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Pfingstrosen sind in heimischen Gärten ungeheuer beliebt. Es gibt eine Unzahl wunderschöner Arten und Sorten und es werden immer neue entwickelt. Für Pfingstrosen geben Sammler ein Vermögen aus. Einige Hundert Euro für eine Pflanze sind keine Seltenheit, allerdings gibt es auch genügend preiswerte Pflanzen. Wer Zeit, Lust und Interesse hat, kann Pfingstrosen auch allein vermehren. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten. Wichtig ist, zwischen Stauden- und Strauchpfingstrosen (Baumpfingstrosen) zu unterschieden. Zwar gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede bei den Methoden. Was es über die Möglichkeiten der Vermehrung bei Pfingstrosen zu wissen gibt, erfahren Sie im nachfolgenden Text. Lesen Sie weiter!
Strauch- oder Baumpfingstrosen
Strauch- oder Baumpfingstrosen können vegetativ und generativ vermehrt werden. Bei der vegetativen Vermehrung gibt es mehrere Möglichkeiten. Die Pflanzen werden veredelt, hauptsächlich durch Ammen-Veredlung, Schrägschnitt-Veredlung, Okulation, Chip-Veredlung und die historische Keilveredlung.
Außerdem können Stecklinge geschnitten werden. Möglich ist außerdem die Teilung der Pflanze, Absenker und die Vermehrung durch Abmoosen. Meristemvermehrung gelingt auch, meist allerdings nur Fachleuten. Bei der vegetativen Vermehrung entstehen identische Pflanzen. Anders sieht es bei der generativen Vermehrung aus. Bei der Aussaat entstehen nicht unbedingt identische Pflanzen.
Stecklings-Vermehrung
Für die Stecklingsvermehrung sind Gewächshausbedingungen ideal. Man benötigt konstante Temperaturen, gute Lichtbedingungen und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Außerdem ist die Verwendung von Bewurzlungshormonen empfehlenswert. Der richtige Schnittzeitpunkt liegt nach der Blüte, so im Juni/Juli.
- Die Stecklinge brauchen lange, um Wurzeln zu bilden
- Die Schwierigkeit besteht darin, die Erde bis dahin kontinuierlich leicht feucht zu halten. Sie darf nicht austrocknen und nicht zu nass sein. Viele Stecklinge verdursten oder verfaulen.
Teilung
Für die Teilung eignen sich vor allem ältere Exemplare. Der beste Zeitpunkt ist der Herbst. Die Wurzel muss dazu ausgegraben werden. Man kann sie auseinanderschneiden, -sägen oder auseinanderreißen. Wichtig ist, dass alle Teilstücke mindestens ein bis drei Knospen (Augen) besitzen. Ohne die Augen kann die Pflanze nicht austreiben. Um Fäulnis vorzubeugen, sollte ein Wundverschlussmittel genutzt werden. Die Wunden sind meist doch recht groß.
- Ältere Exemplare teilen
- Wurzel komplett ausgraben
- Mit scharfem Werkzeug teilen, also Spaten oder Säge
- Alternativ auseinanderreißen
- eilstücke benötigen mindestens eine Knospe, besser sind mehr
- Wundverschlussmittel verwenden
- Wieder eingraben
Absenkern
Absenkern funktioniert recht gut, braucht aber seine Zeit. Dazu wird ein unterer Trieb der Päonie vorsichtig bis zum Boden gebogen und dort fixiert. Man muss sehr vorsichtig vorgehen, damit er nicht bricht. Der untere Teil des Triebes wird mit Erde bedeckt. Wichtig ist, dass ein bis zwei Knospen in diesem Bereich bedeckt werden. Es kann bis zu zwei Jahre dauern, bis sich dort Wurzeln gebildet haben, so dass die sich gebildete Pflanze von der Mutter abgetrennt werden kann. Förderlich für die Wurzelbildung ist ein kleiner Einschnitt oder eine leichte Einkerbung in der Rinde, in dem Bereich, der unter die Erde kommt.
