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Wo die Kermesbeere gedeiht, sind neugierige Blicke über den Gartenzaun gang und gäbe. Spätestens wenn sich aus den aufrechten oder herabhängenden Blütenständen die blau-schwarzen Beeren entwickeln, zieht die Staude den Betrachter in ihren Bann. Die bis zu 150 cm große, krautige Pflanze gilt als Rarität im Hobbygarten. Das mag an ihrem leichten Giftgehalt liegen oder vehementen Ausbreitungsdrang. Im Ausgleich dazu verfügt eine Phytolacca über vorteilhafte Attribute, die selbst erfahrene Gärtner in Erstaunen versetzen. Erkunden Sie hier alle relevanten Informationen zu Standort und Pflege. Die Optionen ihrer Verwendung halten einige Überraschungen bereit.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Kermesbeerengewächse (Phytolaccaceae)
- Bezeichnung der Gattung: Kermesbeere (Phytolacca) mit 35 Arten
- Weltweit verbreitet, überwiegend in Amerika, Eurasien, Afrika und europäischen Weinbaugebieten
- Ausdauernde, krautige Pflanze
- Wuchshöhen von 80 bis 150 cm
- Je nach Art, hängende oder aufrechte, weiße Blütenähren
- Blütezeit von Juni bis August
- Blau-schwarze Beeren ab September
- Aufgrund von Saponinen in allen Teilen leicht bis mittelmäßig giftig
- Trivialnamen: Amerika-Kermesbeere, Asien-Kermesbeere, Speise-Kermesbeere, Indische Kermesbeere
Es sind in erster Linie die Asiatische Kermesbeere (Phytolacca acinosa) und die Amerikanische Kermesbeere (Phytolacca americana), die in Europa die Herzen der Hobbygärtner erobert haben. Dabei hat die asiatische Art die Nase vorn, da ihre Beeren in kleinen Mengen verzehrt werden können. Demgegenüber erweist sich ihr amerikanischer Artgenosse als kälteempfindlich und bringt ungenießbare, giftige Früchte hervor. Optisch zu unterscheiden sind die Pflanzen an ihren Blütenständen. Die Asiatische Kermesbeere besticht mit aufrechten Blütenähren, während diese bei der Amerikanischen Kermesbeere herabhängen.
Standort
Die Kermesbeere gedeiht an sonnigen bis halbschattigen Standorten, die warm und geschützt liegen. Im Beet kommt ihr ein Platz am Gehölzrand sehr gelegen, da sie hier vom Wind nicht umgeworfen wird. Auf sonnendurchfluteten Freiflächen mit Wildstaudencharakter erzeugt die exotische Rarität ein malerisches Erscheinungsbild. Darüber hinaus zieht sie im großen Kübel auf dem Balkon oder der Terrasse alle Blicke auf sich.
Bodenbeschaffenheit
Damit eine Asien-Kermesbeere oder ihre Artgenossen die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen, sollte der Boden die folgenden Kriterien erfüllen:
- Humos und reich an Nährstoffen
- Tiefgründig-locker, sandig-lehmig
- Frisch-feucht bis mäßig trocken
Als Substrat für die Topfkultur kommt somit jede gute Blumenerde auf Kompostbasis infrage, die mit ein wenig Sand oder Lavagranulat angereichert wird. Sind die Früchte einer Speise-Kermesbeere für den Verzehr gedacht, empfehlen wir die Verwendung von organischer Gemüseerde, besonders locker und luftig, mit erstklassiger Wasserspeicherung und vorgedüngt mit Guano.
Gießen
Mit ihren bis zu 30 cm langen Blättern verdunstet eine Phytolacca täglich eine beträchtliche Menge an Feuchtigkeit. Entsprechend hoch erweist sich der Wasserbedarf, der an sonnigen Standorten überproportional steigt. So regulieren Sie den Wasserhaushalt fachgerecht:
- Kermesbeere reichlich und regelmäßig gießen, ohne Staunässe zu verursachen
- Das Wasser über die Kannentülle unmittelbar auf die Wurzelscheibe geben
- Nicht unter praller Sonneneinstrahlung und nicht Überkopf wässern
Im Kübel halten Sie das Substrat konstant feucht, wobei zwischenzeitliche Trocknungsphasen wünschenswert sind. Prüfen Sie während warmer Sommertage täglich mit dem Finger den Feuchtigkeitsgehalt der Erde. Ist diese 1-2 cm tief angetrocknet, wird am frühen Morgen oder späten Abend gegossen.
