit einer Folie über Nacht abgedeckt werden. Viele Sorten sind nur bedingt kälteresistent. Zur Ernte wird der Kopf knapp oberhalb des Bodenniveaus mit einem scharfen, sauberen Messer abgeschnitten. Alternativ können auch nur einzelne Blätter geerntet werden. Radicchio ist im Kühlschrank etwa vier Wochen haltbar.
Überwintern von Radicchio
Wer Radicchio überwintern möchte, benötigt im Freiland dafür winterharte Sorten. Lediglich sehr milde Lagen überstehen alle Sorten unbeschadet. Zu den unempfindlicheren Sorten zählt beispielsweise ‘Rossa di Verona’.
- Mitte Oktober alle Blätter abschneiden
- nur einen Strunk von etwa 3 bis 4 cm stehen lassen
- dabei dürfen die Herzblätter nicht beschädigt werden
- unter einem Folientunnel oder Vlies überwintern
- auch andere Hauben oder Frühbeete schützen vor starken Frösten
- in kalten Lagen zusätzlich mit etwas Stroh schützen
- Erde unter der Abdeckung leicht feucht halten
- Schutz so zeitig wie möglich im neuen Frühjahr entfernen
- ab Anfang März erscheinen dann die roten Rosetten
- unter Vlies auch etwas früher
Radicchiosorten
- Palla Rossa: spät reifende Sorte mit großem, kompaktem Kopf, weinrote Blätter mit weißen Rippen, Aussaat Juni bis September ins Freiland, Ernte von Herbst oder Winter, verträgt auch leichte Fröste
- Indigo: unempfindlich gegen Schießen, deshalb schon früherer Saattermin möglich (ab Ende Mai), nicht winterhart, Ernte von Oktober bis Dezember
- Rossa di Verona: Aussaat ab Mitte Juni, winterhart, Ernte von Februar bis April, Rückschnitt Ende Oktober, zylindrischer Kopf mit lockeren bis festen, dunkelroten Blättern
- Rossa di Chioggia: häufigste Sorte mit runden, weinroten Blättern, Aussaat ab Juni, Ernte ab Oktober
- Variegata di Chioggia: weinrote Blätter mit weißen Sprenkeln, spät reifende Sorte, winterhart, Aussaat Juni bis August, Ernte Herbst oder Winter
- Variegata di Luisa: runde Kopfform, weiße Blätter mit weinroter Sprenkelung, frühe Reifung, Aussaat Juni bis August, benötigt mindestens 10 Grad Außentemperatur
- Variegata di Castelfranco (Orchideensalat): cremefarbene Blätter mit dunkelroter Sprenkelung, lockerer Kopf, Ernte im Herbst oder Winter, Aussaat Juni bis September, winterhart
- Rossa di Treviso Precoce: lange ovale Kopfform, dunkelrote Blätter mit weißen Blattrippen, Aussaat Juni bis August
- Rossa di Treviso Tardivo: lange, schmale Blätter, weinrot mit weißen Rippen, winterhart, Aussaat Juni bis September, Ernte Herbst oder Winter
- Bianca di Luisa: runder Kopf mit grünlichen Blättern
- Grumolo: grüne oder weinrote Blätter, weiße Blattrippen, bildet kleine Rosetten
Krankheiten und Schädlinge
Radicchio-Salat ist nicht besonders anfällig für Krankheiten oder Schädlinge, reagiert jedoch empfindlich auf Temperaturen unter 16 Grad bei der Anzucht. Trotzdem kann es vorkommen, dass sich Blattläuse auf den Blättern niederlassen. Zur Vorbeugung gegen fliegende Insekten wie Blattläuse oder Weiße Fliege empfiehlt sich ein sogenanntes Kulturschutznetz.
- Schnecken: mit Schneckenfallen oder Schneckenzäunen Einhalt gebieten
- Blattläuse: mit Hausmitteln wie Knoblauchsud bekämpfen
- Blattrandbrand: bei zu reichlicher Stickstoffdüngung kann es gelegentlich zum Blattrandbrand kommen, häufiger jedoch beginnen die Köpfe von innen heraus zu faulen
Fazit
Bei der Aussaat ist der Radicchio zwar etwas empfindlich, da er zur Keimung unbedingt Temperaturen zwischen 16 und 20 Grad benötigt, ansonsten zeigt sich das Blattgemüse jedoch sehr pflegeleicht. Je nach Sorte kann entweder im Herbst oder im späten Winter bis Frühjahr geerntet werden. Für die Frühjahrsernte sind jedoch winterharte Sorten notwendig, die im Herbst zurückgeschnitten und vor Frösten mit Stroh und Vlies geschützt werden müssen.