- Unteren Trieb vorsichtig zur Erde biegen
- Trieb fixieren
- Unteren Teil an der Unterseite leicht einkerben und mit Erde bedecken
- Wichtig ist, dass dieser Bereich ein oder mehr Knospen besitzt
- Dauert ein bis zwei Jahre mit der Wurzelbildung
- Danach Abtrennen von der Mutter
Ammen-Veredlung
Die meisten im Handel angebotenen Baumpfingstrosen werden auf diese Weise vermehrt. Diese Art wird genutzt, wenn nur wenige Edelreiser zur Verfügung stehen. Dabei wird auf Sämlinge zurückgegriffen oder man nutzt Wurzeln von Staudenpfingstrosen. Diese müssen dann die Edelreiser wie eine Amme so lange ernähren, bis sie eigene stabile Wurzeln gebildet haben.
Besonders seltene oder besonders schöne Sorten werden so vermehrt, was sich am höheren Preis bemerkbar macht. Die Edelreiser werden zusammen mit der Ammenwurzel verkauft, haben aber noch keine eigene Wurzel. Pflanzt man dann um, wundert man sich über die komische Wurzel.
Um diese Zeit bilden sich kaum Wurzeln. Man müsste sie im Gefäß in die Erde bringen und erst im nächsten Jahr auspflanzen, in der Hoffnung, dass sich bis dahin Wurzeln gebildet haben und die Pflanze das Auspflanzen dann überlebt. Die Veredlungsstelle muss 10 bis 15 cm unter die Erde. Am besten kauft man eine nicht so billige Pfingstrose, eine aus einer Stecklingsvermehrung beispielsweise, die sind deutlich einfacher zu händeln. Auch aus Samen gezogene Pflanzen machen keine derartigen Schwierigkeiten.
- Der beste Zeitpunkt – August/September (Wurzelbildungsphase im Frühherbst)
- Edelreis wird auf ein Wurzelstück der wilden Stauden-Päonie gepfropft
- Ein angespitzter Trieb des Edelreises wird in die eingeschnittene Wurzel der Staudenpäonie gesteckt
- Am besten zwei Jahre im Gefäß stehen lassen (seriöse Züchter lassen ihre Pflanzen auch zwei Jahre bis zum Verkauf stehen, so dass sich schon einige Wurzeln gebildet haben.
- Das Edelreis verwächst mit der Staudenwurzel
- Später, wenn das Edelreis eigene Wurzeln gebildet hat, stößt es die „alte“ Wurzel ab
Schrägschnitt-Veredlung
Eine ähnliche Veredlungstechnik wie die Ammen-Veredlung. Die auch Kopulation genannte Technik wird im Frühherbst durchgeführt, in der Zeit, in der am meisten Wurzeln gebildet werden. Ein Veredlungsreis, welches mindestens 3 bis 5 Augen besitzt, wird auf eine Strauchunterlage aufgesetzt. Reis und Unterlage werden beide mit einem gegensätzlichen Schrägschnitt versehen, so dass die Schnittenden exakt aufeinanderpassen. Sie werden mit elastischem Veredlungsband so aufeinander gepresst, dass das Kambium auf beiden Seiten überlappt und miteinander verwachsen kann. Dieses Verfahren wird meist angewendet, wenn verschiedene Blütenformen oder –farben auf einer Strauchpfingstrose gewünscht werden.
- Im Frühherbst durchführen
- Reis und Unterlage schräg anschneiden
- Schnittstellen müssen aufeinander passen
- Mit Veredlungsband aufeinander pressen
- Kambium muss überlappen
- Verwachsen miteinander
Historische Keilmethode
Die historische Keilmethode wird seit Jahrhunderten durchgeführt. Da sie aber eine vergleichsweise geringe Anwachsrate hat und andere Methoden mehr Erfolg versprechen, kommt sie nur noch selten bei Baumpfingstrosen zum Einsatz.