Düngen
Um die gewaltige Biomasse an riesigen Laubblättern, opulenten Blütenähren und reichhaltigen Fruchtständen hervorbringen, verlangt die Kermesbeere nach regelmäßiger Nährstoffzufuhr. Einen Teil holt die Pflanze eigenständig über ihre tief reichende Pfahlwurzel aus dem Boden. Auf eine ergänzende Düngung kann indes nicht verzichtet werden sowohl im Beet als auch im Kübel. So machen Sie es richtig:
- Im Beet von April bis Oktober alle 3-4 Wochen düngen mit Kompost, Rindenhumus, Guano oder Hornspänen
- Den organischen Dünger oberflächlich einharken und anschließend wässern
- An einer nicht für den Verzehr gedachten Kermesbeere im Frühjahr einen Langzeitdünger applizieren
Im Kübel sind die Nährstoffvorräte nach der Pflanzung innerhalb von 4-6 Wochen verbraucht. Düngen Sie ab diesem Zeitpunkt alle 14 Tage mit einem Flüssigdünger oder verabreichen im Juli einen Langzeitdünger in Stäbchen- oder Kegelform.
Schneiden
Im Herbst zieht die Kermesbeere ihre oberirdischen Pflanzenteile ein und werden unansehnlich. Jetzt schneiden Sie die Pflanze bis zum Boden ab oder belassen die Blätter als natürlichen Winterschutz bis zum nächsten Frühjahr. Die verwelkten Blütenähren sollten nur abgeschnitten werden, um eine Selbstaussaat zu unterbinden. Mit einem vorzeitigen Schnitt berauben Sie sich des herrlichen Beerenschmucks, der zudem den Vögeln des Gartens als willkommene Nahrungsquelle dient.
Überwintern
Die Asiatische Kermesbeere verfügt über eine ausreichende Frosthärte von bis zu – 23,3 Grad Celsius, sodass sich hier der Aufwand einer Überwinterung lohnt. Decken Sie die Wurzelscheibe vor dem ersten Frost ab mit einer 20-30 cm hohen Laubschicht, fixiert mit Reisig oder Tannenwedeln. Kübelpflanzen siedeln idealerweise um in ein frostfreies Winterquartier.
Da die Phytolacca sich vollständig in ihren Wurzelballen zurückzieht, besteht kein Lichtbedarf. Somit kommt die Garage oder das Gerätehaus für die Überwinterung in Betracht. Steht keine geeignete Räumlichkeit zur Verfügung, stellen Sie das Pflanzgefäß auf einem Holzblock vor die Südwand des Hauses. Eine Ummantelung aus Jutebändern oder Luftpolsterfolie hält den Forst von den Wurzeln fern. Das Substrat decken Sie ab mit Holzwolle, Torfmull oder Herbstlaub.
Für alle anderen Phytolacca-Arten laufen die Bemühungen einer Überwinterung ins Leere. Um sich an einer Amerikanischen Kermesbeere im nächsten Jahr wieder zu erfreuen, sammeln Sie im Herbst einige Beeren ein, entnehmen ihnen die Samen und vermehren die Pflanze per Aussaat. Da eine Phytolacca diese Form der Vermehrung in Eigenregie ebenfalls durchführt, können Sie sich in der nächsten Saison überraschen lassen, welchen Standort die Nachkommen im Garten gewählt haben.
Vermehren
Da die Kermesbeere eine tiefreichende Pfahlwurzel und keine Ausläufer entwickelt, sind Stauden-typische Vermehrungsmethoden, wie die Teilung oder Wurzelschnittlinge wenig praktikabel im Hobbygarten. Um weitere Exemplare heranzuziehen, rückt somit die Aussaat in den Fokus. Sammeln Sie im Herbst einige vollreife Beeren ein, um ihnen die Samen zu entnehmen. Diese trocknen zunächst für einige Tage, um im dunklen, luftdichten Schraubglas bis zur Verwendung im kühlen Keller aufbewahrt zu werden. Da es sich bei den Samen um Kaltkeimer handelt, bedarf es einer Vorbehandlung, um die Keimlaune zu wecken.
So geht es:
- Im Februar die Samen im Töpfchen oder einer Schale aussäen, dünn übersieben und andrücken
- Für 2-4 Wochen am halbschattigen Standort bei 18-22 Grad regelmäßig anfeuchten
- Anschließend für 4-6 Wochen bei kühlen – 4 bis + 4 Grad platzieren, beispielsweise im Gemüsefach des Kühlschranks
- Alternativ auf den winterlichen Balkon stellen und idealerweise einschneien lassen
- In der Folge für 2 Wochen für 8 bis 12 Grad Celsius pflegen, woraufhin die Keimung einsetzt
Pikiert werden die Keimlinge erst dann, wenn sie über mindestens 2 Blattpaare verfügen. Hierzu heben Sie die kräftigsten Sämlinge mit einem Pikierstab oder Löffel aus dem Saatgefäß. In Einzeltöpfen, die mit Pikiererde gefüllt sind, setzen Sie die kleinen Pflänzchen so tief ein, dass die Erde bis zum unteren Blattpaar reicht. Bis die Jungpflanzen Mitte Mai ausgepflanzt werden können, verweilen sie am halbschattigen, warmen Fensterplatz. Halten Sie weiterhin die Erde leicht feucht und geben alle 2 Wochen einen stark verdünnten Flüssigdünger.
