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Oben giftig, unten köstlich: die Kartoffel. Das schwach giftige Solanin befindet sich in allen Nachtschattengewächsen. Bei der Solanum tuberosum ist die Konzentration in den grünen Teilen am höchsten. Als man damals in Europa erkannte, dass lediglich die unterirdisch ausgebildeten Knollen genießbar sind, wurde sie schnell zu einem wertvollen und beliebten Nahrungsmittel. Der Hobbygärtner hat die Möglichkeit, sich jenseits aller Streitigkeiten um Genkartoffeln und Einheitssorten, seine eigenen Kartoffelsorten anzubauen. Die einzelnen Sorten der Erdknollen unterscheiden sich vor allem durch ihr Aussehen, ihre Kochfestigkeit, durch den Geschmack natürlich und durch ihre Erntezeit.
Auswahl, Sorten
Wer sich entschieden hat, seine Kartoffeln selbst anzubauen, sieht sich zunächst mit einer Vielzahl von möglichen Kartoffelsorten konfrontiert. In Gartenkatalogen, im Fachhandel oder Internet gibt es eine große Auswahl an Saatkartoffeln. Zum Glück, denn das erhält die Vielfalt und gibt jede Menge Geschmack auf den Teller. Für den Eigenanbau hat es sich bewährt, verschiedene Kartoffelsorten anzubauen. Die beste Zeit, Saatkartoffeln zu kaufen ist im Februar und März. Erntezeit und Geschmack sollten dabei ausschlaggebend sein.
Frühkartoffeln können schon im Juni geerntet werden und müssen zügig verzehrt werden. Spätkartoffeln erntet man im Herbst, sie eigenen sich dann auch zur Einlagerung. Auf jeden Fall sollte man Saatkartoffeln kaufen und nicht einfach Speisekartoffeln vom Markt nehmen. Diese sind oft nur eingeschränkt Keimfähig und könnten Krankheiten enthalten. Zertifizierte Sorten aus landwirtschaftlichen Betrieben oder alte Kartoffelsorten aus dem großen Sortiment einiger Versandfachhändler sind die beste Quelle. Alte Kartoffelsorten bieten oft einen intensiveren Geschmack. Hier einige bewährte Sorten für den Anbau im Garten:
Adretta
eine mittelfrühe, ertragreiche Kartoffel, mehlig, wohlschmeckend, hellgelbes Fleisch
Bamberger Hörnchen
eine späte, robuste, festkochende, sehr wohlschmeckende Sorte; hörnchenförmig mit gelbem Fleisch
Belinda
eine mittelfrühe, festkochende, wohlschmeckende Sorte; gute Blattgesundheit, gute Lagefähigkeit
Bintje
eine gelbe, runde, mittelfrühe, vorwiegend festkochende Sorte; sehr ertragreich; sehr widerstandsfähig gegen Scharf und Krautfäule
Laura
eine mittelfrühe, vorwiegend festkochende Sorte; rote Schale, dunkelgelbes Fleisch, sehr guter Geschmack
Violetta
eine mittelfrühe, festkochende Sorte; dunkelblaue Schale, violettes Fleisch; kräftiger, angenehmer Kartoffelgeschmack
Standort, Boden, Vorbereitung
Wer Kartoffeln anbauen möchte, verfügt über eine mehr oder weniger große Freifläche im Garten. Folgende Kriterien sollten bei der Wahl des Standortes eine Rolle spielen:
- Kartoffeln mögen es sonnig
- lockerer, lehmiger Boden ist ideal
- Boden mit guter Dränage,
- verfestigte Böden mit Tendenz zu Staunässe sind nicht geeignet
Wer denn Boden bereits im Vorjahr gut vorbereitet, bietet seinen Saatkartoffeln eine gute Grundlage. Dafür wird der Boden im Herbst möglichst tief umgegraben. Die dicken Schollen, die dabei entstehen, sollten erhalten bleiben. In der frostigen Zeit kann der Boden so seine Qualität verbessern.
Ein oder zwei Wochen bevor die Saatkartoffeln ins Beet kommen, kann man sie an einem hellen und bis höchsten 15° C warmen Platz im Haus vorkeimen lassen. Das erleichtert es ihnen durch die Erde ans Licht zu kommen und sorgt für eine frühere Ernte.
Anbau
Mit dem Einsetzen der Kartoffeln startet man erst, wenn der Boden und auch die vorhersehbare Witterung frostfrei sind. Das könnte Mitte April sein. Die Bodentemperatur hat dann idealerweise so um die 8° C. Auch Dauerregen ist kein guter Start für die Kartoffeln, der Boden darf gleich zu Beginn nicht zu feucht sein.