- Das Keil- bzw. Einsteckverfahren ist Jahrhunderte alt
- Das Edelreis keilförmig zuspitzen und in einen zuvor geschnittenen schmalen Spalt am Kopf der Unterlagenwurzel stecken oder hineinpressen.
- Mit Baumharz verschließen
- Recht geringe Anwachsrate, deshalb nur selten angewandt
Aussaat
Der Vorteil der Aussaat bei Baumpfingstrosen ist, dass die Sämlinge auf eigenen Wurzeln stehen und von Anfang an recht stark wachsen. Der Nachteil ist, dass die Pflanzen etwa 5 Jahre benötigen, um zum ersten Mal zu blühen. Außerdem kann es passieren, dass sie nicht dieselben Eigenschaften aufweisen, wie die Mutterpflanze. So kann die Blütenfarbe variieren. Am besten für die Aussaat geeignet sind Wildarten.
In dieser Zeit sollten sich winzige Keimwurzeln gebildet haben. Die Samen kommen in einen kleinen Topf und müssen jetzt warm stehen, bei etwa 20°c. Das Substrat immer leicht feucht halten, keinesfalls zu nass. Im darauffolgenden Frühjahr sollten sich Sämlinge gebildet haben. Am besten ist, diese in den ersten zwei Jahren in Gefäßen zu halten und im Winter nicht ins Freie zu bringen. Manchmal lassen sich die Sämlinge auch bis zum nächsten Frühjahr Zeit.
- Alternativ die ausgereiften Samen (etwa Mitte September) im Freiland aussäen
- Wichtig ist der Schutz vor Mäusefraß. Die kleinen Nager lieben die Samen
- Um die Keimung zu fördern und die Keimhemmung zu brechen kann man folgende Methode ausprobieren:
- Samen drei Tage in Wasser einweichen
- Für einen Monat einfrieren
- Zwei Tage auftauen
- Erneut für eine Woche einfrieren
- Auftauen
Staudenpfingstrose vermehren
Staudenpfingstrosen werden am besten durch Aussaat oder Teilung vermehrt. Beim Teilen nimmt man die gesamte Wurzel aus dem Boden und teilt Stücke davon ab. Am besten bedient man sich nur von Stücken am Rand. Die Teile sollten allerdings mindestens 3 Augen besitzen. Wissen muss man, dass es Pfingstrosen nicht schätzen, wenn sie gestört werden und sich mitunter zickig verhalten. Sie lassen dann schon mal ein Jahr die Blüte ausfallen. Pfingstrosen gedeihen am besten, wenn man sie in Ruhe stehen lässt, dass über Jahrzehnte. Die Aussaat läuft wie bei den Strauchpäonien, man kann also die Anleitung von oben übernehmen.
Häufig gestellte Fragen
Gelingt die Stecklingsvermehrung bei allen Päonien gleichgut, bzw. ist sie gleich schwierig?
Es gibt durchaus Unterschiede. Paeonia delavayi macht sich gut bei dieser Art der Vermehrung. Paeonia lutea funktioniert auch noch recht gut. Bei Paeonia rockii ist die Stecklingsvermehrung machbar, aber schon schwieriger und bei Paeonia suffruticosa ist es eher eine Glückssache, dass die Stecklinge bewurzeln.
Was muss beachtet werden, will man Pfingstrosen für die Vase schneiden?
Die unteren Blätter sollten immer entfernt werden, sie rauben der Blume die Kraft. Den Stiel schräg schneiden und alle zwei bis drei Tage erneut etwas einkürzen. Immer ein sehr scharfes und sauberes Messer verwenden. Auch das Wasser immer gleich mit wechseln. Nur handwarmes Wasser verwenden, kein zu kaltes. Zugluft vertragen die Blüten nicht.