Verwendung
Überwiegend fungiert die Kermesbeere als augenfällige Zierpflanze dank ihrer dekorativen Blütenähren, der großen Schmuckblätter und eindrucksvoller Fruchtstände im Herbst. Über die weiteren Möglichkeiten einer Verwendung von Phytolacca gibt der folgende Überblick näheren Aufschluss:
Verzehr der Beeren
Die Früchte der Asiatischen Kermesbeere können in kleinen Mengen verzehrt werden. Da die darin enthaltenen Samen jedoch als leicht giftig gelten, sollten Kinder nicht von den Beeren naschen. Aus Gründen der Vorsicht schneiden Sie die Samen heraus oder kochen die Beeren ein, um sie anschließend zu entsaften. In Anbetracht des faden, uninteressanten Geschmacks, dürften es die Speise-Kermesbeeren nicht auf den Küchentisch schaffen, insbesondere nicht bei Familien mit Kindern.
Heilkraut
Während die Bedeutung einer Kermesbeere als Obst nicht der Rede wert ist, schwören die Heilkundler seit Generationen auf die förderlichen Wirkungen der Pflanzenteile. Wiederum steht die Asiatische Kermesbeere im Zentrum des Interesses. Zubereitet als Tee, Wurzelextrakt oder Tinktur werden ihr folgende Heilkräfte nachgesagt:
- Äußerlich anwenden bei Hautentzündungen, Rheuma und Gicht
- In der Homöopathie Extrakte und Tinkturen gegen Brustdrüsenentzündung und Angina
- Wirkung auf Tumore und Ödeme wird zur Zeit erforscht
Im Hinblick auf den Giftgehalt raten wir dringend von einer eigenhändigen Herstellung der Kermesbeere als Heilkraut ab. Zuverlässige und unbedenkliche Präparate hält die Apotheker für Sie bereit, verbunden mit einer qualifizierten Beratung.
Bekämpfungsmittel gegen Schnecken
Mit der Amerikanischen Kermesbeere erhalten geplagte Hobbygärtner im Kampf gegen gefräßige Schnecken eine weitere, biologische Waffe in den Köcher. In der Praxis konnte nachgewiesen werden, dass die giftigen Samen und Wurzeln den unbeliebten Kriechtieren den Garaus bereiten.
Für die Zubereitung des Präparates werden den Beeren die Samen entnommen und mit kleingeschnittenen Wurzelstücken gemahlen. Geben Sie regelmäßig 4-5 Esslöffel auf 1 Liter Gießwasser und die Schneckenplage ist Geschichte. Bitte vermeiden Sie durch entsprechende Vorkehrungen jeglichen Hautkontakt mit den Samen und Wurzelstücken. Insbesondere der Wurzelsaft kann heftige Allergien auslösen.
Regulierung des pH-Wertes im Boden
In Verbindung mit der Verwendung als ökologisches Bekämpfungsmittel gegen Schnecken trat ein Nebeneffekt zu Tage. Wird der Boden wiederholt mit einem Sud aus Wurzeln und Samen der Kermesbeere begossen, steigt der pH-Wert. Da es hier noch an fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen mangelt, prüfen Sie aus Gründen der Vorsicht die Auswirkungen mit einem Test-Set aus dem Gartencenter besser nach.
Färbemittel
Das tiefrote Fruchtfleisch einer Kermesbeere ergibt einen Saft mit hoher Färbekraft. Sind die giftigen Samen entfernt, können Sie Milchspeisen, Joghurt, Marmelade oder Getränke damit einfärben. Wolle und feine Stoffe nehmen ebenfalls die dunkelrote Farbe an. Unter Lichteinfluss kommt es freilich zu einer Verblassung der Farben.
Häufig gestellte Fragen
Welche Pflanzen können mit einer Kermesbeere kombiniert werden?
Sehr schöne Begleitpflanzen sind Ziergräser, wie die Wald-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Krauser Rainfarn (Tanacetum vulgare) und das Pfeifengras (Molinia arundinacea). Bunte Farbtupfer setzt zu Füßen einer Kermesbeere der rosafarbene Scheinwaldmeister (Phuopsis stylosa) oder der spät blühende Sommer-Phlox (Phlox paniculata). Nicht zuletzt harmoniert die Prachtspiere (Astilbe arendsii) ausgezeichnet mit einer Phytolacca.
In meinem Garten breitet sich die Kermesbeere wie Unkraut aus. Wie kann ich diesem Treiben Einhalt gebieten?
Die Kermesbeere entwickelt keine Ausläufer, sondern vermehrt sich überwiegend mithilfe ihrer zahlreichen Samen. Um die Pflanze im Garten wirksam zu bekämpfen, werden Sie daher vor der Samenbildung aktiv. Vor oder während der Blütezeit reißen oder graben Sie die Pfahlwurzeln restlos aus. Halten Sie regelmäßig Ausschau nach Sämlingen, um diese sogleich aus dem Boden zu holen. Lassen Sie dabei keine Wurzelstücke im Erdreich, da die Kermesbeere daraus wieder austreibt. Entsorgen Sie die Pflanzenteile nicht auf dem Kompost, da sie von hieraus garantiert den Weg zurück ins Beet finden.