Stimmen die äußeren Bedingungen, müssen zuerst die groben Erdschollen verfeinert und final die Oberfläche mit einem Rechen geglättet werden. Große Steine und Wurzeln werden dabei entfernt, selbstverständlich auch jedes Unkraut.
Jetzt sind die Reihen an der Reihe. Wer es genau haben möchte, der zieht von einem bis zum anderen Ende des Beetes eine Pflanzschnur. Nun kann man für jede Kartoffel ein einzelnes Loch ausheben, ca 10-15 cm tief, in einem Abstand von 30-40 cm. Oder man zieht einen Graben von dieser Tiefe und legt die Kartoffeln in genannten Abständen hinein. Der Abstand zwischen den einzelnen Reihen beträgt idealerweise um die 60 cm. Sind die Kartoffeln alle in Position, werden sie mit Erde bedeckt und vorsichtig angegossen. Die Erde über den Kartoffeln nicht festtreten.
Dünger
Kartoffeln sind Starkzehrer. Das heißt, sie benötigen viele Nährstoffe für ihr Wachstum. Am besten ist es, wenn der Boden durch Kompost oder Pferdemist im Vorjahr bereits gut vorbereitet wurde. Als organische Dünger haben sich Hornspäne und Mist bewährt. Da organischer Dünger aber eine ganze Zeit benötigt, bis die Mineralien den Kartoffeln zur Verfügung stehen, ist es effektiver, den Boden schon im Jahr zuvor mit Mist oder Kompost vorzubereiten.
Die organische Düngung ist gut für die Qualität, den Geschmack und die Gesundheit der Kartoffeln. Ist der Boden im Vorjahr nicht allzu gründlich versorgt worden, kann man in der Wachstumsphase Hornspäne auf die Erde bringen.
Der Ertrag ließe sich natürlich durch einen gezielten Einsatz von synthetischem Dünger forcieren. Bei Hobbygärtnern sollte dies wohl eher nicht notwendig sein. Der Einsatz dieser Dünger macht die Kartoffeln anfälliger für Krankheiten. Darüber hinaus fordert er genaue Kenntnisse über die vorhandenen Bodenqualität und die richtige Zusammenstellung der einzelnen Nährstoffe, Magnesium, Kalium, Stickstoff und Phosphat. Idealerweise verzichtet man also beim eigenen, nicht kommerziellen Anbau auf synthetische Düngung.
Pflege
In fünf bis sechs Wochen schauen die ersten Triebe mehrere Zentimeter aus dem Boden hervor. Jetzt kann man mit dem Anhäufeln beginnen. Dazu wird Erde zwischen den Reihen entnommen und an den Stielen angehäufelt. Es schadet nicht, wenn sie dabei fast komplett bedeckt werden. Diese Aktion kann ungefähr alle zwei Wochen wiederholt werden bis zur Blüte. Die Höhe des Dammes liegt dann ungefähr bei 30 cm. Bei dieser Aktion bietet es sich an, gleichzeitig das Unkraut zu beseitigen. Wenn es ab Mai eine längere Periode nicht regnet, muss zusätzlich gegossen werden. Das ist auch schon alles, was die Kartoffeln an Pflege benötigen.
Ernte
Erntezeit, die schönste Zeit? Wann ist es denn endlich soweit? Dafür ist es zunächst einmal wichtig, dass man im Vorfeld markiert hat, welche Sorte wo wächst. Die Frühkartoffeln lassen sich ab Juni fast nach Bedarf ernten. Nach der Blüte kann man vorsichtig, ohne die Pflanze zu verletzen, die Wurzeln freilegen und die einige Knollen ernten. Danach alles wieder schön anhäufeln.
Die richtige Ernte findet erst im Hochsommer oder Spätsommer statt, wenn das Kraut verwelkt ist. Ein Regentag ist eher ungünstig für die Kartoffelernte. Auch bei der Haupternte muss man nicht alle Kartoffeln gleichzeitig aus der Erde holen. Gut zugedeckt können sie bis zum nächsten Bedarf noch in der Erde bleiben. Knollen, die zu weit oben liegen und grün geworden sind, sollte man wegen des erhöhten Solaningehaltes nicht mehr verzehren. Kartoffeln müssen grundsätzlich dunkel gelagert werden, da sich bei Licht grüne, solaninhaltige Stellen bilden.
Krankheiten und Schädlinge
Starke Ernteschäden sind bei einem hobbymäßigen Anbau eher nicht zu erwarten. Wirtschaftlich intensiv genutzte Flächen, die mit synthetischem Dünger auf Hochleistung hin betrieben werden, sind da wesentlich anfälliger. Hier einige der häufigsten Schädlinge und Krankheiten:
Kartoffelkäfer
Diese geschichtsträchtigen, eigentlich recht hübschen Käfer können einem Kartoffelbeet in kürzester Zeit den Garaus machen. Er überwintert unbemerkt in der Erde und sobald es richtig warm ist, meist im Juni, legt er seine Eier an den Blattunterseiten ab. Schon nach knapp zwei Wochen schlüpfen die Larven, die sich nach weiteren zwei bis drei Wochen in der Erde verpuppen. Noch einmal 2 Wochen, und fertig ist die nächste Käfergeneration. Die Larven und die jungen Käfer fressen die Blätter der Kartoffelpflanzen. Wird ein Befall im Hobbybeet festgestellt, hilft nur das Absammeln, will man auf die chemische Keule verzichten.
Vorbeugen kann man durch Mischkultur. Hier sind Kümmel, Spinat und Erbsen gute Nachbarn. Die natürlichen Feinde der Kartoffelkäfer sind Raupenfliegen, Laufkäfer, Vögel und Kröten.
Krautfäule
Diese Pilzerkrankung ist eine gefürchtete Kartoffelkrankheit. Häufig tritt sie in besonders feuchten Sommern auf. Die Blätter bekommen von den Blatträndern ausgehend braune Flecken, sogenannte Ölflecken. An den Blattunterseiten kann man einen weißlichen Belag feststellen. Auch die Knollen werden nicht verschont und sind im Endstadium matschig, brau und stinken.
Für den Hobbygärtner bleiben bei feuchter Witterung nur gründliche Befallskontrollen. Im Bioanbau kommt Kupfer zum Einsatz. Bemerkt man die Krautfäule im frühen Stadium muss man die Befallsherde in einem Umkreis von drei Metern bis zum nächsten gesund aussehenden Bestand hin entfernen. Die beste Vorbeugung ist eine ausreichende Kulturpause des Beetes und auf jeden Fall eine Überdüngung zu vermeiden.
Kartoffelschorf
Der Kartoffelschorf ist eine weitere Pilzkrankheit, nicht ganz so gefährlich wie die Krautfäule. Trockene und kalkhaltige Böden sind die beste Grundlage für die Ausbreitung. Man erkennt sie an dunklen, trocken Stellen auf den Knollen. Das beeinträchtigt die Lagerungsfähigkeit der Kartoffeln. Zur Vorbeugung sollte man auf keinen Fall Kalk aufs Feld geben und für genügend Feuchtigkeit und humosen Boden sorgen.
Viruserkrankungen
Manchmal kann es durch infizierte Pflanzkartoffeln oder Blattläuse zu verschiedenen Viruserkrankung kommen. Man kann es an deformierten, gelb werdenden Blätter der Pflanze erkennen. Hier hilft es nur, die infizierte Pflanze mit Knolle auszugraben und zu vernichten.
Vorbeugend gibt es einige Maßnahmen, um Anfälligkeiten und Befall erst keinen guten Nährboden zu bieten.
- keine Staunässe entstehen lassen, ansonsten droht Kartoffelfäule
- das Kartoffellaub nach der Ernte vernichten, ansonsten droht der Befall von Kartoffelkäfern
- Überdüngung schwächt die Pflanze und begünstigt Schädlingsbefall
- Fruchtwechsel! Erst nach drei bis vier Jahren Kartoffeln wieder an derselben Stelle anbauen, ansonsten erhöhte Anfälligkeit für Pilz- und Viruskrankheiten
- auf die Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten schon bei der Auswahl der Kartoffelsorte achten
Häufig gestellte Fragen
Kartoffeln auf dem Balkon, funktioniert das?
Wer einfach mal Lust hat, ein paar leckere Pellkartoffeln aus dem eigenen Anbau zu probieren, aber keinen Garten hat, der kultiviert seine Saatkartoffel im Kübel. Kein Problem. Besonders originell ist eine Anpflanzung im Kartoffelsack. Für Erde, Feuchtigkeit und Dünger gelten dieselben Regeln wie für den Anbau im Garten.
Bis wann müssen alle Kartoffeln geerntet sein?
Das dunkle Erdreich ist ein guter Lagerungsort für Kartoffeln. Natürlich nur für die lagerfähigen Sorten. Daher können sie dort verbleiben, solange die Erde frostfrei ist.